Die Schöpfung (Skaldensang): Unterschied zwischen den Versionen
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Eh ein Stern am Himmel stand, | Eh ein Stern am Himmel stand,<br /> | ||
dort, zum Anbeginn der Zeit, | dort, zum Anbeginn der Zeit,<br /> | ||
ritt Helios als einzig Licht | ritt [[Helios]] als einzig Licht<br /> | ||
langsam durch die Ewigkeit. | langsam durch die Ewigkeit.<br /> | ||
Der Sonnendrache Crelldinor | Der Sonnendrache [[Crelldinor]]<br /> | ||
trug ihn stolz mit seinen Schwingen | trug ihn stolz mit seinen Schwingen<br /> | ||
Lautlos durch endlose Nacht, | Lautlos durch endlose Nacht,<br /> | ||
wohin mag er ihn wohl bringen? | wohin mag er ihn wohl bringen?<br /> | ||
So reisen beide durch das All, | So reisen beide durch das All,<br /> | ||
bis Crelldinor just innehält | bis Crelldinor just innehält<br /> | ||
vor einem wunderschönen Leib, | vor einem wunderschönen Leib,<br /> | ||
dass Helios fast von ihm fällt. | dass Helios fast von ihm fällt. | ||
Poëna liegt in tiefem Schlaf | [[Poëna]] liegt in tiefem Schlaf<br /> | ||
ringsum von Dunkelheit bedeckt. | ringsum von Dunkelheit bedeckt.<br /> | ||
Vom Lichte Helios geblendet, | Vom Lichte Helios geblendet,<br /> | ||
von der Wärme wohl geweckt, | von der Wärme wohl geweckt,<br /> | ||
Schlägt sie nun die Augen auf, | Schlägt sie nun die Augen auf,<br /> | ||
und wie sie aus dem Traum erwacht | und wie sie aus dem Traum erwacht<br /> | ||
Erhascht sie in dem güldnen Schein, | Erhascht sie in dem güldnen Schein,<br /> | ||
Helios in ganzer Pracht. | Helios in ganzer Pracht.<br /> | ||
Als bald ihr Blick den seinen trifft, | Als bald ihr Blick den seinen trifft,<br /> | ||
und ihre Anmut ihn erregt, | und ihre Anmut ihn erregt,<br /> | ||
ist es um sein Herz geschehn, | ist es um sein Herz geschehn,<br /> | ||
er rasch sich zu ihr niederlegt. | er rasch sich zu ihr niederlegt. | ||
Wärme fährt in ihren Leib, | Wärme fährt in ihren Leib,<br /> | ||
die Leidenschaft in ihr entflammt, | die Leidenschaft in ihr entflammt,<br /> | ||
eine Frucht wächst schnell heran, | eine Frucht wächst schnell heran,<br /> | ||
die göttlichem Geschlecht entstammt. | die göttlichem Geschlecht entstammt.<br /> | ||
Poëna schenkt ihm einen Sohn, | Poëna schenkt ihm einen Sohn,<br /> | ||
der was ganz besond'res ist: | der was ganz besond'res ist:<br /> | ||
Weil Wasser sich bei der Geburt | Weil Wasser sich bei der Geburt<br /> | ||
des Xurl aus ihrem Schoß ergießt, | des [[Xurl]] aus ihrem Schoß ergießt,<br /> | ||
es dabei Meer und Seen bildet, | es dabei Meer und Seen bildet,<br /> | ||
als Fluss und Bach sich Wege bahnt, | als Fluss und Bach sich Wege bahnt,<br /> | ||
wird der Sohn der beiden Götter | wird der Sohn der beiden Götter<br /> | ||
Herr des Wassers auch genannt. | Herr des Wassers auch genannt. | ||
Doch nicht das einz'ge Kind er bleibt, | Doch nicht das einz'ge Kind er bleibt,<br /> | ||
denn bald sie ihm ein zweites schenkt. | denn bald sie ihm ein zweites schenkt.<br /> | ||
Eine Tochter wild und kalt, | Eine Tochter wild und kalt,<br /> | ||
die das Geschick des Windes lenkt. | die das Geschick des Windes lenkt.<br /> | ||
Wind und Sturm gehorchen ihr, | Wind und Sturm gehorchen ihr,<br /> | ||
drum wird sie Herrin der Luft genannt. | drum wird sie Herrin der Luft genannt.<br /> | ||
Unbezähmbar, wild und schön, | Unbezähmbar, wild und schön,<br /> | ||
ist als Saarka wohlbekannt. | ist als [[Saarka]] wohlbekannt.<br /> | ||
Ruhelos streift sie umher, | Ruhelos streift sie umher,<br /> | ||
streichelt zart Poënens Knie, | streichelt zart Poënens Knie,<br /> | ||
Hofft auf einen sanften Kuss, | Hofft auf einen sanften Kuss,<br /> | ||
doch vergebens wartet sie. | doch vergebens wartet sie. | ||
Schon der Neid ihr Herz zerfrisst, | Schon der Neid ihr Herz zerfrisst,<br /> | ||
und ihr Zorn wird riesengroß | und ihr Zorn wird riesengroß<br /> | ||
Denn ihr Bruder Xurl darf ruh'n | Denn ihr Bruder Xurl darf ruh'n<br /> | ||
auf der Mutter Leib und Schoss, | auf der Mutter Leib und Schoss,<br /> | ||
auch des Vaters heller Strahl | auch des Vaters heller Strahl<br /> | ||
wärmt das erstgebor'ne Kind, | wärmt das erstgebor'ne Kind,<br /> | ||
doch das passt Saarka nicht, | doch das passt Saarka nicht,<br /> | ||
wütend treibt sie an den Wind, | wütend treibt sie an den Wind,<br /> | ||
Entfacht gar fürchterliche Stürme, | Entfacht gar fürchterliche Stürme,<br /> | ||
wühlt die Seen und Meere auf. | wühlt die Seen und Meere auf.<br /> | ||
Da erzürnt der Neid den Bruder, | Da erzürnt der Neid den Bruder,<br /> | ||
und der Kampf nimmt seinen Lauf. | und der Kampf nimmt seinen Lauf. | ||
Wellen wogen, Donner grollen, | Wellen wogen, Donner grollen,<br /> | ||
Stürme peitschen und oh Graus | Stürme peitschen und oh Graus<br /> | ||
Die geballte Kraft des Streites | Die geballte Kraft des Streites<br /> | ||
löscht des Drachen Leben aus. | löscht des Drachen Leben aus.<br /> | ||
Der Leib von Crelldinor bricht auf | Der Leib von Crelldinor bricht auf<br /> | ||
in neun helle Feuerstrahlen, | in neun helle Feuerstrahlen,<br /> | ||
Machtlos seh'n die Götter sie | Machtlos seh'n die Götter sie<br /> | ||
in die Erdenschale fallen. | in die Erdenschale fallen.<br /> | ||
"Haltet ein," ruft Helios, | "Haltet ein," ruft Helios,<br /> | ||
"ach, was habt Ihr nur getan!" | "ach, was habt Ihr nur getan!"<br /> | ||
Poëna spricht: "Hört endlich auf, | Poëna spricht: "Hört endlich auf,<br /> | ||
seht Euch Eure Untat an!" | seht Euch Eure Untat an!" | ||
''Wjelkin der Lange'' | |||
[[Kategorie:Ogeden]] | [[Kategorie:Ogeden]] |
Aktuelle Version vom 20. Februar 2007, 10:35 Uhr
Eh ein Stern am Himmel stand,
dort, zum Anbeginn der Zeit,
ritt Helios als einzig Licht
langsam durch die Ewigkeit.
Der Sonnendrache Crelldinor
trug ihn stolz mit seinen Schwingen
Lautlos durch endlose Nacht,
wohin mag er ihn wohl bringen?
So reisen beide durch das All,
bis Crelldinor just innehält
vor einem wunderschönen Leib,
dass Helios fast von ihm fällt.
Poëna liegt in tiefem Schlaf
ringsum von Dunkelheit bedeckt.
Vom Lichte Helios geblendet,
von der Wärme wohl geweckt,
Schlägt sie nun die Augen auf,
und wie sie aus dem Traum erwacht
Erhascht sie in dem güldnen Schein,
Helios in ganzer Pracht.
Als bald ihr Blick den seinen trifft,
und ihre Anmut ihn erregt,
ist es um sein Herz geschehn,
er rasch sich zu ihr niederlegt.
Wärme fährt in ihren Leib,
die Leidenschaft in ihr entflammt,
eine Frucht wächst schnell heran,
die göttlichem Geschlecht entstammt.
Poëna schenkt ihm einen Sohn,
der was ganz besond'res ist:
Weil Wasser sich bei der Geburt
des Xurl aus ihrem Schoß ergießt,
es dabei Meer und Seen bildet,
als Fluss und Bach sich Wege bahnt,
wird der Sohn der beiden Götter
Herr des Wassers auch genannt.
Doch nicht das einz'ge Kind er bleibt,
denn bald sie ihm ein zweites schenkt.
Eine Tochter wild und kalt,
die das Geschick des Windes lenkt.
Wind und Sturm gehorchen ihr,
drum wird sie Herrin der Luft genannt.
Unbezähmbar, wild und schön,
ist als Saarka wohlbekannt.
Ruhelos streift sie umher,
streichelt zart Poënens Knie,
Hofft auf einen sanften Kuss,
doch vergebens wartet sie.
Schon der Neid ihr Herz zerfrisst,
und ihr Zorn wird riesengroß
Denn ihr Bruder Xurl darf ruh'n
auf der Mutter Leib und Schoss,
auch des Vaters heller Strahl
wärmt das erstgebor'ne Kind,
doch das passt Saarka nicht,
wütend treibt sie an den Wind,
Entfacht gar fürchterliche Stürme,
wühlt die Seen und Meere auf.
Da erzürnt der Neid den Bruder,
und der Kampf nimmt seinen Lauf.
Wellen wogen, Donner grollen,
Stürme peitschen und oh Graus
Die geballte Kraft des Streites
löscht des Drachen Leben aus.
Der Leib von Crelldinor bricht auf
in neun helle Feuerstrahlen,
Machtlos seh'n die Götter sie
in die Erdenschale fallen.
"Haltet ein," ruft Helios,
"ach, was habt Ihr nur getan!"
Poëna spricht: "Hört endlich auf,
seht Euch Eure Untat an!"
Wjelkin der Lange