Die listige Wanderschildkröte: Unterschied zwischen den Versionen
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- eine Reisetaverne in Darian | - eine Reisetaverne in Darian | ||
Heute hier das Lobeslied der klingenden Münzen hören, morgen dort - oder: | Heute hier das Lobeslied der klingenden Münzen hören, morgen dort - oder: Lieber eine Nacht der listige Diener einer arroganten sedomeesischen Händlerkarawane zu sein denn ein bescheidener Fladenbäcker oder ein darianischer Hungerleider, so könnte das Lebensmotto des Wandertavernenbetreibers Rafh gir ben Immdinich’d sein. | ||
So ziehen er und seine | So ziehen er und seine Shrenghewar-Familia auf der Handelsstraße zwischen Guldenstein und Darbor ihre Bahnen, immer in Sorge um herumreisende Mitmenschen, die man mit Trockenfrüchten, Dörrfleisch und ihrer Spezialität, den feuerölgetränkten Minzteigfladen um ihre Ersparnisse auf der langen Reise bringen kann. | ||
Vetter Draiv ibn Inn versteht es schließlich auch prächtig, mit seiner kehllautig-eindringlichen | Vetter Draiv ibn Inn versteht es schließlich auch prächtig, mit seiner kehllautig-eindringlichen Stimme seine Waren vom fahrenden Wagen anzupreisen und auch einmal in Zeitnot, ohne anzuhalten, neben ein paar auffahrenden Staubwolken den einen oder anderen Kreuzer zu erhaschen. | ||
Auf der stickig heißen Strecke durch die Shayed-Wüste übernimmt Rafh gir daraufhin aber selbst die Verantwortung im einträglichen Rennen um die Kreuzer und Denare. | Auf der stickig heißen Strecke durch die Shayed-Wüste übernimmt Rafh gir daraufhin aber selbst die Verantwortung im einträglichen Rennen um die Kreuzer und Denare. | ||
In Windeseile aufgebaut entsteht dort an ausgesuchten dünenschattigen Plätzen eine kleine Ansammlung von drei geräumigen Baldachinen, bestückt mit einfachen Schilfmatten bis zu auf kostbaren Teppichen platzierten Diwanen, die die vom Tagesmarsch unter glühender Hitze ermattete Kundenschar geradezu flehentlich zum Halten bringen. | In Windeseile aufgebaut entsteht dort an ausgesuchten dünenschattigen Plätzen eine kleine Ansammlung von drei geräumigen Baldachinen, bestückt mit einfachen Schilfmatten bis zu auf kostbaren Teppichen platzierten Diwanen, die die vom Tagesmarsch unter glühender Hitze ermattete Kundenschar geradezu flehentlich zum Halten bringen. | ||
Es | Es wirkt so, wie wenn auf jedem Sandhügelchen ein kleines Schild mit der Aufschrift „Unendliche Erholung sei Dein!“ aufgestellt wäre. | ||
Neben den üblichen Aufmerksamkeiten, die man seiner Kundschaft reichen kann, kann, wer es möchte sich gar gegen einen kleinen Obulus einen persönlichen Diener aus der zahlreichen Kinderschar erwählen, der bis zur Abkühlung nach dem Schwinden von Helios Strahlen rhythmisch fächernd den Wüstenwind an die schweißgeplagten Leiber der ausgezehrten Reisenden leitet und so kühlende Linderung verschafft. | Neben den üblichen Aufmerksamkeiten, die man seiner Kundschaft reichen kann, kann, wer es möchte, sich gar gegen einen kleinen Obulus einen persönlichen Diener aus der zahlreichen Kinderschar erwählen, der bis zur Abkühlung nach dem Schwinden von Helios Strahlen rhythmisch fächernd den Wüstenwind an die schweißgeplagten Leiber der ausgezehrten Reisenden leitet und so kühlende Linderung verschafft. | ||
Nach diesem kleingewinnlichen Vorgeplänkel kommt schließlich zum Einbruch des Abends Rafh gir’s eigentliches Geschäftsmodell zum Tragen: | Nach diesem kleingewinnlichen Vorgeplänkel kommt schließlich zum Einbruch des Abends Rafh gir’s eigentliches Geschäftsmodell zum Tragen: | ||
Intensiv sich um die reicheren Gäste kümmernd werden zahllose kleine Leckereyen aufgetafelt, die mit den enthaltenen Gewürzen die Geschmacks- und anderen wahrnehmenden Sinne derart verwirren, dass der wohlhabende Gast mehr und mehr und in immer kürzeren Abständen zu bestellen gewillt ist. Dass auch noch abgelenkt von der einfühlsamen Musik und den rhytmisch-anmutigen Bauchtänzen in der Tradition der | Intensiv sich um die reicheren Gäste kümmernd werden zahllose kleine Leckereyen aufgetafelt, die mit den enthaltenen Gewürzen die Geschmacks- und anderen wahrnehmenden Sinne derart verwirren, dass der wohlhabende Gast mehr und mehr und in immer kürzeren Abständen zu bestellen gewillt ist. Dass auch noch abgelenkt von der einfühlsamen Musik und den rhytmisch-anmutigen Bauchtänzen in der Tradition der Shrenghewars es völlig außer Acht gelassen wird, wie die Liste der zu begleichenden Genussmittel immer weiter wächst, scheint nur sich nicht in dieser schicksalhaft befindlichen Spirale Befindlichen klar zu sein. Und so fällt es nebenbei auch kaum auf, dass dank der geschickt in den Minzteigfladen versteckten Salzkristalle der Durst der Zechenden immer zunehmender wird und so auch zum freudigen späten Abend die mit den teuersten Aromen und Kräuterblättern der bekannten Welt bereiteten Gewürztees ihre dankbarsten Abnehmer finden. | ||
Während die Gäste sich nun wohlig im Rausche dem dämmernden Schlaf entgegen bewegen, beginnt der letzte entscheidende Akt des wohldurchdachten Schauspiels: Züchtig, aber dennoch aufreizend gewandete Töchter der Sippe | Während die Gäste sich nun wohlig im Rausche dem dämmernden Schlaf entgegen bewegen, beginnt der letzte entscheidende Akt des wohldurchdachten Schauspiels: Züchtig, aber dennoch aufreizend gewandete Töchter der Sippe präsentieren mit schmeichelnd-süßlichen Stimmen die Rechnung für das abendliche Wunderwerk. Und so wechseln fast ohne Gegenwehr abenteuerlichste Summen in die hungrige Geldbörse der listigen Wanderschildkröte und damit seines Besitzers. | ||
Die einschlummernden Gäste werden daraufhin sanft und unter freundlicher Mithilfe des restlichen Personals in die eigenen Zelte geleitet, um sich ihren wohligen Träumen hinzugeben. | Die einschlummernden Gäste werden daraufhin sanft und unter freundlicher Mithilfe des restlichen Personals in die eigenen Zelte geleitet, um sich ihren wohligen Träumen hinzugeben. | ||
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Um „Missverständnissen“ am nächsten Morgen vorzubeugen, hat es sich Rafh gir ben Immdinich’d übrigens zur Regel gemacht, mit Hilfe seiner großen Familie noch in der Nacht in aller Sorgfalt und Stille die Baldachine und Sitzgelegenheiten einzupacken und in aller Frühe des nächsten Tages aufzubrechen, um andere Gäste an einem anderen Platz mit seiner fürsorglichen Art zu begeistern und um ihre geldliche Last zu erleichtern. | Um „Missverständnissen“ am nächsten Morgen vorzubeugen, hat es sich Rafh gir ben Immdinich’d übrigens zur Regel gemacht, mit Hilfe seiner großen Familie noch in der Nacht in aller Sorgfalt und Stille die Baldachine und Sitzgelegenheiten einzupacken und in aller Frühe des nächsten Tages aufzubrechen, um andere Gäste an einem anderen Platz mit seiner fürsorglichen Art zu begeistern und um ihre geldliche Last zu erleichtern. | ||
An den verlassenen Lagerplatz zurückdenkend, weiß er dennoch, dass seine vorigen Kunden zufrieden mit sich und der restlichen Welt aufwachen und als kleines Dankeschön für die Unterstützung der | An den verlassenen Lagerplatz zurückdenkend, weiß er dennoch, dass seine vorigen Kunden zufrieden mit sich und der restlichen Welt aufwachen und als kleines Dankeschön für die Unterstützung der shrenghewarischen Familia noch einen Becher Rosenwasser und einen gewürzreichen Gutenmorgen-Fladen vorfinden, natürlich in Form einer Schildkröte... und wer vor dem morgendlichen Gaumenschmaus noch einen Blick auf ihren knusprig gebackenen Schädel wirft, wird unter ihrem Auge den extra angebrachten Perlmuttstaub wahrnehmen, der das sanftmütige Schildgetier in Helios Schein listig funkeln lässt... | ||
Aktuelle Version vom 20. Dezember 2024, 21:17 Uhr
Die listige Wanderschildkröte
- eine Reisetaverne in Darian
Heute hier das Lobeslied der klingenden Münzen hören, morgen dort - oder: Lieber eine Nacht der listige Diener einer arroganten sedomeesischen Händlerkarawane zu sein denn ein bescheidener Fladenbäcker oder ein darianischer Hungerleider, so könnte das Lebensmotto des Wandertavernenbetreibers Rafh gir ben Immdinich’d sein.
So ziehen er und seine Shrenghewar-Familia auf der Handelsstraße zwischen Guldenstein und Darbor ihre Bahnen, immer in Sorge um herumreisende Mitmenschen, die man mit Trockenfrüchten, Dörrfleisch und ihrer Spezialität, den feuerölgetränkten Minzteigfladen um ihre Ersparnisse auf der langen Reise bringen kann.
Vetter Draiv ibn Inn versteht es schließlich auch prächtig, mit seiner kehllautig-eindringlichen Stimme seine Waren vom fahrenden Wagen anzupreisen und auch einmal in Zeitnot, ohne anzuhalten, neben ein paar auffahrenden Staubwolken den einen oder anderen Kreuzer zu erhaschen.
Auf der stickig heißen Strecke durch die Shayed-Wüste übernimmt Rafh gir daraufhin aber selbst die Verantwortung im einträglichen Rennen um die Kreuzer und Denare.
In Windeseile aufgebaut entsteht dort an ausgesuchten dünenschattigen Plätzen eine kleine Ansammlung von drei geräumigen Baldachinen, bestückt mit einfachen Schilfmatten bis zu auf kostbaren Teppichen platzierten Diwanen, die die vom Tagesmarsch unter glühender Hitze ermattete Kundenschar geradezu flehentlich zum Halten bringen. Es wirkt so, wie wenn auf jedem Sandhügelchen ein kleines Schild mit der Aufschrift „Unendliche Erholung sei Dein!“ aufgestellt wäre.
Neben den üblichen Aufmerksamkeiten, die man seiner Kundschaft reichen kann, kann, wer es möchte, sich gar gegen einen kleinen Obulus einen persönlichen Diener aus der zahlreichen Kinderschar erwählen, der bis zur Abkühlung nach dem Schwinden von Helios Strahlen rhythmisch fächernd den Wüstenwind an die schweißgeplagten Leiber der ausgezehrten Reisenden leitet und so kühlende Linderung verschafft.
Nach diesem kleingewinnlichen Vorgeplänkel kommt schließlich zum Einbruch des Abends Rafh gir’s eigentliches Geschäftsmodell zum Tragen:
Intensiv sich um die reicheren Gäste kümmernd werden zahllose kleine Leckereyen aufgetafelt, die mit den enthaltenen Gewürzen die Geschmacks- und anderen wahrnehmenden Sinne derart verwirren, dass der wohlhabende Gast mehr und mehr und in immer kürzeren Abständen zu bestellen gewillt ist. Dass auch noch abgelenkt von der einfühlsamen Musik und den rhytmisch-anmutigen Bauchtänzen in der Tradition der Shrenghewars es völlig außer Acht gelassen wird, wie die Liste der zu begleichenden Genussmittel immer weiter wächst, scheint nur sich nicht in dieser schicksalhaft befindlichen Spirale Befindlichen klar zu sein. Und so fällt es nebenbei auch kaum auf, dass dank der geschickt in den Minzteigfladen versteckten Salzkristalle der Durst der Zechenden immer zunehmender wird und so auch zum freudigen späten Abend die mit den teuersten Aromen und Kräuterblättern der bekannten Welt bereiteten Gewürztees ihre dankbarsten Abnehmer finden.
Während die Gäste sich nun wohlig im Rausche dem dämmernden Schlaf entgegen bewegen, beginnt der letzte entscheidende Akt des wohldurchdachten Schauspiels: Züchtig, aber dennoch aufreizend gewandete Töchter der Sippe präsentieren mit schmeichelnd-süßlichen Stimmen die Rechnung für das abendliche Wunderwerk. Und so wechseln fast ohne Gegenwehr abenteuerlichste Summen in die hungrige Geldbörse der listigen Wanderschildkröte und damit seines Besitzers.
Die einschlummernden Gäste werden daraufhin sanft und unter freundlicher Mithilfe des restlichen Personals in die eigenen Zelte geleitet, um sich ihren wohligen Träumen hinzugeben.
Um „Missverständnissen“ am nächsten Morgen vorzubeugen, hat es sich Rafh gir ben Immdinich’d übrigens zur Regel gemacht, mit Hilfe seiner großen Familie noch in der Nacht in aller Sorgfalt und Stille die Baldachine und Sitzgelegenheiten einzupacken und in aller Frühe des nächsten Tages aufzubrechen, um andere Gäste an einem anderen Platz mit seiner fürsorglichen Art zu begeistern und um ihre geldliche Last zu erleichtern.
An den verlassenen Lagerplatz zurückdenkend, weiß er dennoch, dass seine vorigen Kunden zufrieden mit sich und der restlichen Welt aufwachen und als kleines Dankeschön für die Unterstützung der shrenghewarischen Familia noch einen Becher Rosenwasser und einen gewürzreichen Gutenmorgen-Fladen vorfinden, natürlich in Form einer Schildkröte... und wer vor dem morgendlichen Gaumenschmaus noch einen Blick auf ihren knusprig gebackenen Schädel wirft, wird unter ihrem Auge den extra angebrachten Perlmuttstaub wahrnehmen, der das sanftmütige Schildgetier in Helios Schein listig funkeln lässt...
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