Nexus Corenae: Unterschied zwischen den Versionen

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Siehe [http://www.heligonia.de/magie/nexuscorenae.html Nexus Corenae] auf der Homepage.
===Vorwort===
"Was ist die Welt?" fragte Echem. "Sie ist der Traum der Unendlichkeit,
der Gedanke des Nicht-Seienden, sie ist die Vielheit der Null durch
die Eins," antwortete Joryn. "Ich verstehe deine Worte nicht, sie
sind verwirrend und in Geheimnis gekleidet!"
"Ja, wahrlich, das sind sie, und das müssen sie sein, verborgen vor den
Augen der Blinden"
"Aber Herr, wären sie es nicht, so würden die Blinden sie dennoch nicht
erkennen können"
"Du hast Recht und Unrecht. Nicht erkennen könnten sie die Wahrheit,
aber sehen dennoch, entsteht aus ihr doch das Augenlicht selbst.
Und was sie sehen würden, triebe sie in Irrtum und Wahnsinn, denn
Verstehen ist ihnen nicht gegeben."
"Bin ich, Echem, dein Schüler, denn blind?"
"Ja, auch du bist blind, doch will ich dir das Sehen lehren und dir das
rechte Augenlicht schenken."
"Was also bedeuten deine Worte? Was ist die Welt?"
"Die Welt ist das, das die Unendlichkeit umgibt. In ihrer Mitte ruht das
Nicht-Seiende, die Null, das Unbewegte oder der in vielen Legenden
erwähnte Äon. Wie die vielen Namen besagen, so ist er die nicht
existierende Existenz. Und Äon dachte die Einheit, das Alles, und
dieses dachte die Zweiheit Helios und Poëna"
Echem darauf: "Wie aber kann der Äon die Welt bewirken, so er doch
nichtig ist?"
Joryn: "Seine Natur ist die des Nicht-Existenten, des Bewegers, der
selbst unbewegt ist, denn das Nichts kann keine Bewegung enthalten,
wie seine Natur dies befiehlt. Die Natur der Welt aber ist eine Seiende
und eine Bewegte, die dem Äon, dem Nichts unterliegt. Dies entsteht
aus dem Gegensatz der beiden Dinge, von denen ich erzähle. Denn
der Beweger muß größer sein als das Bewegte und gegensätzlich in
der Natur."
Echem: "Ja, das muß er!"
Der geneigte Leser mag verwirrt sein ob des vorangehenden Absatzes,
und wahrlich, dies ist kaum zu vermeiden. Die Worte stammen aus
einem uralten heligonischen Epos namens "Myardus", das in Kreisen
des Arcanums und vor allem des Nexus gerne zitiert wird. Es gibt wohl
kaum einen Lehrling, der nicht schon irgendeine Passage auswendig lernen
oder interpretieren mußte. Das Original ist in einer Sprache gehalten, die
die eher konservativen Mitglieder unserer Kunst in ihren Zaubern
verwenden, weswegen auch die Übersetzung dieses Epos eine beliebte Übung
für Anfänger der Kunst darstellt. Das Alter und die Herkunft von Myardus
sind unbekannt und waren immer wieder Streitgespräche anerkannter
Gelehrter wert. Joryn nun gilt als der Begründer des Nexus Corenae und
Echem als sein erster und größter Lehrling.
 
Warum aber erzähle ich dies Euch, werter Leser? Nun ich wählte es
nicht in der Erwartung, daß ihr es verstehen würdet, ohne euren
Geist beschämen zu wollen, sondern in der Absicht, den Orden des
Nexus Corenae mittels seiner eigenen Worte zu beschreiben. In diesem
Abschnitt sind einige Dinge zu finden, die geradezu charakteristisch
für den Nexus Corenae sind.
Zunächst die Sprache und Ausdrucksweise, die kaum verständlich sein
dürften, so man nicht lange Zeit mit dem Text verbringt oder schon
Vorkenntnisse aufweisen kann. Dabei gilt dieser Teil als einer der
einfachsten, in anderen wird eine noch viel bedeutungsvollere und
ebenso unverständlichere Sprache verwendet. Dies ist keine Besonderheit
nur dieses Textes, sondern ist in arcanen Schriften des Nexus weit
verbreitet. Die Antwort auf das Warum findet sich in obigem Text.
Durch die Verwendung einer solch kryptischen Sprache soll verhindert
werden, daß Uneingeweihten der Inhalt der Schriften zugänglich wird.
Denn diese, so glaubt man, würden die Wahrheit, die in den Texten liegt,
gefährlich mißdeuten und zum Schaden aller verwenden. Dabei handelt
es sich nicht nur um mögliche Unfälle und Mißgeschicke, sondern auch,
und es kann nicht oft genug gewarnt werden, um die ewige Schuld, das
Verderbnis des Unsichtbaren.
Verbergen sich nun wirklich solch unglaubliche Geheimnisse und
Wahrheiten in den Schriften und nicht zuletzt auch in den Köpfen der
Nexusmagier? Nun, dies wahrlich beantworten könnten sicherlich nur
sie selbst. Viel klarer kommt hier aber die Mentalität des Nexus zum
Ausdruck. Ungeachtet des tatsächlichen Inhalts ihrer Schriften
erklärt diese besondere symbolische Ausdrucksweise sie zu etwas
Höherem, das nicht für Gewöhnliche bestimmt ist. Der Nexus grenzt
sich so ganz klar von anderen Gelehrten und auch himmelhoch vom
weltlichen Volk ab, indem er sie als unmündig erklärt, zumindest in
solchen Belangen. Genau dies ist ein besonders hervorstechendes
Merkmal des Ordens, seine abgehobene Arroganz, seine Überheblichkeit.
Es mag sein, daß jene Eigenschaft für den Unwissenden unbegründet
erscheint, doch sollte man nie vergessen, daß vielleicht doch eine
gewisse Berechtigung besteht.
Wie versteht sich ein Nexusmagier nun selbst, wie seine Magie und wie
sein Verhältnis zur Welt, von der er so viel Innerstes zu wissen
glaubt? Noch einmal lasse ich den Myardus sprechen:
Echem: "Nun hast du mir gekündet von der Unendlichkeit der Welt.
Wer aber bin ich? Bin ich doch nur gering und unbedeutend? Bin ich
nur das Bewegte?"
Joryn: "Ja, du bist das Bewegte!"
Echem: "Wie aber soll ich etwas bewirken, wie bewegen?"
Joryn: "Ist das Werk, das du vollbringen willst, nicht das Bewegte und
das Körperliche?"
Echem: "Ja, das ist es."
Joryn: "Muß das Bewegende selbst nicht gegensätzlich sein?"
Echem: "Ja, das muß es."
Joryn: "Muß es denn nicht körperlos-geistig und in seinen Grenzen
unbewegt sein?"
Echem: "Ja, das muß es."
Joryn: "Was also ist in dir von solcher Art?"
Echem: "Es ist mein Geist, Herr."
Diese Passage zeigt, wie sich der Nexusmagier in der Welt positioniert
fühlt. Nicht wie ein Weltlicher, der soeben die Unendlichkeit der Welt
erahnt hat, und nun vor seiner Ahnung erzittert, nicht verloren,
klein und unbedeutend, nein, vielmehr akzeptiert er seine Position, ist
sich aber dennoch bewußt, daß er nichts anderes ist, als ein Abbild
des Äon, wie alles Kleine ein Abbild des Großen ist. Der Äon schuf die
Welt durch seine befehlenden Gedanken, und genau dies versucht der
Nexusmagus ebenfalls zu tun: selbst unerschütterlich und fest zu
sein und seine Umwelt durch den Willen zu kontrollieren. Unbewegt
muß ein Magus sein, so steht es im Myardus. Gemeint ist, daß der
Magier gefestigt und Herr seiner selbst sein muß, und dies gilt um so
mehr, je mächtiger seine Magie sein soll. Wie sonst soll er seine Umwelt
befehligen, wenn er sich selbst nicht einmal kontrollieren kann? Daraus
resultiert eine Schulung zum festen Willen und - dadurch eigentlich
schon erzwungen - zur ungebeugten Arroganz. Ein solcher Magus
wird nur schwerlich einmal einsehen können, daß er vielleicht falsch
liegen mag. Eher wird er standhaft bleiben und das Urteil des Zweiflers
ins Wanken bringen. Eine solche Schulung resultiert in einer gewissen
Vergeistigung, doch versuchen die Lehrmeister solches zu relativieren
und zu dämpfen, ist der Körper doch die Hülle, in welcher der Geist
wohnt.
Bei aller Eigenständigkeit und Festigkeit des Magus wird im Nexus
aber dennoch immer auf die Wahrung der Form und der Hierarchie
geachtet. Ein Ausbrechen aus dieser Struktur oder ein Aufstreben
gegen die eigenen Meister gilt als nicht akzeptabel und wird strengstens
sanktioniert.
 
 


[[Kategorie:Nexus Corenae]]
[[Kategorie:Nexus Corenae]]
[[Kategorie:Encyclopedia Heligoniae]]
[[Kategorie:Encyclopedia Heligoniae]]

Version vom 17. August 2025, 12:49 Uhr

Vorwort

"Was ist die Welt?" fragte Echem. "Sie ist der Traum der Unendlichkeit, der Gedanke des Nicht-Seienden, sie ist die Vielheit der Null durch die Eins," antwortete Joryn. "Ich verstehe deine Worte nicht, sie sind verwirrend und in Geheimnis gekleidet!" "Ja, wahrlich, das sind sie, und das müssen sie sein, verborgen vor den Augen der Blinden" "Aber Herr, wären sie es nicht, so würden die Blinden sie dennoch nicht erkennen können" "Du hast Recht und Unrecht. Nicht erkennen könnten sie die Wahrheit, aber sehen dennoch, entsteht aus ihr doch das Augenlicht selbst. Und was sie sehen würden, triebe sie in Irrtum und Wahnsinn, denn Verstehen ist ihnen nicht gegeben." "Bin ich, Echem, dein Schüler, denn blind?" "Ja, auch du bist blind, doch will ich dir das Sehen lehren und dir das rechte Augenlicht schenken." "Was also bedeuten deine Worte? Was ist die Welt?" "Die Welt ist das, das die Unendlichkeit umgibt. In ihrer Mitte ruht das Nicht-Seiende, die Null, das Unbewegte oder der in vielen Legenden erwähnte Äon. Wie die vielen Namen besagen, so ist er die nicht existierende Existenz. Und Äon dachte die Einheit, das Alles, und dieses dachte die Zweiheit Helios und Poëna" Echem darauf: "Wie aber kann der Äon die Welt bewirken, so er doch nichtig ist?" Joryn: "Seine Natur ist die des Nicht-Existenten, des Bewegers, der selbst unbewegt ist, denn das Nichts kann keine Bewegung enthalten, wie seine Natur dies befiehlt. Die Natur der Welt aber ist eine Seiende und eine Bewegte, die dem Äon, dem Nichts unterliegt. Dies entsteht aus dem Gegensatz der beiden Dinge, von denen ich erzähle. Denn der Beweger muß größer sein als das Bewegte und gegensätzlich in der Natur." Echem: "Ja, das muß er!" Der geneigte Leser mag verwirrt sein ob des vorangehenden Absatzes, und wahrlich, dies ist kaum zu vermeiden. Die Worte stammen aus einem uralten heligonischen Epos namens "Myardus", das in Kreisen des Arcanums und vor allem des Nexus gerne zitiert wird. Es gibt wohl kaum einen Lehrling, der nicht schon irgendeine Passage auswendig lernen oder interpretieren mußte. Das Original ist in einer Sprache gehalten, die die eher konservativen Mitglieder unserer Kunst in ihren Zaubern verwenden, weswegen auch die Übersetzung dieses Epos eine beliebte Übung für Anfänger der Kunst darstellt. Das Alter und die Herkunft von Myardus sind unbekannt und waren immer wieder Streitgespräche anerkannter Gelehrter wert. Joryn nun gilt als der Begründer des Nexus Corenae und Echem als sein erster und größter Lehrling.

Warum aber erzähle ich dies Euch, werter Leser? Nun ich wählte es nicht in der Erwartung, daß ihr es verstehen würdet, ohne euren Geist beschämen zu wollen, sondern in der Absicht, den Orden des Nexus Corenae mittels seiner eigenen Worte zu beschreiben. In diesem Abschnitt sind einige Dinge zu finden, die geradezu charakteristisch für den Nexus Corenae sind. Zunächst die Sprache und Ausdrucksweise, die kaum verständlich sein dürften, so man nicht lange Zeit mit dem Text verbringt oder schon Vorkenntnisse aufweisen kann. Dabei gilt dieser Teil als einer der einfachsten, in anderen wird eine noch viel bedeutungsvollere und ebenso unverständlichere Sprache verwendet. Dies ist keine Besonderheit nur dieses Textes, sondern ist in arcanen Schriften des Nexus weit verbreitet. Die Antwort auf das Warum findet sich in obigem Text. Durch die Verwendung einer solch kryptischen Sprache soll verhindert werden, daß Uneingeweihten der Inhalt der Schriften zugänglich wird. Denn diese, so glaubt man, würden die Wahrheit, die in den Texten liegt, gefährlich mißdeuten und zum Schaden aller verwenden. Dabei handelt es sich nicht nur um mögliche Unfälle und Mißgeschicke, sondern auch, und es kann nicht oft genug gewarnt werden, um die ewige Schuld, das Verderbnis des Unsichtbaren. Verbergen sich nun wirklich solch unglaubliche Geheimnisse und Wahrheiten in den Schriften und nicht zuletzt auch in den Köpfen der Nexusmagier? Nun, dies wahrlich beantworten könnten sicherlich nur sie selbst. Viel klarer kommt hier aber die Mentalität des Nexus zum Ausdruck. Ungeachtet des tatsächlichen Inhalts ihrer Schriften erklärt diese besondere symbolische Ausdrucksweise sie zu etwas Höherem, das nicht für Gewöhnliche bestimmt ist. Der Nexus grenzt sich so ganz klar von anderen Gelehrten und auch himmelhoch vom weltlichen Volk ab, indem er sie als unmündig erklärt, zumindest in solchen Belangen. Genau dies ist ein besonders hervorstechendes Merkmal des Ordens, seine abgehobene Arroganz, seine Überheblichkeit. Es mag sein, daß jene Eigenschaft für den Unwissenden unbegründet erscheint, doch sollte man nie vergessen, daß vielleicht doch eine gewisse Berechtigung besteht. Wie versteht sich ein Nexusmagier nun selbst, wie seine Magie und wie sein Verhältnis zur Welt, von der er so viel Innerstes zu wissen glaubt? Noch einmal lasse ich den Myardus sprechen: Echem: "Nun hast du mir gekündet von der Unendlichkeit der Welt. Wer aber bin ich? Bin ich doch nur gering und unbedeutend? Bin ich nur das Bewegte?" Joryn: "Ja, du bist das Bewegte!" Echem: "Wie aber soll ich etwas bewirken, wie bewegen?" Joryn: "Ist das Werk, das du vollbringen willst, nicht das Bewegte und das Körperliche?" Echem: "Ja, das ist es." Joryn: "Muß das Bewegende selbst nicht gegensätzlich sein?" Echem: "Ja, das muß es." Joryn: "Muß es denn nicht körperlos-geistig und in seinen Grenzen unbewegt sein?" Echem: "Ja, das muß es." Joryn: "Was also ist in dir von solcher Art?" Echem: "Es ist mein Geist, Herr." Diese Passage zeigt, wie sich der Nexusmagier in der Welt positioniert fühlt. Nicht wie ein Weltlicher, der soeben die Unendlichkeit der Welt erahnt hat, und nun vor seiner Ahnung erzittert, nicht verloren, klein und unbedeutend, nein, vielmehr akzeptiert er seine Position, ist sich aber dennoch bewußt, daß er nichts anderes ist, als ein Abbild des Äon, wie alles Kleine ein Abbild des Großen ist. Der Äon schuf die Welt durch seine befehlenden Gedanken, und genau dies versucht der Nexusmagus ebenfalls zu tun: selbst unerschütterlich und fest zu sein und seine Umwelt durch den Willen zu kontrollieren. Unbewegt muß ein Magus sein, so steht es im Myardus. Gemeint ist, daß der Magier gefestigt und Herr seiner selbst sein muß, und dies gilt um so mehr, je mächtiger seine Magie sein soll. Wie sonst soll er seine Umwelt befehligen, wenn er sich selbst nicht einmal kontrollieren kann? Daraus resultiert eine Schulung zum festen Willen und - dadurch eigentlich schon erzwungen - zur ungebeugten Arroganz. Ein solcher Magus wird nur schwerlich einmal einsehen können, daß er vielleicht falsch liegen mag. Eher wird er standhaft bleiben und das Urteil des Zweiflers ins Wanken bringen. Eine solche Schulung resultiert in einer gewissen Vergeistigung, doch versuchen die Lehrmeister solches zu relativieren und zu dämpfen, ist der Körper doch die Hülle, in welcher der Geist wohnt. Bei aller Eigenständigkeit und Festigkeit des Magus wird im Nexus aber dennoch immer auf die Wahrung der Form und der Hierarchie geachtet. Ein Ausbrechen aus dieser Struktur oder ein Aufstreben gegen die eigenen Meister gilt als nicht akzeptabel und wird strengstens sanktioniert.