Briefspiel/Mittxurlfest-Tlamana
Am Tag nach dem Fest herrscht wohl große Aufbruchsstimmung auf der Burg. Am etwas späteren Morgen ist auch Hannes wieder zu sehen, der ein klein wenig humpelt. Scheinbar tun im mächtig die Beine weh von der endlosen Tanzerei am Vorabend.
Als sich die Gelegenheit ergibt, geht Hannes auf die Hausherrin zu. "Werte Theodora, auch wenn die Gefahr abgewendet wurde liegen doch die Hintergründe im Dunkeln. Auch wenn Doria also vermutlich wieder frei und fern von hier ist, man wird ihr weiter nachstellen. Ich sage das aus 2 Gründen. Zum einen interessiere ich mich sehr für die Hintergründe des hier vorgefallenen, zum anderen schulde ich Doria doch einigen Dank. Immerhin hat sie mich geheilt.Leider kam ich aber nun gestern ob der vielen Tanzproben nicht dazu, alles zu untersuchen, was hätte untersucht werden müssen. Ich möchte euch deshalb um einen Gefallen bitten. Ich bitte euch um die Erlaubnis, die Gemächer der vermeintlichen Familie Minsterer und deren Gepäck zu untersuchen. Zudem erbitte ich die Erlaubnis, die Leichen untersuchen zu dürfen. Würdet ihr mir das bitte erlauben?"
SL-Info: Es gibt keine Leichen! Die Leichen gab es nur in eurem Wahn... auch kein Gepäck, keine Spur von den Betisern. Und kein Obelisk, keine seltsamen Gegenstände, die nicht auf die Burg gehören etc. Allerdings ist der alte Tanzmeister tatsächlich gestorben... und auch der Hauptmann der Wache und Ludmilla, die Wache, sind verschwunden. Und die seltsamen Briefe, die Kiste mit dem Spiegel etc. - alles weg.
Cestric betrachtet die erstaunten Blicke von Hannes, kratzt sich im Nacken und meint: "Na, das ist eine gute Erklärung, wieso niemand die Sprößlinge der Betiser Familie kannte. Dann entsprangen die Figuren komplett den Wahnvorstellungen, welchen wir zum Opfer gefallen waren."
Theodora: "Meine Herren, verzeiht, dass ich unterbreche, aber die vier Gäste aus Betis reisten 4 Tage vor Beginn des Mittxurlfestes an. Bis dahin gab es nichts Ungewöhnliches auf dieser Burg, auch keine Wahnvorstellungen. Die Betiser hatten ihre Ankunft angemeldet, wiesen einen Heliosbrief vor und machten auch so einen ganz seriösen Eindruck. Natürlich ließ ich in Betis nachfragen, was dort über die Familie bekannt ist - man will ja nicht in zwielichtige Geschäfte geraten, Ihr versteht -, aber mehr, als dass die Familie recht bedeutungslos ist, kam nicht dabei heraus. Ich kann Euch aber versichern, dass die vier Betiser schon anwesend waren, bevor die Wahnbilder begannen. Das Gleiche gilt für Doria."
Cestric: "Einer der Betiser, so wurde mir berichtet, konnte sogar den Wahn kontrollieren und ihm befehligen, den werten Metabor zu befallen... eine sehr merkwürdige Rolle, welche die Betiser ausfüllten. Wenn ich recht vermute, hing der Wahn mit der 'Ohrwurm-Melodie' zusammen, welche auch das Thema des Götter-Teils der Septa Couranta war. Vielleicht hat diese Melodie Spuren hier in der Umgebung hinterlassen. Wir können versuchen, diese zu finden: Ich spiele die Melodie nochmal, variiere darüber, und versuche dadurch, die Spuren zum Schwingen zu bringen. Ihr beobachtet die Umgebung (mit euren Apparati scheint das ja möglich zu sein) und seht nach, wo sich etwas tut. Oh, und werft auch sicherheitshalber einen Blick auf mich - einmal Wahnsinn reicht mir zu genüge."
Hannes hört sich die Theorie von Cestric an. "Nun, werter Cestric, im Bezug auf die Ähnlichkeit zur Septa habe ich eine andere Vermutung. Immerhin wollte der Betiser ja, dass wir die Tänze nicht tanzen sollten, was wir ja dann doch getan haben." Hannes blickt etwas leidend auf seine Beine hinab. "Er wollte also alles, was mit den Tänzen zu tun hat schlecht machen. Würde passen. Es muss aber nicht so sein. Die Verwendung der Macht der Septa wäre durchaus auch denkbar."
Theodora: "Ich kann Meister Cestric hier bestätigen. Der Herr mit den Echsenhänden, Ihr erinnert Euch sicher, konnte in meiner Anwesenheit über eine Art Gefühl, welches er Aura nannte, feststellen, dass die Betiser alles daran setzen wollten, die Aufführung der Septa Couranta zu verhindern."
Hannes: "Aber die Tatsache, dass es sich unter Umständen nur um eine Person und um unseren Wahn handelte gibt mir zu denken. Ich habe eine Vermutung, die mir gar nicht gefällt. Trotzdem sollten wir erst ein paar Messungen durchführen, um sicherzugehen, dass das Lied verflogen ist. Und wenn noch Reste da sind, dann werden wir sie untersuchen." Hannes packt den Kreiselresonator aus und bestückt ihn mit der schriftlichen Tonfolge des Liedes. Dann geht er in der Burg auf die Suche.
Hannes werkelt sich eine Zeitlang durch die Burg und untersucht besonders die Stellen, wo die Melodie ausgesprochen deutlich zu hören war. Er ist mit seiner Arbeit noch nicht fertig, als er wieder bei Cestric ankommt und sich am Kopf kratzt. "Werter Cestric, ich habe keine Ahnung von Bardenzaubern. Sollte ich jetzt also Unfug reden, dann verzeiht mir. Aber besteht eine Möglichkeit, die Kraft eurer Lieder auch als eine Art Werkzeug oder Dedektion einzusetzen? Ich weiß, die Macht eurer Lieder erwächtst in der Regel aus der Stimmung und deren Verstärkung. Aber vielleicht kann man das ja abstrahieren. Wenn ihr ein Lied spielt, das um eine ungünstige Notenstufung von dem Zauberlied auf der Burg abweicht, dann müsste es doch plötzlich fürchterlich schräg klingen, wenn noch etwas von dem gesuchten Lied in der Luft liegt, oder? Nach meiner Logik müsste das gehen, aber wie schon gesagt, ich habe keine Ahnung von der Bardenkunst... Wenn es aber geht, dann wären die Erfolgsaussichten sicher größer als mit meinen Geräten. Immerhin sind die Ähnlichkeiten dann erheblich."
Ein etwas nachdenklicher Rasmus kommt hinzu und wirft, nachdem er zugehört hat ein: "Eine reine Wahnvorstellung scheint alles nicht gewesen zu sein, sondern noch etwas mehr - wenn ihr euch erinnert so haben wir für unsere Messungen im Abend ja einen Anker konstruiert, der ebenfalls von den Phänomenen beeinflusst gewesen zu sein scheint - oder hat uns hier nur unsere Wahrnehmung beim Ablesen der Messergebnisse einen Streich gespielt?" Vielleicht sollten wir auch noch einmal mit dem Medicus reden und uns aus seiner Sicht die Ereignisse beschreiben lassen - vor allem, was in seiner Realität mit den Betisern vorgefallen ist (OT: ich hoffe mal, das derlei nicht schon am Abend direkt erläutert wurde - davon hätte ich dann, bis auf evtl. Berichte nichts mitbekommen - IT kam es noch nicht zu einer genauen Schilderung der Ereignisse im Rittersaal...)
Cestric grinst bei Hannes' Erläuterungen. "Das ist ziemlich genau das, was ich meinte. Ich kann versuchen, Reste der Melodie zum Mitklingen zu bringen. An Passagen der Übereinstimmung wird das gut gelingen, an nicht passenden Stellen schwingt entweder weniger mit oder es 'reibt' sich. Wegen mir können wir einen Versuch wagen..." Sprach's, und zückt seine Flöte, die immer in seinem Gürtel steckt.
Während Cestric auf Burg Arkengrundt mit seiner Flöte an verschiedenen Orten eine Melodie spielt, lässt Theodora den Medicus noch einmal kommen, so dass Rasmus ihm Fragen stellen kann. Als Rasmus den Medicus nun also über die Betiser befragt, antwortet dieser: "Ich habe keine Betiser gesehen. Ich weiss aber, dass vor einiger Zeit Betiser angereist sind. Die Hausherrin kann dies sicher bestätigen. Diese waren jedoch, als ich von Hans Rübenfeld zur Burg geholt wurde, nicht mehr dort anwesend. Hans Rübenfeld schien der einzige auf der Burg gewesen zu sein, der nicht von dem Wahnsinn betroffen war. Gleichzeitig mit mir kam auch die Gelehrte an, die mich und meine eigenen Gehilfen bei unseren Bemühungen unterstützt hat. Allerdings muss sie wohl rasch abgereist sein. Ich habe ihr nicht mehr danken können, nachdem wir es geschafft hatten, alle zu heilen." Der Medicus schaut fragend zu Rasmus und den anderen Magistern.
Inzwischen kommt Cestric zurück und berichtet, dass sein Flötenspiel keinen Effekt erzielt hat, ausser dass ein paar Bedienstete den Klängen gelauscht haben. Die anderen erzählen ihm kurz vom Bericht des Medicus.
Hannes bedauert, dass Cestric nichts finden konnte. Dann wendet er abere seine Aufmerksamkeit wieder dem Medicus zu. "Eine Gelehrte? Ich gebe zu, ich war nach Ende des Tanzes benommen und im allgemeinen durcheinander nahm ich zwar eine Frau bei euch wahr, aber mehr auch nicht. Es ist gut möglich, dass ich sie verwechsele. Deshalb eine Bitte: Nennt mir ihren Namen und gebt mir eine Beschreibung der Dame."
"Nein, nein, die meinte ich nicht", antwortet der Medicus. "Das war eine Helferin aus einem der nahen Dörfer. Ich meinte Ariadna, eine mittelgroße Frau, braunes, zu einem Zopf geflochtenes Haar, Gelehrtenmantel... Sie meinte, sie hätte ebenfalls von den kuriosen Dingen auf Arkengrundt gehört und wollte sehen, ob sie helfen kann. Hans hatte ja nach mir gesucht und überall herumgefragt."
"Oh, dann habe ich hier wirklich etwas verwechselt. Aber die Beschreibung passt mit der Frau zusammen, die ich in Erinnerung habe. Nun, vielleicht ergibt sich in den nächsten Tagen ja noch Gelegenheit, mit ihr zu sprechen." Hannes macht einen Pause und grübelt etwas vor sich hin. "Ich bitte um Verzeigung, aber es wäre wohl sinnvoll, wenn ich mich ein halbes Stündchen zurückziehe. Ich möchte versuchen die letzten Tage, das neu Erfahrene und ein paar Schriftstücke in Einklang zu bringen. Wenn ihr mich sucht, ich bin in meinem Schlafraum." Mit einer leichten Verbeugung zieht sich Hannes zurück. Und wird sich - so zwischenzeitlich nichts geschieht - erst in einer guten halben Stunde wieder zeigen.
Die halbe Stunde ist nicht ganz verstrichen, da fliegt die Tür von Hannes Raum auf. „Oh ich Idiot, ich Trottel! Ich begriffsstutzigster Hirsch unter der Sonne!“ Mit diesen und einer ganzen Kladde an weiter Selbstbeschimpfungen stampft Hannes die Treppen runter und zum See. An der Ferne sieht man, wie der mit zornigem Schritt um den See geht und dabei immer wieder anhält. Mal wirft er die Hände nach oben, mal wendet er sich seinem Spiegelbild im Wasser zu und scheint es zu beschimpfen. Nach und nach wird er wohl ruhiger und als er wieder bei der Burg ankommt macht er zwar immer noch einen sehr gereizten Eindruck, ist aber gefasst. Er macht sich auf den Weg zur Hausherrin. Mit einem undefinierbaren Blick spricht er bei ihr vor. „Werte Theodora, gestern hattet ihr etwas einzugestehen, heute bin ich an der Reihe. Ich meldete mich bei euch als zufällig vorbeikommender Gast und bot euch einen Vortrag an. Ich hoffte auf eure Gastfreundschaft und war mir sicher, ihr würdet mir diese nicht ausschlagen. Nun ist es so, dass ich nicht zufällig hier war. Ich nutzte die Ausrede und das Angebot des Vortrags, weil meine Anwesenheit hier Teil meines Auftrags war. Es war sicher nicht galant, eure Gastfreundschaft auszunutzen und es tut mir leid. Ich wurde geschickt, weil ein vermeintlich abtrünniges Mitglied meines Ordens hier vermutet wurde oder zumindest seine Taten hier zum Wirken kommen sollten. Er ist oder besser war ein Mitglied in der Zunft der Künstler und beschäftigte sich mit der magischen Wirkung von Liedern und Melodien an sich und auch in Verbindung mit Apparati. Ich bin mittlerweile zur Überzeugung gekommen, dass des der Betiser Händler war, den ich suchte. Es war wohl bekannt, dass er oder seine neuen Freunde hier seien oder dass ihr tun hier wirkt und ich wurde geschickt, um mehr zu erfahren.. Irgendwann entschloss ich mich, die Septa zu tanzen und so geriet meine Suche ins stocken. Ich bekämpfte so zwar sein tun, aber ich konnte nicht herausfinden, wer er war. Der Gedanke an den Betiser kam mir erst heute. Bei der Macht seiner Melodie hätte mir diese Erkenntnis gestern zwar auch nichts genutzt, aber trotzdem ärgert mich die Tatsache, dass ich erst heute auf diesen Schluss komme."
Vogtin Theodora hört sich die ganze Zerknirschtheit an und lächelt dann fein: "Herr Magister Reichenbach, unterschätzt Eure Bekanntheit nicht. Warum solltet Ihr ausgerechnet unser Mittxurlfest besuchen, da Ihr mit meinem Haus bisher noch nichts zu tun hattet, es sei denn zu einem höheren Zweck als dem einfachen Tanzvergnügen. Schon beim Lesen Eures Briefes habe ich vermutet, dass wohl mehr dahinterstecken mag. Wie könnte ich einem Gelehrten von Eurem Ruf nachtragen, dass er vorerst seine Interessen wahrt. Aber ich wäre wohl etwas enttäuscht gewesen, wenn Ihr Euch ohne ein erklärendes Wort wieder verabschiedet hättet. Umso mehr freue ich mich, dass Ihr nun doch etwas mehr Vertrauen gefaßt habt."