Die Siedlungen der Nordmark

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Galbart Wagenmeister, Vogt zu Yaldering

Man hat mir gesagt, daß ich einmal etwas über die Nordmark aufschreiben lassen soll, damit die Leute im Süden wissen, wie hier immer so alles ist. Es wird ja auch immer soviel geredet über die Nordmark und was da nun der Fall ist und was nicht. Ich habe mir überlegt, damit der Leser auch weiß wovon ich spreche, fange ich am besten einmal mit unseren Siedlungen an. Und die kommen jetzt.

Yaldering: Die wichtigste Stadt der Nordmark ist Yaldering und es wohnen viele Bürger darin. Es gibt viel Handel und Gewerbe hier, und auch die Garnison hat hier ihre Kaserne. Viele Häuser sind aus Stein, und es gibt eine ordentliche Befestigung, die man nicht so schnell überwinden kann. Von Zeit zu Zeit sind Markttage und es gibt auch eine schöne Kirche. Darum kommen oft Leute aus den Dörfern in die Stadt, um zu handeln und zu beten. Yaldering war auch schon vor der Besiedlung eine Stadt, weil man Ruinenreste gefunden hat, als man diese entdeckt hat. Die Ordensleute vom Pailat haben gewußt, daß die Leute, die früher in Yaldering gewohnt haben, Yaldering „Yaldering“ genannt haben, und darum heißt die Stadt Yaldering. Yaldering hat den Status einer Vogtei, aber die Bürger dürfen den Vogt wählen. Fast alle Bürger wohnen hier und es ist die älteste Siedlung des Baronats.

Pailat: Der Pailat ist viel älter als alle anderen Siedlungen des Baronats, da der Orden der Catvaras Ekam dort schon ansässig war, bevor man die Nordmark besiedelt hat. Am Fuße des Berges, auf dem er steht, gibt es eine Ruinenstadt, Galtur mit Namen. Dort gibt es ein teures Hotel aus Escandra. Meistens sind dort schöne Zimmer frei. Sonst gibt es in der Ruinenstadt unten ein paar Ziegenhirten. Aber sie sind ziemlich sonderbar. Die Ordensburg auf dem Berg hat damit nicht viel zu tun. Obwohl sie sehr groß ist, wohnen nicht so viele Leute dort. Meistens sind es Ordensleute. Es gibt keinen Vogt, Bürgermeister oder Verwalter auf dem Pailat und auch nicht in der Ruinenstadt, weil das Baronat ja sowieso von dort regiert wird. Aber eigentlich ist Galtur so eine Art Vogtei, weil so setzt sich die Nordmark ja zusammen.

Kamar: Hoch oben in den Bergen gibt es irgendwo ein Dorf, das heißt Kamar. Angeblich kommt die Iklan-Familie von dort. Wie es in Kamar aussieht, weiß niemand so genau. Wahrscheinlich halten die Leute in Kamar auch Ziegen.

Leiana: Eine andere große Siedlung ist Leiana, das war aber ursprünglich ein Holzfäller- und Jägereilager. Leiana liegt an einer Furt an der Yaltrach flußabwärts vielleicht eine halbe Tagesreise von Yaldering entfernt. Östlich von Leiana gibt es keinen Weg mehr, dafür ist die Yaltrach aber mit Flößen befahrbar, wenn das Wasser nicht zu hoch oder zu niedrig ist und nicht gefroren. Manche Leute gehen auch durch den Wald nordwärts der Berge nach Norrland-Brassach, aber das dauert ganz schön lang und ist unglücklicherweise sehr gefährlich. Was der Name „Leiana“ bedeutet, weiß niemand so genau. Man nimmt an, daß es der Name einer Geliebten von einem der Anführer der Spähtrupps war, die im Jahre 89 nach der Erleuchtung bei dem Feldzug von Jareck von Jolberg die Täler erkundeten. Leiana fällt unter das Recht der Haga und das heißt, daß man keine Steuern zahlt und gegen Ödländer kämpfen muß wenn sie kommen und außerdem selber einen Anführer wählen darf. Der Anführer von Leiana heißt Bürgermeisterin und das ist schon immer Elen Konilara Valdenbrook gewesen und man sollte aufpassen, daß man keinen Ärger hat mit ihr.

Malderpot: Malderpot ist ziemlich klein und wurde eigentlich nur gegründet, um die kuriosen Salzquellen auszubeuten, die dort zutage treten. Übrigens heißt das kleine Flüßchen, das in Malderpot entspringt, neuerdings Nördlicher Paltram. Außer den Salzsiedern, die merkwürdig und sehr faul sind und zuviel trinken, wohnt eigentlich niemand dort. Malderpot ist das Dorf, das am nächsten an der verderbten Ödlandsteppe liegt. Und manche Leute gehen auch nach Malderpot, weil sie dort ihre Ruhe haben wollen. Auch Malderpot fällt unter das Recht der Haga. Der Anführer heißt dort Browden und sein Name ist Orell Trunhag. Orell wird jedes Jahr wieder neu gewählt, weil in Malderpot einmal im Jahr gewählt werden muß. Es ist ihm verboten zu arbeiten, aber er darf im Bergfried wohnen und alle müssen ihm Geld geben.

Häusern: Es gibt südwärts des Gebirges nach Arnach hin einen Streifen Land, von dem man nicht so genau weiß, ob er zur Nordmark oder zu Arnach gehört. Irgendwelche Leute haben sich dort Häuser gebaut; vermutlich ist das der Grund dafür, daß ihr Dorf „Häusern“ heißt. Wovon die Leute in Häusern leben, weiß man nicht so genau, und einen Anführer kenne ich auch nicht, zumindest kommt er nie auf den Pailat, wenn alle Verwalter dreimal im Jahr dort zusammenkommen. Wahrscheinlich fühlen sich die Catvaras Ekam nicht zuständig und Arnstein auch nicht. Aber ich denke, das macht nichts, weil, wie man hört, wollen die Leute in Häusern ohnehin lieber ihre Ruhe haben. Und es sollen im Ganzen auch nur so zwei Dutzend sein, die da wohnen.

Fredricaja von Rankenwies: Fredricaja von Rankenwies ist keine Siedlung, sondern eine großmütige und hochnoble Honoratiorin von altem ostarischen Amtsadel. Sie hat in der Nordmark für allerhand Entwicklungen gesorgt. Die Siedlungen, die ich bisher beschrieben habe, gibt es, seit wir sie nach dem Feldzug des ostarischen Generalzeugmeisters Jareck von Jolberg besiedelt haben. Alle anderen gibt es erst seit dem Jahr 91 und 92 nach der Erleuchtung, denn da hat Fredricaja von Rankenwies eine berühmte Expedition unternommen, wegen der wir nun auch nordwestwärts siedeln können. Und zwar hat man damals eine Burg erobert, aber das soll an gegebener Stelle noch genauer beschrieben werden. Wichtig ist vielleicht jetzt erst einmal, daß klargestellt wird, daß die einzige richtige Grenze eigentlich die Grenze von Norrland-Brassach ist. Südwärts gegen Arnach ist das nicht so ganz klar wo die Grenze nun so genau ist und im Norden gibt es sowieso gar keine Grenze sondern die Ödlande und dort ist ohnehin alles ganz anders. Und sonst ist eigentlich die Grenze immer da, wo die Türschwelle ist, oder der Zaun oder spätestens der Waldrand. Weil man weiß nie so genau, was passiert, wenn man aus dem Haus heraus und durchs Gartentürchen oder gar in den Wald geht. Ich meine, man muß schon aufpassen und vorsichtig sein. Aber zum Aufpassen und vorsichtig sein sind wir ja da. Nordostwärts, in der neuen Burg und den zwei kleinen Dörfern, ist das ganz besonders so. Und diese Siedlungen dort kommen jetzt:

Herzogenburg, Haukegericht: Mit allerhand Söldner-, Beamten- und Magiervolk im Gefolge hat die edle Fredricaja von Rankenwies im Jahre 91 n. d. E. eine Burg westlich des Kallerfelds erobert. Keiner weiß so genau, wer früher in der Burg gewohnt hat. Es wird gemunkelt, daß sie einem finsteren Magier gehört hat, der dort unheilige Dinge trieb und darum nennen viele Leute die Herzogenburg auch Zauberburg. Überhaupt ist es ziemlich merkwürdig, daß mitten in der Wildnis eine Burg steht. Wer soll denn die gebaut haben. Und warum. Aber darüber kann man viel herumdiskutieren, was nun dafür der Grund ist und was nicht. Fest steht, daß die Regentin Walluma an der Burg so sehr interessiert ist, daß sie sie von der ostarischen Marine verwalten läßt, was selbstverständlich sehr ungerecht ist, weil sie mitten in der Nordmark liegt. Die Herzogenburg steht auf einem Felsen über dem Südlichen Paltram. Der Paltram ist ein Fluß, der von dem Kartographen Roland Welheim entdeckt wurde. Er entspringt nördlich und südlich des Feuerbergs und fließt westlich davon zusammen und in den Jolborn. Die beiden Arme nennen wir Nördlicher und Südlicher Paltram, und wenn sie zusammengeflossen sind, einfach nur noch Paltram. Roland wollte den Fluß ursprünglich „Buchenbach“ nennen. Die meisten von uns fanden das aber irgendwie sonderbar und Orell Trunhag, der ja in Malderpot an der Quelle des Nordarms wohnt, schlug darum vor, das Gewässer nach seinem eigenen Namen „Oriella“ zu nennen. Daraufhin forderte Elen Konilara Valdenbrook, daß der Fluß „Oristanto“ genannt werden solle – nach einem in Betis ermordeten Verwandten von ihr, der anscheinend berühmt war. Der Pailat, der wegen dem damals gerade überstandenen Namensstreit um die Baronatsbezeichnung einen weiteren Namensstreit unbedingt vermeiden wollte beschloß, daß wir den Fluß Paltram nennen sollen, was zwar die meisten von uns am allersonderbarsten fanden aber angeblich ist das der ursprüngliche Name des Flusses gewesen. Na gut, haben wir gedacht. Jedenfalls gibt es unterhalb der Burg eine Bootsanlegestelle. Kleinere Flußschiffe mit wenig Tiefgang können hier vor Anker gehen. Es gibt auch ein paar Bauern, die sich in der fruchtbaren Talaue angesiedelt haben. Unglücklicherweise gibt es zwar oft Hochwässer, aber es soll trotzdem sehr gemütlich sein in Haukegericht – wie der kleine, zur Burg gehörige Ort seit dem Gericht über den Banditen Hauke Honighaar im Saatmond des Jahres 92 n. d. E. heißt. Hauke hatte mit seinen Männern einen Maultierzug überfallen und sich dabei im Sinne des 6. Artikels im 1. Kapitel der KHHG schuldig gemacht, weswegen er an einem schönen Tag im Paltram ersäuft worden ist.

Härtwigs Hafen: Wir alle hätten nicht gedacht, daß Härtwig es mit seinem Hafen wirklich schaffen würde. Aber nach der Entdeckung der neuen Burg kamen allerhand Leute in den Westen, und nun hat es doch noch geklappt. Härtwigs Hafen wächst und gedeiht und mittlerweile gibt es mehr als ein Dutzend Häuser in der unbewehrten Siedlung. Mittlerweile macht auch manch ein Jolbornschiff dort Halt. Schade nur, daß Härtwigs Hafen sogar für die Erfahrenen unter uns leider kaum zu erreichen ist, weil er unglücklicherweise westwärts liegt und die Berge und das Kallerfeld dazwischen sind. Aber das macht nichts. Denn Härtwigs Hafen ist etwas vollkommen Neuartiges. Er liegt nämlich nahe der Mündung des Paltram in den Jolborn und dadurch machen die Flußschiffer zunehmend immer öfter Halt in Härtwigs Hafen, und auch die Patrouillen der Herzöglich-Ostarischen Marine nutzen die Gelegenheit, Vorräte aufzunehmen oder eine Pause zu machen und sich zu betrinken. Denn nicht zuletzt ist Härtwigs Hafen der letzte, den man hat, wenn man die weite und gefährliche Reise an den Ödlanden vorbei nach Vjoshafen reisen will. Auch Härtwigs Hafen ist Hag und Härtwig ist der Anführer. Er ist zwar nicht gewählt worden, aber weil ihm das Land sowieso gehört, braucht man das nicht. Die anderen nennen Härtwig manchmal auch Hagsmeister, aber nicht so oft, weil das hört Härtwig nicht so gern. Härtwig ist ziemlich bescheiden.


So. Das waren die Siedlungen. Bis zum nächsten Mal werde ich etwas über die Straßen und das Wirtschaftsgefüge der Nordmark aufschreiben lassen. Und ich könnte vielleicht noch eine schöne Karte malen, damit man sich das auch besser vorstellen kann.