Ankur
Ankur ist die Landeshauptstadt des Herzogtums Ostarien und wird auch die Blume am Brazach genannt. Umgeben ist die Stadt von drei Stadtmauern, die innere Mauer wurde von Herzog Rolo III errichtet. Im Laufe der Stadterweiterung wurde die innere Stadtmauer gegen den Protest des Stadtrates beibehalten. So wurde um die Häuser, die sich um die innere Stadtmauer ansiedelten, meist Händler und Handwerker im Jahre 5 n.d.E. eine weitere Stadtmauer gezogen. Das gleiche wiederholte sich im Jahre 58 n.d.E. Diese dreifache Mauer macht Ankur zu einem nahezu uneinnehmbaren Bollwerk.
Vom Wesen der Stadt
Die Stadt wird regiert von Erzvogtin Walluma, die zugleich Regentin des Herzogtums Ostarien und Großmutter von Herzog Angilbert I. von Ostarien ist. Die Erzvogtin wird bei ihrer täglichen Regierungsarbeit vom Stadtrat unterstützt. Reiche Händler und Patrizierfamilien buhlen hier um Macht und Einfluß am herzöglichen Hof. Bekannte Familien sind die der Sägebrechts eine Holzhändlerdynastie aus dem Lodenburgischen, sowie die reiche Fischhändlerfamilie Stöckelfisch. Großen Einfluß hat auch die Familie der Caperies, dessen Patron der alte Fillipo Caperie ein riesiges Tuchhandelimperium mit unzähligen Kontoren, einer großen Handelsflotte und hunderten von Bediensteten regiert.
Überragt wird die Stadt vom mächtigen Augustinusdom, dessen zwei mächtige 130 Schritt hohen Kirchtürme sich drohend gen Himmel recken und von der Größe und der Macht der heiligen Ceridischen Kirche künden. Der Bau dieses Wahrzeichens wird mit viel Aufwand und Mitteln betrieben. Die Seitenschiffe, das Refektorium und die Kreuzgänge befinden sich noch im Bau. Der innere Kern der Stadt, die Altstadt, dient den wohlhabenden Bürgern und dem Hofadel als Wohnstatt. Am Herzog Raimund-Platz liegt die Residenz der herzöglichen Familie, Schloß Flurensteig. Diesem gegenüber befindet sich der Palast des Erbprinzen Harnischheim. Es gehört zum guten Ton und zum gesellschaftlichen Ansehen des Landadels, sich im Herzog- Raimund-Viertel ein Stadthaus oder einen Stadtpalast zu besitzen. Der größte dieser verschwenderisch ausgestatteten Paläste, einer der selbst den wuchtigen Erpprinzenpalais noch zu überflügeln vermag, ist der Palazzo Harfenheim, der traditionelle Wintersitz der Äbte von Dunkelstein. Der kleinste ist der von Wilogast von Arnach errichtete Schwanenhof. Weitere besondere Bauwerke sind der gewaltige Zunftbrunnen, welcher sich auf dem großen Marktplatz in der Neustadt befindet und die Herzögliche Kronbibliothek zu Ankur. So ist der ständige Konkurrenzkampf zwischen der Herzöglichen und der Königlichen Bibliothek inzwischen zur Tradition geworden und spiegelt so den Kampf um die Vormachtstellung der beiden Herzogtümer wieder. Ebenfalls in der Altstadt befindet sich die Schustergasse, Hauptsitz der Herzöglich-Ostarischen Verwaltung.
Gegenüber der Herzögliche Kronbibliothek befindet sich das Herzöglich-Ostarische Naturkundemuseum, welches die größte naturkundlichen Sammlung Heligonias beinhaltet. Gegründet wurde das Museum von Herzog Rolo II, der als jagdfreudiger Mensch, Wildtiere präparieren ließ, um sie den Jagdgesellschaften vorzuführen, damit man nicht aus Unkenntnis die falschen Tiere erlegte. Unter Herzog Farold I schließlich wandelte sich die Sammlung, da Seine Erlaucht auf die Idee kam, Kundschafter auszusenden, die von jedem Tier Ostariens ein Exemplar nach Ankur bringen sollten, damit diese von einem jeden betrachtet und studiert werden konnten. Heute beherbergt das Museum ebenfalls zahlreiche Exponate aus ganz Heligonia, hat aber ganz eindeutig einen Schwerpunkt in der Ostarischen Tierwelt. Doch auch zahlreiche Gesteinsproben, sowie die wichtigsten Pflanzen, in getrockneter Form warten darauf, vom Besucher begutachtet zu werden.
Stationiert in Ankur ist die ostarische Brazachflotte. Diese liegt im gut ausgebauten Hafen der Stadt, der nach dem Begründer Ankurs, Radovan benannt ist. Der Radovan-Hafen wurde von den ersten Siedlern angelegt und im Lauf der Jahrhunderte stetig erweitert. Heute bietet sich dem Betrachter ein beeindruckendes Bild. Die Hafeneinfahrt ist mit zwei riesigen Bronzestatuen geschmückt. Bis vor etwa 50 Jahren waren dies die Abbilder des Gottes Xurl. Doch im Jahre 27 n.d.E. wurden die Xurl-Statuen durch Abbilder der Schutzheiligen der Seefahrt, Ambrosia, und des Schutzheiligen der Stadt, Genesius, ersetzt. Von dort aus segeln Handelsschiffe den Brazach stromaufwärts und stromabwärts und verschiffen so allerlei Güter und Handelswaren. Das umliegende Hafenviertel ist der älteste Teil der Stadt. Hier befindet sich im Ostteil des Viertels auch die Garnison „Prinz Aftalun“. Die Stadtwache, sowie eine Einheit der herzöglichen Garde sorgen für Ordnung in der Stadt.
Natürlich leben in Ankur auch Menschen, die von der Pracht und dem Reichtum der Stadt ausgeschlossen sind. Besonders das Armenviertel in der Nähe des Hafens versinkt in Armut und Elend. Dunkle, enge Gassen, die mit Schmutz und Unrat angefüllt sind verbreiten einen unangenehmen Geruch. Kleine, dicht aneinander gedrängte Häuser, die notdürftig errichtet wurden, prägen dieses Viertel. Hier haben es sich die Nonnen des Ordens der Hilariusiten zur Aufgabe gemacht die Not zu lindern, indem sie täglich eine Armenspeisung ausgeben und sich der verwahrlosten Kindern annehmen. Im Jahre 72 n.d.E. erhielt die Oberin des Ordens Kosmina von Herzogin Walluma dieses Haus als Geschenk, um die Mildtätigkeit der ceridischen Kirche dem armen Volk angedeihen zu lassen.
Vor der Stadt befindet sich das Herzog-Rolo-Stadion, in dem die Utzgan-Mannschaft von Auswahl Ankur viele große Siege errungen hat.
Auszug aus einer Reisebeschreibung
...Einen Tag vor dem vereinbarten Termin trafen ich und meine Begleiter abends auf einem Flußkahn, welchen wir in Betis bestiegen haben, im Hafen von Ankur ein. Ankur, die sicherlich drittgrößte Stadt Heligonias (nach Betis und Escandra) ist von drei mächtigen Mauerringen umgeben. Auch der Hafen selbst ist stark befestigt. Man merkt, daß sich hier der größte Flottenstützpunkt des Herzogtums, wenn nicht ganz Heligonias befindet. Die mächtigen Kriegsschiffe konnten wir allerdings von hier aus nicht sehen, da sie sich im separaten Kriegshafen befinden. Andauernd liefen kleine und größere Fährschiffe aus und ein, über die der rege Handel und Verkehr nach dem nahegelenen Escandra abgewickelt wird. Schon längst wäre der Bau einer Brücke sinnvoll gewesen. Doch hätte das stolze und eigensinnige Ankur nie zugelassen, sich so sehr der Rivalin auf der anderen Brazachseite zu öffnen und auszusetzen. Außerdem: Fähren können notfalls versenkt werden! Wir verabschiedeten uns vom Kapitän des Schiffes, der sich sogleich daran machte seine Ladung, edle Tuche aus Betis, zu löschen. Sicherlich sind die Textilien für die große Tuchmesse bestimmt, welche vom 5.Tag des Kargmondes/3.Xurl an hier stattfinden soll. Für ein paar Kreuzer, ließen wir uns von einem Hafenarbeiter den Weg zum Gasthaus "Zur Bornbuche" weisen, das uns ein Freund erst unlängst empfohlen hatte. Daß die Domgasse wohl in der Nähe des Domes liegen muß, hatte ich mir schon gedacht, doch sicher ist sicher. Für einen weiteren Kreuzer erfuhr ich auch noch, wo man die Seilergasse finden konnte. Die liege in der Nähe der Hafenmeisterei, und sei nicht zu verfehlen, da sie zwecks Herstellung von Schiffstauwerk sehr lang und gerade verliefe. Doch darum wollte ich mich erst am Morgen kümmern. Den Augustinusdom fanden wir relativ einfach, da er die Häuser der Stadt um ein vielfaches überragt. Wir näherten uns dem zentralen Bauwerk über den großen Marktplatz in der Neustadt, der durch seine vielen herausgeputzten Fachwerkhäuser, sowie den großen Zunftbrunnen beeindruckt.
Gleich danach gelangten wir zum mächtigen Augustinusdom, dessen zwei Türme sich in schwindelerregende Höhe erheben. Ein paar Mönche des Hilariusiten-Ordens betraten gerade die ehrwürdigen Hallen durch eine Seitentür. Wir beschlossen, eine Besichtigung auf morgen zu verschieben. Die Domgasse ist eine der kleineren Straßen, die vom Augustinusplatz abzweigen. Das dritte Haus auf der rechten Seite ist "die Bornbuche", ein weiteres jener schmucken Fachwerkhäuser, die ganz über die schmutzigen und armen Viertel der Stadt hinwegtäuschen. Ganz ohne Frage werden hier in den Poena-Monden Blumenkästen aus den Fenstern gehängt. Jetzt allerdings wehte ein kalter Wind, der das Wirtshausschild, eine besonders knorrige Version des ostarischsten aller Bäume, zum Schwingen brachte. Das Innere war sauber und hübsch eingerichtet. Ein angenehmer Duft nach Schweinebraten kam uns entgegen. Auf unsere Anfrage hin wies uns der Wirt eine ausreichende Anzahl an ebenso sauberen und hübschen Zimmern zu. Wir freuten uns sehr auf eine geruhsame Nacht unter rot-weiß-karierten Federdecken. Diesen Luxus hatte es auf unserem Schiff nicht gegeben. Doch zunächst verleibten wir uns noch einen wirklich köstlichen Schweinebraten mit Dörrpflaumensoße und Semmelknödeln ein. Dazu ein Dunkelsteiner Klosterbier. Auf die Informationen meines Freundes war wirklich Verlaß! Zwischendurch wurde uns noch ein spezieller Käse aus der Erzmark angeboten. Doch da wir bereits vorgewarnt wurden, lehnte ich eine Kostprobe des "Märkischen Stinkers" mit einem Verweis auf unsere gut gefüllten Mägen dankend ab. Wie man hört, soll sich diese Spezialität noch tagelang durch einen erhöhten Darmdruck bemerkbar machen, vor allem wenn man seinen Genuß nicht gewohnt ist. Nach einer geruhsamen Nacht, machten wir uns gut erholt auf, noch ein wenig die Stadt zu erkunden. So verschafften wir uns über den Tag hinweg einen guten Überblick und erblickten alle wichtigen Gebäude zumindest einmal von außen. Abends begaben wir uns schließlich in die Seilergasse. Diese ist nicht ganz so dreckig und heruntergekommen, wie viele andere Straßen im Hafenviertel. Dazu trägt sicherlich auch die Nähe zur Garnison der Stadtgarde bei, die sich gleich neben der Hafenmeisterei befindet. Beim "Anker" handelt es sich zwar um eine der üblichen Hafenkaschemmen. Dennoch hatte ich den Eindruck, daß sich die Präsenz der Ordnungshüter in wohltuender Weise auf das dort herrschende Klima auswirkt. Die Gäste machten einen lebhaften aber nicht aggressiven Eindruck. Wer hier eine Schlägerei anfängt, muß damit rechnen, in kürzester Zeit aus dem Verkehr gezogen zu werden...