Todesknechte

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Schluder, Stinker, Schinder oder Todesknechte - bereits die vielen Namen sagen sehr viel darüber aus, wie die gemeine Bevölkerung über sie denkt. Sie werden verachtet, gefürchtet aber auch für ihre Dienste respektiert.

Gesellschaftliche Stellung und Aufgaben

Die Todesknechte bestreiten ihren Lebensunterhalt damit, vor allem Tierkadaver zu beseitigen. Jedoch gehört es auch zu ihren Aufgaben, menschliche Körper zu entsorgen, die keinen Platz in einem ordentlichen Poena-Acker verdienen.

Übergeben werden ihnen nur Tierkörper, die nicht mehr für den Verzehr geeignet sind. Krankes, verendetes Vieh oder bereits ungenießbare Kadaver.

Bauern und Hirten sind sogar verpflichtet, sämtliche unbrauchbare Tierkadaver an die Todesknechte zu übergeben.

Diese Kadaver werden von den Todesknechten abgedeckt und verarbeitet. Aus der Verwertung gewinnen sie Fette z. B. zur Herstellung von Lampentalg und Seife, Knochenleim und minderwertigem Leder.

Die so erstellten Waren werden dann über Händler, selten auch über Tausch, weitergegeben. Auf Märkten haben die Todesknechte jedoch keine eigenen Stände, sondern tauchen üblicherweise am Abend vor einem Markt oder am Randgebiet eines Marktes auf, um dort ihre Waren zu verkaufen oder zu vertauschen. Die Seife der Todesknechte gilt als besonders begehrt, da sie bei regelmäßigem Gebrauch vor vielen Krankheiten und Seuchen schützen soll.

Aufgrund der Geruchsbelästigung und Seuchengefahr müssen sich die Todesknechte dennoch offiziell außerhalb der Dörfer aufhalten. Man munkelt, sie hausen in primitiven Hütten, die sie Kobern nennen. Normalen Menschen sind die Wohnstellen nicht bekannt und wenn doch, dann würden sie diese nie betreten.

Die Kadaver oder Leichen werden an genau bezeichneten Markungen kontaktlos übergeben. Hierbei handelt es sich oftmals um besondere Bäume oder größere Steine. Diese haben dann einprägsame Namen wie „Schluderstein“ oder „Toten-Eiche“.

Auch die Bezahlung wird in speziellen Beuteln an der Markung hinterlegt.

Viele kleine Ortschaften können sich für den seltenen Fall einer Hinrichtung keinen eigenen Scharfrichter leisten. In diesem Fall wird dann ein Todesknecht beauftragt, die Arbeit zu verrichten und den toten Körper zu entsorgen. Hierzu ist der Todesknecht verpflichtet, mit einer schwarzen Kapuze, die nur zwei kleine Gucklöcher hat, zu erscheinen, einer sogenannten Henkerskapuze.

Gehängte werden von den Todesknechten nach Ablauf einer bestimmten Frist vom Galgen genommen und ebenfalls entsorgt.

Mancherorts ist es unter Jugendlichen eine Mutprobe, an den Markungen zu verweilen und die Todesknechte bei der Abholung der Kadaver und des Geldes zu beobachten, doch auch hier wurde noch nie das Antlitz dieser Wesen gesehen.

Gerüchten zufolge soll der eine oder andere gesuchte Verbrecher untergetaucht sein, indem er die Wohnstätten der Todesknechte als idealen Schlupfwinken für sich nutzte. Auch wenn diese Verbrecher danach wieder aufgetaucht sind, so hat keiner verraten, ob er einen Todesknecht jemals ohne Kapuze gesehen hat.

Ganz allgemein lässt sich sagen, dass noch niemand einen Todesknecht ohne Kapuze oder unvermummt gesehen hat. Es ist nicht einmal bekannt, ob es männliche und weibliche Todesknechte gibt.

Zumindest ist bekannt, dass sie sprechen können, wenn auch undeutlich und mit dem einen oder anderen fremd klingenden Wort oder Laut gespickt.

Gerüchte

Es kursieren unter der allgemeinen Bevölkerung viele Gerüchte um die Todesknechte.

Die einen sagen, es handelt sich um Menschen, die eine schlimme Seuche wie das Bröckhelfieber überlebt haben und nun so entstellt sind, dass sie Gesicht und Körper verhüllen.

Andere sind überzeugt davon, dass sie gar keinen Körper haben, sondern hüllenlose Geister sind.

Wieder andere meinen, dass es sich um irgendwelche Bestien handelt, so wie die Orks aus den Wilden Landen oder wie das Drobvolk aus den Drachenzinnen.

Gerüchte im Schlangenkamm sind, dass die Todesknechte aus den Schächten der Zwerge gekrochen kommen und womöglich Wechselbälger sind, halb Zwerg, halb Mensch, so hässlich, dass sie sich vermummen müssen.

Was nur Schmugglern, Dieben, Assassinen und anderen Gesetzlosen bekannt ist

Die Verbrecher in Betis und Darian sind sich einig, dass eine Welt ohne Todesknechte um einiges komplizierter wäre. Das Entsorgen von Leichen wird zum leichten Spiel, wenn der entsprechende Ort bekannt ist, an dem diese für einen zügigen Abtransport abgelegt werden müssen. Diese Orte sind mit speziellen Gaunerzinken markiert und besonders in Betis zahlreich zu finden, wenn man sie lesen kann. Meist sind diese an einem Kanalzugang angebracht. Ob diese Zinken ursprünglich von den Gesetzlosen oder von den Todesknechten herrühren, ist unbekannt. Beide Parteien verwenden sie jedoch.

Die Gesetzlosen haben im Gegensatz zur allgemeinen Bevölkerung keine Berührungsängste mit den Todesknechten. Daher wird durchaus auch Handel betrieben.

Da die Todesknechte alles behalten können, was die Leiche noch an sich trägt, werden im Besonderen Wertsachen an Seuchentoten von den Todesknechten weitergegeben.

Gerade Schmuggler und Diebe geben hier auch gern Aufträge, wenn sie wissen, dass bestimmte Tote noch Ringe, Goldzähne oder andere Schmuckstücke bei sich haben müssten.

Ein weiterer Vorteil, sich über längere Zeit mit den Todesknechten gutzustellen, ist es, sich gegebenenfalls eine Überlebensoption zu sichern. In Gaunerkreisen weiß man, dass es durchaus schon Gehängte gegeben hat, die, nachdem sie von den Todesknechten abgenommen wurden, danach weitergelebt haben. Dazu gibt es den überlieferten Bericht eines Überlebenden, vom legendären Irik dem Schlauen. Der Todesknecht habe dem Verurteilten Irik vor dem Umlegen des Stricks etwas in den Mund geschoben, einen hohlen Stock. Dieser ermöglichte dem Gehängten, am Galgen weiterzuatmen. Nachdem er schließlich vom Galgen abgenommen worden war, wurde ihm der Stock wieder entfernt und er wurde gesund gepflegt. Er lebte anschließend noch eine Weile ähnlich verhüllt wie die Todesknechte in Betis, bevor er sich über den Jolborn nach Zorkhan davonmachte.

Da die überlebenden Gauner üblicherweise immer aus dem Land fliehen, um nicht noch einmal am Galgen zu landen, ist das die einzige Geschichte in Gaunerkreisen, die belegt, dass es wohl funktioniert.

Die Gesetzlosen sind die einzigen, die etwas mehr über die Todesknechte wissen.

Sie haben zum Beispiel herausgefunden, dass Todesknechte nicht morden oder töten, solange sie nicht einen Auftrag dafür haben. Sie schließen daraus, dass es unter den Todesknechten auch eine Art Kodex geben muss, an den man sich strikt hält, so wie es die Gauner auch tun.

Den Gaunern ist auch bekannt, dass die Todesknechte nicht in den Kobern genannten Hütten leben, sondern dort nur meist ein Zugang zu unterirdischen Gängen und Schächten versteckt ist. Diese Gänge nutzen auch Schmuggler und Assassinen gerne. Um jedoch nicht den Groll der Todesknechte auf sich zu nehmen, wird für die Nutzung ebenfalls bezahlt oder getauscht.