Rebenhainer Wanderlied
Ich zog durch alle Lande und sah der Städte viel.
Des Meeres hellen Strande, der Berge Gipfel kühl,
Erblickte ich voll Staunen, ob dieser Wunder Pracht.
Jedoch des Herzens Launen ergriffen mich mit Macht.
So trieb’s mich immer weiter, durch Berge, Wald und Tal.
Kein Gasthaus - noch so heiter -, sah ich ein zweites Mal.
Nicht konnt mich jemals rühren, ein Weibermund so rot,
Denn keine wollt‘ ich küren, durchs Land ziehn bis zum Tod.
Ich kam durch jene Gegend, Ostarien genannt,
Die Kämpfer sehr verwegen, und fruchtbar auch das Land.
Jedoch, dort Ruhe finden, konnt’ ich nun leider nicht.
Es fehlte mir zum Binden das innre Gleichgewicht.
Drum lenkt’ ich meine Schritte ins schöne Darian,
Nur wen’ge Augenblicke schlug mich die Pracht in Bann,
Die dort die guten Leute entfalten wunderbar.
Nicht dauert es mich heute, ich floh die fröhliche Schar.
Dann führten meine Wege hinein ins Thaler Land.
Die Menschen dort sind rege, ihr Reichtum heißt Verstand.
Doch wie kann ich es sagen, ich ging auch hier davon.
Denn trotz all meiner Plagen, zu bleiben war mir Fron.
Als ich nun schon im Geiste mein Ende kommen sah,
Schlich ich mehr, als ich reiste, in ein Land wunderbar.
Erstaunt blickte ich um mich, wohin führt mich mein Fuß?
Die Gegend gar so lieblich, und dieser Wein! Ein Muß!
Da wurd‘s mir plötzlich helle Erkenntnis im Verstand:
Mein guter Wanderg’selle, das Rebenhainer Land!
Hierher zog es dich endlich, ach welche Freud, ach Glück!
Jetzt schweigen wäre schändlich, dies Land ist dein Geschick.
So sitz ich also heute im schönen Rebenhain,
Denn Krators brave Leute machen den besten Wein.
Und in dem Traubenblute, da findet einer Ruh,
Denn ach, das köstlich gute betäubt den Schmerz im Nu!