Die frierende Trollfrau
In einer der langen, dunklen und eisigen Nächte des Winters, pfiff der Wind besonders laut um den Eingang der Höhle. Trolle und Kobolde lebten zusammen in den Höhlen. Die Trolle wussten nicht genau warum sie die frechen Kobolde ertrugen. Aber seit sie mit ihnen gemeinsame Sache machten, starben von ihnen erheblich weniger als früher. Die Kobolde warnten sie vor einsturzgefährdeten Gängen und die Kobolde fanden den richtigen Weg besser in dem großen Stollensystem der Zwerge, so dass sich die Trolle nicht mehr verliefen. Die Kobolde sahen es so, dass sie sich die Trolle als Haustiere hielten. Natürlich macht so ein Tier manchmal Dreck und ist nicht immer stubenrein. Oft riecht so ein Haustier auch nicht besonders gut. Doch waren die Trolle stark und man konnte sie leicht zur Arbeit antreiben. Und bei Gefahr war es auch besser erst mal einen Troll vorzuschicken.
Den Eingang zu den Höhlen der Trolle und Kobolde war mit mehreren mächtigen Steinen gegen Eindringlinge gesichert. Wache hielt der alte Troll Kroppmopp, weil er einen leichten Schlaf hatte. Er wurde aus seinem Dämmerschlaf geweckt, als eine süße Stimme an sein Ohr drang: „Oh! Welch stattlicher Troll du bist“, frohlockte die weibliche Stimme.
„Noch nirgendwo habe ich solche Warzen gesehen, wie bei dir. Ich nehme an es sind die größten Warzen weit und breit?“ Verwirrt sah Kroppmopp auf.
„Wer da?“, stammelte er. Er meinte, die Stimme müsste von der anderen Seite des Steins kommen. Also von draußen, kam ihm die Erkenntnis. „Ich bin Klackalacka“, kam es wieder zuckersüß von der anderen Seite des Steins. „Ich habe mich in dem Schneesturm verirrt. Und jetzt friere ich mich fast zu Tode“, jammerte die zarte Stimme.
Kroppmopp war aufgestanden um besser zu hören. Dann setzte er sich wieder entschieden auf seinen Stuhl. „Ich darf niemanden rein lassen!“
Wieder säuselte die Stimme von der anderen Seite des Eingangssteins: „Du bist doch der Troll hier mit den größten Hautlappen und dem weichsten Achselhöhlenhaar. Du kannst bestimmt einer armen, halb erfrorenen Trollfrau einen Platz am warmen Feuer bereiten. Für mich kannst du doch eine Ausnahme machen? Roll bitte den Stein zur Seite.“
Kroppmopp kratze sich am Kopf und ging zum Stein. Ganz leise sprach er: „Aber du musst mir versprechen, dass du niemandem davon erzählst, dass ich dich rein gelassen habe. Ich darf nämlich niemanden rein lassen.“
„Ah, du bist zum Stein gekommen“, säuselte es zart. „Schieb ihn zur Seite und lass mich zum Feuer. Bitte. Ich kann dich schon riechen!Wie gut du riechst. Selbst eine ganze Wiese voller Morcheln riecht nicht so gut wie du.“
Kroppmopp, ganz betört von den vielen Komplimenten packte den Stein und begann ihn zur Seite zu schieben. Da traf ihn ein Hieb am Kopf und er sank zu Boden.
„Gut gemacht Arzknex!“, lobte der Kobold Weifenfarn seinen Troll, der den liebestollen Wachtroll von hinten niedergeschlagen hatte. Sie hatten an den oberen Gucklöchern wache geschoben, als sie auch die Stimme gehört hatten. „Macht euch davon, Drobvolk!“, schrie der Kobold in Richtung des Eingangs.
Von der anderen Seite des Steins war wütendes Schnauben und Bocksbeinstampfen zu hören.
Den Winter hatten sie Ruhe vor dem Volk von droben vom Berg.