Koboldsglück
Die kleine Annika lebte auf einem Hof am Fuße der Drachenzinnen. Sie war ein Halbblut und verstand deshalb die Sprache der Kobolde. Sie war nie allein im Wald, weil sie immer mit den Kobolden spielte. Diese baten sie oft im kleine oder größere Gefallen, weil sie etwas größer und mutiger als die Kobolskinder war. Einmal rettete sie ein Koboldskind vor den Klauen eines Fuchses. Und zum Dank bekam sie eine Blume, von der Mutter des Koboldskindes geschenkt.
„Danke für die Blume“, sagte Annika zur Koboldfrau.
„Es ist nicht nur eine Blume“, antwortete die Koboldsfrau und lächelte. „Ich hätte dir auch einen schönen Stein geben können oder etwas anderes, das dir gefällt.“
Annika sah sie fragend an: „Wenn es keine Blume ist, was ist es dann? Es sieht doch aus wie eine Blume.“
Die Koboldfrau nickte: „Ja, es sieht aus wie eine Blume. Aber an diese Blume habe ich dir eine Portion Glück angeheftet. Glück muss man immer an einem Gegenstand festmachen, sonst entfleucht es. Wenn du einmal dringend Glück brauchst, dann denke fest an diese Blume und sprich: Glücklich ist, wer Glück und Kobolde zum Freunde hat.“
Annika bedankte sich und stellte die Blume an ihr Fenster. Dort stand sie viele Jahre und behielt ihre Blütenpracht.
Als der Tag kam, da sie Glück brauchte, dachte sie an die Blume und sprach: „Glücklich ist, wer Glück und Kobolde zum Freunde hat“. Augenblicklich wurde alles wieder gut. Und als sie nach Hause kam, da war die Blume verwelkt.