Die Geschichte des schwarzen Dschinnen

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Vor langer Zeit lebte ein Juwelenschleifer mit Namen Hamid in einer großen Stadt, die von einem strengen Kalifen regiert wurde. Hamid führte ein gutes Leben, sein Handwerk sorgte gut für ihn, lies ihn sogar gelegentlich einen Blick in den Palast des Kalifen wagen. Einer seines Berufes hatte oft den Weziren des Kalifen einen Besuch abzustatten, um Steine anzupreisen, Aufträge anzunehmen und grandiose Schmuckstücke zu überbringen, als hätten der Kalif und seine Wezire es sich zur Aufgabe gemacht, den Palast in einen Sternenhimmel aus Polydian und Septhonit zu verwandeln. So war es kaum verwunderlich, dass selbst Hamid, dessen Augen eigentlich an den Glanz der edlen Steine gewöhnt waren, ein jedes Mal wie gebannt war. An einem Tag in den milden Monden der Poena aber, fiel sein Blick auf all die Diener, die immerwährend durch den Palast huschten. Es war nicht die Zahl, die ihn überraschte, auch nicht deren Geschäftigkeit, noch deren Fertigkeit, unvermutet hinter einem zu stehen, nein, es waren deren Kleidung. Jene nämlich war schwarz wie die dunkelste Nacht. Und ihre Gesichter, sie erweckten Traurigkeit in Hamid, wenn er sie bloß betrachtete. Bei jedem weiteren seiner Besuche achtete er immer weniger auf das Geschmeide all überall und immer mehr auf jene, die dem unachtsamen verborgen bleiben. Eines Tages nahm er sich ein Herz und – in einem Moment da er auf einen Wezir wartete - sprach einen der Diener an. „Sag, Freund, warum traget Ihr solch Trauergewand? Warum hüllt Ihr Euch in das dunkelste Schwarz, so doch um Euch Glanz und Schönheit herrscht?“ Der Diener blickte auf, nicht überrascht sondern mitleidig. „Nun, junger Herr, ihr sprecht wahr. Wir sind in Traurigkeit über eine Sache, die ich Euch um Eurer Fröhlichkeit willen nicht erzählen will!“ „Ach was! Sprich rasch und sagt mir, was es ist! So schlimm wird es wohl nicht sein!“ Der Diener blickte hin und her, weniger um sich umzusehen, als vielmehr um seines Haderns Ausdruck zu verleihen. „Nun gut. Es ist Euer eigner Wille. So wisset also, dass der Kalif eine einzge Dame sein eigen nennet. Bilkis, so ist ihr Name, ist von einer Schönheit, die all Eure Edelsteine wie unförmige Glasperlen erscheinen läßt. Ihr Anblick schenkt einem Frohmut, wo vormals keine Spur war und wenn ihr dann auch noch Worte vernehmt, die über ihre sanften Rosenlippen streicheln, dann werdet Ihr Euch von einem aufs andere gewiss, was die Götter uns Sterblichen in dieser Welt zugedacht haben! Doch muss ich Euch berichten, dass jene Herrlichkeit verhüllt ist, denn der Kalif verstecket sie voll Eifersucht in einer finstren Kammer, wo außer ihr keine Seele ist. Dort, gehalten in der Dunkelheit, schwinden ihre Sinne und ihr Lebensmut. Und wir können nichts tun, als jenem Sichtum beizuwohnen und zittern vor der Eifersucht des Kalifen.“ Hamid war außer sich, ein solches Unrecht vor den Göttern konnte doch nicht einfach nur betrachtet und betrautert werden! „Führe mich rasch zu jener Kammer, ich will ihr beistehen, wenn Euch der Mut fehlt!“ Jener Diener fürchtete sich, bei einer solchen Tat entdeckt zu werden und so schilderte er dem mutigen, oder will man sagen übermütigen Hamid den Weg. Hamid wartete nicht lang, lies den Diener stehen und schlich sich durch den Palast, an mancher Wache vorbei und fand die Kammer schließlich tief unter dem Palast. Er hatte unterwegs eine Lampe an sich genommen, mit der er nunmehr durch ein kleines Fenster ins Dunkle leuchtete. Er konnte kaum etwas erkennen, doch wen er im schwachen Licht erahnte, raubte ihm vor Rührung fast die Sinne. Der Diener hatte mit seinen Worten der Dame Unrecht getan, denn ihre Schönheit war größer als diese ihn hatten glauben lassen. Die Dame bemerkte ihn, blickte ihm direkt in die Augen, man will meinen in die Seele, doch brachte sie zünächst kein Wort heraus. Dann schließlich sprach sie leise mit einer Stimme, die einen jeden Vogel beschämen musste. „Törichter! Wenn Euch mein Mann hier erwischt, dann seid ihr des Todes!“ Sie versuchte Zorn in ihre Worte zu legen. Jedoch gelang ihr dies nicht, denn ihr war als habe sie Hamid schon immer gekannt. Diesem erging es nicht anders. „Ich will Euch befreien, Euch retten. Erwartet mich hier in der Nacht, dann will ich wiederkehren mit einem Schlüssel zu der Tür, gefertigt als das großartigste Schmuckstück, dass mir nie in den Sinn gekommen wäre.“ Hamid schlich wieder hinauf in den Palast und suchte noch einmal den vertrauten Diener auf, um ihn in seinen Plan einzuweihen. Er bat ihn, des abends eine Seitentür unverschlossen zu lassen, damit er die Schöne aus ihrem Gefängnis errettten könnte. Der Diener willigte eifrig ein und so machte sich Hamid davon, aus dem Palast, in sein Haus und frisch ans Werk.

Doch ach! Der Wezir, dem Hamid edle Steine und Schmuckstücke in den Palast an diesem Tage hatte bringen wollen, war später dann zur verabredeten Stelle gekommen, ohne seinen Handwerker dort vorzufinden. Er erkundigte sich sogleich nach dessen Verbleib und es dauerte nicht lang, bis er auf jenen hilfreichen Diener traf. Dieser aber – treue Seele! – tischte im allerlei Lügen auf, um Hamid nicht zu verraten. Der Wezir aber, als langgedienter Mann des Hofes, konnte in diesem Handwerk weitaus mehr Erfahrung vorweisen und so durchschaute er die Lügen sogleich. Mit Stock und Glut war alsbald die Wahrheit herausgefunden und dem Kalifen berichtet.

Hamid fertigte jenen Schlüssel mit einer Kunstfertigkeit, die er kaum gekannt hatte. Er begab sich alsdann zur verabredeten Tür, die er auch unverschlossen fand. Sogleich schlich er den gleichen Weg entlang, dem er auch am Tage gefolgt war, nur war es dieses Mal noch einfacher, denn auch die Wachen hatten wohl ihre Nachtlager aufgesucht. An der Tür angekommen wagte er einen kurzen Blick in die Kammer, und sah in einer Ecke den Schemen jener Dame. Schnell schloss er also die Tür auf und wollte sie in seine Arme nehmen, da trat aus dem Dunkeln der Kalif ins Licht und dessen Wachen hinter Hamid. „Habe ich dich, Gesindelpack! Hast wohl gedacht, dein Plan würde mir verborgen bleiben?“ Bilkis hatte er fest an den Händen gepackt, so dass diese Hamid nur traurig anblicken konnte. „Ihr tut ihr Unrecht, Kalif! Es geziemet mir nicht, euch so anzusprechen, aber ihr vergeht euch wieder die Götter! Ihr haltet sie hier gefangen, aus dem einzigen Grunde, da ihr wisset, dass ihr Herz nicht Euch gehört!“ Der Kalif herschte ihn an: „So! Und wem dann, wenn nicht mir?“ „Ihm“ sagte Bilkis leise, „dem Juwelenschleifer Hamid.“ Der Kalif erstarrte. Dann griff er zu seinem Schwert und hieb mit einem Schlag Bilkis das Leben aus. All die Kriege und Schlachten, die diese Welt gesehen hatte, waren nichts angesichts dieser Tat, sie vergingen in Hamids Geist, der nur noch vom Anblick des toten Körpers gefüllt war. Als er wieder zu sich kam, fand er sich allein in der dunklen Kammer, getröstet nur von der Erinnerung an seine Dame.