Die wahre Liebe

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Einst wohnte auf Lichtungen im Walde drei Waldbauern. Sie hatten viele Töchter und Söhne, alle gut und gerade gewachsten und von feiner Anmut, wie die Buche im lichten Walde. Lena, die älteste aller Kinder der Waldbauern, war ein echter Wildfang, bald ließ sie sich auf die Minne des einen, bald auf die Minne eines anderen ein und war wie der Schmetterling im Sommerwind, hielt hier eine Weile inne, bald dort.

Zuletzt freite Ranulf um sie, der, obwohl vier Jahre jünger als sie, mit größter Aufrichtigkeit und großer Liebe um sie freite. Und ihr Herz weitete und erwärmte sich wie noch nie zuvor und der Bannstrahl der Liebe traf sie bis ins tiefste Mark.. Bald waren die beiden ein Paar und glücklich.

Aber die andern jungen Männer, die im ewig jungen Spiele der Liebe den Sieg nicht davon getragen hatten, waren eifersüchtig, der eine mehr, der andere weniger und neidisch ruhten ihre Augen auf dem Paar, je länger, desto mehr. Und sie bliesen Ängste und Sorgen in Ranulfs Ohren, Lena könnte wieder leichtfüßig werden und der eine oder andere erzählte vielleicht auch, was nicht wahr war. So lag immer ein Gran Sorge auf Ranulfs Herzensgrund, die anderen könnten recht haben.

Der nächste Sommer kam und die Liebe war noch immer gut und fest. Das Frühjahr aber war nun das trockenste gewesen seit Menschengedenken und die Früchte und Beeren des Waldes waren klein und wenige. Weit und lange wanderten die Frauen umher. Und es waren viele Bäche versiegt, als Lena weit umher gewandert war und nur wenig im Säckel aber einen schlimmen Durst hatte. Und als nun das Bächlein, an dem sie trinken wollte, ausgetrocknet war, ging sie weiter und fiel bald in Ohnmacht ob der großen Hitze. Da kam einer ihrer vormaligen Liebhaber des Weges, der auf der Jagd war. Und er setzte sich nieder, barg ihren Kopf in seinem Schoß und flößte Wasser aus seiner Flaschen in ihren Mund und sprach dabei gar manches liebe Wort.

Wie es aber ein böses Schicksal wollte, kam nun auch Ranulf des Wegs, und er sah, ohne gesehen zu werden und sein Herz brach entzwei und verstarb. Da ging er eilends nach Hause, griff den Handmahlstein der Mutter und einen Strick, band ihn sich um den Hals, begegnete aber seiner Mutter, die rief: „Mein Sohn, was machst du da?“ Er aber rief: „Ich bin tot, mein Herz sprang entzwei, nun will ich mich vollends töten.“ Er trat sie gegen das Knie, dass sie ihm nicht folgen konnte. Da blieb sie weinend zurück. Und er eilte dem tiefen Xurlbrunnen zu. Da kam Lena nach Hause zurück und die Mutter erzählte ihr alles. Da wuchsen ihr die großen Kräfte der Liebe zu und sie sprang ihm nach und holte ihn nahezu ein. Greifen wollte sie nach ihm, erwischte aber nur ein Haar, das ausriss und musste nun wohl in den Brunnen nachspringen. So sanken sie auf den Grund des Brunnens bei- und miteinander, Aug in Aug. Und als sie auf den Grund gekommen waren, erkannten sie ihre Liebe und wollten leben, da löste sich der Knoten und die beiden stiegen auf , dem Licht und dem Leben zu.

Sie konnten sich erzählen und erklären, was geschehen war und liebten sich fortan und bis zu ihrem Tode und es war nie mehr ein Gran Misstrauen mehr auf Ranulfs Herzensgrund.