Über Utzgolf, die Frauen und die Erfindung des Utzganspieles

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Nun lasst mich von vorne beginnen.

Es war an einem schwülen Sommerabend, Ihr wisst, solche, in denen die Nacht die gleiche Wärme zeigt wie am Tage. Nun, ich war die letzten Tage gereist, ich kam direkt aus den Hochlanden Luchnars, dieser Gegend, in der welche meiner Gesinnung oft auf neu gewonnene Sagen und Mythen stoßen, für die die Städter wohl gerne einige Silberlinge hergeben, um sie zu hören.

Ja, richtig, ich bin ein wandernder Barde, immer auf der Suche nach neuen Geschichten und Liedern. Doch zurück zu diesem Sommerabend.

Ich suchte mir eine Bleibe für die Nacht, doch wo bei den Göttern sollte ich hier ein Wirtshaus finden, alles was ich sah, waren hier und da einige Hirten. Doch spät am Abend fand ich einen Stall, nun, ich muss zugeben, es war nicht der schönste Platz zum Übernachten. Doch schien es mir ratsam, diesen Ort zu wählen, da schon einige Gewitterwolken sich am Himmel auftürmten. Bevor die Götter ihrem Zorn freien Lauf ließen, erreichte ich diese Baracke, gefertigt aus einer Handvoll Brettern, verhieß sie doch die Nacht trocken zu überstehen.

So öffnete ich das Tor, mein Herz stockte, als eine Stimme von herinnen erklang.

WER SEID IHR?

(Thalion verzerrte sein Gesicht an dieser Stelle, als wolle er damit ausdrücken, dass diese Stimme ehrfurchtserregend war. Dazu gab er seiner Stimme diesen Klang. Wie soll ich ihn beschreiben, werter Leser, sie war durchdringend wie ein Pfeil, aber zugleich dumpf wie ein Tonkrug, der auf einen Holztisch gestellt wurde, aber trotzdem scharf wie das beste Schwert, doch war sie auch sanft wie die Worte der Engel, zugleich auch verhämend wie das Lachen eines Siegers im Kampf und sie war einfach schön wie eine holde Jungfrau.

Der Leser sei darauf hingewiesen, dass Thalion dies jedesmal tat, wenn er versuchte, diese Stimme zu imitieren.)

Oh, ich bin Thalion Barden, antwortete ich, ohne zu wissen, wer oder besser was mich dort erwartete.

KOMMT HEREIN, BEVOR DER REGEN ÜBER UNS HEREINBRICHT!

Ich nahm diese Einladung dankend an, da es in der Ferne bereits zu rumoren begann.

Verzeiht, wenn ich störe, doch ich erwartete hier keinen Menschen!

OH, ICH SEHE, ICH HABE EINEN GUTEN UNTERSCHLUPF GEFUNDEN.

Ein kleiner und zudem schwacher Schein einer Öllampe ließ mich das narbenverzierte Gesicht meines Gegenübers erahnen.

Ihr habt was? Die Verwirrung stand in meinen Gesichtszügen geschrieben.

OH, ICH HABE NUR LAUT GEDACHT!

Wenn ich fragen darf, wie ist Euer werter Name?

BIN ICH NICHT DER, NACH DEM IHR SUCHT?

Nach dem ich suche? Ich bin ein Barde auf der Suche nach neuen Liedern, Sagen und Mythen. Ich kann nicht nach Euch suchen, wenn ich Euch nicht kenne!

ALSO SEIT IHR NICHT AUS DEM WEILER, DER EINE HALBE TAGESREISE VON HIER ENTFERNT LIEGT. ABER TROTZDEM, IHR SUCHT NACH MIR.

Eure Worte klingen selbstsicher und eingebildet. Höchstens Ihr wärt Utzgolf, aber das ist so wahrscheinlich, als wäre in dem Strohsack neben mir ein Säckchen mit dreißig oder vierzig Dukaten.

Mein Gegenüber begann laut zu lachen.

SO SEHT IN DEM SACK NACH, VIELLEICHT SIND JA WIRKLICH DUKATEN DARIN VERSTECKT!

Die Suche wäre vergeblich, entgegnete ich meinem Gegenüber.

Der Mann stand auf und machte sich an eben diesem Strohsack zu schaffen. Ich konnte meine Verwunderung nicht mehr länger verstecken. Nachdem er einige Zeit schon diesen Sack untersucht hatte, erhob ich meine Stimme.

Und seid Ihr fündig geworden?

NEIN!?

Was wundert Ihr euch! Wer wäre so von einem Darianer getrieben, sein Vermögen in einem Stall zu verstecken.

NUN, DIE MENSCHEN VERSTECKEN IHRE WERTVOLLSTEN DINGE AN DEN SELTSAMSTEN ORTEN!

So brachten wir noch einige Zeit damit zu, über den Sinn und Unsinn der Menschen zu diskutieren. Es muss nach Mitternacht gewesen sein, als Saarka uns in ihr Reich der Träume entführte.

Am nächsten Morgen erwachte ich von dem Blöken einiger Schafe. Doch wo war mein nächtlicher Bekannter geblieben? Als ich mich von den kärglichen Resten meines Proviantes einigermaßen gestärkt hatte, brach ich auf, um weiter meinem Weg durch Luchnar zu folgen. Den ganzen Morgen brachte ich damit zu, über das Ereignis des gestrigen Abends nachzusinnen. Als die Helios-Scheibe auf ihrer Wanderschaft den höchsten Stand erreicht hatte, sah ich in der Ferne einen kleinen Weiler. So beschleunigte ich meine Schritte, in der Hoffnung, etwas Warmes zu essen zu bekommen. Doch als die Ortschaft nur noch einige Meilen entfernt zu sein schien, traf ich den seltsamen Recken der letzten Nacht. Er war gerade dabei, sich wieder zu bekleiden, er hatte sich wohl in dem Bach gewaschen, der entlang des Weges floss. Selbst diesen Fluss hatte ich nicht bemerkt; so versunken muss ich in meinen Gedanken gewesen sein, dass ich selbst den Sinn für die Schönheit der von den Göttern geschaffenen Welt verlor.

Seid gegrüßt! Warum habt Ihr mich nicht geweckt? Ihr wusstet doch, dass ich in die selbe Richtung reisen wollte wie Ihr!

IHR HABT SO GUT GESCHLAFEN, SO DASS ICH DACHTE, ES WÄRE BESSER EUCH SCHLAFEN ZU LASSEN!

Jetzt erkannte ich auf seinem Arm dieses Muttermal. Eine Bärentatze. Nur Utzgolf hat ein solches, gestern dachte ich, es wäre eine Narbe. Ihr seid Utzgolf, stimmt’s?

IN DEM STROHSACK WAREN KEINE DUKATEN, SO KANN ICH NICHT DER SEIN, FÜR DEN IHR MICH HALTET!

Wer kann ahnen, dass ich Utzgolf im einem Schafstall treffe!

( Zur Ehre des Lesers wurde hier auf die genaue Ausführung Thalions verzichtet. Der grobe Sinn, war "Ihr seid Utzgolf?" "JA, ICH BIN ES" usw. Da Thalion dies bis zum Wahnsinn trieb, dauerte dieser Teil seiner Geschichte ca. 2 sehr lange Augenblicke - ca. 2 Stunden irdischer Zeit. Verzeiht mir bitte, dass ich dieses durchaus interessante Gespräch bis auf das Notwendigste gekürzt habe, aber ich hatte bereits nach 5 Minuten mit der Müdigkeit zu kämpfen!!)

So stimmt Eure Aussage von gestern ja doch!

Utzgolf hüllte sich in Schweigen. Selbst auf die Fragen, wo er denn seine Rüstung, sein Schwert und sein Ross gelassen hatte, reagierte er nicht. Gegen den frühen Abend erreichten der große heligonische Held und ich den Weiler.

Sofort kehrten wir in das einzige Gasthaus "Zum fröhlichen Alvech" im Ort ein. Der Wirt war ein hagerer Mann mit leichtem Bartwuchs und einer inneren Ruhe. Wir setzten uns sofort an einen freien Tisch in der Nähe der Theke. Die Schankmaid war eine sehr ansehnliche Frau. Ihre üppigen Poëna-Äpfel und ihr schulterlanges, schwarz gelocktes Haar stimmten den Gesamteindruck ab.

Ah, Utzgolf, seht Ihr auch wieder einmal unser Haus, sagte die Schankmaid mit freudig funkelnden blauen Augen.

BRINGT MIR EUREN HAUS-MET UND ETWAS ZU ESSEN; DAS GLEICHE AUCH FÜR MEINEN JUNGEN FREUND.

Utzgolf nennt mich Freund - wieder einmal war ich erstaunt über diesen Menschen.

Die Schankmaid, die sich mit dem Namen Myrrhiadh vorstellte, setzte sich jede freie Minute zu uns an den Tisch, damit sie den Erzählungen Utzgolfs folgen konnte. Sie verhielt sich dabei nicht anders als die anderen, denn ich vermute, jedes Mitglied des weiblichen Geschlechts des Dorfes, das um das zwanzigste Jahr war, saß bei uns. Ich möchte behaupten, dass in diesem Ort die Frauen mit einer überdurchschnittlichen Schönheit gesegnet waren, ein paar Ausnahmen waren natürlich auch anwesend. So verlief der Abend mit einer erzählten Heldentat nach der anderen und die Frauen antworteten immer wieder mit einem "AH" oder einem "OH". Am Ende klatschte die gesamte Versammlung Beifall, um Utzgolf Anerkennung zu schenken.

(Im Laufe erzählte Utzgolf von seinen neuesten Heldentaten, die hier nicht extra aufgeführt wurden. Der werte Leser möge doch bitte auf andere Sagen zurückgreifen, damit er einen Einblick über die von Utzgolf erzählten Geschichten gewinnt.)

Am nächsten Morgen erwachte ich mit einem Brummen eines "Gehörnten" in meinem Kopf, da ich doch am gestrigen Abend einiges an Met konsumiert hatte. Sofort stand ich auf und ging in die Gaststätte. Der Wirt empfing mich mit einem freudigen Lächeln, unter anderem meinte er, er hätte gestern das Geschäft seines Lebens gemacht und Utzgolf könnte öfters kommen. Ich sah meinen Begleiter immer noch nicht; vielleicht schläft er noch, dachte ich mir und ging aus dem Haus, um mir diesen Weiler näher anzuschauen. Außerdem wollte ich einen Krämer aufsuchen und etwas Verpflegung kaufen, denn Utzgolf wollte heute wieder weiter ziehen. Doch als ich aus der Taverne in das Freie ging, sah ich Utzgolf mit einem aus Zorn gewonnen roten Kopf.

DIESE VERDAMMTEN FRAUEN! ertönte seine zornige Stimme über den Dorfplatz. Auch diese Aussage versetzte mich sofort wieder in Erstaunen. Großer Held, was ist passiert?

  1. N?! IMMER DAS GLEICHE MIT DIESEN VERDAMMTEN WEIBERN. SIE WOLLEN EINE NACHT MIT IHREM HELDEN UND DANACH BEHALTEN SIE ETWAS ALS ERINNERUNG ZURÜCK.

Aber was ist so schlimm daran. Ich denke, es ist doch mehr als verständlich, oder? JA, ICH MUSS ZUGEBEN, ES IST VERSTÄNDLICH. ABER WAS WILL MYRRHIADH MIT EINER MEINER SOCKEN? Gut, darauf war ich dann auch nicht gefasst, ich dachte, es gehe um eine Strähne seines blonden Haares. DIESE SCHMACH LASSE ICH NICHT WEITER AUF MIR SITZEN! ICH WERDE MIR MEINE SOCKE WIEDER ZURÜCKHOLEN UND ZWAR SOFORT! War Eure Unterwäsche zu dreckig, dass Myrrhiadh nicht auch noch diese wollte? WAS?

Ich sah nur noch eine Faust auf mich zu rasen. Als ich nach diesem Schlag wieder erwachte, hörte ich die Stimmen der Dorfbewohner. Sie freuten sich und feuerten sich gegenseitig an.

Plötzlich sah ich einen jungen Bauern auf mich zu rennen, sein Gesicht war verzerrt, als wäre der leibliche Tod hinter ihm her. Sein langes rotes Haar wehte wie ein Pferdeschweif hinter ihm her. In beiden Händen hielt er eine Socke! Hinter ihm betrachteten zwei hünenhafte Männer sichtlich erheitert die Szenerie.

"Gib uns die Socke, Junge", schrie der rechte ihn an.

Als der junge Bauer mich erreicht hatte, warf er mir diese Socke zu. Bei den Göttern, der Besitzer mußte sie Äonen getragen haben! "Was soll ich mit dieser Socke, junger Freund?", fragte ich mit entrüsteter Stimme.

"Es ist die Socke Utzgolfs", rief mir der Junge zu und rannte weiter um sein Leben.

Dies die Socke Utzgolfs, konnte dies sein? Meine Überlegungen fanden ein abruptes Ende, da die beiden Hünen sich mit all ihrer Gewalt auf mich stürzten und mich zu Boden rissen.

Nein, heute hätte ich mein Bett nie verlassen sollen, es war wahrlich nicht mein Tag und so verabschiedete ich mich wieder in das Reich der Ohnmacht.

Halb in Trance erwachte ich wieder mitten in einem Tumult. "Wo ist sie, die Socke?" waren die einzigen Worte, die ich vernehmen konnte. Eins konnte ich definitiv feststellen, nicht bei mir!

"Hier, ich habe sie und ich werde sie jetzt Utzgolf wieder geben!", ertönte die junge Stimme des Rothaarigen.

Die Menge löste sich auf. Endlich sah ich Utzgolf, er war erzürnt und trotzdem schämte er sich. Doch was machte der Junge? Er lief rückwärts auf den Helden zu, gerade dieser blieb auf dem Boden sitzen und hielt sich weiter die Hände vor sein Gesicht.

"Hier habt Ihr eure Socke wieder", der Junge drehte sich um und sah nur noch einen Pfosten vor sich, "Utz...!". KRACH. Er stürzte zu Boden und hinterließ einen Blutfleck auf dem, was er eben unsanft berührt hatte. Utzgolfs Socke, wenn es sie überhaupt war, hielt er weiterhin in Richtung des Helden in seiner Hand. Dieser hätte nur nach ihr greifen müssen und er hätte sie gehabt. Die Dorfbevölkerung schrie laut "UUUTZ", sie hatte sichtlich ihren Spaß an dieser Tragödie. Selbst ich konnte jetzt das Lachen nicht mehr unterdrücken, zu komisch war diese Situation.

HABT IHR NUN GENUG SPASS MIT MIR GEHABT?, ertönte die Stimme Utzgolfs.

Das Lachen verstummte auf der Stelle. Alle schauten sich entrüstet an und lachten dann weiter, auch unser großer Held ließ jetzt seiner Erheiterung freien Lauf, zu komisch war diese Situation.

Utzgolf schenkte seine Socke nun doch Myrrhiadh, die sie gleich an die Dorfältesten weitergab. Seit diesem Zeitpunkt wurde einmal die Woche der Kampf um Utzgolfs Socke fortgeführt.

Die Dorfbewohner nannten es später dann UTZGAN, was soviel wie Utzgolfs Socke bedeutet.

(Der Leser sei darauf hingewiesen, dass "GÂNDERA" im Alt-Luchnischen für Socke steht.)

Meine Freunde, mein Begleiter war so schnell verschwunden wie ein Darianer bei Nacht.

Dies ist meine Geschichte über Utzgolf, die Frauen und die Erfindung des Utzganspieles.

Sie zeigt ein weiteres Mal, dass die Frauen nur ein Spiel mit uns Männern spielen, egal ob wir Helden oder Bauern sind. Auch die Helden unter uns haben mit dem weiblichen Geschlecht zu kämpfen, genau wie die Schwächeren unter uns.

Erzählung von Thalion Barden aus Luchnar, Anmerkungen und Niederschrift von Cederric von Hautzensteyn