Spezial:Badtitle/NS100:Ausgabe 21

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Im 2. Poëna 25 n.A.III

Der Kampf um Oberau am 9. Tag des 1. Poëna

"... Doch nun hatte das lange Warten und Planen über den Winter hinweg endlich ein Ende. Denn am zweiten Tage des ersten Poënamondes war es nun soweit, als unser Heerführer Reichsritter Markwardt von Steinach den Befehl zum Aufbruch erteilte. Schnell hatten wir unsere Sachen beisammen und die schweren Katapulte und Ballisten hinter die starken norrländischen Bullen gespannt. Wider aller Erwartungen ging es recht zügig voran, da sich die Schneeschmelze kaum auf die Boden Verhältnisse ausgewirkt hatte. Selten blieb eines der Kriegsgeräte stecken, während unbestellte, Brach liegende Felder den Marsch nach Oberau zierten. Ab und an waren einige Frauen derer, die zur teemooranischen Landwehr eingezogen wurden, auf den Äckern zu sehen; bemüht, das Land nicht gänzlich verkommen zu lassen. Als sie uns erblickten rannten die einen davon, die anderen fingen aus irgend einem Grund an zu schluchzen und wieder andere schienen sich zu freuen, daß wir sie von ihrem Tyrannen erlösten. Bei Helios, das werden wir !"
"... Es war der zweite Tag des ersten Poënamondes als ich, Späher Lukas Lattenknecht aus dem Oberauer Regiment seiner kaiserlichen Hoheit Teemoon von Teemooranien, das Heer der königlichen Truppen erblickte. In einem nicht enden wollenden Zug kamen sie wie die Zinnsoldaten in ihren blauen Waffenröcken aus den Palisaden um Niederau herausstolziert. Gerüchten zufolge sollte sich, neben diesem und dem gewaltigen Heer vom Reichsritter Sonnenstich in Perzstein, unter dem Reichsritter Hagen von Aueneck aus Thal ein weiteres königliches Heer in der Baronie Tagil sammeln. Ich kann nur hoffen, daß unser weiser Imperator die Rechnung mit diesen königlichen Truppen gemacht hat, als er sich vom selbstsüchtigen ostarischen Herrscherhaus lossagte. Sie schienen besser gerüstet zu sein.
Die Truppen aus Niederau hatten eine große Reiterei und hatten schweres Kriegsgerät. Doch eines hatten sie nicht: Die Kenntnis der Wälder im Norden und des Moores im Süden von Oberau."
Am folgenden Tage trafen die königlichen Truppen um die Mittagsstunde in Oberau ein. Ungewöhnlicher Weise lag ein dichter Nebelschleier, der sich vom See und vom Moor ausgebreitet hatte, über und um den Ort. So kam zum ersten Male seit geraumer Zeit der Oberauer Leuchtturm zum Einsatz. Aus dem Ort selbst drang jedoch kein einziger Lichtstrahl zu den königlichen Truppen. Nachdem einige Mannen zur Bewachung der Kriegsgeräte abgestellt waren, machte sich das Heer daran, den Ort nach teemooranischen Soldaten zu durchsuchen. Allerdings fand man nichts als Häuser mit verriegelten Fenstern und Türen, in denen keine Menschenseele aufzufinden war. Als die Mannen des Königs sich auf dem Platz vor dem Leuchtturm versammelt hatten, erlosch plötzlich dessen Flamme und die Tore der umliegenden Hafenlagerhallen wurden aufgerissen. Mit einem Mal strömte die Oberauer Bevölkerung aus den Lagern. Schreiend sorgten die oberauer Männer, Frauen und Kinder für gewaltige Verwirrung, während unter ihnen getarnte, teemooranische Soldten die Waffen zogen. Schnell waren die übrigen königlichen Truppen vor der Stadt zu Hilfe und griffen in das blutige Treiben ein. So überraschend der Überfall begonnen hatte, so unvermittelt war er wieder vorbei. Denn die getarnten Soldaten verschwanden durch die oberauer Gassen im südlich gelegenen Moor, das jedem Fremden die Verfolgung unmöglich machte. Erst nachdem die Ruhe in dem Ort wiederhergestellt war, wurde der Preis, den man für die Einnahme Oberaus bezahlt hatte deutlich. Verwundete Soldaten, die bei den schweren Kriegsgeräten geblieben waren, berichteten von etwa 50 Reitern, die während des Tumults aus den Wäldern auftauchten und mit Fackeln und Öl einen Großteil der Katapulte vernichteten und daraufhin ebenfalls im Moor verschwanden. Trotz des herben Verlustes für die königlichen Truppen ist die Provinz Emarania nun auf dem Landweg durch die beiden Heere der Reichsritter Markwardt von Steinach und Finian Sonnenklinge von Thardanus vom Rest Teemooraniens abgeschnitten.
Späher Lukas Lattenknecht

Großer Empfang im legendären Klub Xurliana in Jolberg anläßlich der bevorstehenden Kriegsfahrt der Ostarischen Jolbornflotte gegen die Ödländer:

Zu den Feierlichkeiten am Abend des 12. Tages des 1. Poëna lud die ausführende Oberbefehlshaberin der Ostarischen Marine, Großadmiralin Agatha von Oggnitz-Garstfelden. Der Jolbergerin oblag es, als Kommandantin der ostarischen Jolbornflotte, bei diesem wahrlich geschichtlichen Ereignis Gastgeberin zu sein. Große Aufregung lag in der Luft, war doch die Herzog-Uriel-Klasse gerade erst vom Stapel gelaufen und jetzt schon sollte sie, quasi als "Jungfernfahrt", gleich auf große "Kriegsfahrt" ziehen. Das hatte es noch nie geben. Doch die Zeiten ändern sich - auch in der traditionellen Schiffahrt - denn die Lage im Norden ließ kein weiteres Zögern zu. So wurde aber dennoch nicht auf das Fest zur Verabschiedung der Seesoldaten verzichtet, diesen Akt wollte man sich, trotz aller Gefahr nicht nehmen lassen.
Denn noble Herrschaften von nah und fern kamen angereist, der feierlichen Verabschiedung beizuwohnen. Man begegnete so manchem Höfling aus Escandra, aber auch Adlige anderer Gebiete entdeckte man unter den Gästen. Vor allem Ostarischer Adel war anzutreffen, so zum Beispiel die Freifrau von Varna, ihre Hochwohlgeboren Sabrienne von Varna. Die holde Dame hatte zum "Stapellauf" gerade die prächtigen neuen Schiffe mit bestem Jolberger Schädelspalter eingeweiht. Aber auch hohe bürgerliche Persönlichkeiten waren zugegen, so "Meister Schädelspälter", der Händler Asmund Güldentaler und ebenso der neue Vorsteher des Trozzel-Kontors. Lange ist es her, daß das ehrwürdige Xurliana, solche Massen von Menschen beherbergt hat. In Anbetracht dessen wurde der offizielle Teil der Feierlichkeiten auch sehr kurz gehalten. Lediglich Ansprachen der Verantwortlichen der Flotte waren vorgesehen. Den Beginn machte die Großadmiralin, welche in einer ungewohnt feurigen Rede ihren Mannen den Sieg zurief, so daß nicht wenige der jungen eesoldaten am liebsten die ganze "Ödlandbande" herbeigewünscht hätte, um gleich an Ort und Stelle mit ihnen "kurzen Prozeß" zu machen. Peinliches Moment, gegen Ende des vorgesehenen Protokolls, lieferte allerdings der bereits angetrunkene Kapitän des Flaggschiffes "Pfeilschnell", Xurlsen Kielholer. Als er während seiner Rede an seine "Jungs und Mädels", sich ständig entsetzlich versprach. So ist auch der Ausspruch "Den verdammten Friedländern werd` ich Feuer unterm Arsch machen", natürlich der unabsichtliche Fauxpas eines alten Seebären, der sein Quantum an Alkohol bereits mehr als überschritten hatte. Folglich legte sich eine beunruhigende Stille über den Saal, welche die Großadmiralin mit Beendigung des offiziellen Teils durchbrach und dadurch die ganze Situation gekonnt entspannte. Als dann auch noch die "Planken hereingeholt wurden" * , drehte sich der Wind wieder zugunsten der Gäste und man verlebte ein rauschendes Fest, voller zerbrochener Gläser, gebogener Bänke und vor Lärm klirrender Butzenglasscheiben.
"Plankenhereinholen" traditionelles Trinkgelage der jolberger Seesoldaten am Vorabend des Auslaufens ihrer Schiffe. Beim Schiffsbau übriggebliebene Holzplanken werden auf Fässer gelegt, an diesen Tischen wird dann hemmungslos viel jolberger Schädelspalter getrunken.

Ole Spangendrücker, freier Schreiber aus Jolberg

Neues aus Jolbenstein

Die vor einem halben Jahr in die Ödlande entsandte Strafexpedition wurde nach anfänglichen Erfolgen durch den übermächtigen Feind vernichtend geschlagen. Nach Berichten sollen nur wenige Männer mit dem Leben davon gekommen sein.

Tittelfälschung

Es ist ganz bösartig, wenn jemand Titel, wo einer ehrlich erworben hat, einfach verkehrt hinschreibt. Ich fordere den Schuldigen deshalb zum Duell. Für mich wird wer anders antreten, weil er sowas nicht abschlagen kann und so nett ist. Ein Herr mit Edlem mund, doch spricht er mit gekreuzter Zunge. Macht Euch auf was gefaßt.

Halfnet, unter anderm Streiter gegen Titelflut und Tittelebbe

Luchnische Clans äußern vorsichtig Zufriedenheit mit ihrem Herrscher

Seine Fahrten im letzten Jahr haben den Herrscher Luchnars offenbar die frühere Stubenhockerei ausgetrieben. Er verbringt weniger Zeit als früher auf der Feste Hautzensteyn und reist statt dessen viel in seiner Baronie umher. Die Clans sehen diese Entwicklung nicht ungern. Insbesondere das einst gänzlich vernachlässigte Berghochland scheint es ihm angetan zu haben. Die Mad'Glas (Clan der Bergwölfe) munkeln bereits, Koldewaiht von Hautzensteyn wolle den Ard`Glas, den höchsten Berg Luchnars besteigen. Über diesen Gipfel heißt es: Menschen, die dort oben einen Sonnenaufgang erleben, werden sehr weise, verrückt, Barden oder Paare. An manchen Feuern wird bereits gewettet, welche der Möglichkeiten wohl dem Baron widerfahren wird.

An alle Bewohner Heligonias!

Liebt ihr eure Heimat?
Seid ihr bereit, sie zu verteidigen?
Vermögt ihr eine Waffe zu handhaben?
Dann tretet bei! Jetzt!
AOK (Anti-Ödländer-Kommando)
Heligonia braucht Dich!
Informations - und Rektrutierungsstube in jeder größeren Stadt.
Eine Initiative der KP (Kampfbereite Patrioten).


Nachruf

Ein großer Sohn Heligonias,

Baron Sirium Silverhorn von Drackensteig,

ist vor seinen Gott getreten. Doch nicht schien es seine Zeit, sondern zur Unzeit und durch feigen Mord haben wir alle einen Freund verloren. Wir trauern um einen aufrechten und gerechten Mann, der stets ein Helfer der Schwachen war, der stets auf der Seite des Guten stand, unbeirrbar und treu. Gerechtigkeit war auf seine Fahnen geschrieben und er scheute niemals die unbequemen Wege, um dort zu helfen, wo seine Hilfe gebraucht wurde.
Er war ein tapferer Streiter seines Glaubens, und dabei niemals ungerecht oder fanatisch. Als aufrechter und aufrichtiger Ceride war er allen seinen
Glaubensbrüdern und -schwestern ein leuchtendes Beispiel und seinem Gott eine Ehre.
So mögen wir bei aller Trauer seinem Vorbild folgen, um ihn zu ehren. Seine Bereitschaft, zu geben, soll uns allen ein Beispiel sein. Keinem verwehrte er seinen Schutz und seinen Beistand, seine Hand und sein Schwert waren immer bei jenen, die ihn brauchten, und das Wohl Heligonias stand für ihn an erster Stelle. So hat er nun in seinem aufopferungsvollen Einsatz für Heligonia auch noch das letzte gegeben, das Gewicht seines eigenen Lebens in die Waagschale geworfen, um einem anderen in Not zu helfen. Sein Platz war immer in der ersten Reihe, ganz gleich, wie hoch der Preis dafür war. Und so starb er, wie er gelebt hat. Der Platz in der ersten Reihe ist nun frei. Möge kein Heligonier sich scheuen, ihn einzunehmen, wenn er dort gebraucht wird!
Wir werden Baron Sirium Silverhorn von Drackensteig niemals vergessen. In unseren Herzen und unserer Erinnerung soll er weiterleben für alle Zeit. Möge seine Seele Frieden haben!
Heligonia wird niemals mehr sein, wie es war.
Marvenna von Drachenstein

Ein wahrer Ritter ist nicht mehr!

Anscheinend vermehren sich die Mörder und Meuchler in Heligonia so schnell, wie anderswo die Kaninchen. Sei es, wie es sei. Warum muß es immer den Ritterstand treffen und noch dazu einen Ritter des alten Kodex, wie den Baron Sirium Silverhorn von Drackensteig? Ich persönlich werde es nicht so schnell verschmerzen, daß ein gerechter und fähiger Streiter Heligonias sein Leben verlor. Wem, so frage ich euch alle, wird als nächstes ein Anschlag gelten. Wie knapp das Schicksal einen verfehlt, habe ich selbst erfahren. Nur im Gegensatz zu Baron Sirium Silverhorn, habe ich den Anschlag, welcher mir damals vor dem Adelstag galt, überlebt. Mögen sie sich nie nach Erkenay wagen (oder sich dort auf keinen Fall erwischen lassen). Baron Sirium, ich gedenke Euer und werde Euren Namen auch nach Eurem Tod immer in Ehren halten.
Falkenur von Schwarzenbing, Vogt zu Erkenay

Höre, Lyc Lasalle!

Als feiger Mörder und Meuchler hast Du Dich in die Reihen der Aufrechten Heligonias geschlichen und hinterhältig einen der wahrhaftig Großen dieses Landes zu Tode gebracht. Diese ruchlose Tat soll nicht ungesühnt bleiben! So vernimm meine Worte:
Der Fluch aller Götter soll Dich treffen und das Blut Baron Sirium Silverhorns soll über Dich kommen. Furcht soll Deine Tage begleiten und Schrecken Deine Nächte. Keinen Schlaf sollst Du finden unter Sonne und Mond, Flucht sei von heute an Dein Schicksal und Tod Deine Bestimmung. Und dies gelobe ich, Marvenna von Drachenstein, vor den Göttern und vor Heligonia: Von dem Tage an, da der Leichnam des Barons von Drackensteig der Erde übergeben wird, soll meine Harfe schweigen, und ich will sie mit dem Schwerte tauschen und mich auf den Weg machen, Dich elenden Verräter zu finden. Bis zu jenem Tage aber soll sie schweigen, da Dein Blut die Erde tränkt und der Tod Baron Siriums gesühnt ist. Heligonia wird nicht groß genug sein für uns beide, und wo auch immer Du Dich verstecken wirst, einer von all jenen, die Dir Rache schworen, wird Dich finden und zur Strecke bringen!
Wenn aber der Tag der Rache gekommen ist, soll das Lied meiner Harfe den preisen, den Du uns geraubt hast!
Dies sei mein Schwur vor den Göttern und den Menschen!
Marvenna von Drachenstein

Höre Lyc Lassalle!

Den Zorn der Viere rufe ich auf dich herab!
Mit deiner ruchlosen Tat hast du dich außerhalb jeder menschlichen Gemeinschaft gestellt. Nicht werden die Götter diesen Frevel hinnehmen! Ereilen wird dich ihr Zorn:
Mögen die Wasser Xurls dich verschlingen! Mögen die Glieder Poënas dich zerschmettern! Erstarren lasse dich der Atem Saarkas! Das Auge Helios' verbrenne dich, wo immer du seist!
Nimue von Aue, Tochter der Poëna, Baronin von Lormark


Höre Luc Lassalle, gemeiner Mörder!

Hüte dich vor dem scharfen Auge des goldenen Falken und vor seinem pfeilschnellen Flug!
Valyar Goldschwinge

Dekadenz und Korruption bedrohen heligonische Koggenwerften

Wie im Bericht vom 1.Poëna 25 n. A. III. zu lesen war, versucht man derzeit, die Koggen durch angeblich bessere Schiffe zu verdrängen. Die Begründungen dafür entbehren jedweder nautischer Lehre und Erfahrung und bringen einen echten Seebären gar zu salzigem Lachen, wäre die Lage nicht so beängstigend. Das Koggen flußaufwärts geschleppt werden müßten, ist so lächerlich, es kann nur einem durch dünne Bergluft verkümmerten Binnenländergehirn entsprungen sein.
Die Kogge ist ein Segelschiff. Dem Segel ist es egal, in welche Richtung der Fluß fließt, es benötigt Wind, bestenfalls achterlichen. Kommt der Wind nicht von achtern, so kann man umbrassen und "gegen" den Wind segeln. Der wahre Grund für die Ablösung der Koggen ist, daß nach und nach alle heligonischen Werften von darianischen und sedomeesischen Großhändlern unterwandert werden, die ihre Patente und Arbeitskräfte zu Niedrigstpreisen verschachern, um die Koggenzunft zu vernichten. Außerdem, was glaubt der Leser, wer die 46 Langruder der neuen Schiffe pullt? Gewiß kein Freiwilliger.
Frederick Wers Achterndiek, Schiffbauer und Steuermann


"Ihr lieben Heligonier!"

Verdammt doch nicht eine Kreatur, welche nur das tat, was ihr von Natur aus vorherbestimmt war. Schließlich, auch ein Werwolf muß einmal morden. Wovon denn sonst soll diese arme Kreatur existieren? Ob Eurer Intoleranz dem Wesen Werwolf gegenüber ist dieses possierliche Tierchen in Heligonia schon fast ausgerottet worden. Zwingt uns doch der höchst lobenswerte Drang hin zum Schutze der heimischen Flora und Fauna zum einen oder anderen kleinen Opfer. So bitte ich Euch denn, wie es schon geschehen ist zum Schutze der Alraune, als der eine oder
andere Hexer oder Schamane, der terminiert werden mußte, sein Leben für unsere einheimische Artenvielfalt hingab, auch den Verlust des edlen Herrn Sirium als einen kleinen Schritt auf dem langen Weg zum Erreichen eines hehren Zieles zu betrachten.
Mit verbindlichsten Grüßen
Henriette von Pomp-Öser, verwitwete d'Abattis d'Oie
Generalsekretärin auf Lebenszeit des HTB
(Heligonischer Tierschutzbund)

Das Volk erwartet eine prachtvolle Hochzeit

Wie man dem Boten 19 entnehmen konnte haben sich seine Hochgeboren Prinz Anselm von Thal und ihre Hochwohlgeboren Baronin Tamara von Tlamana miteinander verlobt. Meine Gratulationen noch nachträglich. Leider scheint diese Verlobung jedoch unter einem schlechten Stern zu stehen, da derselbe Bote auch von der Entführung der Baronin Tamara berichtete. Jegliche Suchen nach dem Verbleib der hochwohlgeborenen Baronin scheinen bisher erfolglos geblieben zu sein, wie man dem Boten 20 zu entnehmen kann.
In Anbedacht der allgemein mißlichen Lage in Heligonia, als da insbesondere wären der Krieg mit den Ödländern und die Problematik mit Ostarien, deren Berichte die Boten in letzter Zeit zum überwiegenden Teil füllen, wäre eine etwas erfreulichere Meldung sicherlich Balsam auf unseren Seelen:
Die Hochzeit zwischen Tlamana und Thal kann auch trotz der Entführung ihrer hochwohlgeborenen Baronin Tamara vollzogen werden!
Wie der Bote 19 neben der Verlobung und der Entführung ebenfalls berichtete hat seine Allerdurchlauchigste Majestät Helos Aximistilius III in weiser Entscheidung Heliosbrief Tlamanas an die Schwester der Entführten, Freifrau Leabell von Ardelun, übertragen. Ich habe mich nun zu der Universität in Escandra über eine solche Übertragung von Heliosbriefen erkundigt, und erfahren, daß ein solches Vorgehen mit der Übertragung aller Rechte und Pflichten verbunden ist. Da die Verlobung zwischen Tlamana und Thal aber, ob der beteiligten Personen seiner Hochgeboren Prinz Anselm von Thal und ihrer Hochwohlgeboren Baronin Tamara von Tlamana, nicht nur von rein privater Natur angesehen werden kann, sondern auch allgemein heligonisch-politisches Interesse besitzt, hat ihre Hochwohlgeboren Freifrau Leabell von Ardelun mit dem Heliosbrief auch die Verlobung mit seiner Hochgeboren Prinz Anselm übernommen. Es ist daher auch ihre Pflicht die Hochzeit mit seiner Hochgeboren Prinz Anselm einzugehen.
Wir und das gesamtheligonische Volk erwarten daher, wie versprochen, Anfang des dritten Poëna des Jahres 25 n.A.III im Palast von Mirain eine prachtvolle Trauung und Hochzeit des Paares! Hoch lebe ihre Hochwohlgeboren Freifrau Leabell von Ardelun!
Hoch lebe seine Hochgeboren Prinz Anselm!
Hoch lebe das Paar!
Ragabun, heligonischer Meinungsforscher

Tod dem Tyrannen, der uns unterjocht!

Es war ein sehr kalter Morgen, als ich wie immer als erstes mein Haus in dem kleinen Dorf Singelbach in der Kronvogtei Angerwalde verließ, um meiner Arbeit nachzukommen. Das Land war mit Nebel überzogen als ein schwarzer Reiter mit der aufgehenden Sonne im Rücken auf einer Anhöhe auftauchte. Wir schauten uns eine Weile lang an und es kam mir vor als wären es Stunden gewesen, doch ich konnte nicht erkennen was er wollte, aber die Erkenntnis sollte mich schneller einholen, als ich es mir gewünscht hätte.
Als der schwarze Reiter sein Schwert erhob wußte ich, daß Unheil über das Dorf kommen würde, und ich behielt Recht, denn rund um das Dorf postierten sich weitere schwarze Reiter. Der Reiter auf dem Hügel schien der Anführer zu sein, denn als er das Schwert wieder senkte, galoppierten die Reiter auf das Dorf zu. Ich wollte noch fliehen, doch es war zu spät. Die Reitern trieben die Dorfbewohner brutal auf den Marktplatz, wo wir dann be-wacht wurden. Jetzt tauchte der Anführer des Trupps wieder auf. Er saß hoch erhoben auf seinem schwarzen Roß; der Mann war sehr groß, kurzhaarig, sein Körper muskulös und er trug einen silbernen Falken, der mit einem Lederriemen am Hals befestigt war. Als er den Marktplatz erreichte, erhob unser Dorfvorsteher das Wort und wollte wissen, was hier vorgeht. Der Reiter sagte nichts er schaute nur einen seiner Soldaten an, der dann auf den Dorfvorsteher zulief und ihm kurzerhand die Kehle durchschnitt. Nun erhob der Reiter das Wort: ,,Wir sind die Gardisten der Fürstbischöfiichen Evidenzkammer und ihr werdet beschuldigt mit dem Widerstand gegen euren Herrscher Edmond de La Cruz zu sympathisieren. Das Dorf wurde im Sinne der Anklage von der Evi-denzkammer für schuldig gesprochen. Hier wird die Evidezkammer ein Exempel statuieren und das Dorf dem Erdboden gleich machen, als eine Warnung an alle, die sich auflehnen wollen."
Nun gab er den Befehl anzufangen. Die Kinder des Dorfes wurden in den Kornspeicher gesperrt. Danach mußten die Männer ein großes Loch ausheben. Die Frauen wurden gezwungen die Gardisten zu versorgen, während eine Gruppe die Männer bewachte, eine weitere das Dorf von außen bewachte und eine andere die Häuser plünderte und die Sachen auf die Wagen verlud. Nachdem das Loch fertig war mußten wir Männer einige Galgen bauen und acht Pfähle anspitzen. Diejenigen, die sich weigerten wurden gefoltert und dann umgebracht. Im weiteren Verlauf wurden acht Frauen auf Pfähle mit Schildern gerammt und rings um das Dorf aufgestellt. Der Anführer meinte sie sollen den Reisenden von der Strafe kund tun Danach wurden zehn Männer und zehn Frauen aufge-hängt. Nachdem sie qualvoll verendeten waren, wurden ihre Leichen von verbleibenden zehn Männern in das Loch geworfen und mit Erde zugeschüttet. Der Rest wurde vor das Dorf gebracht. Als wir alle draußen waren, wurde das Dorf mit dem Kornspeicher angezündet, wo die fünfzehn Kinder unseres Dorfes unter größten Schmerzen verbrannten. Wir, die noch übrig blieben, durften nun ansehen wie unser Lebenswerk in Flammen aufging.
Ich konnte die ganze Zeit über sehen wie diese schwarzen Gardisten Spaß an der Arbeit hatten. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als der Befehlshaber den Befehl zum aufsitzen gab und dann schaute er uns an. Sein Blick war so als wäre er der Tod selbst. Als alle auf dem Pferd saßen sprach er zu uns und sagte: ,,So jetzt sind wir am Ende angelangt und möchte mich bei euch für eure Hilfe bei der Erledigung unserer Arbeit bedanken. Ihr dürft dafür euren Weg ziehen und von dem heutigen kund tun." Wir konnten es nicht glauben, daß wir dieses Blutbad überlebten. Dann meinte der Befehlshaber, daß wir lieber rennen sollten bevor er es sich anders über-lege. Wir rannten los als hätten wir den Teufel in Person gesehen oder hatten wir ihn wirklich gesehen? Und dann hörte ich einen Befehl der über die Lande geschrien wurde: ,,Vorwärts Gardisten laßt keines von diesen Schweinen leben. Ihr habt es gehört, keine Gnade." Ich schaute mich um und sah wie er sein Schwert aus der Scheide zog und wie ein Wirbelsturm auf uns zuritt und der Rest der Gardisten hinter ihm her Ich rannte in den nahegelegenen Wald um mich dort zu verstecken. Von dort aus konnte ich sehen, wie die anderen von den Gar-disten vom Pferd aus niedergestreckt wurden. Zwei Gardisten suchten den Wald nach mir ab, doch ich hatte Glück und wurde nicht gefunden - die Zeit beim Widerstand, wo ich mich tarnen lernte hatten sich also doch gelohnt.
Dies war der schlimmste Tag den ich je erlebt habe, denn an diesem Tag kamen zweiundfünfzig Männer, Frauen und Kinder auf brutalster Weise ums Leben.
Ich werde meine Familie und den Rest des Dorfes nie vergessen!
Ein Bericht des Mannes, der das Blutbad überlebte und in den Widerstand getrieben wurde.

Wir bringen den Glauben in Eure Mägen!

Lieber Glaubensbruder, lieber Bruder des Glaubens, lieber gläubiger Bruder, lieber Brudergläubiger, es ist uns kürzlich wie Schuppen aus den Haaren gefallen, daß wir in der Vergangenheit nichts als Fehler gemacht haben. Jetzt, da wir jeden Tag eine Unzahl von Anhängern an die reformierte ceridische Kirche verlieren, müssen wir dringend etwas tun, sonst gehen uns ja die Kirchensteuern aus.
Bevor ich zum Thema komme, rede ich wie gewohnt erst einmal von einer Menge anderer Dinge. Zum Beispiel ist es nötig, daß wir endlich Abschied nehmen von wenigstens ein paar unserer ältesten und verschrobensten Ansichten - ganz gleich wie sehr sie uns in den letzten Jahrhunderten ans Herz gewachsen sind. Natürlich wißt Ihr alle schon längst, wovon ich rede und habt Euch schon mehrmals über den Unsinn geärgert, denn immer noch manche unserer gut bezahlten Laienprediger verbreiten:
Frauen rangieren keineswegs - wie von uns früher oft behauptet - in der göttlichen Rangfolge gleich hinter Hengsten und noch vor Rüden. Sie kommen statt dessen an zweiter Stelle. Selbstverständlich nehmen wir sie dennoch nach wie vor nicht ernst und billigen ihnen schon gar nicht das Recht auf ein Priesteramt zu.
Ebenso haben wir uns getäuscht, als wir behaupteten, unsere Diener seien unfehlbar - sie machen gerne und häufig Fehler. Trotzdem ist das nur von marginaler Bedeutung. Irgend etwas anderes werden unsere unschuldig zu Tode gefolterten oder hingerichteten Opfer schon verbrochen haben, sonst hätten wir sie ja nicht getötet!
Dringend verbesserungswürdig sind auch unsere Prozesse gegen sündenbeladene Tiere. Während es uns bei den Verfahren gegen Kühe, Wühlmäuse und Küchenschaben den Anklägern in immerhin 30% aller Fälle gelingt, die Schuld der Angeklagten zu beweisen, folgten die Richter bei Hamstern, Kellerasseln, Werwölfen und Vampiren nur in 5% nicht dem Plädoyer des Beschuldigten - was sicher auch daran liegt, daß es auch in unseren Reihen zahlreiche Vertreter der genannten Arten gibt; man denke nur an Khaarhis, einen unserer Schützlinge. Bei Lemmingen sieht es gänzlich düster aus; praktisch alle entziehen sich einer Verhandlung durch den Freitod. Auch wenn dies ein eindeutiges Schuldeingeständnis dieser Kreaturen ist, bleibt das Ergebnis unbefriedigend.
Doch jetzt endlich zur Sache.
Leider mußten wir uns von führenden Mitgliedern des ersten Konventes bestätigen lassen, daß die Öffentlichkeitsarbeit der ceridischen Kirsche nur als absolut jämmerlich bezeichnet werden kann. So werden wir aussterben!
Deswegen haben wir eine einmalige Aktion ins Leben gerufen. Ihr Name lautet:
Das Projekt: Fressen für den Glauben!
Wir ceridischen Geistlichen tun das ja schon lange und ausgiebig. Jetzt möchten wir auch allen anderen einen heiligen Wanst verschaffen: nach dem Vorbild der in anderen Ländern so erfolgreichen BURN-Tempel (hat jemand geglaubt, wir hätten je wirklich eigene Ideen?), dessen liegendes gelbes B die Nacht erhellt und den Tag beleidigt, möchten wir alle die aus unseren Reihen, die weniger als sieben Neubekehrungen pro Woche aufzuweisen haben, umgehend ihres Amtes entheben und als Köche und Verkäufer in unseren heiligen Imbißstuben beschäftigen. Dort können sie dann endlich das tun, wovon so viele von ihnen schon lange träumen: Salz in die Wunden ihrer geschlachteten Schäflein streuen.
Liebe geht durch den Magen, auch die Liebe unserem Gott. Doch während des Kauens sollten wir das Beten nicht ganz vergessen. Nach jedem Bissen und unbedingt noch mit vollem Munde schleudere man daher seinem Nebenmanne die Worte zu "Pfeffer und Pflaumen - verschlungen für den Einen". Wenn man sie richtig ausspricht, werden diese Worte ihre Wirkung nicht verfehlen, und der Nächste wird sich - berührt von ihrer Inbrunst - betroffen abwenden!
Und sollten die Zutaten einmal nicht ganz so frisch gewesen sein, wird unser geschultes Personal gerne eine letzte Olivenölung verabreichen - auf Wunsch natürlich auch eine letzte Essigung oder Milchung.
Das Personal
Obwohl es sich bei den Imbißpriestern ausschließlich um strafversetzte Versager handeln wird, bedeutet das noch lange nicht, daß diese nicht kochen können - zu irgend etwas ist doch jeder zu gebrauchen, selbst ein ceridischer Priester.
Um diese Nichtsnutze ein wenig auf Trab zu bringen, werden wir die Leistung jedes einzelnen Mitarbeiters genau überwachen und monatlich erfassen. Die Erfolgswerte pro Kopf gliedern sich auf in kulinarischen Erfolg (in bpm/Bisse pro Monat), finanziellen Erfolg (vdk/Verdienst durch Kuh) und spirituelle Ausbeute (dvk/Durchschnittlich verunsicherte Kunden).
Fressen und gefressen werden heißt es auch bei uns; wer nicht gut genug verkauft, wandert ab in den Kochtopf. Das sollte die Motivation unserer Mitarbeiter auf einem gleichbleibend hohen Stand erhalten.
Die Leitung des Projektes wird Edmund DeLakritz übernehmen.
Der Fraß
Um uns die Dinge zu erleichtern wird heligoniaweit eine Einheitsspeisekarte eingeführt - man bekommt ja auch sonst von uns überall stets das gleiche erzählt.
Vorläufige Einheitsspeisekarte:
Aus unserem Blumenbeet (Essen für Vegetarier, Elfen und andere Pflanzenfresser)
"Der Haufen Weisheit" Vierzehnjähiger Käse aus unseren Archiven, mit Stroh aus den Köpfen unserer Klügsten
Auflauf "Erleuchtung" Zufälliges Gemisch alchemister Substanzen - eben das, was wir so jeden Tag unter irgendwelchen Vorwänden beschlagnahmen und in unseren eigenen Zauberlabors nicht bearbeiten können, weil wir keine Ahnung von solchen Dingen haben.
"Ceridenkekse" Kräuterplätzchen mit bewußtseinserweiternder Wirkung
"Heiliger Wind" kräftige Suppe aus Bohnen und Zwiebeln

Für den Wolf im Ceriden (Inquisitionkarte)
"Der letzte Schrei" Eine Schüssel Zungenspitzen ausgewählter Kritiker unserer Kirsche
"Roter Teller" Leber, frisch vom Ketzer, an Hexenhaar (noch rauchend), mit eines Soße aus dem Blute schwarzer Hähne.
"Das Mysterium" Hirn, von einem unbekannten Spender (selten vorrätig)
"Rattatoille" Überbackene Kanalratten, aus eigener Züchtung

Wir wünschen guten Appetit!

An alle Freunde der Barden und die, die es werden wollen!

Kürzlich fiels uns wieder auf: Am Anstand fehlts! Liegts an den Zeiten? Nein. Liegts an den Eltern? Wer weiß... Wir spielen vor Bauern und vor hohen Leut, doch mangelts an Höflichkeit vor alten Werten! Und bald mehr den Großen als dem niedern Volk... Laßt euch sagen, des Barden Freiheit ist nicht nur ein Wort, er spielt euch, wann und wo ER will! Gern lassen wir uns überreden: Durch euren Beifall, ein Gläschen Wein, ein kleines Geschenk... Doch herrische Befehle? Welches erzwungene Lied bereitet denn Freude im Herzen?? Wir haben unsere Kunst lange gelernt, und viel Erfahrung lehrte uns, welche Musik zum Augenblick paßt. Selten lehnen wir ab, bleiben eher unverbindlich, um dich nicht zu erzürnen... Doch beleidigst du uns mit fordernden Worten, so werden wir niemals deine Freunde!
Findabair Spinnentöter, im Namen aller Barden, die Befehle erhalten

An die Königliche Verwaltungsstelle für Kirchliche Angelegenheiten Referat CER VII/52-3 - Innere Angelegenheiten

Edle Herren!
Ich möchte Euch hiermit eine Angelegenheit zur Kenntnis bringen, die von ihrer Art her eigentlich so selbstverständlich ist, daß es kaum wert scheint, Eure Zeit mit Ihr zu verschwenden. Andererseits haben sich einige Beteiligte hierbei so engstirnig verhalten, daß in meinen Augen ein klärendes Wort durch höchste offizielle Stellen unabdingbar erscheint.
Die Angelegenheit, um die es sich handelt, ist derart peinlich für manche der beteiligten, daß ich mich scheue, die Namen aller Betroffenen zu nennen. Und zwar geht es darum, daß von einigen Landvögten, ja, gar von einigen Baronen dem Orden des heiligen Sperentius die Zusammenarbeit verweigert wurde. Nicht etwa, weil man Bedenken gegen diesen Orden hege, nein, weil dieser und andere Ceridische Orden nicht automatisch durch den Heliosbrief, der der Ceridischen Kirche verliehen wurde, mit sanktioniert seien. Fast unnötig zu erwähnen, daß es sich hierbei ausschließlich um Personen ogedischen Glaubens handelte.
Daher möchten wir Euch darum bitten, diesen genannten starrsinnigen Personen eindeutig und unmißverständlich klarzumachen, daß selbstverständlich durch den Heliosbrief des Königs auch alle Gruppierungen geschützt sind, die sich deutlich zum Ceridischen Glauben bekennen und im Namen des Ceridischen Glaubens wirken.
Eine derartige baldige Klärung durch Euch wird es den zahlreichen Waisenhäusern, Armenküchen und Siechenhäusern ermöglichen, ihre Arbeit baldmöglichst wieder aufzunehmen.
Euer ergebener
Bruder Malchias

Hargan, Soldat an der Ödlandfront :
"Und wenn die Welt bald untergeht,
Ich trink Tatzelfelser Honigmeth!"

Tragödie auf Burg Fhein - Baron von Drackensteig tot!

Das Ende des Winters und das damit erwartete Aufflammen der Konflikte mit den Ödländern hat zu einem tragischen Verlust unter den heligonischen Adligen geführt. Wie uns erste Berichte aus Brassach bestätigen, kam der tapfere Baron Sirium Silverhorn von Drackensteig als Teilnehmer einer Expedition zur Burg Fhein im Norden Brassachs durch feiger Mörder Hand ums Leben.
Lange wurde geheim gehalten, daß die bisher nur als Handelspunkt im Norden Brassachs bekannte Burg nach diversen Gerüchten während des Winters in den Mittelpunkt des Eroberungsinteresses der Ödländer gerückt war. Unauffällig schickte die Krone eine Expedition aus Heliosgardisten und Gelehrten unserer Akademica Corena nach Norden, um die Burg zu sichern und in Erfahrung zu bringen, welches Interesse die Ödländer wohl an den alten Gemäuern von Burg Fhein haben könnten, da der strategische Wert doch eher gering einzuschätzen ist. Von dieser ersten Expedition kehrte niemals eine Nachricht hierher zurück, und es stand zu befürchten, daß mit der Schneeschmelze vorrückende Ödländer die Frontlinie nach Süden verschoben und damit die Burg abgeschnitten hätten. Eilig wurde beschlossen, eine neue Expedition zusammenzustellen, recht willkürlich ging man bei der Auswahl wohl vor. Geleitet wurde der Trupp von Prior Naramus, neben brassachischen Gardisten wurden noch etliche Abenteurer, Söldner, Heilkundige und Waldläufer verpflichtet, insgesamt etwas mehr als drei Dutzend Personen konnten in der Eile auf die Reise nach Norden geschickt werden. Noch in Brassach stieß Baron Sirium Silverhorn von Drackensteig mit einem kleinen Banner zu der Expedition, er hatte sich wohl gerade im Norden selbst ein Bild vom Frontverlauf mit den Ödländern machen wollen. Gegen Abend erreichte die Expedition die Burg, die wie befürchtet von Ödländern belagert wurde. Verhandlungen schienen nicht möglich, ein Kampf war unausweichlich. Die Ödländer waren jedoch nicht zu bezwingen, es gelang der Expedition lediglich, die Belagerer etwas zurückzudrängen, die offensichtlich verlassene Vorburg zu besetzen und das Tor hinter den nachrückenden Feinden zu schließen. Doch die innere Burg befand sich nicht in Hand der ersten Expedition, sondern war durch eine mächtige magische Barriere verschlossen, so daß die neue Expedition nun zwischen den außen lauernden Ödländern und der verschlossenen inneren Burg in der Vorburg gefangen war. Waren durch die Kämpfe mit den Ödländern erst geringe Opfer zu beklagen, so sollte nun das Grauen seinen Lauf nehmen. Unter der Expedition waren Verräter, die hinterrücks mordeten, wann immer sich ihnen die Gelegenheit dazu bot. Die Götter mußten sich von ihren treuen Dienern abgewendet haben, um solch ein Schrecken geschehen zu lassen. Wohl an die zwei Dutzend Teilnehmer fielen so noch am Abend der Ankunft dem Kampf mit den Eroberern oder den Mördern zum Opfer, darunter neben ausländischen Teilnehmern beiderlei Geschlechts, verschiedensterlei Herkunft, Rassen und Professionen auch brassachische und drackensteiger Gardisten, der Wegführer Regald Borgan und der mutige Baron Sirium Silverhorn von Drackensteig. Die Leichen wurde entweder von den Ödländern wie zum Hohn in den Burggraben geworfen, oder von den Meuchlern in den Keller der hastig improvisierten Taverne geschleift. Erst im Lauf des nächsten Tages konnte dem Morden ein Ende bereitet werden, als die Mörder enttarnt und unschädlich gemacht werden konntn, und die Ödländer sich auf einen vorläufigen Waffenstillstand einließen. Es dauerte bis zum Abend des zweiten Tages, bis die magische Barriere, die den Weg in die innere Burg versperrte, gebrochen werden konnte. Dies war auch nur möglich, da von der Innenseite Hilfe geleistet wurde. In der Burg waren bizarre Dinge geschehen. Noch während die Ödländer vor wenigen Tagen die Burg überrannt hatten, hatten die Gelehrten der ersten Expedition in aller Eile eine mächtige Maschine fertiggestellt, und so die innere Burg versiegelt. In der Burg waren nun unterschiedliche Gruppen gefangen: Wenige Überlebende der Erstürmung der Burg durch die Ödländer, die sich im Verborgenen hielten, einige Ödländer selbst, der finstere Gelehrte Docartus und seine Gehilfen sowie einige unklare geisterhafte Erscheinungen. Das Erscheinen der Barriere machte die noch freien Ödländer mißtrauisch, so daß sie die Vorburg mieden und ihr Lager außerhalb der Burg aufschlugen. Die geisterhaften Erscheinungen in der inneren Burg schienen die armen Seelen derjenigen zu sein, die Tags zuvor dem unbeschreiblichen Grauen außerhalb zum Opfer gefallen waren. Während die neue Expedition sich noch außen an der Barriere versuchte, leisteten die wenigen Überlebenden von innen kräftig Hilfe. Sich vor den Ödländern verbergend, sie manchmal gar offen überlistend, beschafften sie drei Artefakte aus Ameryll, mit denen sich die Barriere am Abend das zweiten Tages endlich brechen ließ. Bis die Barriere gebrochen wurde, versuchte sich der dunkle Docartus an grausamen Experimenten mit menschlichen Körpern auf Leben und Tod. Opfer seiner Schergen brachte er mit einem Apparatus in das Diesseits zurück, oder auch nicht, wenn sein Streben keinen Erfolg brachte. Seinem grauenvollen Treiben konnte erst durch einen weiteren Mord ein Ende gemacht werden, so daß sich seine Gehilfen nun an ihrem Meister selbst versuchten. Der Apparatus funktionierte aber nicht, und der Meister blieb tot, doch auch er erschien als Geist, nun gar mächtiger als zuvor als Sterblicher, und offensichtlich seinen verbrecherischen Zielen nähergekommen. Behindert von den restlichen Ödländern in der Burg und denen von außerhalb, schaffte es die neue Expedition am späten Abend bis in den Saal, wo die große Maschine stand. Dort wurden die Gelehrten mit dem Geist des Docartus konfrontiert, es kam zu einem Kampf, wobei Docartus verschwand, der Ausgang nun jedoch unklar ist. Möge er nie mehr wieder in unserer Welt erscheinen! Genötigt von den Überlebenden der Expedition wurden die Gehilfen von Docartus nun gezwungen, sich an der Wiederbelebung der gefallenen Gefährten zu versuchen. Leider war ihr Erfolg sehr spärlich, nur einige unbekannte Abenteurer fanden den Weg zurück ins Leben, bei Regald Borgan schlug der Versuch in tiefer Nacht kläglich fehl, und das Gefolge von Baron Sirium Silverhorn verweigerte mit Hinblick auf ihren ceridischen Glauben schon den Anlauf. Große Trauer und Verzweiflung legte sich über die Nacht auf der Burg, als der Verlust vieler treuer Freunde und Gefährten beklagt wurde. Verstörung herrschte bei den Gläubigen der alten Götter wie des Einen, daß sich die Göttlichen wohl abgewendet hätten von diesem Ort. Am nächsten Morgen machten sich die meisten deshalb schnell wieder auf die Reise weg vom Ort des Grauens, nach nur mäßig fröhlichem Abend in der Taverne und schlafloser Nacht. Baron Sirium Silverhorn von Drackensteig wurde von seinem auch arg gebeutelten Gefolge aufgebahrt und in seine Heimat überführt. Kurz bevor der Eilbote abreiste, will er auch noch gesehen haben, wie die Gefährten der Opfer so manchen Leichnam geborgen und nach Möglichkeit versorgt haben, um die Körper mitnehmen zu können vom Ort der Verdammnis. Unklar bleiben viele Fragen: Was war an der Burg so interessant? Was wollte Docartus wirklich erreichen? Welcher unglückliche Stern leuchtete über der Expedition, daß sich die Götter so von ihnen abwandten? Klarheit wird hier erst die weitere Erforschung in nächster Zeit erbringen ...
Fangrin, Schreiberling an der
Hohen Königlichen Universität zu Escandra

Die Befreiung Oranecks>

Man erinnert sich an den Boten der Herzogin Walluma, der eiligst nach Dunkelstein aufgebrochen war, nachdem sich der Verdacht erhärtet hatte, der Baron von Oraneck sei heimlich mit Teemon verbündet und es würde wohl irgendwann die Zeit kommen, in der er ganz auf die Seite des Verräters wechseln würde. Einen Tag nach der Ankunft jenes Boten, verließen Brieftauben Dunkelstein. Vollbeladen mit Anweisungen hatten sie Mühe, schnell die übliche Höhe zu erreichen. Außerdem waren sie etwas verstört. Hatte nicht ein Mensch namens Jareck sich ihnen gegenüber lauthals ausgelassen, daß es eine verdammte Schande sei, daß man nicht überall gleichzeitig anwesend sein könne. Als ob sie daran Schuld wären, daß die Menschen sich gegenseitig so viel Schwierigkeiten machten. Einmal in luftiger Höhe mußten sie sich dann allerdings ganz auf ihr Ziel konzentrieren und vergaßen so, was sie zuvor noch dazu veranlaßt hatte, aufgeregt miteinander zu gurren. Nach einer Weile trennten sich dann ihre Wege. Einige flogen nach Brassach, anere nach Buchenfels und der Rest schließlich schlug den Weg nach Ankur in der Erzmark ein. Es war den Tieren unbegreiflich, wieso die Menschen nach ihrer Ankunft sofort in hektische Betriebsamkeit ausbrachen. Leider scheiterten alle Versuche, mehr darüber herauszufinden, an der unüberwindlichen Sprachbarriere. Verlassen wir jetzt aber die unergründliche Welt unserer gefiederten Freunde und wenden uns den Ereignissen aus der Sicht eines menschlichen Beobachters zu.
In Windeseile bereitete jeder der Empfänger der Nachrichten einen kleinen Heerzug vor: Kalveram vom Norrland übertrug dem Großmarschall und Landkomtur Amien der Templer zu Ankur, Hadebrand von Grauburg, das Kommando über zweihundertfünfzig ausgeruhte und stolze Templerreiter. In Buchenfels stellte Thioderik von Wälsung eine Einheit von hundert Mann auf und den Herrn Uther von Fail Morän an ihre Spitze. Herzogin Walluma schließlich ließ dreihundert herzögliche Soldaten aufmarschieren, die von Oberst Luidewick von Neuwittach angeführt wurden. Diese wurden auf Schiffe der Herzöglichen Marine verladen und fuhren den Kendlon aufwärts. Bevor sie die oranecker Grenze überquerten, stieß Hadebrand von Grauburg zu ihnen und begleitete am Ufer mit seinen Reitern die Schiffe. Bei allen drei Einheiten war darauf geachtet worden, daß der Zug ein prächtiges Bild abgeben möge und Soldaten wie Schiffe führten Flaggen mit dem herzöglichen Wappen in ihrer größten Ausführung mit sich. Alle waren offiziell unterwegs, um im Kamp gegen Teemon als Verstärkung zu dienen.
Während nun also von Osten ein beträchtliches Aufgebot heranrückte, eilte die Schar des Herrn Uther gen Kendeley, wo sie im Namen der Herzogin um Quartier baten. Unter Jubel der Bevölkerung öffnete man den Buchenfelsern die Tore . Der Herr Uther besprach sich so dann mit dem Stadtvogt Farlon von Kendeley, dessen Treue gegenüber seinem Großonkel, Herzog Uriel, nie ins Wanken gekommen war. Nach diesem Gespräch ließ Herr Farlon, in dessen Obhut vorläufig die Baronie Oraneck übergeben wurde, die Shirkon Sherendil allzu loyal ergebenen Offiziere der Stadtbesatzung von Kendeley unter Arrest stellen.
Zurück zu den Mannen aus der Erzmark und den Templerreitern, die in diesem Moment die Tore von Yllmar erreichten. Niemand, der diesem Heer unterwegs begegnet war, hatte geargwöhnt, daß das eigentliche Ziel der Herzöglichen nicht Teemoranien, sondern Yllmar hieß, denn sie sahen sehr prächtig und würdevoll aus, aber nicht wie ein Feind.
Nun war man natürlich nicht unvorbereitet an diese ganze Operation herangegangen. Schon vor einiger Zeit hatte man erfahren, daß Baron Shirkon Sherendil plante, ein herzögliches Heer, das in Oraneck sein Lager aufschlage, in eine Falle zu locken. Auch war die Existenz und Lage eines geheimen Ganges bekannt geworden, der von außerhalb der Stadt in die düstere Feste aus den Zeiten von Gurgoroth führte. Ein Fluchtgang wohl, mit den geeigneten Werkzeugen allerdings auch als Eingang in die Burg zu benutzen. Vor den Toren standen jetzt also der Großmarschall der Templer samt seiner Reiter und ein Teil der Soldaten der Herzogin. Der Rest des Heeres unter Oberst Luidewick von Neuwittach wurde von den Schiffen am anderen Ufer des Sees, der Yllmar wie ein Hufeisen im Westen umgibt, abgesetzt, ganz in der Nähe, wo jener Geheimgang ins Freie führt. Die Schiffe schließlich wurden so positioniert, daß überwacht werden konnte, ob irgendjemand den Hafen von Yllmar verlassen wollte.
Laut bat Hadebrand von Grauburg um Einlaß in die Stadt, der auch gewährt wurde, da man die Herzöglichen immer noch ahnungslos wähnte. Sobald das Heer aber einmal in der Stadt war, gelang es schnell die überraschten und zahlenmäßig unterlegenen oranecker Gardisten zu überwältigen und zu entwaffnen. Deren Absicht, die Herzöglichen im Schlaf zu überrumpeln und zu töten war somit nicht aufgegangen. Doch gab es auch viele, die dieses nicht gutgeheißen hatten. Diese wurden bald wieder freigelassen, als die Stadt sich in herzöglicher Hand befand.
Währenddessen drangen viele Bewaffnete durch den unterirdischen Gang in die Feste von Yllmar ein. Die wenigen Verteidiger wurden rasch besiegt und zum Schluß wollte man Shirkon Sherendil selbst in seinen Gemächern gefangennehmen. Oberst von Neuwittach eilte, gefolgt von seinen Soldaten, die Stufen des Bergfrieds empor. Laut pochte er gegen die Türe, hinter der sich der Baron von Oraneck aufhalten sollte, doch kam keine Antwort. Schließlich brach man das Zimmer auf und stürmte hinein.
Auf dem Boden lag die Leiche der Baronin Auriana, ihr Kopf mit einem Schwertstreich vom Leib getrennt. Von Shirkon Sherendil selbst fehlte jede Spur. Einzig ein offenes Fenster deutete auf einen möglichen Fluchtweg hin. Auch eine Durchsuchung von Stadt und Burg führte zu keinem Ergebnis. Ein einfacher Soldat berichtete später, er habe längere Zeit fasziniert den düsteren Bergfried beobachtet, um den ständig ein Schwarm Krähen flatterte. Plötzlich habe sich etwas größeres aus dem Schwarm gelöst und sei Richtung Westen geflogen.
Wie dem auch sei. Nachdem also Yllmar und Kendeley gesichert waren, zogen die Eroberer mit einigen Truppen weiter nach Westen, um den Rest des Oranecker Heeres an der teemooranischen Grenze zu überzeugen, von jetzt an wieder für Ostarien zu streiten, was auch problemlos gelang. Am 27.Tag des 1. Poena 25 n.A.III. war hiermit die Rückführung Oranecks in herzögliche Hände abgeschlossen.
Oraneck wird also vorläufig von Farlon von Kendeley regiert, bis entschieden wird, wer als neuer Baron einzusetzen ist, denn Shirkon Sherendil hat keine Nachkommen oder Verwandte. Herzogin Walluma setzte ein Kopfgeld von 2000 Dukaten auf Sherendils Ergreifung aus, doch wird vermutet, daß er zu Teemon floh, als er sein Land als verloren ansah.
Wieder flogen viele Brieftauben hin und her, doch keine von ihnen war so verängstigt, wie jene, die von Ankur nach Dunkelstein flog, da sie gehört hatte, dort würde ein lauter verärgerter Mann ihre Botschaft entgegennehmen, und Tauben sind sehr empfindlich, was Wutausbrüche angeht. Wie erstaunt war sie, als ihr jener Mensch nach Lesen der Botschaft eine besonders große Hand voll Körner reichte und dazu meinte: "Schade das ihr keinen Schnaps trinkt! Diese Botschaft wäre mir eine Flasche Schädelspalter wert." Die Bedeutung dieser Worte blieb unserer kleinen Brieftaube jedoch verborgen.

Regald Borgan lebt - Nuremburger helfen da, wo Heligonier versagen!

Eine Brieftaube aus dem nördlichen Nachbarland Nuremburg überbrachte folgenden Bericht:
Als eines der Opfer der Schrecken auf Burg Fhein (siehe anderer Bericht in diesem Boten) wurde der Leichnam des heligonischen Wegführers Regald Borgan vom Anführer der bekannten nuremburgischen Söldner-Gruppe "Die Schwarzen Falken" in deren Heimat überführt. Im Eilritt entlang den Brazach nach Norden erreichten sie die Drachenzinnen und damit die Südgrenze ihrer Heimat in nur wenigen Tagen, auch der Paß der alten nordwestlichen Handelsstraße war durch die Schneeschmelze wieder frei passierbar.
Dort angekommen, hoffte der Anführer der Schwarzen Falken, daß ein mächtiger Gelehrter namens Tiberius sich dem geschundenen Heligonier annehmen könnte. Doch dieser war verhindert, und so bedurfte es erst einiger umständlicher Vorbereitungen. Um einen geeigneten Platz zu finden, der dem Werk dienlich sein würde, mußten fast einen ganzen Tag lang aus nuremburgischen Dienst desertierte Orks von Söldnern vertrieben werden, wobei wohl über ein Dutzend Orks erschlagen wurden.
Informiert durch den Eilboten aus Brassach, eilte ein gelehrter Freund des heligonischen Waldläufers aus Escandra nach Norden, im Bemühen, die Nuremburger einzuholen. Durch die Verzögerungen vor Ort gelang ihm auch gerade noch das rechtzeitige Eintreffen, als drei nuremburgische Gelehrte schon mit den notwendigen Vorbereitungen am geeigneten Ort in einer sandigen Talmulde begonnen hatten. Lange wirkten sie an dem Körper, und baten die Götter Nuremburgs und Heligonias um Beistand. Klar und kalt wie die Nacht war, funkelten die Sterne hell und günstig, und die Götter sollten ihre Hand über die Gelehrten halten. Spät in der Nacht schlug der kaum vor sieben Tagen von feiger Mörder Hand erstochene Regald Borgan die Augen wieder auf. Sein Zustand war schlecht, und er konnte nicht fassen, was mit ihm geschehen war. Dunkel und kalt sei es gewesen, Angst und Verzweiflung seien das letzte gewesen, woran er sich erinnern könnte. Außer an den Abend der Ankunft auf Burg Fhein erinnerte er sich nur noch an eine große, dreende Scheibe aus Silber und daran, daß er wohl nicht allein gewesen sei auf der anderen Seite. Doch dann noch einmal ein Zucken, als sei er vom Blitz getroffen worden, und danach Dunkelheit. Die anderen seien weinend verschwunden, Einsamkeit, Dunkelheit und Kälte seinen alles weitere gewesen.
Regald Borgan war die restliche Nacht sehr traurig und weinte mehrfach um die anderen Gefährten, denen ein gleiches Schicksal widerfahren war, und denen keine Freunde derart beigestanden hätten. Die Weitergabe des Berichts um die restlichen Vorgänge auf Burg Fhein durch den heligonischen Gelehrten ließen ihn noch mehr zweifeln und hadern, ob sich die Götter nicht von ihnen abgewandt hätten, und wodurch sie sich ein solches Schicksal verdient hätten. Seinen nuremburgischen Rettern gelang es erst langsam im Lauf der Nacht, ihn durch ruhiges, freundliches Zureden und Verabreichen von wärmenden Getränken zu beruhigen. Sein gelehrter heligonischer Freund beschimpfte derweil ungehalten die Pfuscher, die vor wenigen Tagen die Wiederbelebung mit dem Apparatus in Docartus Labor kümmerlich hatten mißlingen lassen. Obwohl das Werk nun im zweiten Anlauf unter großen Anstrengungen fern der Heimat gelungen sei, bleibt ein kleiner Wermutstropfen, denn die Nuremburger sind dafür bekannt, sich einen solch großen Aufwand, auc wenn er für einen guten Freund geleistet wurden, durch Dienste oder bare Münze verdingen zu lassen.
Eine Weile werde Regald noch in Nuremburg bleiben, um Abstand vom Ort des Schreckens zu gewinnen und den geschundenen Körper wieder vollständig genesen zu lassen. Er werde allein in seinen heimatlichen Parimawald zurückkehren, um dort an einem geheimen und einsamen Ort als Dank für seine Errettung Poëna eine Stätte zu errichten. Sieben Tage, solange wie er im Jenseits gewesen sei, wolle er dort allein still in sich gehend verweilen, um vielleicht in seinem Herzen einen Grund zu finden, warum ihm und den anderen Teilnehmern der Expedition nach Brassach so ein Verderben widerfahren mußte. Danach werde er einige weite Reisen in andere ferne Reiche der Mittellande antreten, um durch neue Erlebnisse wieder Freude in sein Leben zu bringen. Sollten er jedoch spüren, daß die Götter in Heligonia sich auf Dauer von ihm abgewendet hätten, so würde er erwägen, seine geliebte Heimat auf immer zu verlassen, auf daß ihm unter dem Himmel anderer Reiche glücklichere Sterne leuchten mögen würden.
Fangrin, Schreiberling an der
Hohen Königlichen Universität zu Escandra

Hinweise auf den Verbleib des Prinzen von Thal?

Eine wahre Flut von Botschaften erreichte die Schreibstube in den letzten Wochen, bezüglich des Aufenthalts von Prinz Anselm von Thal. Da wir außer Stande sind, alle zu veröffentlichen, haben wir die glaubwürdigsten Zuschriften für den geneigten Leser ausgewählt:
Mein lieber Herr, der ihr Euch in der Begleitung des Prinzen Anselm von Thal wähnt (siehe H.B.20):
Um Euch in Euren Vermutungen Gewißheit zu verschaffen, müßt Ihr lediglich auf eines achtgeben. Ist Euer Gefährte "morgens" zur zwölften Stunde immer noch nicht ausgeschlafen? - Ja, dann handelt es sich bei Eurer Bekanntschaft wahrlich um einen Adligen aus Thal !
Mit freundlichen Grüßen, ein stiller Beobachter

An den Fürsten und die Fürstin von Thal:

Euer Gnaden!

Niemals, so sage ich, ist der Kerl, von dem im Helios Boten 20 so großspurig berichtet wurde, Euer Sohn! Woher ich das wissen will, fragt Ihr. Das will ich Euch sagen: Weil ich Euren Sohn in Gewahrsam habe und ich genau weiß, daß er vollständig anders aussieht als der falsche Anselm aus jenem Bericht. Damit Ihr mir glaubt, werde ich erst einmal erzählen, wie ich Euren kleinen Ausreißer gefangen habe:
Ich treibe mich beruflich meistens in den großen Dschungeln des Südens, weit von Heligonia entfernt, herum. Von Eurem Reich, weiß ich über die Korrespondenten Eures Boten, die sich hier zuhauf herumtreiben und die meinen Bericht hier weitergeleitet haben. Diese Wälder werden auch die Grüne Hölle genannt und wahrlich das sind sie! Ein Mann der nicht so abgebrüht ist, wie ich und meine Jungs, der überlebt hier keine drei Tage. Wir suchen meist wochenlang nach irgendwelchen Eingeborenen, die wir dann mit allen Kniffen, die uns die Erfahrung gelehrt hat, gefangen nehmen und dann in den großen Küstenstädten zu Höchstpreisen verkaufen. Denn eines kann ich wirklich und das ist die Qualität eines Menschen einzuschätzen. Auf einer Expedition vor einigen Tagen, begegneten wir mitten im Dschungel plötzlich einem Mann, der nicht so, wie einer der Urwaldbewohner aussah: Er war etwa 23 Jahre alt, hatte sehr helle Haut, seine Haare waren rotblond, er war klein, schmächtig und hatte einen nordländischen Akzent. Er war spärlich bekleidet, da seine ehemals vornehmen Klamotten schon seit längerer Zeit zerfetzt waren. Seine Stiefel zeugten noch von einer Pracht, die meinen Argwohn weckte. Er stellte sich als Anselmo, Naturforscher von Beruf, vor und sofort schrillten die Alarmglocken in meinem Kopf, denn ich hatte ja die Artikel in Eurem Boten gelesen. Er kam gerade noch dazu uns zu sagen, wie froh er sei, endlich ein paar Menschen zu treffen. Nach ein paar Handzeichen an meine Jungs war der Bursche schnell gefesselt und an einen Baumstamm gebunden. Meine Jungs verstehen ihr Handwerk, müßt Ihr wissen. Ihr könnt den Bengel jederzeit bei mir abholen. Die vom Boten wissen wo. Ich wäre allerdings für eine kleine Belohnung sehr dankbar. Au jeden Fall sei Euch versichert: Anselm lebt!
Federico Alvarez, Sklavenjäger

Reisebericht der Ragnhild Messer - Der Schlangenkamm

Wie viele der geographisch interessierten Herrschaften vielleicht wissen werden, brach ich nunmehr vor vier Monaten im Auftrag des hochedlen Freiherrn Caradoc Borodin zur Mark Südwall der Baronie Tlamana mit einer fünfköpfigen Expedition auf, um nach bisher noch unbekannten Pässen des unüberwindbaren Schlangenkamms zu suchen. Die Mitglieder der Expedition - alles erfahrene Bergsteiger - waren neben mir Arved der Fuchs, Harold Hermundson, Luhis der Trinker und Eredmund Hillaric. Außerdem hatten wir drei Träger aus dem Volk der Apulaq-Leute, zähes Bergvolk. Im dritten Saarka-Monat, wenn es eisig kalt aber trocken in jenen Höhen ist, die wir anstrebten, brachen wir von Lamorq auf. Zwei Wochen später, jetzt bereits im feindlichen Fels und tödlichen Firn, errichteten wir unser erstes Basislager. Eredmund zeigte erste Zeichen von Schneeblindheit, und mir waren schon zwei Zehen abgefroren; ich konnte sie abbrechen wie dürres Holz, aber mit sowas muß ein Bezwinger der Berge immer rechnen. Danach wurde es dann wirklich schwer. Meilenweite Märsche über verfirnte Schneefelder; der Kampf mit den messerscharfen Felsgraten, die uns beim Anstieg die Hände zerschnitten; Schneestürme; reißende Bergwölfe, die nicht einmal das Feuer fürchteten; trügerische Eisplatten, die den Wanderer in die bodenlose Schwärze von Gletscherspalten schleuderten; bösartige Winde, die jedem Lebewesen den Atem rauben und es in die Tiefe stoßen - das alles war nichts gegen die Kälte. Es war so kalt, daß wir drei Wochen lang nicht mehr biwakierten, da wir sonst im Schlaf erfroren wären. So kalt, daß wir nicht mehr sprechen konnten, weil die Worte erstarrt zu Boden fielen. So eisig, daß wir den Weg nicht mehr sehen konnten, weil Firn auf unseren Augen saß.
Unsere Träger gaben einer nach dem anderen auf - sie setzten sich einfach hin und starben in wenigen Augenblicken. Ihre Leiber platzten auf, als das Eis in ihren Innereien sie sprengte. Harold hustete nur noch blutigen Schaum, die dünne Luft zersetzte seine Lungen. Ich hatte mittlerweile alle meine Zehen und sechs Finger verloren, fühlte aber keinen Schmerz mehr.
Arved konnten wir nicht einmal mehr anständig begraben; er fiel in eine Spalte und verschwand vor unseren Augen, ohne auch noch einmal zu schreien. Harold verlor in der ewigen Nacht des Bergwinters den Verstand; er riß sich die Kleider vom Leib und rief immer wieder "Helios! Helios!". Natürlich tötete Saarkas Hauch ihn sofort. Nur Luhis schien die Kälte wenig anzuhaben - vielleicht lag das an den Stücken seines Jolberger Schädelspalters, die er ständig lutschte.
Aber auch er entkam dem Schlangenkamm nicht - eine im Schnee versteckte Bestie ergriff ihn eines Tages mit ihrem riesigen Maul und zerfetzte ihn vor meinen Augen. Von Entsetzen blind, rannte ich einen Hang hinunter - ich hörte hinter mir noch die gellenden Schreie von Eredmund, den das Untier wohl auch erwischt hatte. Ich stürzte den Hang in einer Lawine hinunter. Ich war allein. Ohne Ausrüstung. So gut wie tot. Ich weiß nicht, wie lange ich so lag, als ich eine tiefe murmelnde Stimme hörte, deren Worte ich jedoch nicht verstand. Ich blickte hoch. Vor mir stand ein Wesen, menschenähnlich, doch von gröberer Gestalt und mit zotteligen, eisverkrusteten Haaren bedeckt. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, nur seine besorgten und gütigen Augen. Es schien einige Fetzen von Kleidung zu tragen, doch konnte ich das im Schneesturm schlecht erkennen. Das einzige, was ich besser erkannte, waren die Stiefel aus feinstem Elchsleder, die in der Kälte weder spröde noch feucht geworden waren und sich wie angewachsen an seine großen Füße schmiegten. Die Stiefel waren bestickt. Dann verlor ich das Bewußtsein. Als ich wieder zu mir kam, fand ich mich in der stinkenden Jurte von Apulaq-Leuten wieder. Nachdem ich mich erholt hatte, brachten sie mich zurück in die Zivilisation. Ich verdanke ihnen mein Leben, mehr noch aber dem unbekannten Wesen, das mich gerettet hatte. Sagen der Apulaq-Leute nennen es den Ye-ti, den Mann im Eis. Ich aber glaube, daß es sich um den größten Helden unserer Zeit, Prinz Anselm von Thal, handelte, der auf seiner Suche nach dem Guten auch mir half. Denn woher sollte der Ye-ti Stiefel haben, wie sie nur der junge Recke auf der ganzen Erdenschale hat.

Eirik van Dannikan - Historicus und Erforscher uralter Geheimnisse

Auszüge aus meinem Traktat über die präheliotischen, gar prähistorischen Völker, Zivilisationen, Städte, Tempel und Felsbilder im Reich unseres großen Königs Helos Aximistilius III., unter besonderer Berücksichtigung fremdartig wirkender Götterdarstellungen, die auf Einflüsse von Wesen anderer Sphären und Welten, die nur der primitive Geist als Götter bezeichnen mag, schließen lassen und somit die Existenz intelligenten Lebens außerhalb der uns erschließbaren Bereiche hinweisen. Wie doch allgemein bekannt ist, zumindest in Kreisen wirklicher Gelehrter, die auch bereit sind sich dem Spott neidischer Kollegen, denen die Vision fehlt, nach den tieferen Geheimnissen des Kosmos zu suchen, tapfer zu stellen und die Gefahren von Expeditionen und archäologischen Ausgrabungen in den entlegensten Winkeln des Landes zu betreiben, erforsche ich die uralten Ruinen von Escandra seit nunmehr fünf Jahren. Die bisherigen Ergebnisse, die ich in den ersten siebzehn Bänden meiner grundlegenden Publikation "Vom Sein und Dasein gottähnlicher Wesen in unserem Lande in ferner Vorzeit" vorgestellt habe und die auch beim breiten Publikum auf großes Interesse stießen, da es sich hier um ein umfassendes Kompendium unserer Vorzeit und über den Kontakt unserer Ahnen zu den Bewohnern fremder Welten handelte, sind ja hinreichend bekannt. Hier soll nun jedoch eine aus aktuellem Anlaß vorgezogene Veröffentlichung der Beschreibung und Interpretation eines Felsreliefs erfolgen, das ich vor wenigen Wochen im Grabungssector Q 13 bergen konnte. Eine Abzeichnung füge ich unter den üblichen Vorbehalten des Publikationsrechts hinzu. Die aus grauem feinkristallinen Diorit gemeißelte und sorgfältig geglättete Reliefplatte mit den Maßen von genau einer Elle Länge und einem Fuß Höhe (nota bene! vgl. Band 9 meiner Grabungsberichte Escandra, p. 312 "Über die Proportionen der physischen Manifestationen der sogenannten Götter") zeigt im typischen Dritten Hofstil der protomyoranischen Epoche die Figur des gemeinhin als Gott K oder Wandernder Gott bezeichneten Wesens, im geflügelten Sonnenwagen, mit Schwingenhelm und Blitzrute. Diese Attribute sind nun hinreichend bekannt und überraschen den versierten Leser keineswegs. Was hier jedoch eindeutig als neues Attribut hinzutritt, ist die auffällige Darstellung der Füße, oder genauer, der Stiefel des Wesens. Die wenigen Hinweise auf die Art der zu dieser Zeit - wie allgemein bekannt nach meinen Forschungsergebnissen nunmehr 4200 Jahre zurückliegenden Epoche - üblichen Fußbekleidung läßt eher auf die Verbreitung von Laschensandalen mit diagonal geschlagenen Ristriemen schließen, während der Typ der hier vertretenen doppelt leistengenähten Schaftstiefel mit Kuhmaulform im Thaler Typ erst vor etwa drei Generationen in genau diesem Gebiet erscheinen, wie jeder auch nur halbwegs auf seinem Arbeitsgebiet bewanderte Volkskundler wissen müßte. Eine genaue Betrachtung dieser Stiefel, das kennzeichnende Profil des Dargestellten und der Bericht im vielgeschätzten Helios-Boten Nr. 20 erlaubten mir schließlich, das unergründliche Geheimnis, das hinter dem Fundstück Esc25-Q13-134 steckt, hier aufzudeken und der geneigten Leserschaft vorzustellen, um die Phänomene der Vergangenheit, die bis in unsere Zeit hinein wirken, trotz der unverantwortlichen Vertuschungsstrategien verschiedener staatlicher Stellen, ja sogar "Gelehrtenkollegien", aus dem Schmutz der Lüge und Verheimlichung ans Licht der Wahrheit emporzuziehen. Der Dargestellte ist niemand anderer als Prinz Anselm von Thal, der sich wie allseits bekannt auf einer archetypischen Queste nach der Liebe seines Herzens befindet. Die "Götter" hatten Baronin Tamara von Tlamana aus uns unverständlichen Gründen entführt, und der Prinz eroberte eines der Fluggeräte der Fremden, um ihnen zu folgen und seine Geliebte aus ihren vierfingrigen Klauen zu befreien. Dies alles fand vor über 4000 Jahren statt, da die Zeit für die "Götter" wie ein Meer ist, auf dem sie nach Belieben in alle Richtungen segeln können. Seine Reise und seine Kämpfe brachten ihm unter den Primitiven der Vorzeit den Status eines "Gottes" ein, und wir wissen nicht, ob es dem Prinzen je gelingen wird, in die Gegenwart zurückzukehren. Nur das genannte Bildnis, das eindeutig den Prinzen zeigt, gibt uns Zeugnis über eine Tragödie, die vor vier Monaten begann und über vier Jahrtausende in die Vergangenheit weiterging. Vielleicht aber sind uns die Gründe der Entführung gar nicht unbekannt; möglicherweise beabsichtigen die "Götter" aus grauer Vorzeit, wieder die Macht über unser Land an sich zu reißen, indem sie wichtige Würdenträger entführen und durch Doppelgänger ersetzen oder den König durch finstere Erpressung ihrem Willen unterwerfen. Prinz Anselm ist also der einzige Mann unserer Zeit, dessen Tapferkeit uns in der Vergangenheit vor der Versklavung retten kann.

Zum ewigen Gedenken

Einer der größten Männer Heligonias ist von uns gegangen. Ein Mann, der die Tugenden der Ritterschaft hochhielt und behütete. Das Banner Drackensteigs war unter ihm das Zeichen für Ehre, Treue, Gehorsam und untertänige Liebe zu Gott. Er war die Fackel, die die Dunkelheit vertrieb. Sein Schwert war durch die Macht des EYNEN gesegnet, es war das Symbol der Göttlichen Gerechtigkeit. Seiner Größe wollen wir gedenken und in unserem Herzen bewahren. Aufgrund Eurer ruhmreichen Taten und zum ewigen Gedenken sollt Ihr aufgenommen sein in den Stand der Seligen Märtyrer, außerdem verleihen wir Euch, Baron Sirium von Drackensteig, wenn auch leider viel zu spät den höchsten Orden der Heiligen Mutter Kirche, das St. Vastus Brustkreuz der ewigen Treue.
In stiller Trauer, Edmond de la Cruz,
Fürstbischof von Friedland, Großinquisitor von Heligonia,
Markgraf von Borneburg, Prinz von Drachenhain

Eine "Bedienstete" in Tatzelfels:
"Der Frondienst hier ist schön und fein,
Versüßt wird er durch Tatzelfelser Honigwein!"

Abzug der Heiligen Miliz aus der Baronie Tagil

Die nun beinah zwei Monde andauernden Untersuchungen des Inquisitors Juan Carlos Gurubel de Corti sind nun zu Ende. Der vermeintliche Berater des Barons von Tagil Kariss, der des mehrfachen Ritualmordes und der Ausübung von Schwarzmagie angeklagt wurde, konnte sich durch eine feige Flucht der Verhaftung durch die heilige Inquisition entziehen. Das vier Banner starke Truppenkontingent der Heiligen Miliz wurde von seiner durchlauchtigsten Eminenz Edmond de la Cruz Fürstbischof von Friedland nach Drachentrutz entsandt und wird bis auf weiteres als Leibwache des Grafen Waldemar von Drachenhain dienen, da sich das Drachenhainer Heer unter ihrem neuen Schwertführer Prinz Leomar von Drachenhain im Feld befindet. Der größte Teil der Truppe wird in der trutzigen Festung untergebracht sein, dennoch soll mit dem Bau einer Garnison demnächst begonnen werden.

An die Drackensteiger Garde

Wahrlich zu großem Dank bin ich euch verpflichtet, hätte ich es doch ohne eure tatkräftige Hilfe nicht geschafft, euren Baron Sirium Silverhorn von allem Irdischen zu erlösen. Dieser kleine bescheidene Auftrag war ja leichtens, wenn ich da noch an den jungen Baron Alahn von Soltran denke., Das kleine Jüngelchen wollte damals einfach nicht sterben, auch nicht, als ich seine Ärmchen und Beinchen wie altes morsches Holz zwischen meinen Kiefern zerbrach. So hoffe ich auf ein baldiges Wiedersehen mit euch schmackhaften Drackensteiger Gardisten, die ihr im Gegensatz zu den aufgedunsenen brassachischen Recken so leicht verdaulich und bekömmlich seid.
Hochachtungsvoll, Lykarion Lasall, ein Feinschmecker

Das Große Autodafé zu Bornburg

Eigentlich hatte ich vor nach Bornburg zu reisen, um einen Handelskontor zu errichten. So hörte man doch, daß die Stadt im Aufblühen war, und von meinem Vetter hatte ich erfahren, daß Häuser in der nördlichen Stadt günstig zu haben seien. Ich war schon mehrere Tage mit meinem Diener Jureg und meinem neu angeworbenen Waffenknecht Lykarion Lasall die alte Dracconianische Reichsstraße entlang geritten, die sich durch die Markgrafschaft Bornenburg entlang schlängelt. Die Reise war bis dato eintönig und langweilig, einzelne Bauerngehöfte und kleinere Nadelwäldchen waren das einzige, was zu sehen war. Bei Einbruch der Dämmerung des 23. Tages im 3. Poëna konnten wir endlich die Silhouette der trutzigen Stadtmauern Bornburgs erkennen, die noch aus der Zeit des alten Großfürsten Jaroslav II stammten. Ich beschleunigte meinen Ritt und ging in den Trab über, wollte ich doch vor Einbruch der Nacht die schützenden Stadtmauern erreicht haben. Als wir dem Nordtor der Stadt näher kamen, hörte ich die Schreie und Jubelrufe von Menschen, auch konnte man den Lichtschein von vielen Fackeln erkennen. Als wir dann nach einem zügigen Galopp endlich das Nordtor erreichten, stockte mir der Atem. Ich konnte kaum glauben was ich da sah. Etwa 100 Schritt neben dem großem Stadttor hatte man eine Tribüne errichtet, auf dem sieben prächtige mit viel Aurazith verzierte Stühle standen. Auf diesen saßen ceridische Geistliche. Sie alle trugen ein dunkelrotes Habit und alle hatten sie den Krummstab und den dunkelroten Hilarium auf. Prälaten, dachte ich, die höchsten Geistlichen der ceridische Kirche hier in Bornburg, da muß j wohl was besonderes anliegen. Einer von Ihnen trug sogar eine rotgoldene Alba das Zeichen eines Legaten. Ein Gesandter seiner Heiligkeit des Patriarchen und Erzprimus von Heligonia. Eine riesige Menschenmenge hatte sich vor der Tribüne versammelt und die Soldaten der fürstbischöflichen Garde hatten große Mühe, die Ordnung aufrechtzuerhalten. Überall spürte man Unruhe in der gaffenden Menge. Wie gebannt starrte ich auf die Tribüne, meine Augen wollten sich einfach nicht von dieser Pracht loslösen. Plötzlich hörte ich die Stimme meines braven Dieners Oleg, der mir ins Ohr flüsterte: " Seht Herr, seht dort drüben auf dem Hügel". Ich drehte mich um und spähte in Richtung eines wohl künstlich aufgeschütteten Hügels. Eine unheimliche Furcht überkam mich, denn was ich da sah, konnte nicht war sein. Ich erblickte einen riesigen Scheiterhaufen, sorgsam im Geviert getürmt und darauf hunderte von Menschenleibern. Sie waren durch Stricke und Ketten miteinander verbunden. Sie trugen alle einfache Linnengewänder und hatten die Caroza auf, die Schandmütze, auf der das Wort Ketzer stand. Um den Scheiterhaufen waren Soldaten der Heiligen Miliz postiert, sie trugen schwarze Kaputzen, Sauspieße und einige trugen Fackeln. Plötzlich ertönte ein Trommelwirbel, es ertönten Fanfaren. Die schrille Stimme eines Herolds ertönte. Seine Hochwürdigste Exzellenz Abt Crean von Hohensieburg, Prälat der Heiligen Ceridischen Kirche! Daraufhin erhob sich einer der Kirchenfürsten und mit lauter Stimme verkündete er: "Im Namen Seyner Heiligkeit des Patriarchen der Heiligen Ceridischen Kirche erklären Wir, Crean durch Gottes Barmherzigkeit Abt von Hohensieburg, euch, die ihr euch in eurer ketzerischen Verkehrtheit zum Glauben der reformierten ceridischen Kirche bekannt habt, zu Abtrünnigen und Götzendienern. Da aber die Heilige Mutter Kirche dem, der zurückkehrt, ihren Schoß nicht verschließt, haben wir geglaubt, daß ihr euch wahrhaftig abgewendet habt von euren Irrtümern und Vergehen, als ihr sie an jenem Tag öffentlich widerrieft und gelobtet, nicht der Sünde der responsio mortifera zu verfallen, der Rückfälligkeit. Dennoch seid ihr auf Betreiben des Urhebers aller Abtrünnigkeit und Ketzerei, der über euer Herz hergefallen ist, um es zu verführen, dahin zurückgekehrt, wo der Hund zu seinem Auswurf zurückgekehrt ist. Ihr habt statt dessen in aufrichtiger und gottesfürchtiger Gesinnung mit heuchlerischem Herzen eurem verlogenen ketzerischen Glauben nur mit falschen Worten abgeschworen, was auf Grund klarster Urteile erwiesn ist. So erklären wir euch alle erneut der Exkommunikation verfallen, die ihr mit eurer Rückfälligkeit in eure früheren Irrtümer und Ketzerei auf euch geladen habt. Mit diesem Urteil erklären Wir, die Wir über euch richten, daß ihr wie ein brandiges Glied aus der Einheit der Kirche ausgestoßen und von ihrem Leibe weggerissen werdet, damit ihr die anderen Glieder nicht anstecket. Und nun entzündet das reinigende Feuer, welches euch läutern möge und Gnade euch Gott.
Wenige Augenblicke nach dem Ende der Urteilsverlesung wurden der Scheiterhaufen entzündet, auf dem, wie ich später erfuhr, 188 Männer und Frauen, alles Gläubige der reformierten ceridischen Kirche, einen qualvollen Tod starben. Der Todeskampf der Verurteilten war schrecklich und grausam zugleich. Einige sangen das Lied "Lobet die Eyne", ein Lied, welches sozusagen das Glaubensbekenntnis der reformierten ceridischen Kirche darstellt. Ich konnte die lethargischen Gesichter einiger alten Menschen erkennen. Sie schwiegen, kein Laut kam über ihre Lippen und ihre steinernen Mienen machten mir bewußt, sie hatten sich im Herzen schon längst mit ihrem Tod abgefunden. Einigen wenigen dagegen war es gelungen, sich von ihren Fesseln zu befreien. Sie versuchten, dem brennenden Inferno zu entfliehen, doch welch sinnloses Unterfangen: Soldaten der Heiligen Miliz stachen und hieben mit ihren Sauspießen wie tollwütige Hunde auf sie ein. Sie wurden wie Vieh abgeschlachtet und ihre markerschütternden Todesschreie gellten durch die Nacht.... Ich konnte dieses Bild des Schreckens nicht länger ertragen und darum wandte ich mich ab. Ein feister, in einen blauen Pelzwams gekleideter, stämmiger Mann kam mir entgegen. Auf meine Frage, seit wann es denn die reformierte ceridische Kirche auch in Friedland gibt, antwortete er mit einem hämischen Grinsen:" Die Reformierten, die gibt es nicht mehr, der Glaube löst sich gerade in Rauch auf ...... ".
Ulgar Stöckelfisch, Fischhändler aus Ostarien

Schloßbau zu Südescandra auf unbestimmte Zeit verschoben

Nur wenige Tage vor dem Poenafest und dem damit einhergehenden Baubeginn des neuen Lustschloßes unseres Freiherrn Finian Sonnenklinge von Thardanus wurde bekannt , daß die Grundsteinlegung auf unbestimmte Zeit verschoben wird. Der bereits eingetroffene Blausteiner Marmor wurde in verschiedene Lagerhäuser gebracht und die Vorbereitungen der Festlichkeiten fanden ein jähes Ende. Es gibt verschiedene Spekulationen um den Aufschub des Palastbaus : Sei es, daß der Freiherr, der sich derzeit im Feld gegen Teemooranien befindet, persönlich zugegen sein möchte; sei es, daß diesem das Geld ausgegangen sei, oder, daß er mit dem vielen Geld in näherer Zukunft wichtigere Investitionen tätigen wolle. Den wahren Grund der Verschiebung wird jedoch wohl nur die Herrscherfamilie zu Südescandra wissen.

Wiffelbeer - Das süße Geheimnis aus Wolfenfeld!

Entzieht Euch nicht dem wachen Auge Helios:

Wir, Baronin Leabell von Tlamana, Freifrau von Ardelun, fordern Euch, Baron Herian von Carajon, auf, Tür und Tor Eurer Schlösser und Burgen einem neutralen Prüfer binnen einem Monat zu öffnen. Dies soll Euch die einmalige Möglichkeit geben, Euch von dem Verdacht, unsere geliebte Schwester entführt zu haben, reinzuwaschen, oder, falls Ihr der Aufforderung nicht folgeleistet und Euch damit dem Auge Helios entzieht, Eure Schuld offen zu bekennen.

Nach der "Feuerschlacht" nun der Jolborn endlich wieder frei schiffbar

Kein Ödländer mehr weit und breit! Es berichtet Josser Hunsfotter, ein junger Jolberger Seesoldat auf der "Prinz Aftalun", dem neuen Flaggschiff der Ostarischen Jolbornflotte. Völlig ereignislos verlief die Fahrt den Jolborn hinauf, die Landschaft flog förmlich an uns vorbei - wir waren teilweise sogar gelangweilt. Dies änderte sich allerdings schlagartig, als wir die Grenze Dunkelsteins hinter uns ließen. Wir ankerten am Abend des 27. Tag des II. Poena an einer kleinen namenlosen Inselbucht inmitten des Flusses. Kapitän Xurlsen Kielholer teilte gerade die Nachtwachen ein, als er auf einmal aufzuhorchen schien und wie ein Wolf seine Nase witternd in den Wind hielt. "Ödländer und davon verdammt viele, ... Alle Mann auf Gefechtsstation!" brüllte er. Nun ging alles furchtbar schnell, die Schiffe der Flotte zogen sich zusammen und bildeten so eine undurchdringliche Phalanx - tausendmal hatten wir dieses Manöver schon durchgeführt, jeder wußte, was er zu tun hatte. Und tatsächlich, der Alte hatte recht gehabt, vor uns der Feind. Wie lose Äste im Wasser trieben nun plötzlich kleine Flösse auf uns zu. Bewehrt waren die Ödländer mit großen Keulen und kleinen, funkelnden Dolchen - eigentlich keine Gefahr für uns, aber ob ihrer immer weiter wachsenden Anzahl wurde uns langsam bang. Hinter der Flußbiegung, da mußten sie herkommen. Kielholer bellte jetzt kurze Befehle, die Schlacht begann, unzählige unserer brennenden Speere peitschten durch die Luft und holten unter den Ödländern blutige Ernte ein. Dennoch strömten diese ohne Unterlaß weiter auf uns zu, der Kapitän murmelte etwas wie, "...Sind wohl voll in ein verdammtes Hornissennest getreten - Na, mir soll`s recht sein..." und schickte eine weitere Salve los, gellende Schreie folgten als Atwort. Trotzdem konnten wir nicht verhindern, daß einige der Wilden bis an die Reeling unserer "Aftalun" herankamen und sich mit Hilfe ihrer hölzernen Wurfhaken daranmachten uns zu entern. "...Aber nicht mit Kielholer!" sagte der alte Seebär hinter mir und zog seinen Säbel. Ich tat es ihm gleich und haute vor mir ein Tau entzwei. Zufrieden vernahm ich ein lautes Platschen, "Einer weniger!" dachte ich bei mir. Weitere Zeit zur Freude hatte ich jedoch nicht, denn auf einmal stand da mordlüsternd ein Ödländer vor mir. Sein Körper war über und über mit Tätowierungen bedeckt, skurrile Fratzen und abgetrennte Gliedmaßen waren zu erkennen, seine Haare waren mit Teer verstärkt und deuteten wie Buschwerk in alle Windrichtungen. Wild schwang er nun eine riesige Keule, sein schriller Kampfschrei fuhr mir in alle Glieder. Schnell kämpfte ich die gefährliche Lähmung des Schreckens nieder, mit einer Bewegung schnitt ich dann den Mann in zwei Teile, er fiel vor mir zu Boden. Nun sah ich mich um, die meinen hatten sich in zei Lager geteilt, die einen hielten an den Geschützen Stellung, die anderen stürzten sich auf die enternden Ödländer und schützten so die tapfer feurenden Kameraden. Blindlings warf ich mich dort ins Kampfgetümmel. Im Nu waren die Schiffe von den Angreifern befreit und wir fanden Zeit aufzuatmen. Doch nur kurz, denn Kapitän Kielholer ließ Kurs auf die Flußbiegung setzen, wir legten uns nun in die Riemen, allen war bewußt, daß keine Zeit zu verlieren war. Blitzschnell manövrierte uns der Käptn an der Insel vorbei, an die gewünschte Stelle - vollkommen vom Jagdfieber gepackt überfuhr er auf dem Weg dorthin - noch verwegen lachend - ein paar der Flöße, lautes Krachen und gurgelnde Todesschreie gaben uns Auskunft über den Erfolg. Ununterbrochen zuckten unsere Feuerspeere wie Funken in die Reihen der Angreifer, so unter Feuer genommen suchten einige der Halunken ihr Heil in der Flucht, "...Aber nicht mit Kielholer..." hörte ich den Alten wieder hinter mir murmeln. Geschickt schnitt er den Feiglingen den Weg ab, ach sie starben einen schnellen Tod. An der neuen Position angelangt stockte uns der Atem, wahrlich wir waren auf ein Hornissennest gestoßen! Vor uns lag eine von den Ödländern befestigte Insel, in wahren Sturzbächen quollen Menschenmassen aus der Festung hervor und alle hatten sie uns zum Ziel. Uns auf der Aftalun schwand jede Hoffnung, gefaßt sahen wir unserem Tode schon fest ins Auge, da nahte Rettung - natürlich, die anderen Schiffe der Flotte waren uns gefolgt und postierten sich neben uns in einer langen tödlichen Reihe. Auf kurzen Befehl Kielholers begann das Bombardement der Insel. In der beginnenden Dämmerung fuhren die Speere wie Heliosstrahlen dicht an dicht in den hölzernen Zaun der Insulaner - sofort fing das Holz Feuer. Der eigentliche Kampf war vorbei, war hatten gesiegt! Das zumindest dachte ein jeder, auf einmal schossen aus der Befestigung drei Lichtblitze, Feuerkugeln gleich, fielen sie auf die "Pfeilschnell" nieder, das ehemalige Flaggschiff fing sofort Feuer, von Achterntrutz stieg qualmeder Rauch empor. Plötzlich drehte auch noch der Wind und das Feuer drohte auf die anderen Schiffe überzugehen, mir wurde es gleichzeitig heiß und kalt, warum erkannte dies keiner der Befehlshaber? Schnell stieß ich die nötigen Befehle aus, wohlwissend, was mich für diese Amtsanmaßung erwartete. Dennoch - ich mußte handeln. Endlich sah ich langsam Bewegung in meine Kameraden kommen. Die Schiffe lösten ihre feste Umklammerung - die Gefahr war gebannt. Die "Pfeilschnell" neben uns, brannte nun lichterloh. Ein Krachen ließ uns aufhorchen, starr vor Schreck wurden wir gewahr, daß sich der Hauptmast des getroffenen Schiffes langsam, wie ein gefällter Baum, auf uns niedersenkte. Funken stoben auf und unsere "Aftalun" schwankte bedenklich, als der Mast mit voller Kraft auf uns niederkam. Schnell schauten wir nach Opfern dieser letzten Attacke unseres Feindes. Doch das einzige, was wir erblickten, war Kielholer, der unter dem Mast begraben, hektisch um sich schlug. Schnell wurde das brennende Holz ins Wasser beförder, dabei entdeckten wir, daß des Käptn rechter Arm bis zur Mitte der Elle abgerissen war. Haut und Knochensplitter hingen an der angekohlten Wunde. Rasch holte man den Schiffsmedicus, jener sorgte sich um den heftig blutenden Stumpf, so daß das Leben unseres Käptn gerettet werden konnte. Statt der erwarteten Schmerzenslaute, hörten wir nur ein: "Holt mir Schädelspalter potzblitz!" Der Sieg war nun endgültig unser. In dieser Nacht und am Tag darauf mußten noch viele der Ödlander ihr Leben lassen - niemand zählte sie, auf unserer Seite nahmen nur zehn Mannen Platz auf Gwons Schwingen ein. An Schiffen hatte lediglich die "Pfeilschnell" Schaden genommen, noch am selben Tag wurde sie im Schlepptau nach Jolberg gebracht - hoffentlich kann das alte Flaggschiff wieder flottgemacht werden. Kielholer erholte sich - wohl auch ob des Erfolges - schnell, schon am übernächsten Tag begutachtete er die errichtete Festungsanlage. Anstelle der zerstörten Hand saß dort nun ein stählerner Haken an der Rechten - Kielholer hatte Gück gehabt. Wer - sagt mir, hätte nicht seinen rechten Arm für diesen Sieg eingetauscht?

Der Teemooranienkonflikt

Über den ganzen Winter hinweg berieten die Reichsritter der Tafelrunde, Finian Sonnenklinge von Thardanus, Sevinjen van Grimmrock, Markwardt von Steinach und Hagen von Aueneck über das weitere Vorgehen ihrer drei Heere. Ebenso waren Baron Krator von Rebenhain und Baron Thioderik zu Buchenfels bei den verschiedenen Beratungen zugegen, da sie sich zum Wohle Heligonias bereit erklärt hatten mit ihren Truppen die Söhne des Lichts zu unterstützen. Unterdessen hob Teemon von Teemooranien nach seiner Niederlage in der Senke von Corwall im ganzen Land alle wehrfähigen Bauern aus, um sie seinen verbliebenen Soldaten anzugliedern. Mit denjenigen unter ihnen, die sich weigerten, wurde kurzer Prozeß gemacht. Auf diese Weise gelang es dem Baron, ein Heer "Freiwilliger" aufzustellen, das der Übermacht der königlichen Truppen der Anzahl nach beinahe gewachsen war.

Gerüchte und Kurzmeldungen :

Baron Thioderik zu Buchenfels erreicht mit mehreren hundert schweren Fußtruppen und dem ihm unterstehenden friedländischen "Garderegiment Rothfels" das Heerlager von Reichsritter Finian Sonnenklinge zu Thardanus in Perzstein. Teemon von Teemooranien zieht mit Hilfe von Schiffen und Booten seine verbliebenen Truppen aus den Schlachten um Niederau, Corwall, Vliss und Vorberg, sowie sämtliche Soldaten aus den Provinzen Lodenburg und Hohenforingen zusammen. Zudem seien alle verfügbaren, wehrfähigen Männer in der Bevölkerung ausgehoben und soweit wie möglich ausgerüstet worden. Baron Krator zu Rebenhain trifft mit einem über tausend Mann starkem Söldnerheer bei Vorberg mit den Söhnen des Lichts unter Reichsritter Hagen von Aueneck zusammen. Gemeinsam rücken die beiden Heere am folgenden Tage in Richtung Seeburg aus.

Emarania vom Rest Teemooraniens abgeschnitten :

Am zwanzigsten Tage des ersten Poena traf ein Heliosbote des königlichen Heeres in der Schreibstube ein. Wie er mitteilte, gelang es Reichsritter Markwardt von Steinach mit seinen Truppen durch einen Marsch von Niederau nach Oberau, Emarania vom Rest Teemooraniens abzuschneiden, nachdem bereits vor Einbruch des Winters Reichsritter Finian Sonnenklinge von Thardanus die Provinz Emarania von Lodenburg abgetrennt hatte. Obgleich kein Menschenleben zu beklagen war, überschattete die Einnahme Oberaus ein schwerer Verlust. Denn während Oberau von königlichen Truppen nach teemooranischen Soldaten durchsucht wurde, gelang es einigen mit Fackeln bewaffneten Reitern aus den nördlichen Wäldern einen Teil der zurückgelassenen königlichen Kriegsgeräte in Brand zu setzen. Die Verfolgung der Rebellen mußte ferner abrupt abgebrochen, da diese einen Fluchtweg durch das neblige Moor im Süden Oberaus nutzten. Zwei Tage darauf setzte sich das Heer unter Reichsritter Markwardt von Steinach gen Quellstedt in Bewegung.

Die große Schlacht vor Wasserau :

Es war der siebzehnte Tag des ersten Poena um die Mittagszeit, als zum zweiten Male, nach der Schlacht um die Senke von Corwall, teemooranische Truppen den königlichen Söhnen des Lichts und deren Verbündeten auf dem Schlachtfeld gegenüberstanden. Teemon von Teemooranien war es nach seinen Niederlagen gelungen ein weit über zweitausend Mann starkes Heer auszuheben, welches zahlenmäßig den vereinigten Heeren der Reichsritter Finian Sonnenklinge zu Thardanus und Hagen von Aueneck knapp überlegen gewesen wäre, wenn nicht Baron Krator von Rebenhain und Baron Thioderik zu Buchenfels zur Unterstützung herbeigeeilt wären. Einige Minuten, die wie eine Ewigkeit schienen, standen sich die beiden Heere gegenüber. Ein Bote, der mit einem letzten Ultimatum zu Teemon gesandt wurde, kehrte nicht wieder. Statt dessen setzte sich das teemooranische Heer jubelnd in Bewegung. In lauten Spottgesängen verhöhnten sie Söhne des Lichts, den obersten Heerführer Finian Sonnenklinge von Thardanus, die beiden Barone mit ihren Truppen sowie das ostarische Herrscherhaus. Woraufhin ein Hornsignal auf der Seite der Königlichen ertönte und die schweren Kriegsgeräte auf ihre Weise antworteten. Von den Katapulten und den darauf einsetzenden Armbrust- und Bogenschützen unbeeindruckt prallten die Teemooranier bald auf die Königstreuen. Ein heftiger, lang andauernder Kampf entbrannte. Doch Dank der eisernen Disziplin der rebenhainer Söldner und der Entschlossenheit der königlichen Fußtruppen gelang es, dem wilden Ansturm ohne allzu schwere Verluste standzuhalten. Auch die in die rechte Flanke der königlichen Armee stürzende teemooranische Reiterei konnte drch den Einsatz des friedländischen "Garderegiments Rothfels" unter Thioderik von Wälsung trotz schwerer Verluste aufgehalten werden. Noch während Baron Krator im Gegenzug mit den seinen darum bemüht war, einen Keil durch die feindlichen Reihen zu schlagen, zog Reichsritter Finian Sonnenklinge hinter den Königlichen auf seinem Roß sein Schwert zum Zeichen und streckte es gen Helios. Ein gleißendes Licht, hell wie die Sonne, ging von der Klinge aus und drohte all jene zu blenden, die sie erblickten. Unmittelbar darauf dröhnte der Ruf eines Horns wie Donnergrollen über das Schlachtfeld, dem eine kurzzeitige Stille folgte. Als man Reichsritter Sevinjen van Grimmrock auf der nahegelegenen Anhöhe mit "Xurls" legendärem "Horn" in der Hand erblickte. Hinter jenem ehrwürdigen Leiter der Heliosakademie, den der friedländische Fürstbischof lediglich als "altes Fossil" bezeichnete, marschierten die 500 schweren Reiter seiner Majestät in einer Front auf. Ihre Roßpanzer und Vollharnische glänzten in der Nachmittagssonne als sie ihre Lanzen senkten und erneut "Xurls Horn" über das Schlachtfeld schallte. Einer carajoner Schlangenkammlawine gleich donnerten sie die Anhöhe hinab, daß die Erde zu beben begann. Unruhe machte sich bei den teemooranischen Soldaten breit und die Panik stand den rekrutierten teemooranischen Bauern ins Gesicht geschrieben, als die Reiterei auf sie zuhielt und sie einzukreisen drohte. (...)Nicht mehr lange dauerte es und die Schlacht war entschieden. Allein Teemons energischem und entschlossenem Wesen ist es wohl zuzuschreiben, daß die Schlacht nicht zu einer völligen Niederlage für ihn wurde und er mit knapp tausend seiner tapfersten Soldaten nach Schloß Seeburg entkommen konnte, während der Rest seiner Truppen entweder niedergemacht wurde oder kapitulierte.

Was geschah nach der Schlacht ?

Während Reichsritter Sevinjen van Grimmrock gemeinsam mit den Baronen den "Rotzlöffel Teemon", wie er ihn nannte, bis vor die Tore Schloß Seeburgs verfolgte, ließ Finian Sonnenklinge von Thardanus bei Wasserau ein Lazarett errichten. Auf seinen Befehl hin sollten dort alle Verwundeten, ob Freund oder Feind, versorgt werden. Ebenso erwies man den Gefallenen die letzte Ehre und veranlaßte Ihretwillen die Errichtung eines Mahnmals. Als am nächsten Morgen die übrigen königlichen, rebenhainer und buchenfelser Truppen Seeburg erreichten, wehte über dem Schloß die weiße Fahne und das Burgtor war geöffnet. Wie berichtet wurde, sei Teemon mit den ihm verbliebenen Truppen noch in der Nacht über den Emaransee angeblich nach Oraneck geflüchtet, was sich angesichts weiterer Nachforschungen in den nächsten Tagen bewahrheitete, während seine Gemahlin am Morgen die weiße Fahne gehißt und das Burgtor geöffnet hatte. An diesem Tag übergab Angharad Elanor Teemooranien und sich selbst freimütig in die Obhut der königlichen Tafelrunde. Die Nachricht über die Niederlage Teemons verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Vielerorts, insbesondere in der Provinz Lodenburg, wurde die Befreiung vom Tyrannen gefeiert. So gelang es Reichsritter Markwardt von Steinach mit seinem großen Heer die Provinz Hohenforingen, wie auch Reichsritter Finian Sonnenklinge von Thardanus die Provinz Lodenburg, ohne nennenswerte Vorkommnisse und Zwischenfälle zu befrieden.

Bekanntmachung : Teemooranien befreit !

Hiermit sei kund getan, daß Teemooranien durch die königlichen Truppen sowie durch die Unterstützung der Barone von Rebenhain und Buchenfels befriedet und unter die vorläufige Verwaltung der königlichen Tafelrunde gestellt worden ist, als bis seine Erlaucht, Herzog Uriel II., neue Lehnsherren eingesetzt hat. Wir lösen hiermit Teemooranien vorübergehend wieder in seine drei einstigen Baronien auf, wobei Emarania Reichsritter Hagen von Aueneck, Hohenforingen Reichsritter Markwardt von Steinach und Lodenburg unserer Obhut anvertraut wird. Ferner erklären wir das Handelsembargo gegenüber Teemooranien für aufgehoben. Weiterhin geben wir bekannt, daß die Gemahlin Teemons in ihren Gemächern im Gewahrsam genommen wurde, während sich der Verräter mit seinen letzten Getreuen zu seinem Verbündeten nach Oraneck geflüchtet hat. Wir werden nicht eher ruhen, als bis jener seiner gerechten Strafe zugeführt wurde. Wir bedauern zutiefst jedes Menschenleben, das dieser Bruderkrieg bisher gekostet hat und möchten all jenen unseren Dank aussprechen, die dazu beigetragen haben, diesen Konflikt um Teemooranien so schnell wie möglich zu bereinigen.

Im Auftrag der Tafelrunde, Finian Sonnenklinge zu Thardanus,
Ratgeber seiner Majestät, Gründer der Tafelrunde,
Reichsritter von Heligonia, Freiherr von Südescandra

Die Ereignisse auf Burg Fhein

Endlich schienen wir gefunden zu haben, was die Ödländer suchten. Den Grund ihrer Angriffe und die Ursache des Todes von vielen Heligoniern. Es war nicht einfach, überhaupt erst in die Burg Fhein zu gelangen, denn der Nexus hatte wohl gute Arbeit im Sichern der Burg geleistet. Um so überraschter waren wir, als wir entdecken mußten, daß sich im Inneren der berüchtigte Docartus aufhielt. Doch langsam, zuerst ein kleiner Rückblick. Vor drei Monaten erreichte den Nexus, einer der großen Orden des Arcanums im Dienste des Königs, eine Nachricht, dessen Inhalt für viel Aufsehen in den hohen Rängen sorgte. Sie enthielt einen Hinweis auf ein primäres Ziel des Schlachtzuges der Ödländer. Dieses Ziel war eine Burg im Norden Brassachs, "Fhein" mit Namen. Kaum jemand glaubte diesem Hinweis zunächst, denn die Feste war ohne Bedeutung für Krieg und Handel. Dennoch wurde eine erste Expedition nach Norden geschickt, die dort Untersuchungen vornahmen. Nach einiger Zeit und Mühe stieß man auf Artefakte, die im Fundament seit langer Zeit verborgen gewesen waren. Das bemerkenswerteste an ihnen war das Material, aus dem sie gefertigt waren: Ameryll, das Mineral, das sich nach unserem Wissen nicht bearbeiten läßt. Selbst wenn man diese Tatsache außer Acht lassen würde, dann bliebe immer noch die Frage nach dem Grund der Verwendung dieses Minerals. Nach einiger Zeit der Forschung gelang es, mehrere Artefakte zu rekonstruieren. Es scheint das die Mitglieder des Nexus von einem dieser Dinge gebrauch machten, um sich von den Ödländern zu schützen. Diese nämlich überfielen die Burg und löschten eine kleinere Schutzarmee von Heliosgardisten aus, die die Untersuchung begleitete. Docartus konnte in diesem Ansturm in den Burghof gelangen und tötete dort die Abgesanten des Nexus.
Als wir nun ankamen, sahen wir uns mit einer kleineren Armee Ödländer konfrontiert. Nur mit Mühe gelang es uns, in die Burg zu kommen, nur um eine weitere Überraschung zu erleben. Es war uns dort nicht möglich, weiter ins Innere der Burg zu gelangen, denn jenseits der Brücke versperrte uns ein unsichtbarer Wall den Zutritt. Alle Bemühungen scheiterten zunächst, doch nachdem einige wagemutige Abenteurer ein weiteres Artefakt in einem Versteck im Wald gefunden hatten, das dort wohl von der ersten Untersuchung versteckt worden war, sahen wir mit dessen Hilfe eine Möglichkeit, doch durch den Wall zu gelangen. Bis dies vollbracht war verging noch einige Zeit, während der wir weitere Entdeckungen machten. So hatten innen wohl noch einige Heligonier überlebt, die uns ihrerseits von Docartus und der Anwesenheit von Geistern, welch' Merkwürdigkeit, erzählten.
Es stellte sich heraus, daß dieser Wall, den wir vorgefunden hatten, von der ersten Expedition des Nexus aufgebaut worden war. Zu diesem Zweck nutzten sie die gefundenen Artefakte. Da Docartus jedoch die Mitglieder der Expedition getötet hatte, war es uns, wie auch dem Mörder selbst, nicht möglich, den Wall ohne weiteres zu passieren. Erst dank der Nachforschungen eine Gruppe von Neuankömmlingen fanden wir daraus, daß der Nexus uns außerhalb der Burg eine Hilfe hinterlassen hatte. Wir fanden gut versteckt ein weiteres Artefakt, das in seine Einzelteile zerlegt worden war. Es kostete uns mehrere Stunden, dieses Artefakt wieder zusammenzusetzen, doch schließlich hatten wir Erfolg. Diesem Fundstück waren einige Unterlagen beigefügt, von denen jedoch einige falsch waren. Doch ganz unnütz waren diese Schriftstücke nicht, denn sie trugen eine geheime Botschaft auf der Rückseite, die in Geheimschrift mit unsichtbarer Tinte aufgetragen worden war. Dies zu entziffern kostete uns noch einmal einige Zeit an Arbeit. Als wir all dies geschafft hatten, ergab sich langsam ein Bild von dem, was hier geschehen war, und wie wir die Situation auflösen konnten. Der Nexus hatte eine Art Notausgang in den Wall integriert und uns mit dem gefundenen Artefakt einen Schlüssel hinterlassen, den wir benutzen konnten, um ins Innere der Burg zu gelangen. Wir bedienten und also des geschilderten Vorgangs, den ich im einzelnen nur schwerlich oder gar nicht verstehe. Das Ergebnis war dafür um so offensichtlicher: endlich gelangten wir ins Innere der Burg. Doch stießen wir auf einige Überlebende, wie auch auf überraschend freundliche Ödländer. Diese führten uns zu den Gemächern von Docartus, wie auch zu einer verschlossenen Tür, hinter der wir seltsame Geräusche hörten. Doch damit nicht genug. Wir begegneten einigen durchscheinenden Gestalten, die ich als Geister bezeichnen muß. Eine Daseinsform, die in Heligonia eigentlich nicht existieren dürfte, da Gwon die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits trägt, und kein Unleben gestattet. Doch der Wall, der von dem mysteriösen Artefakt geschaffen worden war, schien selbst Gwon vom Eindringen abzuhalten. Die Geister ließen uns in Ruhe, da wir ihnen einen Weg nach draußen gezeigt hatten. So konnten wir uns auf die verschlossenen Türen und Docartus Labor konzentrieren. In letzterem fanden wir seltsame Aufbauten und Maschinen, die uns zunächst unbekannten Zwecken dienten. Doch zeigte sich der Lehrling von Docartus sehr freundlich und hilfreich, und erklärte uns, wozu all diese Apparati dienten. Vor Erstaunen mußten wir hören, daß es mit deren Hilfe sogar möglich war, einen Toten wieder ins Leben zurückzurufen. Doch dies nur innerhalb des Walls, also bevor Gwon die Seele des Toten ins Jenseits tragen kann. Wir nutzten diese Eigenschaft, um einige unserer Kameraden, die während der Auseinandersetzung mit den Bürgern dann ums Leben gekommen waren ins Leben zurückzurufen. Bevor uns dies gelang, mußten wir die Apparate reparieren, da irgend jemand ein Teil entwendet hatte. Doch selbst dann gelang uns eine Wiedererweckung nicht in jedem Fall. Man sagte uns, daß Docartus tot war, ermordet von einem Geist. Es war wohl nicht möglich, ihn wieder ins Leben zurückzuholen, und so schien es, daß er von seiner eigenen Kunst im Stich gelassen worden war. An anderer Stelle versuchten wir indessen durch die verschlossene Tür zu gelangen. Es stellte sich heraus, daß auch Sie vom Nexus verschlossen worden war. Mit Hilfe der Beschreibungen und der Vorgänge, mit denen wir schon durch den Wall gelangt waren, auch dieses Problem zu überwinden. Was uns dort hinter der Tür erwartete, war mehr als wir vermutet hatten. In einer großen Halle stand ein Apparatus von immensem Ausmaß: ein mehrere Meter durchmessender Ring, der - an zwei Säulen aufgehängt - um seine eigenen Achse kreiste. Ein Schauspiel, das noch unterstützt wurde von der Tatsache, daß das seltsame Konstrukt aus Ameryll gemacht war. Jedoch gelang es uns nicht, auch nur eine Hand auf dieses Ding zu legen. Ein Kreis war darum gezeichnet und hielt jeden mit unsichtbarer Hand fern. Neben diesem Etwas fanden wir einen weiteren Kreis, in dem 3 kleinere Säulen standen. Seltsame Zeichen zierten ihn, die selbst die Gelehrten nicht entziffern konnten. Wir waren nicht wenig überrascht, als plötzlich Docartus im genannten Kreis stand. Er lachte uns aus und spottete über unsere leidlichen Versuche, etwas über den Apparatus herauszufinden. Nachdem er uns eine Weile beobachtet hatte, erhob er seine Stimme in seltsamen Worten. Merkwürdige Gesänge kamen über seine Lippen, auf die die Umgebung reagierte. Die Geräusche des Apparatus wurden lauter und die Geister, die sich im Raum befanden, unruhiger. Er steigerte seine Beschwörungen immer weiter, doch wurde er wieder und wieder von krampfartigen Anfällen geschüttelt und unterbrochen. Selbst mir schien, daß irgend etwas nicht ganz so lief, wie Docartus es sich vorgestellt hatte. Die Geister stürzten sich auf ihn, doch wurden sie von unsichtbare Kräften fern gehalten, bis Docartus sie mit einer Handbewegung von sich weg schleuderte. Er fuhr fort in der seltsamen Sprache, steigerte sich immer weiter, bis sich seine Stimme fast überschlug. Dann, am Höhepunkt, wurde uns allen dunkel vor Augen. Das letzte, daß wir wahrnahmen, war ein lauter Schrei aus der Kehle von Docartus. Ich kann nicht recht sagen, wie lange wir ohnmächtig waren, doch als wir wieder erwachten, war Docartus verschwunden. Nur sein Gewand war zurückgeblieben. Einige Gelehrte machten sich sofort an die Untersuchung und mußten feststellen, daß sie starke Schmerzen empfanden, wenn sie die Stelle betraten, an der Docartus verschwunden war. Was genau sie herausfanden, das wage ich nicht zu vermuten, wahrscheinlich würde ich es so oder so nicht verstehen.
Anderes und besseres kann von den Ödländern berichtet werden: als wir nämlich wieder in den Burghof kamen, waren die Ödländer verschwunden, sie hatten das Weite gesucht. Auch außerhalb der Burg fanden wir nur noch Zeichen einer Flucht der Ödländer. Sie waren tatsächlich verschwunden und hatten sich nicht nur versteckt! Am nächsten Tag drängten unsere Anführer zu einer eiligen Abreise, ohne uns eine Erklärung zu liefern. Doch man hörte merkwürdige, fast Besorgnis erregende Geräusche aus der Halle, in der der Apparatus gestanden hatte. Es gab außerdem Gerüchte, daß der Apparatus zerstört worden sei. Mir war das Ganze schon lange zuviel geworden und deshalb war ich über die Abreise nicht wenig erfreut.

Wenn die Heliosscheibe am Himmel schwebt... - Utzgan, der pruzzische Sport

Anläßlich des Turniers in Sarniant soll an dieser Stelle über eine der beliebtesten und ältesten Sportarten Heligonias berichtet werden. Jeder, der den Abend in einer fast beliebigen Taverne in den zivilisierten Teilen Heligonias verbringt, weiß natürlich, um was es sich dreht: Utzgan. Für den geneigten Leser soll an dieser Stelle noch einmal der Ursprung und die Regeln dieses Sportes zusammengefaßt werden. Die Legende besagt, daß vor ewigen Zeiten, als die Welt noch grau war, und die Pruzzen die Erdenschale noch besiedelten, Utzgolf auf seinem siebenspännigen Streitwagen durch die Sphären reiste. Schnell war seine Fahrt und voller Kurven dazu. Wohl hatte er viel Met getrunken, doch wer nun glaubt, sein kunstvoller Kurs käme vom Alkohol, der irrt. Vielmehr zeigte er den Pruzzen, daß er selbst nach dem Genuß von Fässern voller Honiggebräu noch im Stande war, seinen Wagen voller Anmut zu lenken. Jedoch geschah im in seinem Eifer ein Mißgeschick, denn während eines besonders gewagten Kreises, den er in dn Himmel schrieb, stieß er mit seinem Kopf an die Heliosscheibe und löste sie aus ihrer Befestigung, so daß sie zur Erde hinabstürzte. Doch geistesgegenwärtig jagte Utzgolf der fallenden Scheibe hinterher und fing sie auf, bevor sie den Boden verbrennen konnte. Alsbald bemerkte er aber, daß die Scheibe heiß und er nicht im Stande, sie zu halten, da sie ihm trotz seiner stählernen Handflächen das Fleisch ansengte. So warf er sie wieder hinauf, eile ihr hinterher und fing sie erneut. Dieses Spiel wiederholte er, bis die Heliosscheibe schließlich wieder an ihrem Platz war. Man sagt, daß die Pruzzen aus diesem Schauspiel, denn wahrlich, ein solches war, und kein schlechtes dazu, Uzgan machten, um dieser selbstverschuldeten Heldentat Utzgolfs zu gedenken. Ob diese Geschichte der Wahrheit entspricht, ist in den Nebeln der Zeit verlorengegangen, ebenso wie die dann nötige echte Erklärung.
Doch nun zum eigentlichen Spiel. Bei Utzgan wird kein Ball verwendet, wie dies bei manchen bäuerlichen Spielen der Fall ist, sondern eine Scheibe aus Leder oder Stoff, deren Ränder mit eingenähtem Sand beschwert ist. Diese Scheibe wird gemeinhin einfach als "Utzganscheibe" bezeichnet, manche verwenden in Erinnerung an die Entstehungslegende, aber auch den Ausdruck "Heliosscheibe". Das Spielfeld hat eine Größe von einem "Acker", wie in den Originalregeln steht. Praktischerweise verwendet man aber meist ein Feld von etwa 40 auf 20 Schritt. Das Feld ist in vier gleich große Abschnitte gegliedert, die mit Linien markiert sind, die von der einen Seite zur anderen reichen. Die Linien werden "Mauern", die Abschnitte "Höfe" genannt. Jeweils in der Mitte der Stirnseiten steht ein Tor, das aus zwei 1-2 Schritt hohen Stangen, den "Pfeilern", gebildet wird. Die Regeln sind recht einfach. Gespielt wird mit zwei Mannschaften, die jeweils aus sieben Feldspielern bestehen. Dabei geht es darum, in der Spielzeit von 20 Minuten, möglichst viele Tore zu erzielen, was vom Publikum oftmals mit dem Ausruf "Utz" belohnt wird. Ein solches Utz gilt als erreicht, wenn die Scheibe zwischen den beiden Pfeilern hindurch fliegt. Beim Spielen der Scheibe gibt es nur zwei Regeln: die erste ist, daß sie nur mit einer Hand gehalten werden darf, und die zweite besagt, daß sie nicht über die Mauern getragen, sondern nur geworfen werden darf. Alles andere ist erlaubt, d.h. Entreißen der Scheibe mit zwei Händen, kicken der Scheibe und das Behindern der Spieler ist gestattet, jedoch mit Ausnahme von tätlichen Angriffen, wie Schlagen und Treten des Gegners. Ein "Richter" achtet dabei stets darauf, daß nicht nur die Regeln eingehalten werden, sondern das Spiel auch gesittet und nicht zu gefährlich abläuft. Verläßt die Scheibe das Spielfeld, dann wird sie vom Richter wahllos wieder hinein befördert. Ein Regelbruch wird im allgemeinen mit dem Verlust der Scheibe bestraft, wobei an der Stelle des Verstoßes weiter gespielt wird. Treibt es ein Spieler gar zu bunt, so kann er ersatzlos des Spieles verwiesen werden, wobei die alleinige Entscheidungsgewalt beim Richter liegt. Anläßlich des Stadtfestes in Sarniant wird diese Jahr ein großes Turnier dort stattfinden, wozu jede Frau und jeder Mann eingeladen ist, so sie glauben, sie könnten im Utzgan bestehen. Ausgeschrieben ist der große Utzganpokal und ein Preisgeld von 20 Dukaten.

Nachricht aus Buchenfels

Zuerst wurden Teile Ostariens von der Pustelplag heimgesucht, danach vielen barbarische Horden über die nördlichen Regionen Ostariens her und wurden zur Geißel der dort ansässigen Bewohner. Anschließend beschwor ein Baron Ostariens, geheißen Teemon, ein weiteres Unglück herauf, so daß wieder viele Menschen den Tot finden werden. Doch trotz dieser Katastrophen können die Ostarier immer noch auf eine bessere Zukunft hoffen. Um ein Zeichen dieser Zukunft zu setzen, beweisen Thioderik von Wälsung und Finian Sonnenklinge, daß sie nicht nur auf militärischer Hinsicht, sondern auch in wirtschaftlicher zusammenarbeiten können. So wollen sie mit buchenfelserischen Holz Schiffe bauen, mit denen die Gewässer gesichert werden, auf daß die Händler ihre Waren ohne Sorge auf dem Wasserweg verschicken können. Außerdem hat Baron Thioderik angeordnet, weitere Glashütten aufzubauen, um Buchenfels den Wohlstand wiederzugeben, den es einmal besaß.
Hoffen wir, daß diese gesetzten Zeichen nicht umsonst waren, und die Menschen Heligonias nicht weiter in Angst vor Bedrohungen wie Krankheiten, Wahnsinnige und Barbaren leben müssen.
Geschrieben am fünften Tage der ersten Poëna des Jahres 25 n. A. III.
Ottur von Fail Arbeil, Patrizier aus Fail Arbeil

Hilfe in tragischen Zeiten

Wertes und teures Volk von Tlamana, als ich vom tragischen Unglück erfuhr, von dem Euer Land heimgesucht worden ist, war ich zutiefst bestürzt und erzürnt über die Geschehnisse. Eure Herrin Tamara ist nun schon seit einiger Zeit verschwunden und längst kann die Schwierigkeit der Situation nicht mehr beschönigt werden. Allein der Zustand der Baronie und die Verwaltungsschwierigkeiten der neuen, doch hoffentlich provisorischen Regierung sprechen für sich. Ich und Carajon können dies nicht mehr länger mit ansehen. Schon seit einiger Zeit durchkämmen ehrenwerte Frauen und Männer aus meiner Baronie das ganze Land, auf der Suche nach ihrer Hochgeboren, Baronin Tamara von Tlamana, doch ist keine Spur zu finden. Dennoch werde ich die Hoffnung und die Bemühungen nicht aufgeben. Derweil will ich Euch anderweitige Hilfe anbieten. So Ihr ob des Mißstandes in Eurem schönen Land und der bevorstehenden Steuererhöhung, von der ich in dieser dunklen Zeit mit Grauen vernahm, in Not geraten solltet, so wendet Euch vertrauenswürdig an Carajon, denn Hilfe, in vielerlei Art, ist Euch gewiß. Ich hoffe, daß Tlamana diese Prüfung heil überstehen wird, so daß nichts Eurer wahrhaft herrlichen Kultur und Würde, es seien hier nur die wunderbaren Statuengärten und die fast sprichwörtliche Gelehrsamkeit genannt, verloren gehe. Versucht auch Eure Herrin zu verstehen, die noch wenig Erfahrung im Regieren einer Baronie vorweisen kann und Euch so in der Anfangszeit große Opfer abverlangt. Es werden sicherlich auch wieder bessere Zeiten kommen, die wohl nun erst einmal für eine Weile vergangen sind.
Mit den besten Wünschen, Baron Herian von Carajon.

Wolfram von Drachenhain im Wandel der Zeit - Betrachtung einer Heligonischen Karriere

Anläßlich der Stadtgründung zu Sarniant gastiert dort die Angaheymer Inquisitoren-Wanderausstellung im Zeitraum von der letzten Poëna-bis zur ersten Helioswoche. Zu sehen ist die umfangreiche, in Heligonia einzigartige Angaheymer Sammlung von Exponaten aus dem Lebenswandel des Wolfram von Drachenhain.
Es freut sich auf Euer Kommen:
Inquisitorenmuseum Angaheym