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Im 1. Helios 26 n.A.III

Hoffnung für Verletzte

Wir, Thioderik von Wälsung, Baron zu Wälsung geben bekannt, daß wir jeden tapferen Heligonier, welcher im Kampf gegen Teemon oder die Ödländer eine Verwundung erfahren hat, in unserer Baronie Aufnahme Findet um seine Wunden zu heilen. Dafür stellen die Brüder des pretorusianischen Ordens Beköstigung, Unterkunft und Heilmittel und die Familie Wälsung Gelder aus Ihrem Vermögen, so daß es niemandem an irgend etwas mangeln wird. Des weiteren möchten wir jeden Heiler , ob Ceride oder Ogede, darum bitten uns kund zu tun, ob dieser bereit ist, unseren Glaubensbrüdern zu helfen, falls bedarf besteht. Den Adel und die Händler Ostariens bitten wir, im Namen des Ignatius von Nordmark, Mittel, egal welcher Art, zu entsenden, um die Heilung der Leidgeprüften Männer voran zu treiben.

Thioderik von Wälsung, Baron zu Buchenfels, Ritter und Herr von Wälsung
Gezeichnet zu Wälsung am 30. Tage der 2. Poëna des Jahres 25 n. A.III

Hilfe für die Opfer des Krieges

Nun, da die Pustelplag ausgemerzt und zwei der Geißeln Ostariens Teemon und Docartus, gebannt sind, sehen wir uns endlich in der Lage, unser Mutterhaus auszubauen. Durch großzügige Spenden seitens der Herzogin, der Templer und der Familie Wälsung werden wir ein Laboratorium, eine Apotheke, ein Spital und Unterkünfte für Heilkundige und solche, die in der Kunst des Heilens unterwiesen werden möchten, erbauen. Trotzdem können wir uns nicht vollständig dem Ausbau widmen. Es gilt, die vielen Menschen, die in den letzten Tagen zum Teil schwere Verletzungen in den Schlachten erlitten haben, zu heilen. Daher möchten wir einen Aufruf an den Adel Heligonias richten. Zwar mangelt es uns nicht an Geld für das Heilmittel, da die Kosten von Thioderik von Wälsung getragen werden, jedoch mangelt es an Zelten und Betten für Unterkünfte.
Wir bitten jeden Edlen und Händler Heligonias uns Material oder Geld für die benötigten Unterkünfte zukommen zu lassen. Auch würden wir uns über Hilfe von anderen Heilern, ob Ceride oder Ogede, aus dem Königreich freuen, da wir nur ein kleiner Orden sind und die Anzahl der Verletzten voraussichtlich groß sein wird. Hoffen wir, daß durch diese Hilfe das Leben vieler Menschen gerettet werden kann.

Ignatius von Nordmark, Superior der Pretorusianer,
Abt des Klosters St. Pretorius
Gezeichnet zu St. Pretorius am 8. Tage der 3. Poëna im Jahre 88 n. d. E.

Die Lage in Tikon spitzt sich zu

Aus besorgniserregenden Gründen im Auftrag unseres hochfeierlich gelobigten Regenten Gloozi Ben Noën wurde ich, Smorfi Goblin, meines Zeichens Schreiberkobold, beauftragt, über diese fast allumspannend vorgefallene Tatsächlichkeit zu berichten und zu schreiben, damit alljenige Leser das Wissen erlangen, was unerhörtes in unserem prunkvollem Lande vorgefallen ist. Paprikano Pfeffersack, seines Zeichens Obmann der Gilde der Händler, Tauscher und Diebe Tikons, erfuhr von einem geheimen Treffen, welches der boshaftige gemeinheitlich schlabbernde Vezier, Kontrahent unseres blumenblühend aufwärtsstrebenden Regenten, mit seinen Anhängern ansetze um sich dabei hinzusetzen. Unser flinkfüssig blitzschnell handelnde Regent fuhr deshalb an, diese niederträchtige Zusammenkunft mit seiner Stadt- und Palastwache wie Unkraut mit der Gartenschaufel auszuheben. Überraschenderweise befanden sich unter diesen schleimtriefenden furunkelbesetzten Vezier-Anhängern der Erzmagus Perefor sowie ähnlich gemächtigte Personitäten, welcheallesamt über den Einmarsch des liebenswert majestätlichen Regenten nicht sehr befreudet und wohl ebenso überraschigterweis verblüfft waren. Währenddessen die Stadt- und Palastwache jene unkrautsähenden Personen in Schach hielt, begab sich unser diplomatisch konversationierende Regent mit dem fieslich fussschweisslichen Vezier in eine abgelegene Räumlichkeit, um über des weiteren Vorgehens zu diskutieren. Hierbei wurde unser löwenherzig tapfere Regent hinterhältiglicherweise per vezierlichen Einschlafdolch in das Reich der ew'gen Träume bucksiert. Während dieses Schlafes hat dann der Vezier die Kleider unseres königlich gewandeten Regenten entwendet, um danach via Mutationszauber die Gestalt des vor erhaberer Grösse strahlenden Regenten anzunehmen. Dieser neue Regent spawandelte daraufhin wieder nach Tikon, um die gesamte Stadt- und Palastwache gegen das untere Gesindeldrittel aufzuhetzen. Durchsichtigerweise wollte er so jene Wachen im Kampf gegen das Gesindel dezimieren. Anstatt gesindelmässigen Mob vorzufinden, wurde aber eine gewaltiggrosse Champignon-Zucht entdeckt. Der Zweck und Geschmack der bis zu einem Mann grossen Champignons ist aber noch unbekannt, zumal in Tikon auch keine Herold-Habakuk-Champignonrezepte vorhanden zu sein scheinen sind und wären. Der zu dieser Zeit schaurig schlummernde Regent wurde glücklicherweise per Zufall durch Paprikano Pfeffersack entdeckt, welcher mit seinem hinterhältigen Diebesvolk das geheime Versteck der ehemaligen Zusammenkunft des Veziers und seinem Gefolge leerräumen wollte und dabei uf eine magisch versiegelte Tür stiess. Ebenfalls glücklicherweise haben die Magier das Dach nicht magisch versiegelt, denn durch eben diesesjenige konnten die neugierigen Meuchler und Diebe unseren bald vor Wut erwachenden Regenten befreien. Nun noch in einem sicheren Versteck schläfrig schlurfend ist unsere Regentschaft bald wieder bereit, den unerlaubterweis machthabenden falschgesichtigen Regenten-Vezier aus Tikon mit der auf dem Palast plazierten Nieder-mit-dem-Gesindeldrittel-Kanone zu schiessen. Im Dunkeln wird schon gemunkelt, dass der Vezier sich zur Wahl des Amtes von unserem kürzlich dahinbeichend verstorbenen Scheich der Scheichs Toppasallior gestellt hat, wo er wohl auch gehörige Chancen und Anhänger hätte, ist er doch ein Mus-el-Mane und deshalb zu einer Wahl berechtigt. Würde tatsächlich der jauchedüngbare Vezier diese vom alten greisigen schimmelbarttragenden Ältestenrat durchgeführte Wahl überstehen, hätte unser unübertroffen kampferprobte Regent einen noch stärkeren Konkurrent, als das diesr schon vorherigerweis war.

Werter Karr von Trisselbach,

Ich möchte mich bei Euch im Namen Ostariens für die Befreiung von Vliss bedanken, ihr habt uns einen großen Dienst erwiesen. Dennoch scheint es nötig zu sein, Euch ein wenig über die feine Art zu belehren und darüber, was rechtens und was es nicht ist.
So ist es nicht rechtens, daß ihr eine Stadt, ohne den rechtmäßigen Herrn zu fragen, umbenennt. Auch ist es nicht rechtens daß ihr eben jene Stadt an einen anderen Herrn übergebt, ohne daß ihr die Erlaubnis des bisherigen Herrn eingeholt habt.
"Warum bin ich nicht der Herr einer Stadt, die ich erobert habe?" fragt Ihr Euch vielleicht. Nun das will ich Euch sagen:
Erstens standet Ihr schon längere Zeit nicht mehr in den Diensten Teemons, wart also schon seit dieser Zeit nicht mehr Herr von Vliss.
Zweitens geschah Euer Feldzug im Auftrag der Herzogin von Ostarien, denn es waren Ostarische Schiffe die Euch übergesetzt haben, und wenn dem nicht so wäre, so wäre Euer Feldzug ein Angriff eines Friedländischen Heeres auf Ostarisches Gebiet. Ich denke, daß dies wohl nicht Eure Absicht gewesen ist. Ihr erobertet diese Stadt also für Ostarien.
Drittens gehörte Vliss von jeher zum Herzogtum Ostarien und da Teemons Unabhängigkeitserklärung nie vom König akzeptiert worden war, hatte sich an diesem Status auch nie etwas geändert.
Da anzunehmen ist, daß Ihr es einfach nicht anders wußtet, verzeiht Euch Ihre Erlaucht, die Herzogin, großmütig eine Tat, die jemand mit weniger Nachgiebigkeit für eine Kriegserklärung halten könnte. Freut Euch also, daß Ihr noch einmal mit dem Schrecken davongekommen seid und beherzt meine Worte bei Euren zukünftigen Abenteuern, bei denen ich Euch viel Glück wünsche.

Jareck von Jolberg
Generalzeugmeister von Ostarien

Errebars "Die Räuber"

Aus Tagil kam ein Held zu Pferd
Trotz langer Reise unversehrt
Nah' Störenweiler müde an
-Er hatte sich im Weg vertan-
Obgleich er sehr entkräftet war
Schien dieser Held ganz offenbar
Gereizt zu sein und drum war's klug
Wenn man um ihn 'nen Hacken schlug
Ein Andrer kam zu dieser Stund
Sehr flink des Wegs und das aufgrund
Des Beutels in der rechten Hand
In dem sich reichlich Gold befand
Er hatte ihn vor kurzer Zeit
Von seinem Inhaber befreit
Obgleich derselbe kurzerhand
Die Tat mehr wie 'nen Raub verstand
Dem Räuber nun, dem schickte er
Die besten Söldner hinterher
Als er die böse Kund vernommen
War's ihm doch lieber, zu entkommen
So wollt er in den Jolborn-Auen
Das Raubgut unterm Moos verstauen
Hätt' ihm nicht unser irrend Held
Ganz provokant den Weg verstellt
Der Held schrie voller Zorn: "Bleib stehn!"
Der Andre: "Herr, ihr müsset sehn
Ich bin in allergrößter Eile!"
Doch dem war's gleich, er sprach: "Verweile!"
Mit kräft'gen Schritten trat er an
den zitternd Gegenüber ran
Der schon den Tränen nahe war
In Anbetracht all der Gefahr
Der Held sprach, als er vor ihm stand:
"Was trägst du in der rechten Hand?"
Der Andre: "Es ist lediglich
Ein Beutel, mehr ist's wirklich nich'
Doch diesen kann ich nicht entbehren
Ich habe Frau und Kind zu nähren!"
Der Held, der schien's nicht zu verstehn
Er wollte in den Beutel sehn
Er tat es auch und rief draufhin:
"Oh Helios, welch ein Gewinn!"
Der Andre meinte voller Wut:
"Ach Herr, mein einz'ges Hab und Gut
Soll itzt von Euch gestohlen sein?
Welch Schmerz, welch Graus, welch schlimme Pein!"
"Du armer Tropf, das will ich meinen
Und hör doch endlich auf zu weinen!"
Sprach unser Held und lachte keck
Bestieg sein Pferd und ritt hinweg
Kurz drauf kam reichlich imposant
Der Söldnertrupp dahergerannt
Dem Ausgeraubten war's ein Segen
Die Horde war ihm sehr gelegen
Dem Räuber nun, dem schickte er
Die ganzen Söldner hinterher

Es gibt nur einen, der Alahn von Soltran ermordet hat, und das war ich! Das ist nicht die feine Art, sich mit den Taten von Kollegen zu brüsten.
Der wahre Mörder des Alahn von Soltran

An seine Durchlaucht, Fürst Bartha von Thal, und seine Gemahlin, Fürstin Genofeva von Thal

Hochverehrtes Fürstenpaar,

Nach dieser seltsamen Begegnung im Wirtshaus "Zum blutigen Einhorn" entschloß ich mich zunächst bei dem rätselhaften Fremden zu bleiben. Ich will ihn fürderhin so nennen, als der er sich ausgiebt: Anselm aus Thal. Allein zu reisen hat einfach zu viele Nachteile, was auch Anselm einsehen mußte. Er wirkte eher unbeholfen und das Leben auf der Reise nicht gewohnt, zumindest nicht Reisen dieser Art. Ich fühle es als meine Pflicht Euch über diesen ruhelosen Reisenden zu berichten, sollte auch nur der Hauch einer Möglichkeit bestehen, daß jener Euer Sohn ist. Heimlich mußte ich auch diesmal diesen Bericht einem der Helios Boten Berichterstatter diktieren, da er darauf bedacht ist auch weiterhin keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Untertänigst Simon Arden

Seit unserer ersten Begegnung im blutigen Einhorn hatten wir schon einige Wochen und viele heligonische Meilen hinter uns gebracht. Wir benutzten weiterhin die Straße und nachdem wir den tückischen Sumpf hinter uns gelassen hatten, kam wir wieder öfter an kleinen Siedlungen und Gehöften vorbei. Hier war das Land flach und der Wind pfiff kalt darüber hinweg. Selbst durch meinen dicken Mantel hindurch biß mich die kalte Luft und zerrte an unserer Kleidung, ja schien durch uns hindurch zu wehen, als seien wir lediglich Gespenster. Überhaupt waren wir inzwischen mehr Geister als Menschen. Dunkelgraue, schemenhafte Gestalten vor den hellgrauen Regenvorhängen die von den Wolken herabhingen um mit ihrem Saum den Boden zu tränken.
Es war eine kalte Nacht mitten im dritten Saarka Monat. Hinter den alten Tannen versteckte sich ein trüber, gelblicher, fast voller Mond, der sich gegen die Kälte eine Decke aus feinem feuchten Nebel angezogen hatte. Eine Feuchtigkeit die sich auf allem niederschlug um kleine Tropfen zu bilden, die nicht nur die Nässe sondern auch die Kälte in sich zu konzentrieren schienen. Nur der Kanten Brot zwischen unseren Zähnen zeigte sich davon unberührt und war staubtrocken und hart. Das kleine, fahle Lagerfeuer, welches in blindem Aktionismus zwischen uns flackerte, versuchte mit etwas Licht unsere Aufmerksamkeit zu erheischen. An den Versuch die Kleider zu trocknen oder auch nur an ein bißchen Wärme war nicht zu denken. Im Gegenteil, es stritten sich der Qualm unseres Feuers und der naß kalte Nebel darum, wer uns am meisten zusetzten konnte. Ich war schon froh überhaupt ein paar der feuchten Holzstengel zum Brennen gebracht zu haben.
Anselm sagte kein Wort. Zu Beginn unserer Reise erzählten wir uns viel, scherzten miteinander und er fühlte sich einfach frei. Er konnte mir nie erklären von welcher Last er sich nun befreit fühlte, aber seine Gesellschaft lies mir Tage und Wochen wie Stunden und Minuten vorkommen und die Zeit schmolz dahin. Doch mit der länge unserer Reise schwand zusehends sein frohes Gemüt und versüsterte sich, wie der Himmel über unseren Köpfen. Zunächst hatte ich versucht mit einem Scherz, einem Witz seine Stimmung zu heben, ohne Erfolg. Ich versuchte seine Erinnerung an gemeinsam, glücklich Erlebtes zu wecken, wie als wir nach Tagen des Hungerns den Bären erlegten, oder wie wir die fünf Räuber, die uns im Schlaf überrumpelten besiegten. Doch dies entlockte ihm gerade einen mageren melancholischen Seufzer. Mehr nicht. Nur eines konnte sein Gesicht wenigstens für Sekunden erhellen. Abends am Feuer, wenn er sich unbeobachtet wähnte zog er einen feinen, fast durchsichtigen silbirg, grün schillernden Seidenschal hervor und etrachtete ihn. Gab ich eine Regung von mir, schob er ihn hastig wieder in den Ärmel, wo er ihn immer trug. So oder so ähnlich verliefen unsere Abende auf der Reise nach nirgendwo.
Wir kamen in ein kleines Tal, dessen Hänge kahl und und die wenigen Büsche vom ewigen Wind krumm waren. Als wir in der Ferne eine fremde Ansiedlung, umschlossen von einem hohen Palisadenzaun, sahen. Unsere Schritte beschleunigten sich, in der Hoffnung endlich wieder ein heiße Bad, ein warmes Essen und ein weiches Bett zu bekommen. Wenigstens etwas, an das wir uns klammern konnten. Denn seit Wochen jagten wir einer wagen Spur hinterher. Einer Spur die nur aus Gerüchten, aus Gehörtem und "Wieder- und wiedererzähltem" bestand. Auch wenn er es nicht zugeben würde, er suchte die Baronin Tamara von Tlamana. Ich muß zugeben, von dem Geld das für ihr Auffinden geboten wird, könnte ich mich für den Rest meines Lebens zur Ruhe setzen . Warum also nicht? Selbst wenn Anselm und ich es uns teilen müssen bleibt genug übrig für uns beide. Aber wir schienen die Spur der Entführer verloren zu haben. Irgendwo müssen sie einen anderern Weg genommen haben. Hier in der Gegend fand sich kein Hinweis.
So betraten wir die kleine Stadt kurz vor der Dämmerung und suchten und eine Bleibe für die Nacht. Allerdings war die Auswahl sehr gering, eigentlich kam nur eines in Frage und wir nahmen uns ein Zimmer. Müde vom Bad und zerschlagen vom Leben in der Wildnis kam ich zurück inunser Zimmer und fand einen bereits leise und regelmäßig atmenden Anselm, zudem sich kurz darauf mein Schnarchen gesellte.
Es war noch dunkel, als ich geweckt wurde. Anselm rüttelte an meiner Schulter und redete aucf mich ein. Nach ein paar mal blinzeln öffnete ich langsam die Augen und erkannte einen fahlen Schimmer vor dem Fenster. Es war früh am Morgen, zu früh um auch nur ans Aufstehen zu denken. Auf meine Frage hin, was los sei, ob die Keneovar auch schon in diesen Teil der vorrückten, riß er mich auf die Beine und schleppte mich in Richtung seines Bettes. Er sagte, als er vorhin kurz erwacht sei, fiel im etwas zu Boden. Als er sich danach bückte und unter dem Bett nachsah, bemerkte er eine dunkle Stelle an der Wand, konnte es aber nicht genau erkennen. Mit einem Kienspan machte er Licht und man sah eine verschwommene Kohlezeichnung an der Wand. Als ich ihm sagte, daß es wohl nur eine Kritzelei sei, die man versucht habe wegzuwischen, entgegnete er mir, daß diese "Kritzelei" die Umrisse einer Statue seien. Vielmehr wenn man die Lienien nachzog mit einem spitzen Stück Kohle ergab es eine schnell gezeichnete Skizze einer State. Anselm konnte vor lauter Freude über diese Skizze kaum sprechen, brachte aber soviel heraus, daß es sich hierbei um die Lieblingsstatue der Baronin im Palastgarten von Mirain handelte. Das waren doch zur Abwechslung mal wieder gute Neuigkeiten. Tamara war also hier durchgekommen. Und da nur eine Strasse wieder aus der Stadt hinausführte würden wir sie wohl bald eingeholt haben. Auch ich zog mich eilends an. Wir nahmen hastig ein Frühstück ein, welches die Wirtin uns widerwillig brachte. Wer will auch schon gerne vor Hahnenschrei geweckt werden, nur damit zwei Reisende schneller los kamen. Nachdem wir noch etwas Proviant mitnahmen und unsere Wasserschläuche gefüllt waren, verließen wir als erste an diesem Tage das gegenüberliegende Tor des Städtchens und schritten frohen Mutes voran. Wir waren also doch auf der richtigen Spur. Es wird wohl nur noch eine Sache von Tagen sein, bis wir die Baronin finden werden. Und da hier in dieser Gegend eh niemand bescheid darüber weis, dürften wir auch die Ersten sein, de sie finden werden. Der Helios-Bote, im Auftrag für Simon Arden.

STREIT!

Streit an der Academia Roccorion zu Darbor

Offenbar wurde letzte Nacht von der Spektabilität der Universität zu Darbor ein heftiger Streit im wahrsten Sinne des Wortes ausgefochten. In der großen Aula der Academia mitten in Stadt Darbor waren zunächst Wortgefechte, üble Beleidigungen und wüste Flüche zu hören. Später wurden nach Augenzeugenberichten von verschreckten Anwohnern verschiedenfarbige Blitze und pulsierendes Leuchten durch die großen Fenster der Aula wahrgenommen. Dann folgte minutenlange Stille, als plötzlich ein ungeheurer Donner das Glas in einem Scherbenregen aus den Fensterrahmen riß. Einige der hohen Herrschaften der Universität wurden zu Heilern gebracht. Es wurden leichte Schnittwunden, Prellungen, Hautschürfungen aber auch Verbrennungen an den Opfern gesehn. Bisher war nicht in Erfahrung zu bringen was in der Aula geschah. Alle Befragten der Universität schweigen zu den Vorfällen. Auch der Grund der hitzigen Debatte ist unbekannt, es ist allerdings zu vermuten, daß die Abwesenheit des Hofalchemisten des Grafen Dedekien und Leitersder Academia Cherien Al Ron etwas damit zu tun haben könnte. Er befindet sich im Moment zu Studienzwecken und Wissensaustausch mit Kollegen an der Jaruner Academia. Es ist zu vermuten, daß ein Teil der opponierenden Honorität, die Abwesenheit nutzen wollte um den ihrigen Favoriten Butras Skali zum Leiter der Academia zu machen, was wie es scheint mißlang.

Der König empfängt Danward von Bastien - Die neueste Kunde aus dem Nordosten Ostariens

Am fünfzehnten Tage der dritten Poena des Jahres achtundachtzig nach der Erleuchtung betrat Danward von Bastien, Bote seiner Hochwohlgeboren Kalveram vom Norrland, den königlichen Palast in Escandra, um dem weisen König Helos Aximistilius Tertius über die momentane Lage in den nördlichen Besitztümern Heligonias zu berichten. Nachdem ihm die großen Tore des Audienzsaales durch die Wachen des Königs geöffnet wurden, schickte sich Danward eiligst an, um schnell die doch schier endlose Distanz von den Einlaßportalen bis zum Thron des Königs zu überwinden. Demütig sank er mit einer ledernen Karte des Nordostens Ostariens und dem westlichen Teil Ligoniis und einem Lederbeutel voll klappernder Gegenstände in den Händen auf die Knie und verweilte so, bis ihm der König mit einer Handbewegung zu verstehen gab, sich zu erheben und seinen Bericht, der sehnlichst am Hofe erwartet wurde, zu beginnen. Alsdann vernahm man nun im großen Saale neben dem Knistern und Knacken des Feuers, welches im Kamin an der rechten Thronseie loderte, die Stimme eines Mannes, der, so er doch nicht selbst das Schwert ergriffen, Leid und Elend des Krieges gegen die Ödländer zu spüren bekam. Während er nach passenden Worten suchte, seinen Bericht zu beginnen, schoß ihm das Antlitz seiner Schwester, Milena von Bastien in den Kopf, die zusammen mit dem großen Mann Ostariens, Daron von Brassach, nahe dem Parimawald im Gefecht gegen die Wilden gefallen war. Hatte er sich doch vor dem großen Ereignis die ersten Worte seines Berichtes immer wieder durch den Kopf gehen lassen, so begann er in Erinnerung an die gefallenen Freunde und Verwandten mit anfänglich leiser Stimme doch anders, um dann zu seiner eindringlichen Tonlage zurückzukehren:
" ... Heute, großer König, stehe ich vor Euch, um seine allerdurchlauchtigste Majestät über die Lage im Norden des zivilisierten Heligonias zu unterrichten. Mein Herr, Euer Diener und Vasall, Kalveram vom Norrland, läßt Euch untertänigst grüßen und bitte Euch inständig, mir Euer wohlfeines Gehör zu leihen, aufdaß ich Euch berichten kann von den erfreulichen Dingen, die seit den Ereignissen um und auf Burg Fhein, in der brassachischen Hohenmark, geschehen sind. Bitte verzeiht meinem Herrn, daß er sich erdreistete, nicht selbst vor Eurem stolzen Thron zu erscheinen, aber die Lage im Norden erfordert seine volle Aufmerksamkeit. Und er bat uns, Euch zu versichern, daß er baldigst erscheine, sobald sich die Lage stabilisiert hat oder es sein König wünscht.
So mag ich nun im Namen meines Herren den Bericht in der Form beginnen, daß ich seine allerdurchlauchtigste Majestät in Kenntnis setze, daß der Generalzeugmeister Ostariens, Baron Jareck von Jolberg, ermächtigt durch Herzogin Walluma von Ostarien, mit den ihm ausdrücklich unterstellten Truppenteilen der verschiedensten Ländereien Heligonias samt Teilen der ostarischen Flotte in den letzten Wochen nach erfolgreicher Beendigung des Dunkelsteinkonfliktes in Brassach eintraf, um zusammen mit meinem Herren gegen die ödländische Bedrohung zu streiten.
Ebenso gilt es zu berichten, daß der Einsatz des edlen Herren Rhondahl von Velden, Hauptmann der Brassachischen Gardejäger, von Erfolg gekrönt war. So ward der gute Sohn Brassachs mit seinen Mannen hinter die feindlichen Linien entsandt, um zusammen mit der Delegation des Nexus die sonderbare Bedeutung der gefallenen Burg Fhein zu ergründen und vorallem Informationen über das Hinterland, guten brassachischen Boden, welchen uns der Feind in grausamen Gerangel abgenommen hatte, zu beschaffen. Euren und den Anweisungen des Nexus wurde Folge geleistet. Die Burg Fhein sei per Erlaß für niemanden mehr zugänglich, es sei denn, er sei durch Euch, mein Herrscher, akkreditiert. Nun, der ehrenwerte Hauptmann kehrte am siebzehnten Tage der ersten Poena des Jahres achtundachtzig nach der Erleuchtung nach Tarnam zurück, um seinem Herren zu berichten, daß sich die Ödländer nach den mysteriösen Geschehnisssen auf Burg Fhein, an vielen Stellen spontan und ohne einen für einen aufrichtigen Ceridenmann erkennbaren Grund zurückiehen. Diese gute Nachricht ließ erstmals seit vielen Tagen und Wochen nun endlich ein zufriedenes und auf Besserung der Lage hoffendes Lächeln auf den Gesichtern des Kriegsrates erscheinen: Hagen von Grauburg und sein Bruder Hadebrand, der Ordensmarschall der Templer zu Ankur, Anholt von Brassach, Gilbert von Bastien, Lothar von Einbrück und seine Hochwohlgeboren selbst, Kalveram vom Norrland, nickten einvernehmlich ob der guten Nachricht. Und auch der tapfere Helios-Ritter Maligor von Thardanus, der schon seit Monaten Seite an Seite mit den Ceriden Brassachs streitet und unseren alten Baron, den edlen Baron Daron, am Rande des Parimawaldes fallen sah, sowie der edle Naum von Morogas, den Prinz Leomar kürzlichst in die Obhut des Norrländers entsandte, freuten sich mit für die Mannen und das Volk Brassachs. Sichtlich erfreut zeigte sich auch der edle Jareck von Jolberg, der als Oberkommandierender der neu hinzugestoßenen Truppen und der bereits in Brassach stehenden herzöglichen Garden unlängst hinzugekommenwar.
So ist uns doch kein guter Grund für den teilweisen Rückzug der wilden Barbaren des Nordens erkennbar, aber dennoch bietet uns dieser Umstand die Gelegenheit, auf die mein Herr und die Seinen doch so lange gewartet haben: Tragt den Krieg zurück ins wilde, öde Land! Und erlöst Brassach von der grausamen Geisel des Kampfes und des Krieges. Den Planungen des Feldzuges war ein langes Gespräch zwischen dem ehrenwerten Jareck von Jolberg und unserem Herren, dem Baron von Brassach, vorausgegangen. Wahrlich gut versteht man sich im ogedischen Jolberg und im ceridischen Brassach. Und so verteilte man einig die verschiedensten Truppen derart geschickt, daß eine Streitmacht entstehen möge, die wahrlich nur schwer zu schlagen sein sollte. Alle Vorteile der unterschiedlichen Waffengattungen sollte genutzt werden. Nachteile sollten durch andere Verbände kompensiert werden.
Und so darf ich Euch, edler Herrscher, heute berichten, daß sich die tapferen Mannen Heligonias, die Söhne Brassachs, des Norrlandes, unserer drackensteiger Verbündeten und unserer jolberger Freunde samt den guten und wackeren Mannen unserer Herzogin Walluma und ihres aufrechten Gatten Uriels, nebst unseren Templerbrüdern, den anderen ogedischen Truppen und den Heliosrittern auf den Weg gemacht haben, brassachisches Gebiet vom Unwillen und bösem Treiben der Ödländer zu befreien. Die Späher, die uns der gute Graf von Drachenhain, Waldemar, auf Anraten der Baronin von Wolfenfeld zur Verfügung stellte und auch die tapferen Lormarker leisten uns gute Dienste. So erkundeten sie im heldenhaften Einsatz viele Stellungen und Positionen der Ödländer, die sie teilweise verlassen aber auch mit unschlüssig palavernden Wilden vorfanden. Diese wahrlich löbliche Arbeit, das Hand in Hand-Arbeiten der verschiedenen religiösen Lager Heligonias, war wohl der Schlüssel zum momentanen Erfolg. Mit Hilfe des Einen und der Vieren knnte man nun die Positionen und Lager des Feindes, dessen wilde Horden doch bis dato grausam und ohne Gnade, aber dennoch präzise und zielbewußt kämpften, nun wohl eher durch unergründete Umstände in eine gewisse Führungslosigkeit und Unentschlossenheit verfallen waren.
In den frühen Stunden des zehnten Tages des dritten Poena stiegen vielerorts heligonische Mannen in die Sättel, ergriffen Lanze oder Schwert und reihten sich in die Gefechtsformationen des Fußvolkes der verschiedenen Kriegsteilnehmer ein. [Danward schaut verlegen auf seine Karte.] Mein König, vielleicht, ... wenn es nicht allzuviel Umstände macht, wäre ein Tisch hilfreich, auf dem ich meine Karte ausbreiten könnte, um seiner allerdurchlauchtigsten Majestät die Position Eurer Armeen darstellen zu können. Pagen, dieser Tisch dort, er würde genügen ... Ah ja, seht her, allmächtiger Herrscher, hier standen die Heliosritter unter dem Befehl Maligors in einer Linie mit den herzöglichen Truppen aus Ankur und Teilen der brassachischen Verteidiger, die dem Worte Lothar von Einbrücks folgten. [Danward deutet auf die Stadt Caronburg und auf Bastien und plaziert dort drei bemalte Steine mit der Sonne Heligonias, der Schlange Ostariens und den goldenen Panzerhechten der Baronie Brassach.] Ihr Ziel war Dahnen und der weitr nördlich gelegene Einschnitt im Nordmassiv. Ihnen zur Seite standen weitere freigewordene Truppen aus Dunkelstein, wohl auch tapfere Mannen: Hundert Reiter aus Watzgenstein und einhundertfünfzig Reiter aus Caspelbrunn, bereit, zumindestens bis zum Gebirge zu Pferd den Kampf zu unterstützen und, falls nötig, zu Fuß in die Schlacht im Gebirge zu gehen. Sodann einhundertfünfzig Saarka-Kriegerinnen, auch bereit für Heligonia in den ehrenvollen Tod zu gehen. An ihrer rechten Seite stand ein mächtiges Kontingent Fußtruppen der Templer zu Ankur. Ihr Auftrag war es, östlich von Bastien gen Brasgan zu marschieren. [Vier neue Steine erscheinen in Danwards Hand und finden ihr Ziel auf der Karte.]
Mein König, laßt Euren Blick nun auf den Brassach schweifen. Hier, am Westufer des großen Flusses, formierten sich die Berittenen aus Drackensteig und die Reiter der Templer zu Ankur sowie die schwere Reiterei Brassachs zu einer großen Armee unter dem Oberbefehl meines Herren selbst. Ihm zur Seite im Harnisch der Templer Hadebrand von Grauburg. [Erneut langt Danward in den ledernen Beutel und bringt drei Steine mit den jeweiligen Enblemen der Truppen zum Vorschein, die er als Keil auf der Karte in der Nähe Tarnams postiert.] Ihre Aufgabe war es, gen Norden zu stürmen und die verbliebenen Horden der Ödländer aus den Stellungen zu drängen, aufdaß das nachrückende, marschierende Heer aus Söldnern und brassachischem Fußvolk der verschiedenen Provinzen mit den versprengten Barbaren abrechnen kann. [Wieder tauchen einige neue Steine auf der Karte auf.]
Und über dem Brazach sah man das Wappen Ostariens auf hohem Mast gezogen, auf den Schiffen, die uns ihre Hochgeboren Walluma von Ostarien unter dem Befehl Winderon von Norderstedt, dem Admiral der Flotte, schickte: Stolz lagen die 'Herzogin Walluma', die 'Herzog Uriel' und die 'Erzmark' im Brazach. Und ein guter Beobachter konnte seine Hochwohlgeboren Jareck von Jolberg auf dem vordersten Schiff erkennen. Gemeinsam mit den doch nicht so schwerfälligen Koggen 'Daron', 'Daromir' und 'Fangard' der Baronie Brassach zogen sie flußaufwärts, um sich wenige heligonische Meilen vor dem gefallenen Brazfurt wieder zu trennen. Die brassachischen Schiffe legten sich seitlich zum westlichen Festland und auf dem Oberdeck der Koggen sah man Bogenschützen en mass Aufstellung nehmen. Dann betrat auch Hagen von Grauburg mit einer roten Fahne in der Hand das Deck der 'Daron'. Erborn von Kalwitten, Serina Erchtenbrecht und Hengiss von Dernhorst, die Kapitäne der ostarischen Marine, lenkten ihre Schiffe knirschend aber geschickt 'fcber die Furt nördlich der geschundenen und gefallenen Stadt Brazfurt, um ihre Ladung, tapfere Recken aus Jolberg und dem Norrland, ein paar Meilen weiter nördlich an Land zu setzen. Sie sollten den fliehenden Ödländern eine Überraschung bereiten. So mag dem Einen oder den Vieren unser Plan gefallen haben, denn ihr Wille und das Hochwasser des gehenden Winters, der Schneeschmelze in den Gebirgen, ließ die Schiffe über die Furt steigen. [Danward legt sechs Steine mit Schiffsmotiven in Gruppen zu drei Steinen auf die ausgebreitete Karte.]
Mehrere kleinere Einheiten der Templer zu Ankur wurden verstärkt durch grauburger Bogenschützen und unter der Führung von heimischen Spähern und Kundschaftern der Lormark und Drachenhains in die Hohenmark entsandt, um jedweden Widerstand auszuräumen. Unter der Deckung der grauburger Scharfschützen sollte es den starken Mannen schon gelingen, die Feind auszuschalten, sofern die Waldläufer und Berggänger diese entdeckt haben. [Ein kleinerer Stein, mit vielen kleinen Zeichen bemalt, findet seine Position in der Hohenmark.]
Nachdem nun alle Einheiten in Stellung gegangen waren, wartete man auf das Aufgehen der Sonne: Das vereinbarte Zeichen, mit dem Angriff zu beginnen. Mehr oder weniger zeitgleich setzten sich nun die Recken Heligonias in Bewegung, um ihre im Vorfeld genau erörterten Ziele zu erreichen. Jedem Heerführer standen mehrere Brieftauben zur Verfügung, die es ihm gestatteten zu jeder Zeit Nachrichten nach Tarnam zu entsenden, wo der durch ein Geplänkel verletzte Gilbert von Bastien, mein Vater, die eingehenden Nachrichten verwaltete und nötige Entscheidungen im Namen des Norrländers traf. Ihm oblag auch der Oberbefehl über die Reservetruppen, die man zurückgehalten hatte. Die schnellsten Pferde ließ man in den Ställen in Tarnam aufreihen, aufdaß man schnell die Kunde zur Änderung der Pläne zu den Heerführern tragen könne, sofern denn die Tauben nicht mehr fähig wären, ihre Missionen zu erfüllen.
Aber es war der Tag der Guten und Gerechten, oh Gönner des ceridischen Glaubens, denn der Eine ward uns hold. Und nahezu der ganze Plan ging auf. Längst des Brazachs stürmte die Reiterei die Ebenen und jeder Ödländer, der sich erdreistete, sich in den Weg der Pferde zu stellen, wurden von den Unmengen an Lanzen, Streitkolben und Morgensternen, die durch die Luft sausten, niedergemacht. Wahrlich ein großes und buntes Reiterheer, so waren doch viele Farben Heligonias vertreten. Die nachrückende Infanterie kümmerte sich um die verschanzten Wilden und erlöste die Niedergemähten von ihren Qualen. Die alte Frontlinie war durchbrochen. Und bald schon, in den frühen Nachmittagsstunden des 10. Tages, sah man die Überreste der Stadt Danar, an denen sich die versprengten Ödländer zu sammeln anschickten. Die auf der anderen Seite des Brazachs in einer Nacht- und Nebelaktion postierten arnacher Katapulte und Ballisten ließen einen tödlichen Geschoßregen auf die Wilden los, aufdaß man die Deckung gänzlichst erlor und die Stellung aufgab. Weiter im Norden wurden die gen Ödland fliehenden Wilden von den eingeschifften Bogenschützen Hagen von Grauburgs unter Ziel genommen. Salve für Salve traf den Feind. Auch hier war der Widerstand gebrochen. Und eilends wurde die Flucht gen Norden vorangetrieben.
Nördlich Brazfurts führte der Generalzeugmeister selbst seine Mannen und die norrländischen Aushebungen des Winters an Land, um sich einen geeigneten Ort für den Kampf, in Reichweite der Schiffsartillerie, zu suchen. Einen kleinen Hügel wählte er als Aussichtsplattform für seinen Befehlsstand. Dort stand ihm auch ein Fahnenwinker Brassachs zur Verfügung, der die Befehle des Generalzeugmeisters an den Schiffsausguck weiterleitete und so das Feuer der Geschütze koordinieren konnte. Eine Vorgehensweise zum gezielten Beschuß der Feinde, die ihren Ursprung in Grauburg hat und sich schon in etlichen Distanzgefechten der Bogenschützen bewährt hat.
Erstaunlich, so kann ich Euch berichten, war, daß man in den südlichen Gefilden der Hohenmark nahezu keine Ödländer mehr fand. Wenige, höchstens eine handvoll umfassende Trupps trafen auf unsere durch Späher geführten Templerfreunde. Leichte Beute für die tapferen Mannen, die sich auf die Deckung der grauburger Schützen verlassen konnten.
Doch nicht alles lief so, wie es geplant war. Das Heer aus Caronburg und Bastien, welches den alten Frontverlauf in der Provinz Caronia anfänglich ohne Gegenwehr überschritten hatte, traf in den Ebenen vor Dahnen auf mehr Widerstand als erwartet. Tapfer, wie wir es von ihren Heerführern kannten, kämpfen die Mannen Maligors und Lothars sowie die Herzöglichen gegen eine nicht abzunehmen wollende Zahl an Gegnern. Immer mehr Ödländer stiegen aus den Felsen hinab, um sich hier, vor Dahnen, an der großen Schlacht zu beteiligen. Die Reiterei aus Caspelbrunn und Watzgenstein deckte die linke Flanke, mußte aber in Anbetracht der Ungänglichkeit des Terrains absitzen lassen. Nun, ich weiß nicht, woran es lag, denn der Bote konnte mir vor meiner Abreise keine genaue Kunde geben, aber die Mannen fielen wie die ... äh, nun ja, ... Fliegen, möge der Eine sie willkommen heißen, und die linke Flanke drohte einzuknicken. Erst das beherzte Eingreifen der Saarka-Kriegerinnen nahm den Druck des Angriffs und wendet das Blatt. Auc wenn sich diesen Weibern der Eine noch nicht offenbart hat, so muß man ihren Mut und ihre Geschicklichkeit im Umgang mit ihren Waffen hervorheben. Wahrlich anmutig und stark stellten sie sich ihren Gegnern. Gut, sie auf unserer Seite zu wissen. Wohlan war dies auch der Schlüssel zum Erfolg, denn eine sonderbare Aura, die die Ödländer zu verwirren schien, umlagerte diese Frauen. Und so schafften sie es mit Mühe und Not, trotz größter Verluste unten der abgestiegenen Reiterei, zumindestens das Banner Caspelbrunns, dessen junger Fahnenträger viele Wunden aufwies, niemals zu Boden gehen zu lassen. Die Heliosritter und die Herzöglichen kämpften auf breiter Front gegen die Ödländer und der Sieg der Saarkani an der linken Flanke, den Guten durch Heligonia-Rufe und den Bösen durch dumpfen Hörnerklang kundgetan, ließ nun auch die Mitte erzittern. Immer mehr Ödländer, es waren auch nicht so viele wie zu den Zeiten der Herbstoffensiven, setzten sich ab und flohen gen Norden. Meter für Meter arbeitete sich das Heer Helgonias gen Norden vor, um bei Einbruch der Nacht eine gute Position für ein Lager innezuhalten.
Das mächtige Kontingent Fußtruppen der Templer, dessen Auftrag es war, die alte Straße Bastien - Brazfurt von der Last des Feindes zu säubern, stieß auf fast keine Gegenwehr. Nahezu unbehelligt erreichte man das geschliffene Brasgan, wo man sich nun aufteilte: Ein Teil des Heeres verschanzte sich zur Sicherheit in der Siedlung und im Gebirge, um im Fall der Fälle östlich gen Brazach zu stoßen. Der andere Teil machte kehrt, um Maligor, Lothar und die Herzöglichen zu entsetzen. [Geschickt, mit nur wenigen Handgriffen, verlagerte Danward die taktischen Steine auf der Karte in die richtige, neue Position.]
Hier, Helio Gratia, lenkt Euren weitsichtigen Blick alsdann wieder auf den Brazach, erreichte man in den Abendstunden des gleichen Tages die gefallene Stadt Brazfurt, wo man sich anschickte, ein bescheidenes Lager für die Nacht zu errichten. Und wieder schienen uns der Eine und die Götter wohlgesonnen, denn in der Nacht zeigte sich der Vollmond und so wäre es ein Leichtes gewesen, einen Gegenangriff zu erkennen, so er denn überhaupt stattgefunden hätte. Auch wenn man in Anbetracht der Ereignisse nur wenig Schlaf fand, so standen am Morgen alle Mannen bereit, wieder in die Schlacht zu ziehen. Die grauburger Bogenschützen verließen nun die Schiffe, um ihren verwundeten Freunden und Brüdern Platz zu machen. Eiligst segelten die Koggen flußabwärts nach Tarnam und Den-Cadain, um die Verwundeten in die Obhut der Templer-Priester und -Medica zu übergeben. Ein Bote eilte westwärts nach Brasgan, um die dort stehenden Templer zu informieren, sich ins Aufgebot um Brazfurt einzureihen. Als die Sonne wieder aufging, schikte sich der mächtige Troß an, den hügeligen Wall vor Brazfurt zu erklimmen, um erstmals in diesem Kriege, nicht auf ostarischem Boden zu kämpfen. [Während Danward spricht, bewegt er die Steine in eine neue Position.] Einmal in der Ebene vor Brazfurt Fuß gefaßt, ging der Vormarsch noch schneller von Statten und immer weniger Ödländer galt es zu erschlagen, denn viele von ihnen waren ins Hochgebirge geflohen. Erstmals sah man nun auch Ödländer auf Pferden, allerdings nur von hinten, Richtung Nordwesten fliehend. Lediglich eine größere Horde Ödlandkrieger sammelte sich etliche heligonische Meilen nördlich der Furt, um dem Ansturm der Gegner entgegenzutreten. Doch geschickt führte nun auch Jareck von Jolberg die ihn begleitenden Mannen weiter südlich, um in den Rücken des Gegners zu stoßen. Jareck vom Norden her und Kalveram aus dem Süden zu Pferde nahmen die Ödländer in die Zange und lieferten ihnen ein erbarmungsloses Gefecht. Stunden dauerte diese grausame Schlachterei und als die Kesselschlacht von Brazfurt die wohl als erfolgreichste Zusammenarbeit zweier Armeen in die heligonische Geschichte eingehen wird, ihr Ende fand, fielen sich die Recken Heligonias in die Arme. Kein Ödländer weilte hier mehr unter den Lebenden. [Und erneut flogen Danwards Finger über die Karte, um die Steine zu verschieben.]
Gegen Mittag hatte man auch bei Dahnen das Heer erfolgreich umgruppiert und ließ nun die Mannen und Kriegerinnen ins Nordmassiv ziehen. Die brassachischen Truppen und die Soldaten der Templer zu Ankur übernahmen nun die Führung des Heerzuges, flankiert von den Saarkani an beiden Seiten, den Herzöglichen in der Mitte und den Heliosrittern, nach den gestrigen Kämpfen gezeichnet, als Nachhut. Über den Paß, neben den Ebenen am Brazach die einzige Möglichkeit, das Nordmassiv in nördlicher Richtung zu passieren, zog das Heer nun über die nördliche Grenze Brassachs. Lothar von Einbrück, ein Sohn Grauburgs, führte das Heer über den Paß und der Troß begann nach der mühsamen aber unbehelligten Überquerung der Berge den Abstieg auf der anderen Seite des Massivs, allzeit bereit, sich dem Gegner zu jeder Zeit zu stellen. [Ein letztes Mal griff Danward nach einem Stein, um diesen nördlich der Berge zu plazieren.]
Mit dieser doch im Ergebnis frohen Kunde trat ich nun vor Euch und hier soll nun mein Bericht vorerst enden, Quell der Weisheit. Sofern Ihr mir keinen anderweitigen Auftrag aufzugeben gedenkt, werde ich schleunigst nach Brassach zurückeilen, um in wenigen Tagen wieder vor Euch zu verscheinen, aufdaß ich Euch untertänigst und mit großer Hochachtung von hoffentlich weiteren Erfolgen Eurer tapferen Krieger und Kriegerinnen berichten kann." Ohne Eile räumt Danward seine Steine zusammen, rollt die Lederkarte auf und verläßt, nachdem der König ihn mit einer Geste entließ, mit einer tiefen Verbeugung rückwärts gehend den großen Audienzsaal. Erst einige Momente nachdem sich die großen Türen wieder geschlossen haben, wag sich Danward umzudrehen und schreitet sichtlich gelöst ins Freie.

Unbekannte Leiche in Lormark gefunden

Lorburg, am 28. Tag des 2. Poënamondes im Jahre 25 n. A. III

Vor zwei Tagen wurden im Sauforst unweit der alten Köhlerei die Überreste einer unbekannten Leiche von einigen Waldläufern aufgefunden. Der Pfeilschaft, welcher eine Rippe durchschlagen hatte, wies auf einen gewaltsamen Tod hin. Eine genauere Untersuchung ergab, daß die Person vermutlich bereits seit dem Winter tot ist. Aufgrund des schlechten Zustandes, in dem sich die Überreste befinden, war eine Identifizierung bis heute nicht möglich. Bei dem Toten wurden einige Kleidungsfetzen besserer Qualität sowie mehrere Büschel langer heller Haare gefunden.
Der einzige Gegenstand, der eine Identifizierung der Person ermöglicht, ist ein silberner Ring mit drei eingearbeiteten Löwen, welcher sich bei den Überresten befand.
Wer weiß, wo eine Person seit dem Winter vermißt wird?
Wer kennt den Ring mit den drei silbernen Löwen?
Demjenigen, der zur Aufklärung beiträgt, sichert die Baronin eine angemessene Belohnung zu.

Hofkanzlei Ihrer Hochwohlgeboren,
Nimue von der Aue,
Baronin von Lormark

War Adveri in Lormark? - Eine erschütternde Entdeckung

"Eigentlich war es ja ein ganz gewöhnlicher Tag, wie immer, wenn man Grenzwache an der Fähre nach Tatzelfels hat. Es war endlich warm und die Sonne schien und die wenigen Reisenden, die mit der Fähre kamen, brauchten auch keine Eskorte. Eben ein ganz gewöhnlicher Tag.
Aber dann kamen acht Fremde wohlgerüstet und gut bewaffnet auf der Fähre über den Brazach geschippert. Donnerwetter, hatten die prachtvolle Pferde! Besonders eines fiel mir auf, ein riesiger schwarzer Hengst, ein echtes Schlachtroß. Das gehörte anscheinend dem schwarzen Kerl in der schwarzen Rüstung. Ziemlich unpraktisch, dachte ich, der muß im Sommer dadrin ja verkochen. Und dann waren sie da. Unser Anführer fragte sie nach ihrem Begehr, denn es war offensichtlich, das dies keine harmlosen Reisenden waren. Der schwarze Kerl stellte sich als Cawadoc, Erster Ritter in Tatzelfels, vor und sagte, sie müßten eine Nachricht von höchster Dringlichkeit an die Baronin persönlich überbringen. Der Tag versprach, doch nicht so gewöhnlich zu werden. Und ehe ich mich versah, saß ich auf einem Blondchen und ritt mit der Eskorte, die die fremden Ritter nach Lorburg begleitete.
Nach einem recht scharfen Ritt erreichten wir gegen Abend Lorburg, ritten zur Burg und dort verschwand der Gegenstand meines Interesses in der Obhut von Ramsey, dem Steward, im Inneren der Burg und ward nicht mehr gesehen. Ein wenig enttäuscht stand ich noch herum und ging dann in den "Torkelnden Lindwurm", die Stammkneipe der Waldläufer und Gaidin. Vielleicht konnte man dort ja etwas über den "dringenden" Auftrag der Ritter erfahren. Meine Mutter hat mir immer vorgeworfen, ich sei zu neugierig und dies werde mich noch einmal zu Fall bringen. Kann ich gar nicht verstehen.
Aber auch im Lindwurm tat sich nichts, außer daß Niall Langbogen, mein Kommandant, plötzlich sehr hastig aufbrach, nachdem ihm ein Gaidin etwas ins Ohr geflüstert hatte, und sogar sein Bier stehen ließ. Ich sorgte dafür, daß es nicht umkam.
Am nächsten Morgen ging ich wieder hinauf zur Burg und wurde prompt zu einem Spähtrupp eingeteilt. "In den Sauforst zur alten Köhlerei, aber seid vorsichtig, es könnten sich Strolche dort herumtreiben!" Im Sauforst? Jetzt?? Dann wurde es auf einmal sehr hektisch. Niall und die fremden Ritter tauchten auf, Pferde wurden vorgeführt, dann hieß es aufsitzen und ab gings im Galopp in den Sauforst. Schließlich gab Niall das Zeichen zum Anhalten und schickte uns voraus, um die Lage zu erkunden.
Ich wußte schon, was wir finden würden, nämlich nichts, außer ein paar alten Feuerstellen, einem rauchenden Kohlenmeiler und der Holzhütte, in der ab und zu jemand übernachtete. Aber wir schlichen trotzdem vorsichtig durchs Gebüsch, denn man kann ja nie wissen.
Schließlich gaben wir auf und warteten auf Niall und die anderen, die auch endlich kamen.
Und dann begann dieser Cawadoc uns Löcher in den Bauch zu fragen: Wie alt die Feuerstellen seien, wer hier gelagert haben könnte, ob auf dieser Lichtung Platz wäre für vierhundert Leute, ob hier Kriegsmaschinen gebaut worden sein könnten usw. usw.. Ich verstand rein gar nichts. Kriegsmaschinen in Lormark, ts, ts!
Schließlich fiel ein Name, der mich aufhorchen ließ: Adveri. Adveri sollte hier gewesen sein und von hier aus seinen Angriff auf Tatzelfels organisiert haben. Naja, der Kerl ist, soviel ich weiß, ein brillanter Kopf, auch wenn er einen Hau weg hat. Niall meinte, es sei theoretisch möglich, aber die verdächtigen Schleifspuren zum Fluß hinunter würden eher von Baumstämmen stammen, die an der Stelle zu Flößen verbunden und dann flußabwärts gebracht würden. Und außerdem würde die Lichtung für höchstens hundert Leute Platz bieten, wenn man diese stapeln würde. Die Herren Ritter zogen ein Gesicht, als hätte man ihnen das Stück Torte, das sie in greifbarer Nähe hatten, wieder weggenommen.
Dann fand einer von uns im Gebüsch die Reste eines erlegten Hirsches und es ging wieder los: Ob Lormarker einen dreiviertels aufgegessenen Hirsch so einfach im Gebüsch liegen lassen würden, wer das Tier erlegt haben könnte, ob ..., wie....
Also wenn wir jedem gewilderten Reh oder Hirsch nachgehen würden, kämen wir gar nicht mehr dazu, die Grenzen zu bewachen und Gesindel zu verscheuchen, das sich ganz eindeutig vor etwa einer Woche auf der Lichtung bei der Köhlerei aufgehalten hat. Die Leute scheinen gestört worden zu sein, sonst hätten sie das restliche Fleisch nicht zurückgelassen zusammen mit einigen anderen nur notdürftig verwischten Spuren.
Alles, was wir schließlich nach stundenlangem Suchen fanden, waren zwei darianische Glücksbringer, eine abgegriffene Münze (die von Hugh freudestrahlend begrüßt wurde, weil er sie im Herbst verloren hatte) und ein paar Holzdübel, wie man sie verwendet, wenn man große hölzerne Konstruktionen bauen will.
Also schien Adveri doch hier gewesen zu sein, allerdings war die Spur schon längst kalt. Vier Monate sind eben eine lange Zeit.
Reichlich müde und schmutzig machten wir uns auf den Heimweg und es war mir ein schwacher Trost, daß die schmucken Tatzelfelser genauso müde und schmutzig waren wie wir.
Plötzlich fiel einer der Ritter auf die Nase und sprang mit einem Schreckensschrei auf.
Unsere Reaktion war Bogen raus, Pfeil auf die Sehne und sichern, dann rannten wir zu dem Ort des Schreckens. Und was wir da sahen, war wirklich schrecklich. Ein Knappe übergab sich würgend in einen Busch. Vor uns lagen die Überreste eines Menschen, der seit dem Winter tot war. Nur noch Knochen und ein paar Fleischfetzen. Wir finden am Ende des Winters öfters solche Überreste, aber sie stammen meistens von Tieren. Ein Schaf, ein Reh oder ähnliches, aber ein Mensch... Das Schlimme aber war weniger die Leiche, sondern der Pfeilschaft, der noch zwischen den Rippen steckte. Dieser Mensch war hinterrücks ermordet worden. Geschlecht, Herkunft usw. waren nicht mehr zu erkennen. Ein paar Kleiderfetzen, ziemlich ausgewaschen, verrieten, daß es sich um eine etwas besser gestellte Person gehandelt haben mußte, die Zähne gaben nur her, daß die Person noch jung gewesen war.
Da wir keinen Einheimischen in dieser Gegend vermißt hatten, mußte es sich um einen Fremden handeln. Zutiefst erschüttert wickelten wir die sterblichen Überreste ein, um sie nach Lorburg zu bringen, da fiel ein kleiner Lederbeutel herunter, der bis dahin unentdeckt geblieben war. Niall hob ihn auf und schaute hinein, aber was er darin fand, konnte ich nicht herausbekommen. Ich hörte nur die Worte "Nicht gerade viel, aber wenigstens eine Spur."
Sehr schweigsam und nachdenklich ritten wir zurück, nachdem wir noch einige Leute zur Bewachung des Gebietes zurückgelassen hatten. War diese Person den Rebellen zum Opfer gefallen? Mir fiel das Pferd ein, das wir im Winter reiterlos im Sauforst fanden. Ein Pferd der edlen Rasse, wie sie in Drackensteig gezüchtet wird und dem Haus des Barons vorbehalten ist. Was wir von seinem Sattelzeug noch identifizieren konnten, wies auf den Baron von Drackensteig hin. Sein eigenes Reitpferd? Aber wie kam das Pferd des Barons nach Lormark, während er selbst in Dunkelstein weilte? Und was hatte das Tier so verstört, daß es beinahe panisch in den Sauforst rannte? Das Pferd steht auf jeden Fall immer noch auf der Weide der Baronin und abgesehen von einigen Narben an der Flanke ist es wieder wohlauf und wunderschön. Gibt es wohl einen Zusammenhang zwischen dem Pferd und dem Toten?
So viele Rätsel und unbeantwortete Fragen. Ich sehe schon, ich muß wieder in den "Torkelnden Lindwurm" und versuchen, eine Antwort auf diese Fragen zu bekommen." Ciaran Royhan, Waldläufer und Bogenschütze in Lormark

Es schmerzt im Arm, es schmerzt das Bein,
Trink Tatzelfelser Honigwein.
An was denkt so mancher beim Gebet?
An Tatzelfelser Honigmeth!

Lorburg, am 14. Tag des 2. Poenamondes im Jahre 24 n. A. III

Nachdem in den letzten Tagen wieder einmal eine Handelskarawane sich anschickte,ohne ortskundige Begleitung die Pässe nach Süden in die Niederlormark zu überqueren und dabei im plötzlich auftretenden dichten Schneetreiben in eine Schlucht stürzte, wobei Menschen, Tiere und Waren schweren Schaden nahmen, siehtsich nun Ihre Hochwohlgeboren, die Baronin Nimue von der Aue, gezwungen, folgenden Erlaß der Bevölkerung und insbesondere der Händler- und Kaufmannschaft
Heligonias kundzuthun:
Hiermit sei kundgethan, daß es von nun an keinem Kaufherrn und Händler mehr gestattet sei, die Pässe im Süden der Baronie Lormark, welche über die Berge nach Niederlormark führen, ohne ortskundigen Führer, welcher der Gilde der "Säumer" anzugehören hat, zu benutzen. Dergleichen gelte auch für diejenigen Händler, welche beabsichtigen, von Niederlormark aus in die Lormark einzureisen. Die Gilde der "Säumer" sei ermächtigt, von denen, welche ihre Dienste in Anspruch zu nehmen
gedenken, einen angemessenen "Säumerpfennig" zu fordern.
Es sei kundgethan, daß die Gilde der "Säumer" unter dem Schutze der Baronin stehe und daß Handlungen wider diesen Erlaß mit entsprechenden Strafen geahndet werden.
gez. Raven ap Cormac, persönlicher Schreiber am Hofe der Baronin Nimue von der Aue

Fräulein Ragabun,

als geneigter Leser Eures romatischen Traktats im letztmaligen Boten, kommt man nicht umhin, Euch über die Maßen zu beneiden. Ganz offensichtlich, habt Ihr Euch in dieser gestrengen Welt die Kindheit mit all ihren Vorzügen zu bewahren gewußt. Auf dem steilen Wege des Erwachsenwerdens verliert man allzu leicht die wunderschönen Dinge, die das Kindsein so wunderbar machen. So ruft tatsächlich Eure sprühende Infantilität das Kind in mir wach. Natürlich ist eine Hochzeit eine wundervolle Sache, da gibt es Kuchen und Tanz und man darf, dem Brautpaar voraus, bunte Blumen werfen. Es muß wohl an diesem in Escandra reichhaltigen Angebot an Liebes - und Tragikschaustücke liegen, daß, wie Ihr, so viele - mit Verlaub - "junge Dinger" die Realität mit der Traumwelt verwechseln. Ich möchte Euch ein paar Denkanstöße geben, damit Ihr einsehen könnt, daß nicht immer alles so verläuft, wie man es sich wünscht.
Zum einen: Was würde wohl hochwohlgeboren Tamara von Tlamana empfinden, wenn sie aus ihrer entbehrungsreichen Gefangenschaft nach Hause gelangt und dort ihre kleine Schwester verheiratet mit ihrem geliebten Verlobten anträfe?
Zum anderen: Ihre hochwohlgeboren Tamara von Tlamana, seine hochgeboren Prinz Anselm von Thal sowie ihre hochwohlgeboren Leabell von Tlamana sind ogedischen Glaubens, eine Verlobung ist daher anders als beim Ceridentum, nicht "bindent", wie Ihr sicher wißt, währt in dieser Religion selbst die Ehe in einem Fall längstens ein Jahr, ich spreche hier von der Poenaehe.
Zum letzten: Es ist schlicht falsch zu behaupten, die ogedische (siehe oben) Verlobung sei in der Heligonischen Halsgerichtsordnung verankert und könne durch Übertragung eingefordert werden.
Fräulein Ragabun, schließlich möchte ich Euch auch noch auf einen kleinen, aber nicht unwichtigen, Fehler Eurerseits aufmerksam machen. Es besteht nämlich ein großer Unterschied darin, eine Hochzeit zu schließen und eine Hochzeit zu vollziehen, ich darf hierbei auf die Tradition des Laken-aus-dem-Fenster-hängens verweisen.

Mit freundlichen Grüßen, ein stiller Beobachter

Baron von Tagil ernsthaft erkrankt

Escandra, den 12. Tag im 3. Poena 25 n. A. III Seine Hochwohlgeboren Lord Angus McPhee befindet sich nun schon seit dem
ersten Saarkamond am Hofe in Escandra, wohl auf Geheiß unserer
Allerdurchlauchtigsten Majestät mit dem Auftrage, sich um die
Vorbereitung einer besonders heiklen Friedensmission in ein nicht
öffentlich benanntes Land der Mittellande. Da unsere Allerdurchlauchtigste Majestät seine Hochwohlgeboren seit
längerem nicht zu einer Audienz rufen ließ und ihm auch sonst seine
Gunst entzog, verfinsterte sich im Laufe der Monde das ohnehin forsche
Gemüt seiner Hochwohlgeboren und bescherte ihm ein gar arges
Magendrücken, welches nach Ablauf der Saarkamonde sich zu einem Geschwür
auswuchs. Nicht wenige Junker waren erleichtert, daß der sich nun dem Jähzorn
hingebende Lord in seiner Kemenate blieb, zumal er zuvor einen jeden,
welchen er auf den Gängen des Palastes antraf, gar grimmig anfunkelte,
daß man meinen konnte, er fordere jedweden zum Duell, der es wage ihn
anzusprechen. Sein Kammerdiener erhielt strengste Anweisungen, keinen Medikus
vorzulassen. Wenig später mußte der Diener sogar Adlige vertrösten und
ihnen eindringlich davon abraten, den Lord zu stören. Seit dem
unglücklichen Zwischenfall mit dem vorwitzigen Junker, welcher sich vor
seinen Kameraden zu profilieren suchte, sind jedoch alle Waffen aus der
Kemenate entfernt worden. Bis dato galt es als nahezu unmöglich, auf
einem Bett liegend eine Wurfaxt sowohl kräftig, als auch gezielt zu
schleudern. Seit dieser Zeit ist es jedoch in den Gemächern des Barons wesentlich
ruhiger geworden und seine früher so kräftige Stimme dringt nur noch
selten durch die schwere Eichentür seiner Kemenate. Dies mag unter
anderem an der selbstverordneten Diät aus Haferschleimsuppe und
Quellwasser liegen. Keine standesgemäße Kost für einen Baron, doch wie
der Kammerdiener der Schreibstube verriet, die Einzige, welche nicht das
Geschwür reizt. Allein der Schwester des Barons, die Poenageweihte Mary McPhee, welche
sich bis vor kurzem in Sedomee fortbildete, ist es gestattet, ihn neben
seinem Kammerdiener zu besuchen und zu pflegen. Wie sie in einem
Gespräch mit der Schreibstube erzählte, ist die Ursache dieser
unglücklichen Geschichte wohl in den unterschiedlichen Standpunkten zu
suchen, welche unsere Allerdurchlauchtigste Majestät und der Lord in
einem lautstarken Gespräch vertraten. Sie hofft nun auf die Güte des
Königs und daß ihr Bruder, "der alte Starrkopf", noch einmal seine
Einstellung überdenken möge. Unsere besten Wünsche zur Genesung des Barons von Tagil begleiten seine
Schwester bei ihrer sicherlich nicht leichten Aufgabe.

Die Königliche Schreibstube zu Escandra

Wer lebt, kann maulen

Jaja, die Heligonier, diese Versager. Begibt sich wer an einen Ort, wo schon eine Expedition verschwunden ist, wo sich schwarze Magusse und Ödländer "Gute Schlacht" sagen und wundert sich, wenn er dazwischen gerät und plötzlich tot ist. Aber macht ja nix: Bekanntlich hat unser König an solchen Orten jede Menge Wiederbelebungsmaschinen aufgestellt. Macht doch was: Irgendwas geht schief. Da muß man natürlich sauer auf die Wiederbeleber sein, die das ja schließlich jahrelang gelernt haben und bestimmt einen Meisterbrief in der Tasche und die auch nur an diesen Ort gekommen sind, um Leute wiederzubeleben. Besonders natürlich Waldläufer, die ja dafür bekannt sind, daß man sie immer und überall wiederbelebt, weil sie die wichtigsten Leute überhaupt sind und in ihrem Beruf von rechtswegen gar nicht sterben dürfen, besonders natürlich an Orten, die siehe oben. Ja, wenn man so stirbt, dann habens die Götter einem aber ganz derbe gezeigt, was? Wer mit der Gefahr pennt, braucht sich nicht wundern, wenn er nachher ohne Eier dasteht.
Halfnet, wo Ankündungen durchliest und weiß, wo er hingeht

Der Teemooranienkonflikt II.

Oder, was vergessen worden ist zu erwähnen,
allerdings nicht in Vergessenheit geraten sollte
Die Grafschaft Drachenhain im Teemooranienkonflikt ~ Chronik:
Drachentrutz, am 4. Tag des 2. Xurls n.A.III. 25
Graf Waldemar von Drachenhain erreicht eine Nachricht des Königs, worin zum einen vom Verrat Teemons an Ostarien berichtet wird und zum anderen die Anweisung erteilt wird das Herzoghaus nach Kräften zu unterstützen. Der damalige Schwertführer Drachenhains, Ritter Hilthbold, wird sodann vom Grafen Waldemar beauftragt, Maßnahmen zu ergreifen. Gleichzeitig ruft der Graf seine, nach Teemooranien angrenzenden Barone zur Vassallenpflicht und ordnet die Stärkung der Nordgrenze Drachenhains an.Im 3. Xurl n.A.III. 25
Im Namen des Königs appelliert Finian Sonnenklinge, Erster Reichsritter Heligonias, an die Barone Drachenhains, ihre Grenzen nach Teemooranien hin zu verstärken und ruft gleichzeitig zur Handelsperre gegen die abtrünnige Baronie Teemooranien auf.Vorberg, am 1. Tag des 2. Saarka n.A.III. 25
Unter schweren Verlusten und mit großem Einsatz nimmt das Drachenhainer Heer unter Schwertführer Hilthbold die Teemooranisch/Emaranische Stadt Vorberg ein. Aufgrund einer Teemooranischen List kommen 87 Soldaten und der Schwertführer zu Tode. Dennoch soll die Stadt während der Saarkamonde zum Stützpunkt ausgebaut und befestigt werden.
Vorberg, am 20. Tag des 2. Saarka n.A.III. 25 Graf Waldemar besucht Vorberg, erteilt den 88 Gefallenen die letzte Ehre und ernennt seinen Sohn Leomar zum neuen Schwertführer der Grafschaft.

Der Versuch eines Resümees

von Schillwunk Radeweyd

Folgender zufällig entdeckte Eintrag in das Drachenhainer Feldbuch, "durchgeführt" von Oberst von Stratzegg, wird mit Erlaubnis desselbigen an dieser Stelle der Öffentlichkeit preisgegeben. Der Eintrag vermittelt, meiner Meinung nach, die Geschehnisse in Vorberg vor der Kapitulation Teemons besser und eindrucksvoller, aIs ein tumber Bericht aus meiner Hand dies tun könnte.

Persönliches Feldbuch des Oberst Kail von Stratzegg:
Vorberg, am 30. Tag des 2. Saarka n.A.III 25
...Etwa zur dritten Stunde in der Frühe endete heute die Beratung am Strategentisch. Bei all den Gesprächen ist mir einiges klargeworden: Was unter unserem alten Schwertführer Ritter Hilthbold als "Contre-Approche"*-Krieg begann, wird vom Prinzen erkennbar zur gesteigerten Verteidigungs- Erhaltungstaktik ausgebaut. Der neue Schwertführer führte den Gedanken des alten offensichtlich zuende und rüstete den Stützpunkt Vorberg mit vierhundert Mann unter Waffen, Burgfried, Befestigungswällen und Verschanzungen zum wahren Bollwerk aus - unter normalen Umständen ist Vorberg uneinnehmbar!
Tapfer kämpfen Jolbensteiner, Wolfenfelder, Drachenberger und Tatzelfelser Seit´ an Seit´, die Moral ist gut unter den Soldaten.
Die Stärke unserer, mit Provint und Material gut versorgten Truppen, soll erhalten werden, indem wir selbst keine kräftezehrenden Eroberungsfeldzüge unternehmen. Vielmehr soll die Festung einen "Brückenkopf" für andere, nach Teemooranien ziehende, Heere bilden. Gleich einer Schleuse werden "frische" Soldaten und Proviant von Drachenhain nach Teemooranien ins Kriegsgebiet geschafft. So kann von Süden her - vollkommen ungefähret - neu ausgehobene Heere gegen alte, abgekämpfte Einheiten eingetauscht werden. Der Verlust an Mannen und Material wird so äußerst gering sein. Man ist jetzt also nicht mehr gezwungen, erst eine Bresche durch die Grenze zu schlagen, um in die "Höhle des Löwen" zu gelangen. Diese Kraft kann eingespart werden. Außerdem ensteht durch die so ins Land dringende Truppen vor Drachenhain eine schützende "Pfufferzone". Die Nordgrenze der Grafschaft ist vor Ausfällen und Angriffen von seiten Teemooraniens sicher. Unsere Verteidigungsstrategie erinnert meiner Meinung nach, weniger an ein herkömmlihes Schild, als an ein Schild, gebildet durch geschickt gefächerte Lanzen.
Mögen die Götter mit uns sein!

Oberst Kail von Stratzegg
(*in einer Offensive wird Land als "Außenwerk" genommen, der Feind muß Kriegszüge unternehmen, um es wieder zu erobern und wird dabei vom eigentlichen Feldzug abgelenkt. S.R.)

Dem Leser ergebenster Diener, der Tatzelfelser Hofchronist,
Schillwunk, "Die Feder", Radeweyd, Gesell des Schreibmeisters und Archivars zu Burg und Land Tatzelfels Jeremias

Der Dank ist Euch gewiss, Baron Herian!

Tlamana ist wirklich tief berührt ob Eurer bekundeten Sorge und Anteilnahme - kein Wort soll jemals vergessen werden! Doch können wir Euch beruhigen, Tlamana ist weit davon entfernt, etwas von seiner herrlichen Kultur und Würde einzubüßenen. Ebenso verbannen wir Gerüchte einer Steuererhöhung - wozu denn auch. Carajon kann diesbezüglich also aufatmen. Uns allen, Carajon, Tlamana, Euch und uns, der Regentin, wäre am meisten gedient, wenn Ihr unserer Aufforderung - die wir hier wiederholt einfordern - einfach nachkämt. So daß diese Frage geklärt sei und Ihr Euch diesen mysteriösen, bestialischen Morden widmen könnt, die in der letzten Zeit Euer Land vielerorts zuhauf überschatten haben. Das heißt, sofern Ihr Euch bis dahin überhaupt noch Herr des Landes Carajon nennen könnt...

Freiherrin Leabell von Ardlun, Baronin von Tlamana

Kielholer macht während Patrouillenfahrt seltsamen Fang

Einen recht ungewöhnlichen Fund brachte Kapitän Xurlsen Kielholer im Zuge seiner letztmaligen Patrouillenfahrt zurück nach Jolberg. Am feindlichen Ostufer des Jolborn, so heißt es, kurz nach dem Gebirge, welches Dunkelstein und das Ödland voneinander trennt, habe er eine kleine Gruppe "abgerissener, halbtoter" Heligonier entdeckt. Lautstark und armwedelnd hatten sie es geschafft, die Heligonische Kogge auf sich aufmerksam zu machen. Nachdem man sicher war, daß es sich hierbei nicht nur wieder um einen "miesen, kleinen Trick" von seiten der Ödländer handelte, waren die Beiboote schnell zu Wasser gelassen und die Hilfesuchenden an Bord gebracht. Die Armen mußten sich an der Front verlaufen haben und sich bis hier her durchgeschlagen haben. Wen wundert es, daß sie da allerlei wirres Zeug von sich gaben, was aber Kaptän Kielholer dazu veranlasste, die Geretteten, zur näheren Befragung, umgehend der Jolberger Obrigkeit zu übergeben - sicher ist sicher in diesen Tagen.
Ole Spangendrücker, freier Schreiber aus Jolberg

Hohes Schiffsaufkommen steht auf dem Jolborn, Höhe Trisselbach, bevor

Aufgrund diverser Schleusen- und Kanalarbeiten an den gefährlichen Trisselbacher Furten, wird es am Jolborn in naher Zukunft zu gewissen Unregelmäßigkeiten im Bootsverkehr kommen. Seine Hochwohlgeboren, Baron Karr von Trisselbach, bittet die diesbezüglich Leidtragenden, im Voraus um Verzeihung, verweist allerdings sogleich auf den großen Nutzen dieser nötiggewordenen Reparatur- und Renovierungsarbeiten, welche den zukünftigen Schiffsverkehr "reibungsloser" um die besagten Furten gewährleistet. Zusätzlich erklärt sich seine Hochwohlgeboren bereit, in Maßen für Lohn- und Gewinnausfalle aufzukommen.
Danward Hedewin aus Goldoan.

Werte Baronin von Tlamana,

Ich finde es zutiefst rührend, daß ihr euch so sehr für den Verbleib eurer Schwester interessiert. Leider muß ich euch sagen, daß sie sich nicht im schönen Carajon aufhält, und seid versichert, ich habe viel Mühe investiert, um dies sicher zu stellen. Deswegen ist es auch nicht im Geringsten nötig, daß ihr oder ein Stellvertreter meine Paläste besucht und besichtigt. Zur Unterstreichung der Lage möchte ich euch in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, daß ihr gar nicht über die rechtlichen Möglichkeiten verfügt, von mir so etwas zu verlangen. Wenn ihr dies wollt, dann müßt ihr mich schon bitten, also ändert euren herrischen Ton. Wie ihr der königlichen Halsgerichtsordnung entnehmen könntet, ist nämlich eine Baronin nicht in der politischen Lage, einem anderen mehr oder weniger Gleichgestellten etwas zu befehlen. Dies kann nur ein Höhergestellter. Nach dieser kleinen Belehrung möchte ich euch aber dennoch ein wenig Hilfe zukommen lassen. Es folgt eine These, die auf rein hypothetischen Annahmen fußt:
Einmal angenommen, es gäbe irgendwo eine Baronie, die für ihre Gelehrsamkeit geradezu sprichwörtlich ist. Dieser ach so schöne Landstrich wird von einer klugen Herrscherin regiert. Allerdings hat sie eine Schwester, die ihres Wesens nach verschlagen und tyrannisch ist. Jedoch blüht dieser Schwester eine nicht gerade rosige Zukunft, so sie sich nicht für eine Karriere als Beamtin, Bäuerin oder Nonne begeistern kann. Nun wiederum einmal angenommen, daß diese Dinge nicht ihrer Vorstellung entsprechen, sondern es sie vielmehr nach Macht dürstet. Wäre es da nicht einfach, die eigene Schwester mit kaltem Herzen zu beseitigen? So schnell kann man Macht erlangen. Aber wie die Schuld vertuschen? Auch diese Aufgabe könnte sie rein theoretisch leichtens lösen: sie behauptet einfach leichtfertig, ihr wohlwollender Nachbar hätte die Dame entführt. Nun aber eine wesentliche Frage, die zugleich die Schwäche in ihrem Plan herauszustellen vermag: Was hätte der benevolente Nachbar wohl davon, eine kompetente Herrscerin zu beseitigen, nur um es dann mit einer noch viel verschrobeneren Nachfolgerin zu tun zu haben? Zugegeben könnte sich der Nachbar ebenfalls in der Erblinie der Baronie befinden, doch muß dagegen gehalten werden, daß er dafür eine Familie von der Größe eines mittleren Dorfes beseitigen müßte, was durchaus unnötige und lästige Anstrengungen und Aufmerksamkeit mit sich bringen würde. Der Schluß aus dieser rein hypothetischen These sei den Lesern überlassen.
Mit freundlichen Grüßen an ihre kommissarische hochwohlgeboren, Baronin Leabell, Regentin von Tlamana, Herrin von Ardelun,

Baron Herian von Carajon

Botschaft an Regald Borgan,

Waldläufer und Barde aus dem Parimawald
Es ist schwer, den Aufenthalt eines Waldläufers herauszufinden. Nun scheint Ihr gar in Nuremberg gelandet zu sein. Deshalb spreche ich Euch auf diesem Wege an und hoffe, daß diese kurze Botschaft Euch erreicht. Eure Leider zeugen von scharfem Verstand und hoher künstlerischer Begabung. Sowohl von der Form als auch vom Inhalt her gehören sie mit zum Besten, was mir an heligonischem Liedgut bekannt ist. Jeder Barde ist willkommen in Luchnar. Falls Euer Weg Euch doch zurück nach Heligonia und bis in meine schöne Baronie führt, wäre es mir eine besondere Freude, einem Vortrag von Euch lauschen zu können.
Koldewaiht von Hautzensteyn, Baron zu Luchnar

Unsere Sagen und Mythen - Wurzeln Heligonias

Vor einigen Ausgaben war im heligonischen Boten ein Aufruf der Marvenna von Drachenstein zu lesen: Die Sagen Heligonias, urwüchsig und vielfältig, verdienten es, gesammelt und herausgegeben zu werden. Dieser Plan fand mein äußerstes Wohlgefallen, da ich selbst ein Freund der Sagen bin und seit längerer Zeit mit dem Gedanken spielte, eine Sammlung der Taten des Helden Utzgolf herauszugeben. Eine Anfrage bei Marvenna von Drachenstein selbst ergab zweierlei: Die Resonanz auf ihren Aufruf war bisher nicht sehr groß. Meinem Vorhaben einer Utzgolf-Anthologie stand sie positiv gegenüber. Ich wende mich deshalb an alle Heligonier, die sich für Sagen, Mythen und Utzgolf-Legenden interessieren - seien sie adelig oder aus dem Volk. Sammelt, schöpft diesen Reichtum Eurer Baronie, Eurer Provinz oder Eures Dorfes aus! Übermittelt sämtliches Wissen um Taten Utzgolfs nach Luchnar auf die Feste Hautzensteyn, alle anderen heligonischen Sagen aber nach Welzen an Marvenna von Drachenstein! Der Baum Heligonia wächst und blüht - die Kraft hierzu schöpft er aus seinen Wurzeln. Es liegt an jedem Einzelnen, diese Wurzeln für alle nutzbar zu machen.

Koldewaiht von Hautzensteyn, Baron zu Luchnar

Emarania bis auf Widerruf unter Drachenhainer Obhut

Die Grafschaft Drachenhain entspricht der Bitte des Herzoghauses und übernimmt vorläufig die Verwaltung der Teemooranienprovinz, um die Truppen des Königs zu entlasten. Hierzu Auszüge aus den "Vorberger Dekreten", die unlängst von seiner Hochgeboren Graf Waldemar von Drachenhain erlassen wurden. Höre, Volk von Emarania:
Ihre Erlaucht Herzogin Walluma von Ostarien hat uns, Hochgeboren Graf Waldemar von Drachenhain die vorläufige Verwaltung des Landes Emarania übergeben. Wir haben den Drachenhainer Schwertführer Prinz Leomar zu unserem Stellvertreter in dieser Angelegenheit bestimmt. In Zukunft muß unterschieden werden zwischen Teemooranien und Emarania. Erlassene Dekrete:

  • Das Land Emarania wird in zwei Verwaltungsbereiche, West- und Ostemarania, aufgeteilt. Vorberg und Wasserau stellen den jeweiligen Sitz der beiden Verwalter dar.
  • Beide Verwalter sind Ostarische Beamtete, führen aber die Befehle des Grafen von Drachenhains, bzw. seines Stellvertreters aus.
  • mit sofortiger Wirkung wird über das Land Emarania eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Wer nach der neunten Stund am Abend und vor der vierten am Morgen, aufgegriffen wird, muß mit harter Bestrafung rechnen.
  • alle noch bestehenden Emaranischen Truppenverbände werden umgehend aufgelöst, bei Zuwiderhandlungen droht die Todesstrafe.
  • unverletzte Emaranier werden zu Straßeninstandsetzungsarbeiten und Feldarbeiten herangezogen, sie werden vom Drachenhainer Heer mit Nahrung versorgt. Nur vollkommen intakte Straßen lassen einen raschen Aufbau und schnelles Eingreifen zu.
  • erstes Ziel der Drachenhainischen Verwaltung über das Land Emarania, ist die Wahrung des Friedens und die schnellstmöglichste Wiedereinsetzung eines, von ihrer Erlaucht erwählten, Regenten. Deshalb wird über das, von seiner allerdurchlauchtigsten Majestät geächtete Land Emarania der absolute Landfriede verhängt! Von Drachenhain eingesetzte Richter und Beamtete werden in Streitfällen verhandeln und schlichten. Plünderungen nebst Fehden werden von jenen abschreckend bestraft.

Seine Hochgeboren, Graf Waldemar von Drachenhain

An Seine Eminenz, Edmond de Ia Cruz, Fürstbischof von Friedland

Hiermit sende ich Euch meinen Bericht über die Amtsübernahme des neuen Jarls von Loghard, oder sollte ich besser sagen: das Saufgelage eines heidnischen, ja gotteslästerlichen wilden Emporkömmlings, der nicht das geringste Grundwissen in der Kunst der Etikette besitzt, und sich anmaßt, er könne ein Lehen im wohl gesegnetsten Lande Heligonias regieren. Aber nun zum eigentlichen Bericht:
Der neue Jarl von Loghard, Cadfannan ist wohl sein Name, kam am 28. Tage des 2. Poëna 88 n.d.E. in Bernheim an, also genau einen Mond, nach dem tragischen Ableben Wihtreds von Loghard. Es war wirklich ein bedauerlicher Verlust, da wir den alten Wihtred seit dem Tode seines Weibes vor einigen Jahren sehr leicht beeinflussen konnten, und wir ihn fast schon soweit hatten, der Heiligen Ceridischen Kirche beizutreten. Doch ich schweife schon wieder einmal ab. Jedenfalls kam der neue Jarl, der ja der Neffe Wihtreds war, an oben genanntem Tage eingeritten. Er war in ein rotbraunes Hemd gekleidet, worüber er einen ledernen Schuppenpanzer trug. Komplettiert wurde sein "Festtagsgewand" durch einen blauen Umhang und lederne Handschuhe, die durch Kettengeflecht und Nieten verstärkt waren. An seiner linken Seite trug er ein nordländisches Schwert, an der Rechten hing ein kurzes Hiebschwert. Am hölzernen Sattel des Pferdes hing ein Rundschild aus lederverstärktem Holz, auf dem die Farben seines Wappens, rot und weiß, geviertelt zu sehen waren. Einer seiner Männer trug seine Standarte, die irgendeine verschnörkelte Abbildung irgendeines Fabelwesens darstellte. Sehr viel Gefolge brachte er nicht mit sich, dafür aber einige Karren vollbeladen mit Fässern, deren Inhalt sich später als Met und Äl, wie sie hier das Bier nennen, herausstellen sollte. Alles in allem also nichts spektakuläres. Doch was ich dann erblickte, verschlug mir den Atem, und ich schickte ein Stoßgebet an den Einen. Neben Cadfannan von Loghard ritten zwei Angehörige jenes niederträchtigen Volkes in die Stadt ein, das der Volksmund gemeinhin als Elfen bezeichnet. Dem einen war es kaum anzusehen, da er lange Haare hatte. Wie ich später erfuhr, war er noch dazu ein Bastard. Der andere jedoch hatte kurzes Haar, sodaß seine widerlich spitzen Ohren deutlich hervorstachen. Dazu hatte er eine wilde Kriegsbemalung in rot und weiß aufgelegt, und in seinen Augen lag ein seltsames, abwesendes Leuchten. Ich beschloß, den Jarl sofort zur Rede zu stellen, und fühlte mich daduch ermutigt, daß auch der Rest der Menge die spitzen Ohren bemerkt zu haben schien, denn es wurde mit einemmal still. Ich ging also im Namen des Einen auf den Jarl zu, und sagte ihm, der er auf seinem hohen Schlachtroß saß: "Was treibt Euch, solch unheiliges Volk auf den Boden Seiner Eminenz dem Fürstbischof, Eures Lehnsherren, zu führen!" Während ich das sagte, packte ich das Roß am Geschirr. Der neue Jarl von Loghard ließ sein Pferd anhalten und der ganze Troß hielt an. Plötzlich und ohne Warnung ließ er sein Roß steigen, sodaß ich rücklings in den Straßendreck flog, und nur mit Hilfe des Einen den tödlichen Hufen entging! Der Jarl wartete bis ich mich wieder aufgerappelt hatte und sagte zu mir:
"Was treibt Seine Eminenz, den Fürstbischof, meinen Lehnsherren, solch fette Pfaffen in mein Jarltum zu schicken, die es dazu noch wagen, meine Freunde zu beleidigen!". Daraufhin brach die Menge in schallendes Gelächter aus. Die spitzohrigen Gefährten des Jarls waren vergessen. Es stand nur noch ein ceridischer Prediger vor all diesen niederträchtigen Ogeden. Dann saß er ab und stellte sich vor mich. Ich betete zum Einen, da ich das Ende kommen sah, doch ich blieb standhaft und wich keinen Schritt zurück. Er spuckte mir vor die Füße und sagte mir ins Gesicht: "Du jämmerliche kleine Wanze wirst nun deinen dreckigen ceridischen Buckel reinwaschen, indem du meine Gefährten huckepack bis vor meine Halle trägst, und ich würde dir raten, das zu tun. Ich nehme an, es hat sich hier schon herumgesprochen, was ich von euch ceridischen Priestern halte, und du wärst nicht der erste Pfaffe, dessen Blut von meiner Klinge tropft!". Damit trat wieder Todesstille ein und Cadfannan von Loghard gab seinem bemalten Gefährten einen Wink, worauf dieser leichtfüßig angelaufen kam. Der Jarl saß wieder auf, und ich mußte dieses unreine Wesen etliche hundert Meter bis zum Langhaus des Jarls tragen. Genaue Einzelheiten möchte ich mir mit Verlaub ersparen. Mein Rücken schmerzt jedenfalls noch heute und ich verbringe täglich viel Zeit damit, meinen Rücken reinzuwaschen von dieser unheiligen Berührung.
Wie dem auch sei, die Vorbereitungen zum Fest des Jarls waren in vollem Gange und bis zum Abend war alles gerichtet. Ich hielt mich nun in einigem Abstand zum Jarl und seinem Gefolge. Ich fühlte mich nun sogar bei den einheimischen Ogedenanbetern wohl; die Wahl einer anderen Gesellschaft hatte ich sowieso nicht, denn wie ihr wißt, hat sich in der langen Zeit, die unsere Missionare hier schon verbringen, noch kein einziger Logharder zum Glauben an den Einen bekehren lassen. Wie dem auch sei, mit der Zeit kam der logharder Niederadel tröpfchenweise und in der gewohnt lockeren Sicht der Dinge, die den Loghardem innewohnt, in die Halle des Jarls marschiert. Unter ihnen natürlich auch unsere Sorgenkinder aus dem Logharder Norden, die alle Anwesenden unmißverständlich über ihre Lovalität zum neuen Jarl aufklärten, und zwar auf eine Art und Weise, die ich aus sittlichen Gründen nicht näher zu erläutern gedenke. Ihr Anführer Oswin umarmte Jarl Cadfannan herzlich und die beiden unterhielten sich vergnügt. Als die Halle des Langhauses gefüllt war, hob Jarl Cadfarman von Loghard sein Met-Horn und leerte es in einem Zug. Die Anwesenden taten es ihm gleich und der Reihe nach traten die Adeligen vor den Jarl, knieten nieder und leisteten den Treueschwur und den Eid der Mannestreue. Als das getan war, wurden die Hörner noch einmal gefüllt, und der Jarl leistete seinen Schwur, jeden seiner Vasallen mit all seiner Kraft zu verteidigen. Daraufhin wurden die Hörner geleert. Der Jarl erhob seine Hand, um noch einmal die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, bevor das Fest richtig begann. Dann verkündete er: "Hiermit verkünde ich, Cadfannan von Loghard, daß einem jeden, der auf der Flucht vor der Inquisition der Heiligen Ceridischen Kirche ist, in meinem Haus Zuflucht gewährt wird, egal ob er den Einen, das göttliche Geschlecht der Ogeden, oder irgendeine andere Gottheit anbetet. Sollte sich jedoch herausstellen, daß die Beschuldigungen gerechtfertigt sind, werde ich den Schuldigen selbst nach eigenem Willen richten.
Außerdem verkünde ich, daß der ehemalige Baron Gerhard von Falkenhain innerhalb der Grenzen Loghards für Vogelfrei erklärt ist. Jeder Freie hat das Recht, ihn nach eigenem Gutdünken zu erschlagen, oder was immer er mit ihm tun will. So, das war's, ich bin fertig, fangen wir an, laßt Met und Äl in Strömen fließen!" Die Menge brach in lautes Jubelgeschrei aus, und da ich mich nun geflissentlich entfernte, endet mein Bericht hier.
Falls es mir gestattet ist, so möchte ich Euch untertänigst raten, die Schmähungen der Heiligen Ceridischen Kirche, die aus dem Munde des neuen Jarls geflossen sind, wie ein reißender Strom, nicht einfach hinzunehmen. In untertänigster Hochachtung, Euer ergebener Diener
Novellins der Kahle, am 29. Tage des 2. Poëna 88 n.d.E.

Reise durch Ostarien beendet

Wie bereits berichtet, unternahm Baronin Josephina diesen Frühling eine langere Reise durch Ostarien, um sich vom Zustand des Ogedentums irn Herzogtum in Kenntnis zu setzen. Nach dem Besuch in Ankur traf die Gesellschaft Ende der 3. Saarka in Brassach ein, wo ausführliche Gespräche mit dem Großmeister des Templerordens, Baron Kalveram, auf dem Programm standen. Aus gewissen Kreisen war zu erfahren, daß es dabei um die Rückbringung des Ogedischen Glaubens in das fast ausschließlich ceridische Ostarien ging. Einzelheiten über die genauen Maßnahmen und Bedingungen beider Verhandlungspartner sind leider nicht bekannt, doch darf man auf eine interessante Entwicklung gespannt sein.
Da die Ödian.der sich ruhig verhielten, konnte auch der Besuch der Truppen in Dunkelstein planmäßig stattfinden. Generalzeugineister Jareck von Jolberg, seit langem mit der Baronin befreundet, bereitete der Erwählten und ihrer angaheymischen Leibgarde einen überaus herzlichen Empfang. Neben einem feierlichen Götterdienst für die Ogedischen Soldaten und dem Besuch von Kranken und Verwundeten, wurden auch hier wichtige Dinge wie der Kampf gegen die Ödlander und die sicherheitspolitische Lage am Jolbom erörtert. Bei ihrer Abreise versprach die Baronin Unterstützung in Form von Lebensmitteln und einigen schweren Zugpferden für das ostarische Heer. Nach einem zweiwöchigen Aufenthalt in Amach, bei dem die Hochgeweihte verstreute Ogedische Gemeinden besuchte, gelangte die Reisegesellschaft zur Mitte der 2.Poena nach Buchenfels, wo sie bereits von Baron Thioderik erwartet wurde. Bei ihrer Rundreise traf die Erwählte auch mit dem Superior und Abt des Pretorusianer-Ordens zusammen,wobei sich ein interessanter Austausch über Heilmethoden, Kranken- und Armenfürsorge ergab. Die beiden Vertreter der größten heligonischen Glaubensrichtungen zeigten große Achtung voreinander und versicherten sich einer weiteren Zusammenarbeit zum Nutzen aller Hilfsbedürftigen. Auch waren der Baronin die vielen Flüchtlinge aus dem Teemoranischen und ödländischen Krieg aufgefallen, die in vielen Orten ein mehr als dürftiges Leben fristen. Man darf gespannt sein, wie viele dieser entwurzelten Familien dem Aufruf Ihrer Hochwohlgeboren ins schöne Wolfenfeld folgen werden.
Auf der Heimreise machte die Baronin noch Station in Tatzelfels, traf aber dort ihren Cousin Leomar nicht an, da dieser sich zur Zeit bei seinen Truppen in Vorberg befindet. Am 5.Tag der 3.Poena, nach dreieinhalb monatiger Reise, traf der Troß schließlich wieder einigermaßen wohlbehalten in Sarniant ein. Doch für Erholung von den Strapazen bleibt nicht viel Zeit, steht doch schon Neujahr und damit das große Stadtgründungsfest vor der Tür...
Brennus Palimpsest, freier Berichterstatter

Verbrechen in Salzach!

Am 8 .Tag der 3 .Poëna wurden in den Morgenstunden an verschiedenen Orten der Stadt die Leichen zweier Männer entdeckt. Offenbar handelt es sich um Gewaltverbrechen, ein Raubmord kann allerdings ausgeschlossen werden, da bei beiden Toten noch Wertgegenstände gefünden wurden. Ein Waibel der Stadtwache teilte mit, daß die Männer bereits öfter aufgefallen waren und im Verdacht standen, zur Salzacher Unterwelt zu gehören. Ein Zusammenhang zwischen beiden Morden sei wahrscheinlich, es könnte es sich dabei um einen Racheakt innerhalb der heligonischen Unterwelt handeln. Die rasche und unauffällige Ausführung des Verbrechens lasse aber auf die sorgfältig geplante Tat eines professionellen Mörders schließen. Die Ermittlungen werden fortgeführt.

Heiligsprechung des Gregor von Altmühl in Carajon

Gepriesen sei der Eine!

Auf Anbitten des Inquisitors Heratio und von Bruder Beatus, mit Zeugenaussagen des Handlungsreisenden Scarabi ex Humero, wurde von Seiner Heiligkeit Erzprimus Benedict Cannesus ob der Heiligsprechung des ehemaligen Dorfpfarrers von Altmühl namens Gregor ein Konzil zusammengerufen. Die Ereignisse in Altmühl im 2. Saarkamond dürften noch nicht allen Lesern bekannt sein. Die drei Antragsteller schenkten dem Konzil einen Einblick in die Ereignisse:
Neben der Dorfkirche in Altmühl betreute Gregor auch das Hospiz im Nebengebäude, in welchem er alte, kranke und verwundete Flüchtlinge pflegte. Eines Abends brach aus unerfindlichen Gründen ein unkontrollierbares Feuer aus. Selbstlos entriß der Pfarrer seine hilflosen Schützlinge dem alles vernichtenden Flammenmeer. Selbst als er schon einer lodernden Fackel glich, stürzte er sich erneut in die bleckende Höllenbrunst. Als die Balken am Eingang zu bersten drohten, stemmte er seinen von den Flammen verzehrten Körper dagegen, damit die noch Überlebenden sich noch aus dem einstürzenden Gebäude retten konnten.
Als seine körperlichen Kräfte ihn kaum mehr auf den Beinen hielten und sein Bewußtsein langsam dahinschwand, wandte er sich im Geiste mit einem Stoßgebet an den Einen. Da wurde ihm mit einemmal die Ursache des Brandes gewahr. Er blickte direkt in seelenlose Augen, umrahmt von der bizarr grinsenden Fratze Daimons. Diese Vision sandte ihm die Kraft - vom Einen gegeben -, die Balken hinter sich einstürzen zu lassen und sich auf das abgrundtief Böse zu hechten, um mit Daimon um die Seelen der in den Flammen Verendeten zu kämpfen und Daimon wieder einmal aus de Welt zurückzudrängen.
Aufgrund dieses Berichtes beschloß das Konzil einstimmig, Gregor heiligzusprechen. Desweiteren ordnete das Konzil an, die Kirche wieder aufzubauen und am nämlichen Ort eine ceridische Pilgerstätte zu errichten.
Prinz Wunjo Wendolyn von Drachenhain in Jolbruck
Zur großen Überraschung der Drachenhainer traf am 12. des II. Poena seine Hochgeboren Prinz Wunjo Wendolyn von Drachenhain, Sohn des ehemaligen Prinzen Wolfram von Drachenhain, in Begleitung seiner Leibwache in Jolbruck, der schönen Hauptstadt der Grafschaft, ein. In allen Ehren wurde der junge Prinz vom 1. Bürgermeister der Stadt Jan Beirach und den Zunft und Gildenmeistern im altehrwürdigen Rathaus begrüßt. Nach einer Besichtigung des großen Xurl-Heiligtum Jolbrucks, wo Prinz Wunjo, der selbst Ogede ist, an einem festlichen Götterdienst teilnahm, wurde dann gegen Abend zu einem prächtigen Bankett im Westflügel des gräflichen Stadtschlosses geladen. Hier hielt der Prinz auch eine Rede über die, seiner Meinung nach, unglücklich gewählte Erbfolge in Drachenhain.

Hoher Rat, werte Bürger Jolbrucks, Drachenhainer

Wohin wir auch unseren Blick in Heligonia werfen, überall brennt die Erde, das große Schwert der Vernichtung schwebt drohend über unserem Reiche und droht es zu zerschmettern. Fest im Würgegriff hält die verruchte Ödlandbrut das stolze Brassach und einzig ein Mann stellt sich ihnen mit seinen tapferen Getreuen entgegen Baron Kalveram, das trutzige Schild Heligonias. Darum sollte es auch die Pflicht eines jeden wehrtüchtigen Drachenhainers sein, unserer Reich vor der drohenden Gefahr zu schützen. Doch der neue Schwertführer Drachenhains sieht seine Pflicht eher darin, gegen das schon am Boden liegende geschwächte Teemoranien zu ziehen. Die Wahl meines hochgeschätzten Großvaters, meinen unfähigen Oheim Leomar, der nicht einmal in der Lage ist, seinem anvertrauten Lehen Tatzelfels den Frieden zu schenken, mit dem Amt des Schwertführers zu betrauen, sollte vom Drachenhainer Volk nicht hingenommen werden. Leomar aus Tatzelfels, der vom Ceridentum zum Ogedentum konvertierte, nur um seinen eigenen Vorteil darauszu ziehen, so einem Mann ist nichts heilig und schon gar keine Götter. Schwere Schuld hat er damals auf sich geladen und der Fluch der edlen Saarka-Hochgeweihten Saleena traf ihn wie auch meinen Vater Edmond de la Cruz zurecht, doch die Götter zu bestechen, indem man von einem Gott zum anderen wandert wie eine billige Betiser Straßendirne von einem Freier zum anderen, ist unwürdig und abstoßend zugleich. Doch selbst die Gebote der Götter sind ihm nicht heilig, so war es doch er, der von niedriger Rachsucht getrieben, nach Drachentrutz reiste, um der Hinrichtung des Rebellenführers Adveri beizuwohnen und sich so über Göttliche Gebote der Saarka Geweihten Saleena hinwegsetzte als würde der Fluch ihn nicht betreffen. Über das schreckliche Unwetter und die schreckliche Mißernte wurde kein Wort verloren, auch hörte man kein Wort des Bedauerns aus dem Munde des ach so gerechten und so volksnahen Leomar, der durch sein unüberlegtes dummes kleingeistiges Verhalten einigen Bauern in den Bettelstand verholfen ha. Männer wie er haben keinerlei Werte, und Gebote schon gar nicht, so hat er mehr als einmal gegen das königliche Toleranzgebot verstoßen. Ehen zwischen Beridhanern und Drachenhainern zwischen Ogeden und Ceriden werden nur in seinem Lehen bei hohen Strafen verboten. Immer und immer wieder stößt er den Stachel des Zwistes und des Hasses in die schon arg gebeutelte Volksseele. Wann wird der Tatzelfelser Hanswurst das Volk endlich in Ruhe lassen, auf daß es sich selbst entscheiden möge, welchen Göttern es dienen will. So einen Nichtsnutz als Thronfolger hat Drachenhain nicht verdient und so einen Thronfolger will Drachenhain auch nicht. Eine Frau wie unsere hochverehrte und vom Volk geliebte Großcousine Prinzessin Josephina von Drachenhain, Baronin von Wolfenfeld oder selbst große Feldherren wie Baron Krator von Rebenhain haben mehr Anrecht auf die Krone Drachenhains als ein verdorbener Gossenbruder Leomar und darum rufe ich euch zu, Oheim Leomar aus Tatzelfels, Adel ist kein göttergewolltes Geburtsrecht, enn er wird allein erworben durch Taten. Ihr seid weder würdig genug Baron zu sein noch den Titel Drachenprinz unseres Urahnen Halmar des Großen zu besudeln. Mögen die Götter euch verfluchen und möge die Weisheit Saleenas groß genug sein auf das ihr nie wieder Drachenhainer Boden betreten könnt........
Hier endet die Rede des jungen Prinzen, der sich nun schnurstracks zu seinem Großvater zur Drachentrutz aufmachte.

Ludmilla von Huldrig freie Berichterstatterin des Heliosboten.

Trauerndes Volk von Drackensteig, Trauernde Hinterbliebene,

da die letzten Tage unsere volle Aufmerksamkeit an der Ödlandfront erforderten, ward es uns bis dato nicht möglich, in angemessener Form unser aufrichtiges Mitgefühl zum Tode des tapferen Barons von Drackensteig, unserem gefallenen Freund Sirium Silverhorn, auszudrücken. Dennoch wünschen wir hier, den anderen adligen Heligonias nicht nachzustehen, denn wahrlich ein großer Mann ist von uns gegangen. So mögen nun diese unsere Zeilen unsere tiefe Trauer über den Tod Siriums kundtun. Brassach betrauert den Verlust eines Freundes. Ihm gilt unser Dank für den Beistand gegenüber den schrecklichen Wilden des Nordens.
Als Zeichen unser Ehrerbietung und Wertschätzung, auch über den Tod hinaus, wollen wir den Dahingeschiedenen ehren, indem wir per Dekret verfügen, daß die Ballei Crai-Noh in der Provinz Norrland fortan den Namen Ballei Silverhorn tragen soll. Und so möge jeder wackere, drackensteiger Ceride stets Willkommen sein und Heilung und Versorgung an diesem Orte und in allen anderen Einrichtung und Häusern der Templer zu Ankur erfahren.
Möge der Eine Sirum Silverhorn von Drackensteig mit offenen Armen empfangen.

Ballei Amien, am 21. Tage der 3. Poëna n.d.E.

Kalveram vom Norrland, Großmeister der Templer zu Ankur

Angron Thombrokes Rede an das Volk

Geliebtes Volk von Tristenberg!

Es haben sich in den letzten Monaten schlimme Dinge zugetragen, aber wir werden auch diese Probleme bewältigen. Die mutmaßlichen Drahtzieher des auf mich verübten Attentats sind nun endlich gefaßt, und warten im Kerker der Feste Tristenberg auf ihre Verurteilung. Ebenso kann ich euch vermelden, daß die Schlachten gegen die Ödländer nun endlich von Erfolgen gekrönt sind. Wir werden mit vereinten Kräften die gotteslästerlichen Heiden in ihr eigenes Land zurücktreiben! Der schändliche Landesverräter Teemon scheint nun ebenfalls endgültig geschlagen zusein. Der Schandfleck Teemoranien ist von der Karte verschwunden.
Leider mußte ich aber auch beobachten, daß der Begriff Ehre nicht zum Wortschatz vieler Barone und Würdenträger des Landes zählt. Nehmen wir doch nur das taktische Geschick von Karr, dem Hexenjäger. Dessen "gelungene Finte" in Form einer absichtlichen Falschmeldung im Helios-Boten erinnerte mich doch sehr stark an die 1000 Bauern List Teemons (Helios-Bote 10). Ganz zu schweigen von der Frechheit die Stadt Vliss in Karrdank umbenennen zu wollen! Ebenso bin ich von dem unehrenhaften Verhalten der in Oraneck einmarschierten Truppen in höchsten Maße entsetzt. Nicht nur durch das Verhalten an sich, sondern auch über die fatalen Fehler, welche in Oraneck begangen wurden. Aber ich habe bereits den Inquisitor Hector da Silva nach Oraneck entsand, um den entstandenen Schaden wiedergutzumachen. Der Tristenberger Rat sieht sich nun genötigt, jedweden fremden Truppen die Durchreise, Nahrungsmittel oder andere Dinge zu verwehren! Jedes unerlaubte Überschreiten der Grenzen Tristenbergs wird ab sofort als Unentschuldbar, und als Kriegserklärung behandelt! Diese Verordnung tritt ab sofort in Kraft und gilt ebenso für die Verbündeten Tristenbergs, bis der Rat erneut zusammentreffen wird.
Möge der Eine mit uns sein!

Handelsbeziehungen

Wisset, daß wir einen mit allen Vollmachten ausgestatteten Handelsvertreter in die Baronie Wolfenfeld zum Markttage in Sarniant entsenden werden. Ein jeder, der Handel mit Tristenberg zutreiben gedenkt, sollte sich dort mit ihm besprechen.

Gott mit uns und dann auf nach Dunkelstein

Speis und Trank von erlesener Qualität, willige Weiber und jede Menge Sold, das waren die Worte des sogenannten Kaufmann Olufsen, als ich dummer Esel mit ihm in dieser verfluchten Kaschemme zum "Rostigen Anker" in Salzach saß. Ich war damals völlig abgebrannt und hatte keinen Kreuzer mehr im Hosensack. Die glückliche Stadt am Jolborn hatte mir kein Glück gebracht. Keiner dieser reichen Pfeffersäcke wollte mir, einem kräftigen Bauernburschen, Arbeit geben und so war mein Notgroschen alsbald aufgebraucht. Diese heliosverfluchte Mistkröte von Werber stellte sich mir als Kaufmann Olufsen vor. Er suche Waffenknechte, die seinen Händlertroß nach Tarnam begleiten sollten, wie er mir sagte. Einen Edmondor wollte er mir zahlen, bei Poënas Busenpracht, das waren fünf heligonische Dukaten. Wer kann da schon nein sagen. Außerdem brummelte mein Magen wie eine Horde Brazzachkatzen und meine Kehle war trockener als die Sayed Wüste in Darian. Als mich dann dieser verruchte Spitzbube auch noch fragte, ob ich hungrig sei, da zerstörte er den letzten Rest von Argwohn, der sich noch an mein Herz festklammerte. Und als dann wenig später ein saftiger Braten auf dem Tisch stand und der würzige Duft von frisch gebackenem Brot in meine Nae stieg, da war es um mich geschehen. Ich aß gierig und das kühle heliosfarbene Bier, mit einer üppigen Schaumkrone verziert, rann in wahren Sturzbächen meine Kehle hinunter. Es müßten wohl so an die acht Humpen Bürgerbräu gewesen sein. Das letzte, an was ich mich erinnere, war diese schmierige Fistelstimme, die mir ins Ohr säuselte " Signiert bitte hier unten, besten Dank!". Am nächsten Morgen wurde ich dann von Trommelwirbel geweckt und das, was ich als erstes erblickte, war alles andere als schön. Ich schaute in das pockennarbige Gesicht eines ältlichen Fürstbischöflichen Gardisten. Er stand vor mir und fuchtelte bedrohlich mit einem Weibelstock vor meiner Nase rum und schrie jenes Wort welches ich nun die nächsten zwei Wochen täglich hören sollte: "Aaaantreten, faules Gesindel! " Nun, die nächsten zwei Wochen waren eine Zeit die ich wohl mein Leben lang nicht vergessen werde und die mich zur Erkenntnis brachte, sollte ich jemals wieder den Satz "Signiert bitte hier unten" hören, dann würde dieser jemand eine Maulschelle im Gesicht und einen Bierkrug in seiner Hackfresse haben. Ich wurde in der Garnison "Edmondtreu", Sitz des siebten fürstbischöflichen Garderegiments der See-Pikiniere in Salzach untergebracht und durchlief als sogenannter Freiwilliger eine Ausbildung zum Arkebusier. Unser Drillweibel, ein waschechter Ostarier mit gezwirbeltem Herzog Rolo-Bart, ein ehemaliger Soldat der heiligen Miliz, war ein mieser sadistischer Schinder. Weibel Schlunzberg, dieses Aas, geizig bei der Portionierung beim Essenfassen und großzügig, wenn es um den gefürchteten Spießrutenlauf ging, und noch immer klingen mir seine Worte in den Ohren: "Wat, dat solln pollierte Stiefel sen, ik globe ik spinne, poliert ist, wenn ike mir drin spiegel kann". Stiefel polieren und Ostarischer Stechschritt bis zum Umfallen, das war wohl der Inhalt meiner zweiwöchigen sogenannten Wehrgrundausbildung, die mit einem großen Regimentsappell endete. Unser Kommandant, ein gewisser Oberst Helmbrecht von Jergensteen- Fraggenhausen, hielt dann auch eine Rede, in der er uns erklärte, daß die Freiwilligen, also wir arme Teufel als Entsatzcompagnie in die von den Ödländern bedrohte Abtei Dunkelstein gesandt wurden. Zwei Tage später war es dann auch soweit. Wir wurden neu eingekleidet und erhielten jeder einen schweren Brustharnisch, schwere Stiefel, einen Salzacher Morion, eine Armbrust, Schwert, und jeder zwei Dutzend Bolzen. Unsere Truppe hatte die Stärke eines Halbregiments. Als wir dann die friedländische Hymne singend durch das trutzige Garnisonstor schritten, war das letzte, was ich erblickte Weibel Schlunzberg, der uns in Habachtstellung die tröstenden Worte nach rief: "lasst mr keen Drech an de Stiefel kummen und haltet de Armbrustsehnen trocken oder ik prügel euch windelwech, verdammte Drecksbande". Wir marschierten von unserer Garnison, die auf der Festungsinsel Trakenaal liegt, in Richtung Kriegshafen der fürstbischöflichen Hochseeflotte. Der Anblick des Hafens war an jenem Morgen atemberaubend. An den Piers standen hunderte von Soldaten. Husaren, die die dicke Ostsuranische Bärenfellmütze und am Sattel den todbringenden Bornsteiner Knochenbrecher trugen, einen besonders schweren Reitersäbel, neben diesen sah man Ulanen mit ihren langen Flügellanzen sowie die Lanziere des zweiten Garderegiments, deren silberne Feldharnische in der Sonne blinkten und deren schmucke Rüstung jeden Thaler Provinzritter in Erstaunen versetzen würde. Auch sah man Soldaten der Bornenburger Landwehr, Pikiniere, Hellebardiere auch sah ich eine Gruppe von Bombardieren, die sich damit abmühten, eine große Feldbombarde auf eine schlanke Karavelle zu wuchten. Dichtgedrängt und immer wieder hörte man die sich überschlagende Stimme des Hafenmeisters und seiner Gehilfen, die den einzelnen Bannern die Schiffe zuteilten. Unser Kommadant Marchese Fillipo de Gadolo, ein zwanzigjähriger Knabe mit goldgelocktem, Haar war ein Höfling vom Bornenburger Hof, der das Kommmando über die Ensatzcompagnie direkt von seiner Eminenz dem Füstbischof erhielt. Wir wurden zusammen mit einem Halbbanner der fürstbischöflichen Lanziere in einer dickbauchige Karracke, die den beunruhigenden Namen "Unsinkbar III" trug, einquartiert. Ich machte es mir gerade auf dem trutzigen Vorderkastell bequem und beobachte die Matrosen, wie sie die Leinen vom Pier lösten, als plötzlich ein Jagdhorn erschallte. Ein reich gekleideter Herr im Gefolge von vier schwer gepanzerten Rittern preschte auf unser Schiff zu. Sein goldgrüner Waffenrock zierte einen Löwen, in seiner Hand trug er einen verschwenderisch verzierten Marschallstab. Vor dem Schiff kamen die Reiter zum Stehen. Das Gesicht des Herrn blickte zornig in meine Richtung. (Fortsetzung folgt im nächsten Helios Boten)

Neustes aus Teemooranien

Allzuviel über die derzeitigen Teemooranischen Verhältnisse war leider nicht in Erfahrung zu bringen. Auf Vorschlag des Reichsritters hin wurde der Steuersatz Teemooraniens von ehemals 25 Prozent auf 15 Prozent gesenkt. Auf Antrag Drachenhains hin verhängt die ceridische Kirche den "vom Einen gewollten Waffenfrieden" (Treuga Dei) über Emarania. Jegliche Gewalttat führt nun unweigerlich zur Exkommunikation.

Lykarion Lasalle, Du verdammter Lügner!

Es gibt nur einen, der Alahn von Soltran ermordet hat, und das war ich! Das ist nicht die feine Art, sich mit den Taten von Kollegen zu brüsten.

Der wahre Mörder des Alahn von Soltran

Letzte Meldung aus Oraneck

Kurz vor Redaktionsschluß traf ein Bote aus Oraneck in der Schreibstube ein. die Nachricht war sehr verwirrlich und konnte in der Kürze der Zeit auf ihren Wahrheitsgehalt nicht mehr überprüft werden. Dennoch wollen wir sie der Leserschaft nicht vorenthalten:
Auf den Befehl des Barons von Tristenberg begab sich Hector da Silva mit mehreren Soldaten nach Oraneck um dort Farlon von Kendeley festzunehmen. Im Grunde sollte nicht wirklich der Stadtvogt, sondern derjenige, welcher sich als Farlon von Kendeley ausgab verhaftet werden! Es konnte nicht der Stadtvogt sein, da er bei dem alljährlichen großen Ritterturnier in Kendeley hinterhältig getötet wurde (Helios-Bote 17)! Es war Hector da Silva der das Verhör und den Prozeß gegen die verdächtigten Personen in jenen tragischen Tagen vornahm. Es war daher klar, daß jemand anderes in die Rolle des Stadtvogtes geschlüpft sein mußte. Da der Inquisitor aufgrund seines langen Aufenthaltes in Oraneck noch allzu bekannt war, lies man ihn zum angeblichen Farlon von Kendeley vor. Der ergriff, nachdem er mit den Anschuldigungen und Beweisen konfrontiert wurde die Flucht. Zur Schande Hector da Silvas müssen wir zugeben, daß er entkommen konnte. Auf die Frage, warum der Doppelgänger überhaupt in Oraneck anerkannt wurde, obwohl sie wußten, daß Farlon von Kendeley tot sein mußte, kamen nur zögerliche Antworten. Die plausibelste Erklärung lautet, daß sich Farlon doch noch von seien schweren Wunden erholt haben soll, und daß ihn alle Generäle der in Oraneck einmarschierten Armee ihn als solchen behandelt hätten. Leider konnte bisher noch nicht festgestellt werden, wer den Doppelgänger Farlons geschickt hatte. Ob es Teemon, die Ödländer oder sogar Gorgoroth selbst war, wird derzeit von Hector da Silva untersucht.

Wir, Leabell, Regentin von Tlamana, Herrin von Ardelun,

rufen einen jeden wackeren, tapferen und wagemutigen Bürger Heligonias auf, sich an der Suche nach meiner hochwohlgeborenen Schwester Tamara von Tlamana zu beteiligen. All jene sollen sich am 1. Tag des II. Helios in Tlamanas Hauptstadt Tabruk, in der Stadtburg einfinden. Ruhm, Ehre und ein nicht zu verachtender Geldbetrag warten auf diejenigen, die uns in dieser Zeit der Not beistehen. Wir beten zu den Göttern, daß sich eine mannigfaltige Zahl ehrhafter Streiter finden wird, die furchtlos genug sind, gegen den ruchlosen Verbrecher vorzugehen.
Gegeben in Tabruk, am 24. Tag des III. Poëna 25 n. AIII