Spezial:Badtitle/NS100:Ausgabe 26/ Herzögliche Ostarische Hofgazette

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Der Adelstag zu Jolberg im Jahre 26 n.A.III.

25 Jahre nachdem der Adelstag das letzte Mal in Jolberg, damals noch von Baron Jarulf, ausgerichtet worden war, gab sich dieses Jahr sein Sohn Jareck als Gastgeber und holte damit auch den Austragungsort das erste mal seit zehn Jahren wieder nach Ostarien, wo zuletzt im Jahre 16 n.A.III. in Ankur getagt worden war. Man kann es vielleicht dem Ende der größeren militärischen und religiösen Konflikte zuschreiben, in die Ostarien während der letzten Dekade verwickelt war, daß endlich wieder eine Baronie des Herzogtums als so sicher eingestuft worden war, eine gefahrlose Anreise der Mächtigen des Reiches zu gewährleisten. Ob bei der Wahl von Jolberg auch die Tatsache eine Rolle spielte, daß Jareck von Jolberg einer derjenigen war, die maßgeblich an der Wieder-herstellung des Friedens in Ostarien beteiligt waren, läßt sich nur vermuten.

In erster Linie ist dieser Adelstag wohl als lustiges und ausgelassenes Fest zu sehen, bei dem man deutlich merkte, wie wenig dem Gastgeber der Sinn nach Auseinandersetzungen stand. Die häufig mit Erkrankungen angereisten Gäste - wohl eine Folge der Saarka-Kälte während des Treffen des Ogedenbundes in Luchnar - hatten somit reichlich Gelegenheit durch Frohsinn ihre Gesundheit wiederherzustellen. Reichlich vetreten war in diesem Jahr auch das Ausland. So kam ein Vertreter aus Allerland, in Form des Markgrafen von Greifenstein, und ein Abgesandter Aturiens. Gleich zwei Gesandtschaften hatten sich von Telnaron in den wilden Landen aus auf den Weg gemacht, um mit Heligonia Handelsbeziehungen zu knüpfen, und sogar der Jarl von Loghard Der Adelstag zu Jolberg im Jahre 26 n.A.III.

25 Jahre nachdem der Adelstag das letzte Mal in Jolberg, damals noch von Baron Jarulf, ausgerichtet worden war, gab sich dieses Jahr sein Sohn Jareck als Gastgeber und holte damit auch den Austragungsort das erste mal seit zehn Jahren wieder nach Ostarien, wo zuletzt im Jahre 16 n.A.III. in Ankur getagt worden war. Man kann es vielleicht dem Ende der größeren militärischen und religiösen Konflikte zuschreiben, in die Ostarien während der letzten Dekade verwickelt war, daß endlich wieder eine Baronie des Herzogtums als so sicher eingestuft worden war, eine gefahrlose Anreise der Mächtigen des Reiches zu gewährleisten. Ob bei der Wahl von Jolberg auch die Tatsache eine Rolle spielte, daß Jareck von Jolberg einer derjenigen war, die maßgeblich an der Wieder-herstellung des Friedens in Ostarien beteiligt waren, läßt sich nur vermuten.

In erster Linie ist dieser Adelstag wohl als lustiges und ausgelassenes Fest zu sehen, bei dem man deutlich merkte, wie wenig dem Gastgeber der Sinn nach Auseinandersetzungen stand. Die häufig mit Erkrankungen angereisten Gäste - wohl eine Folge der Saarka-Kälte während des Treffen des Ogedenbundes in Luchnar - hatten somit reichlich Gelegenheit durch Frohsinn ihre Gesundheit wiederherzustellen. Reichlich vetreten war in diesem Jahr auch das Ausland. So kam ein Vertreter aus Allerland, in Form des Markgrafen von Greifenstein, und ein Abgesandter Aturiens. Gleich zwei Gesandtschaften hatten sich von Telnaron in den wilden Landen aus auf den Weg gemacht, um mit Heligonia Handelsbeziehungen zu knüpfen, und sogar der Jarl von Loghard und somit ein Vertreter Friedlands war mit samt seinem Gefolge über den Jolborn gekommen. Nicht mehr ganz zu jener Rubrik Gäste gerechnet werden konnte wohl Gloozi, Regent von Tikon, der ja als gleichzeitiger Vasall Seiner Majestät, noch andere Gründe hatte auf dem Adelstag zu erscheinen.

Nachdem der Herr der Burg noch am Abend des Frohntags jede der Reisegruppen kurz in seinem Audienzraum, dem Gemäldesaal, wo das berühmte "Gelage der dreizehn Pruzzen" hängt, empfangen hatte, wurden die Gäste auf einen kleinen Umtrunk ins Jagdzimmer gebeten, wo es eine Spezialität mit dem Namen Pruzzisch Kaffeh zu testen gab, sozusagen eine Fusion aus dem Besten Darians und Jolbergs.

Im Anschluß daran hatte der durchaus auch den Wissenschaften zugewandte Gastgeber der Gelehrtenschaft die Möglichkeit gegeben, ihre Theorien dem versammelten Adel näherzubringen, was dann auch in Form zweier Vorträge geschah. Zum einen konnte man sich hier bei der, in Form einer kommentierten Modenschau vorgestellten, "Reise durch die textile Landschaft Heligonias und deren historisch kulturelle Bedeutung" weiterbilden. Äußerst fundiert stellten die beiden Dozenten aus Escandra vor, was man in den verschiedenen Regionen des Reiches unter seinem Übergewand trägt. Zum anderen wiederholten die beiden tagiler Problematisten, Scirpus Illuminates Petasites und Pretius Callidus Calluna ihren erfolgreichen Vortrag von Gelehrtenconvent in Escandra und erklärten auf verständliche und überzeugende Weise ihr Prinzip des Kreisausschlußverfahrens.

Der Rest des Abends stand den Gästen dann zur freien Verfügung. Es wurden Gespräche geführt, getrunken und gelacht. Zu später Aufregung führten dann schließlich doch noch zwei Sitten von eher volkstümlicher Art, welche in Zusammenhang mit der bevorstehenden Hochzeit zwischen Leomar von Drachenhain und Leabell von Tlamana standen. Noch fröhlich ging es bei der traditionellen Junggesellenverabschiedung des Prinzen von Drachenhain zu, bei welcher der Herr Leomar mit allen anwesenden Junggesellen unter den Herren anstoßen und dann den Reizen einer Darianischen Tänzerin widerstehen mußte, was ihm in ausgezeichneter Art gelang. Leider von einigen Herren mißverstanden wurde die, durch einige Damen inszenierte, Brautentführung der Regentin von Tlamana. Es lag wohl an der ein Jahr zurückliegenden echten Entführung ihrer Schwester, daß plötzlich so mancher Recke in Alarmzustand versetzt auf der Suche nach Übeltätern durch die Burg stürmte. An der "Rettung" beteiligte sich wiederum in vorbildlicher Weise der inzwischen wieder nüchterne Herr Leomar, dessen Braut sich nach diesen zwei Prüfungen nun sicher sein konnte einen Ehemann zu bekommen, der es ernst meint.

Der Redontag begann mit einer Tombola, bei der gegen eine Spende für die Universität von Escandra und den Wiederaufbau von Brassach Lose erworben werden konnten. Die Glücklichen, deren Lose gezogen wurden, gewannen solche Kostbarkeiten, wie das Schwert des Rodenutz, einen antiken Utzganpokal, echtes Thaler Elchsleder und andere Kleinodien.

Beim anschließenden Bardenwettbewerb, mit Schwerpunkt auf der Verbreitung von Neuigkeiten, wählte die Jury der Ausländischen Gäste schließlich einen Künstler aus Darian, den Herrn Salah ben Anwar Nur ed'Din, den Neffen des Kefir von Sofostan, zum Sieger, der in bekannt unterhaltsamer Darianer Art seine Lieder vortrug und damit zum derzeit besten Barden Heligonias gekürt wurde. Doch fiel den Preisrichtern ihre Wahl sicherlich nicht leicht, den auch die Vorträge der anderen Teilnehmer, wie Balladen, Geschichten und Puppenspiel waren von außerordentlicher Qualität.

Den Abschluß des Unterhaltungsprogramms des Tages bildete ein Theaterstück, welches vom leichtfertigen Umgang mit den arkanen Künsten handelte und stellte somit eine Warnung an alle Subjekte dar, welche in leichtsinniger Weise mit Mächten spielen, die sie nicht verstehen können. Besonders die Darsteller der beiden Besen ernteten viel Lob von Seiten des Publikums.

Einen offiziellen Akt stellte die anschließende Ordensverleihung dar, bei welcher Baronin Nimue von Aue und Baron Koldewaiht von Hautzenstein jeweils die Velan Ehrenbrosche für ihren Einsatz im Namen des Ogedenbundes in Ostarien verliehen bekamen. Die Corenus Feldmedallie erster Klasse bekam der frischgebackene Markgraf Kalveram von Norrland-Brassach, der sich bei der Verteidigung des Reiches gegen die Ödländer hervorgetan hatte. Aus eben jenem Anlaß hätte auch Baron Angus Mc Phee die gleiche Auszeichnung im Namen des Königs empfangen sollen, doch lehnte dieser aus unverständlichen Gründen ab, was zu einiger Entrüstung bei den Anwesenden führte.

Die nun folgenden Pause nutzten die anwesenden Vasallen Ostariens und Norrland-Brassachs, um der Unterzeichnung eines umfangreichen Vertragswerks zwischen dem Herzogtum und der Markgrafschaft beizuwohnen, welcher das zukünftige Verhältnis der beiden Nachbarn regeln sollte. Bei dieser Gelegenheit erhielten dann auch zwei neue Vasallen Ostariens, die Barone zu Lodenburg und zu Kendas-Pailat ihre Heliosbriefe aus der Hand des Botschafters des Herzogtums, Thioderik von Wälsung. Die Ernennung des neuen Barons zu Oraneck lag noch so kurz zurück, daß dessen Heliosbrief in so kurzer Zeit nicht von Ankur nach Jolberg überstellt werden konnte.

Dann schließlich kam es zum großen Ereignis des Tages, als Regentin Leabell von Tlamana und Prinz Leomar von Drachenhain sich unter dem traditionell von den Trauzeugen, der Schwester des Bräutigams, der Dame Syria Jaldis und dem Cousin der Braut, Herrn Jareck von Jolberg, über ihre Köpfe gehaltenen Tuch, das Ja-Wort gaben und sich gegenseitig die Kränze aufs Haupt setzten. Die Zeremonie wurde in stimmungsvoller Weise von Freigräfin Arana von Seedomee durchgeführt, die dem Paar die Hände mit einem Band umlegte und den Segen der Götter herbeirief. Hierauf erhielten die beiden von guten Freunden die fünf Gaben: Brot gegen den Hunger durch Baron Foranan Mc Donough und Wasser gegen den Durst von Baron Krator von Rebenhain. Ein Ei, welches Baronin Nimue von Aue, in ihrer Funktion als Poëna Hochgeweihte, übergab sollte für Fruchtbarkeit sorgen und den Efeu des Baron Koldewaiht von Hautzenstein war dazu bestimmt von Braut und Bräutigam eingepflanzt und gehegt zu werden. Der Goldstaub, den Baron Beorric von Wulfenstein darreichte symbolisierte den Reichtum der das Paar immer begleiten möge. Nachdem Freigräfin Arana noch einmal den Segen der Götter über die anwesenden Edlen sprach und die Poëna-Ehe also geschlossen war, konnte sich das junge Paar kaum vor dem Ansturm der Gratulanten retten, welche ihnen mannigfaltige Geschenke darreichten. Erwähnenswert ist wohl ein Schwert aus Angaheymer Stahl, welches der zukünftige Graf von Drachenhain von Seiner Cousine, Baronin Josephina von Drachenhain, erhielt. Auf diesem Schwert, so sprach die Dame, läge ein Zauber, der dem Träger erlaube, während seiner Herrschaft immer die richtige und gerechte Entscheidung zu treffen

Nach dem opulenten Hochzeitsmahl, bei dem es als Hauptgang echten Garstbock zu kosten gab, folgte dann der große Ball, der als Maskenball begann und in temperamentvoll schnellen, altpruzzischen Kreistänzen endete. Wie auch schon in Welzen führten die Tanzmeisterin und die Musiker aus Angaheym ihr großartiges Können vor und brachten die Tänzer zum Schwitzen, was wohl auch zum raschen Ablegen der aufwendig gestalteten Masken führte. Die wohl anderorts als etwas unhöfisch geltende Tanzauswahl des Gastgebers war bestens dazu geeignet den Gästen den Jolbergisch-Pruzzischen Geist näherzubringen, dem sich die noch nicht ganz genesene Baronin von Lormark wohl etwas zu sehr hingab und dann schließlich dann beim letzten Tanz einen Schwächeanfall erlitt, von dem sie sich dann in der Woche nach dem Fest auf Burg Jolberg auskurieren mußte.

Als der Ball nun zu Ende war, zerstreute sich die Gesellschaft über die Burg, und auch der Gastgeber zog sich, von seinen zahlreichen Pflichten erschöpft, zurück, so daß er auch nicht erscheinen konnte, als der Burgfrieden durch einen Streit zwischen einigen Kapitänen aus Telnaron und den Herrschaften aus Loghard beinahe doch noch gestört wurde. Durch seine bekannt diplomatische Art konnte Baron Thioderik von Wälsung jedoch die Situation entschärfen und machte somit seinem Amt als Botschafter alle Ehre.

Am Heliostag fand nun die Abreise statt, wobei einige der Adligen, wie das Hochzeitspaar und ihr Gefolge, die Barone von Flaitney, Welzen und Kendas-Pailat zusammen mit Baron Jareck auf Garstbockjagd gingen und noch eine Weile in dessen nordwestlich gelegenem Jagdschlößchen verweilten.

Zusammenfassend kann man sagen, daß dieser Adelstag tatsächlich einen Schlußstrich unter die bewaffneten Konflikte der Jahre 25/26 n.A.III. setzte und man dies den Gästen auch deutlich anmerkte.

Aus: "Chronik der Adelstage Heligonias", Band 17

Herzog Uriel II. von Ostarien ringt mit daimonischen Mächten

Des Leids geprüft ist der Hof des Herzogtums Ostarien in diesen Zeiten. Nach den schweren inneren und äußeren Konflikten und Verstrickungen der letzten Jahre soll das Schicksal nun ein weiteres Mal die Standhaftigkeit der wackeren Herzogsfamilie auf die Probe stellen. Wie Waldrom von Weidental, erster ostarischer persönlicher herzöglicher Hofleibarzt seiner Erlaucht, Herzog Uriel des II. von Ostarien nach langer Conferenzia mit Walluma von Ostarien, seinen Beratern und Zunftbrüdern mitzuteilen hat, haben die bedenklichen Veränderungen, die der geliebte Landesherr in den letzten Wochen erfahren mußte, den Verdacht aufgeworfen, daß es gar finsterliche Mächte sind, die mit dem allerorts für seine Stärke gerühmten Herzog um dessen Wohl und Wehe ringen. Es soll, so der Hofleibarzt, deshalb eine Examination durch einen in der Kunst des Exorzismus erfahrenen Ordensmann vorgenommen werden, um die finstren Mächte aus der sterblichen Hülle unseres geliebten Landesherren zu bannen. Es sei die Hälfte seines Körpers von einer dunklen Wesenheit gefangen, die den Herrscher auch nicht reden und verstehen läßt und bösliche Abtrünnige des ogedischen Xurl sollen sich seiner Lunge bemächtigt haben, sodaß sie nunmehr nicht länger in der Luft, sondern im Wasser verwurzelt ist. So die Worte des Hofleibarztes.

Herzogin Walluma bittet indes den einzigen Nachkömmling des Hauses, Prinz Aftalun von Ostarien, um baldige Rückkehr in das elterliche Haus.

Karlon vom Storcheneck

Lest, Ihr Leut, gar Folgendes:

Ich bin zwar kein Schreiberling, aber ich möchte an dieser Stelle trotzdem eine Lanze brechen für die braven Jolberger Wachsoldaten. Deren Hauptmann hat nämlich mich beauftragt, die Aussage eines Barons richtigzustellen, der verschiedene Dinge gesagt hat über die Wachen und wie sie ihren Dienst tun, das habe ich mit eigenen Ohren gehört (was der Baron gesagt hat). Weil ich und die anderen nicht von edlem Stand und Blut sind, können wir nicht seinen Namen nennen, denn das darf ja nur der ohnehin für seine Vorsichtigkeit bekannte Baron Jareck von Jolberg, unser allergütigster Dienstherr und der hat gesagt, daß der Baron (der die Dinge gesagt hat) das vielleicht falsch verstehen könnte und es uns übelnähme (also, was wir jetzt sagen).

Und zwar hat er gesagt:

  • Die Jolberger Wachen sind immer betrunken und haben ja gar keine Waffen.

Das stimmt nicht! Die Jolberger Wachen sind immer nur betrunken, wenn sie nicht im Dienst sind. Und natürlich sind sie dann auch unbewaffnet, ist doch klar.

  • Die Jolberger Wachen sind ja gar nicht so viele, daß sie für die Sicherheit der edlen Gästeschaft sorgen können.

Das stimmt auch nicht! Die Jolberger Wachen verteidigen die Jolburg nach Außen gegen jeden Angreifer, ob aus Teemooranien, den Ödlanden oder anderswo (z. B. jenseits des Jolborn) und garantieren die Sicherheit des Geschehens innerhalb der Festgesellschaft weil sie zwar schon immer da sind aber halt nicht so sichtbar und deswegen auch nicht immer am karierten Rockzipfel des Barons hängend der das gesagt hat.

  • Die Jolberger Wachen sind gar nicht da, wo man sie braucht, sondern woanders.

Wenn man uns gebraucht hat waren wir schon da, zum Beispiel bei dem von einem dieser komischen ausländischen Seeleute angezettelten Duell, bei dem der Baron nicht vermitteln konnte weil er weg war und das dann von mir und dem Baron von Buchenfels geregelt wurde (also nicht geregelt sondern abgewendet, weil wir kein Duell wollen am Jolberger Hof)!

So, das sollte wohl mal gesagt werden. Wenn einer kommt und sagt, die Jolberger Wachen taugen nichts, dann kann er sich eins hinter die karierten Ohren schreiben: Das ist gar nicht wahr und er soll es doch erstmal besser machen an seinem Hof und sich erstmal um seinen eigenen Kram scheren denn so leicht wie früher habens seine Schafhirten nämlich auch nicht mehr und er kann froh sein, daß unsere Hochwohlgeboren, Baron Jareck von Jolberg, so ein netter Kerl ist.

Aber nix für ungut und zurück zum Geschehen in Ostarien.

Thorvind, Jolberger Wachsoldat

Das Erbe Teemons: Die Entdeckung

Ungeheuerlich ist vieles, doch nichts ist ungeheuerlicher als die Winkelzüge der Ödländer, die mit lasterhafter Magie eine wahrhaft unglaubliche Wesenhaftigkeit geschaffen haben, die nunmehr für vieles Blutvergießen in Teemooranien verantwortlich gemacht werden wird: Einem finstren Schatten seiner Selbst gleich sitzt er seit bald schon einem Jahr vor den wachenden Augen der ehrwürdigen Gelehrten des Nexus Corenæ: er, der dunkle Bruder des: Teemon.

Folgendes haben die unbeschreibbaren Experimente der für ihre schonungslosen Vorgehensweisen bekannten Ordensleute an Helios´ Licht der Wahrheit gebracht: In Teemons Namen wurde unsägliches Leid über Ostarien gebracht - doch welcher Menschen Blut aus dem leidvollen Bruderkrieg tatsächlich von dem Namen Teemon tropft ist ungewiß, denn Teemon selbst ist verschwunden seit dem Tag, an dem er durch den verderbten Ödländer ersetzt wurde, der sein Bild und seine Stimme durch die Welt trug und nichts als Haß und Zwietracht säte wo er nur konnte und darum auch heute vor Sonnenaufgang von unseren Eiferern vor dem Portal des Augustinusdoms zu Ankur gevierteilt und den reinigenden Flammen des Einen übergeben wurde - wie es auch mit seinem mutmaßlichen Gefährten, dem shurkishen Shirkon Sherendil geshehen wäre, wäre er nicht schon vor Monaten von seinen einstigen Getreuen gerichtet worden...

Allein dies blieb den Weisen vom Nexus Corenæ verhüllt: Was geschah mit dem wahren Teemon? Wurde er durch seinen dunklen Bruder ersetzt und somit zu Tode gebracht oder wurde er mit dem unheilvollen Zwilling vertauscht und duldet bis zum heutigen Tag die Schmach eines ödländischen Kerkers samt Pein des zugehörigen Kerkermeisters? Oder zieht er einer Tod und Verderbnis verbreitenden Fackel gleich durch die Ländereien seines ehemaligen Kaiserreichs?!

Wer weiß. Aber lesen sie mal im nächsten Boten nach, wenn es heißt: "Das Erbe Teemons: Die Suche"

Gispel Hennenschnabel, Schreibknecht des Nexus Corenae

Leserbrief:"Quellstedter Sittenverfall"

Meine Damen und Herren,

Ich sehe mich dazu gezwungen meine Mahnungen, die ich im Boten 24 S.16 begonnen habe, fortzusetzen, denn es scheint als ob einige Herrschaften nicht dazu in der Lage waren, aus den Fehlern Anderer zu lernen. Obwohl man die Folgen schlechten Betragens am Schicksal des Fürstbischofs von Friedland und seines Landes deutlich sehen konnte, fahren jene Menschen fort, sich auf unangenehme Weise durch inadequates Benehmen hervorzutun. Wie dem Herrn Edmond de la Cruz gab Seine Allerdurchlauchtigste Majestät dem Stadtrat zu Quellstedt eben jene Ansiedlung zum Lehen und obwohl dies offensichtlich zum Zeichen eines Neubeginns geschah wird nun jener Fehler begangen, der auch Friedland zum Verhängnis wurde, welcher ist, auf dem alten Wege fortzuschreiten. Man bedient sich bei diesen ewig Gestrigen also der Methoden des verräterischen Teemons und beruft sich auf das verräterische Teemooranien, ja man trägt sogar dessen Waffenrock. Man lockt Bevölkerung in die Stadt, obwohl es abzusehen ist, daß aufgrund von Nahrungsmangel bald eine "teemooranische" Steuer erhoben werden muß. Man verstößt gegen tausenderlei Vorschriften, indem man sich in die Belange der ceridischen Kirche einmischt und ihr den durch königliches Gesetz gegebenen Kirchenzehnt vorenthält. Schließlich versucht man eine Art späte Rache Teemons durchzuführen, indem man Vorfälle inszeniert, um Adlige, die es gewagt hatten, Kritik an Teemon zu äußern, zu diffamieren, wie es im Falle des edlen Markgrafen Kalveram von Norrland-Brassach geschah, der vermutlich nur die Nummer die Eins in einer langen Liste mit Persönlichkeiten ist, mit denen man abrechnen will. Zeugen für jenen "Mordanschlag" waren natürlich nur Mitglieder des werten Stadtrates von Quellstedt. Man kann gespannt sein, in welcher Weise hier auf stümperhafte Weise fortgefahren wird, die Feinde des ehemaligen Teemooranien, sprich: Heligonia, zu traktieren.

Ich muß schon sagen, meine Damen und Herren, das ist ein Armutszeugnis! Unser König vergibt doch nicht seine Gunst, um sie so mit Füßen getreten zu sehen! Ist das die Art, wie man sich für die Ehre, freie Reichstadt zu sein, bedankt? Nicht einmal in Bethis, wo tagtäglich, weiß der Eine, genügend Vorschriften übertreten werden, hat man sich nie solches geleistet. Ich kann nur noch einmal wiederholen: Seid endlich höflich, achtet auf Eure guten Manieren, fangt bei Euren Kindern an!

Lang Lebe Herzog Uriel II.!

Amtsdirektor Egbert von Vogelberg

Herzöglich Ostarischer Rechnungshof Ankur

Die Rückkehr - Teil 1.

Weil es mir so sehr gefehlt hatte, das große, stille Land mit dem einsamen Flecken voll emsiger Umtriebigkeit mitten darin, hatte ich im späten Xurl des Jahres 26 n. A. dem III. meine Dienstherrin Walluma, Herzogin von Ostarien, darum gebeten, wieder nach Yaldering zurückkehren zu dürfen. Ich hatte viel erlebt in den vielen Kriegstagen der vergangenen Monate, doch war dieser uralte Ort, zugleich jüngste aller Städte Heligonias, mir die deutlichste Erinnerung geblieben.

Oft gleiten meine Gedanken nun ab von meinem Tagwerk und steigen hinauf in das entlegene Hochtal am Nordrand des unüberwindlichen Gebirgszugs im Norden Ostariens. Mühelos umspielen sie die mächtigen Gipfel, senken sich jenseits hinab in die weiten Wälder; sie plätschern mit den Bächen und Flüssen und ziehen mit den Nebelschwaden über den felsigen Hügel, auf dem die festen Bohlen der Stabkirche unweit von Yaldering ruhen. Immer wieder schaue ich in diesen windigen und verregneten Tagen auf, hinaus durch das Fenster zu den Bergen hin. Zwar würden selbst bei klarem Wetter die für ihren scharfen Blick gerühmten Turmwachen Ankurs allenfalls die Vorberge des Nordmassivs ausmachen können, doch glaube ich manchmal dennoch, verschneite Gipfel und tiefe Wälder ausmachen zu können. Ich bedaure beinahe den Umstand, daß es für mich als Ostarischen Herzöglichen Hofchronisten im lebensströmenden Ankur natürlich viel wichtigere Aufgaben zu verrichten gibt als in einer so kleinen Stadt am menschenfliehenden Rand der zivilisierten Welt.

Als würden meine Gedanken als Rauchzeichen zum Himmel steigen, bekam ich in diesen Tagen hohen Besuch: Der Leiter und Verweser der Reichsbibliothek zu Escandra, Rolvanus Esgadran von Carajon erschien zusammen mit einer Gruppe Bibliothekaren und Schreibern in unserem Amt. Es sei, so klärte mich der Gelehrte auf, eine für die Wissenschaft wichtige Expedition in die vor kurzem entdeckte und unbekannte Ordensburg südlich von Yaldering zu entsenden, die ja bisher aufgrund der aufsehenerregenden Ereignisse im letzten Xurl einzig vom ostarischen Generalzeugmeister, Baron Jareck von Jolberg erkundet werden konnte. Er bat mich, den in meinen Augen eilends zusammenge würfelt anmutenden Teilnehmern dieser waghalsigen Exkursion bei der Planung und Vorbereitung ihrer Reise behilflich zu sein. Nun war ich anfangs sehr von Zweifel erfüllt ob der wilden Gestalt des Landes nördlich der Berge. Es würden sicherlich nicht nur die beißenden Saarkawinde darauf lauern, den gelehrten Reisenden manches Hindernis auf ihrem Weg zu lassen, doch der für seine Überzeugungskraft bekannte Rolvanus Esgadran machte mir schnell klar, daß es sich bei der Entsendung der Schriftgelehrten um eine Angelegenheit handle, die keinen Aufschub dulde. Bald schon begann ich, die Teilnehmer zu beneiden...

Kurze Zeit nach dem heligonischen Adelstag in Jolberg, bei dem ich aus protokollarischen Gründen zugegen sein mußte - eine Bürde, die mir angesichts des für seine Gastfreundschaft gerühmten Jolberger Hofes eher ein freudiges Vergnügen war - bekam ich, noch immer bei meinem ehemaligen Heerführer weilend, Besuch von Iklan Jhulim, dem vor wenigen Tagen ernannten Regenten des neuen ostarischen Lehens um Yaldering. Einer jungen Baronie ebenso junger Baron, das war mein erster Eindruck von ihm. Geringe politische Erfahrung, stattdessen ausgefüllt in vollem Tatendrang ungeduldig sein Amt erwartend, hatte er auf dem Adelstag eifrig neue Kontakte geknüpft. Wir hatten uns in der von einem munter prasselnden Kaminfeuer erwärmten kleinen Halle zum gemütlichen Nachmittagstee eingefunden. Durch die Glasfenster der Jolburg war das Flüßchen Nigram mit dem für meine Begriffe überdimensionierten Jolberger Hafen gut zu überblicken. Man sah das umtriebige Völkchen der Jolberger ihren Geschäften nachgehen und auf dem Wasser vielerlei Schiffe ankommen, wartend vor Anker liegen oder die Segel setzend den Bug gegen den mächtigen Jolborn wenden. Der Iklan war noch immer von seinen Eindrücken und Gedanken derart erfüllt, daß er sich nicht an den Kamin setzen wollte und so hörte ich mir an, was er zu berichten hatte. Bald erzählte er mir flammenden Herzens von zukünftigen Plänen, bald berichtete er mit andächtig leisen Worten von seinem Treffen mit Walluma von Ostarien, das dem Adelstag vorangegangen war.

Ich hörte ihm mit einem Ohr zu. Aufmerken ließen mich seine Worte nur, wenn er von seiner neuen Baronie, insbesondere von der Stadt Yaldering erzählte. Nun, im selben Maß, wie ihn die Begeisterung für die von herrschaftlicher Macht gelenkten, ereignisreichen Länder im Süden ergriffen hatte, war ich wohl der Einsamkeit und Abgeschiedenheit Yalderings verfallen, die mir das Gefühl eines Zustandes gegeben hatte, den ich bisher nie gekannt habe. Dort ist es nicht die von Winkelzügen weniger Machtbesessener gelenkte Politik, nicht der prächtige und doch von Falschheit erfüllte Hof, es sind nicht Gesetze, Mißgunst, dekadente Herrscher und ihre Intrigen, die das Geschehen lenken. Dort sind es die Menschen selbst, die ihr Leben bestimmen.

Schließlich berichtete Iklan Jhulim von seinem Vorschlag der Einrichtung eines Ostarienhauses - einer Institution, die dem Austausch von Nachrichten, der Vertretung herzöglicher Interessen in Kendhas Pailat und der Verwaltung der ostarischen Soldaten und Beamten dienen sollte. Ich mochte die Idee und begann gerade, mir vorzustellen, wie eine solche Einrichtung aufgebaut und verwaltet werden könnte als, gerade im rechten Moment, sich die hohen Flügeltüren der kleinen Halle öffneten und Baron Jareck von Jolberg, die Arme voller Torfscheite, den Raum betrat. Ich hatte in den letzten Tagen oft die Gelegenheit, ihn zu beobachten und manches mal bemerkt, daß er es war, der Brennholz oder Torf zu den Feuerstellen trug. Oft waren die Feuer ausgegangen in den letzten Tagen des Ödlandfeldzugs, und manch ein tapferer Soldat war der Kälte zum Opfer gefallen. Vielleicht war es das Andenken an die verlorenen Untergebenen, die ihn diesen Dienst tun ließen. Doch ich wagte nicht zu fragen. Bald hatte Jareck von Jolberg über dem verglimmenden Kohlehäufchen ein stattliches Feuer entfacht und schloß sich unserer Runde an. Er beteiligte sich anfangs nicht an unserer Unterhaltung über die Idee des Ostarienhauses und nahm von Zeit zu Zeit einen Schluck dampfenden Tees. Schließlich stellte er mir aber die Frage, die mir später geschäftige Saarka- und abenteuerliche Poënamonde bescheren sollte: Er erkundigte sich, ob er bei der Herzogin meine Abkommandierung als Leiter des Ostarienhauses bewirken sollte.

Eine Idee, die mich von Anfang an faszinierte. Vor allem, weil sie für mich eines bedeuten könnte: die Rückkehr.

Zurück in der Erzmark versuchte ich, wieder meinen gewohnten Tätigkeiten im Ostarischen Herzöglichen Hofarchiv zu Ankur nachzugehen. Doch die Erlebnisse der letzten Zeit ließen mir die Arbeit schwer von den Händen gehen; viel zu aufgewühlt hatte mich das Kriegshandwerk gemacht. Es würde eine Weile dauern, zu meinem früheren Tagwerk zurückzufinden.

Wochen später, als ich die Unterredung auf der Burg Jolberg beinahe schon vergessen hatte, bekam ich Nachricht von herzöglicher Stelle: Ich wurde verpflichtet, die Einrichtung des Ostarienhauses in Yaldering bis zum Jahresbeginn 27 n. A. III. nach den Vorstellungen Iklan Jhulims zu verfügen und es danach für ein Jahr zu leiten. Von allen laufenden Pflichten entbunden, sollte ich mich unverzüglich der Planung und Vorbereitung meiner Aufgabe widmen.

Ich war überglücklich, den Schritt tun zu dürfen, von dem ich insgeheim schon lange geträumt hatte. Damals habe ich gehofft, mit der Rückkehr nach Yaldering in eine ganz andere Richtung zu gehen. Die Bücher, die früher immer zu mir gesprochen hatten, waren längst zu stummen Beobachtern meiner Gedanken geworden - etwas war mit mir geschehen in den Wirren des Teemooranienkonflikts und den Ödlandfeldzügen, und ich hatte es nun erkannt.

Nichts hat sich geändert seit den lange vergangenen Tagen, in denen ich auf dem elterlichen Gut in der niedergeschriebenen Sprache unterwiesen wurde. Bücher waren mir auch damals schon eine ruhende Insel im Fluß der Ereignisse um mich herum gewesen. Vor langer Zeit schon mußte mein Vater, damals Vogt Rogan vom Storcheneck, die Herrschaft über unser Lehen einem Verwalter des habgierigen Baron Vetsul übergeben. Alsbald wurden die Zustände derart schlecht, daß meine jüngere Schwester und ich zu den Sägebrechts, einer befreundeten Familie nach Ankur geschickt wurden und nur mein älterer Bruder bei der Familie blieb. Dem Einen sei Dank hatte ich nach einem Jahr die Gelegenheit, in der Stadtschreiberei zu Ankur eine Stelle anzunehmen, um das Auskommen meiner Schwester und mir zu erbringen.

Als uns endlich Baron Teemon von der Herrschaft Vetsuls erlöste, freuten wir uns auf bessere Zeiten. Mein Vater bekam zwar nicht sein Lehen, aber doch unser Landgut wieder zurück. Schon nach kurzer Zeit hatten wir es wieder zu bescheidenem Wohlstand gebracht - nicht zuletzt, weil ich immer noch in Ankur im Dienst der Stadtschreiberei stand.

Doch es sollte eine kurze Zeit des Glücks werden, nur eine Unterbrechung unseres nahenden Niedergangs. Jene unheilvollen Tage, in denen wir uns gar die Mißwirtschaft der Verwalter Baron Vetsuls zurückwünschten, begannen mit umfassenden Truppenaushebungen unseres neuen Landesherrn Teemon. Alle arbeitsfähigen Männer des Gutes wurden eingezogen; diesmal war es mein Bruder, der bei mir in Ankur unterkam. Wieder standen wir in der Schuld der Sägebrechts.

Die geforderten Abgaben überstiegen bald die Möglichkeiten unserer Wirtschaft, so daß meine Familie den zu erbringenden Leistungen nicht mehr nachkommen konnte und schließlich sogar hungern mußte. Mein Vater, nicht willens, den Druck an die Bauern des Guts weiterzugeben und sie somit zunehmend in die Leibeigenschaft zu drängen, wagte ein offenes Wort bei den Stadtoberen von Beckerförde. Er wurde daraufhin von den Schergen des Teemon umgebracht.

Der Krieg brach herein über Teemooranien. Auch mein Bruder und ich, Offizier und Hofberichterstatter, waren darin verwickelt, auf herzöglicher Seite. Insgeheim hofften wir beide, unsere Mutter und unsere Schwester zu finden und aus der unsagbaren Not, die wir überall am Wegesrand sahen, befreien zu können, doch waren sie entweder schon vor Wochen ins nahe Oraneck geflohen oder vom furchtbaren Landfluch der Pustelplage dahingerafft worden, die gerade bei uns in Lodenburg ganze Landstriche entvölkerte. Es war dies die dunkelste Stunde unserer Familie.

Ich bin kein streitbarer Mann, und so war das Kriegshandwerk auch nie eine meiner Leidenschaften gewesen. Ich habe selbst erfahren, daß es kein Ruhen gibt inmitten der Mißgunst und Niedertracht der Menschen; darum ist mir heute nicht mehr so wichtig, was in den Büchern steht. Vielleicht träume ich deswegen mit wachen Augen von den Siedlern im Norden. Ich hoffe, daß es ihnen anders geht, dort, am Rande der Welt.

Vater und Sohn sitzen sich gegenüber in einer Kutsche, den Blick nach vorn und nach hinten gewandt. Sie streiten, woran sie ihr Tun messen sollen: An den Dingen, die sie vor sich sehen und die in der Zukunft kommen mögen, oder an den Dingen, die zurück liegen und die vergangen sind. Ich weiß nicht, welchen Platz ich in diesem alten Bild einnehme. Doch ich hoffte, in Yaldering ein Jahr lang friedlich leben und arbeiten zu können.

Ankur ist als Stadt ist gleichermaßen groß wie wichtig. Nicht wenige Besucher kommen in die ostarische Kapitale, allein um sie zu sehen. In mindestens einer Hinsicht jedoch kann Ankur getrost als Dorf angesehen werden: In der Entstehung und Verbreitung von Gerüchten. Seien es gewisse geheime Machenschaften in Hohenforingen, die harmlosen Wehwechen eines ausländischen Fürstbischofs oder die gefährlichen Liebschaften eines altgedienten nordwestostarischen Barons, gewisse Leute in Ankur wissen heligonische Neuigkeiten manchmal sogar schon bevor sie sich ereignen.

In Birkners Ratsstube, wo ich mich wie meistens zum Frühstück einfand, war der Gegenstand des Stadtgesprächs an jenem Tag ein einzelnes Floß, das - den Gerüchten nach - aus der neuen ostarischen Kolonie nördlich der Ödlandberge kam.

Ich konnte mir gut vorstellen, was das Eintreffen des Floßes zu bedeuten hatte und versuchte mein Glück daher zuerst in den Markthallen. Und tatsächlich: Von einer dichten Menschentraube umringt stand ein einzelner Mann, den ich vom Ödlandfeldzug her kannte. Er versteigerte gerade einen Posten Elchsleder. Ich habe nie erfahren, woher die Mengen an Rohmaterial für die gerühmten Thaler Elchslederstiefel kommt, in der Markthalle jedoch fand das seltene Material reißenden Absatz; ebenso auch verschiedene Felle und das Holz des Floßes, das den insgesamt vier Reisenden wohl den größten Ertrag brachte. Weil ich nur wenig Zeit hatte und die Versteigerung noch andauerte, beschloß ich, später zurückzukommen.

Als ich um die Mittagszeit zurückkam, hatten die Reisenden aus Yaldering wie die meisten Händler ihre Waren schon abgestoßen. Größere Geschäfte werden in den Markthallen für gewöhnlich morgens abgewickelt, später stehen die Stände für die Bürger Ankurs bereit, die hier ihren täglichen Bedarf an frischen Nahrungsmitteln decken. Ich erfuhr bald, daß die Fremden im Spelunkenviertel nahe des Radovan-Hafens Unterkunft genommen hatten.

Es war nicht schwierig, im Hafen die Unterkunft der vier Fremden zu ermitteln. Ich erfuhr schnell, daß sie sich für ein paar Tage im "Schlüssel", einem kleinen Gasthaus in einer der Seitengassen des Hafens Quartier bezogen hatten. Der leuchtende Glanz Ankurs erhellt das Hafenviertel wohl am allerwenigsten; sehr zur Verärgerung der Stadtoberen, die sich schon oft gewünscht haben, dem hier ansässigen Bodensatz von Handel und Wandel Ankurs die Tür (oder besser: die Stadttore) zu weisen. Als Chronist denke ich, daß keine Stadt von der Größe der ostarischen Kapitale ohne ein vergleichbares Viertel auskommen kann, persönlich jedoch habe ich nicht das Geringste gegen die doppelten Wachpatrouillen einzuwenden, die seit zwei Jahren hinter dem Radovan-Hafen nicht über Langeweile klagen können. Der "Schlüssel" fand sich in einer dunklen, etwas abgestanden riechenden Gasse direkt am Hafen. Das Haus, ein schmales, zwischen einem Kontor und einer alternden Seilerei eingezwängtes Gebäude, schien mir kaum breit genug, eine Gaststätte mit Unterkünften aufzunehmen. Und tatsächlich erwartete mich ein winziger, völlig überfüllter Schankraum. Die vier Männer aus Yaldering feierten offensichtlich gerade den erfolgreichen Handel in den Markthallen. Ich setzte mich zu ihnen. Obwohl er mich in den Tagen des Ödlandfeldzugs selten gesehen und nie gesprochen hatte, schien der Anführer der Gruppe, ein Mann namens Todje Harkenfels, erfreut, ein bekanntes Gesicht begrüßen zu können.

Wir kamen schnell ins Gespräch; alles, was er zu erzählen hatte, stieß bei mir auf neugierige Ohren. Der Winter im Norden war härter als erwartet gewesen, doch hatte es dank der bereits im Xurl errichteten Lagerbauten kaum Zwischenfälle gegeben. Allein in den Tagen der Wolfskälte forderte der schneidende Nordwind einige Opfer, darunter ausgerechnet den einzigen Priester der Stadt, deren Bewohnerschaft ja ansonsten eher aus verdienten Kämpen besteht. Lange Wochen mußten die vielen ceridischen Bewohner Yalderings ohne geistlichen Beistand ausharren, bis endlich Markgraf Kalveram von Norrland einen Ordensbruder entsandte, der beim ersten Einsetzen der Poënazeit in die ferne Kolonie aufbrach, um in der kleinen Stabkirche auf dem Hügel nahe der Stadt den Meßdienst wieder aufzunehmen.

Weil ich schon vor dem im 2. Poëna aufbrechenden Versorgungszug in Yaldering sein wollte und mir keine andere Reisegruppe bekannt war, der ich mich anschließen konnte, fragte ich Harkenfels, ob ich mit ihm zusammen reisen könnte. Die Gruppe wollte eigentlich in zwei Tagen aufbrechen, ich erbat mir jedoch einen weiteren Tag Aufschub, um die letzten Vorbereitungen zur Abreise der kleinen, zur Errichtung des Ostarienhauses bereitstehenden Reisegruppe zu treffen, die sich dem Versorgungszug im Frühjahr anschließen würde. Wir würden nicht direkt nach Brazfurt reisen sondern auf einer brassachischen Burg am Südrand der Berge Station machen, wo Harkenfels ein wichtiges Geschäft abzuschließen hatte und drei weitere Reisende aufnehmen wollte.

Karlon vom Storcheneck