Spezial:Badtitle/NS100:Ausgabe 29/ Der Trommler

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Walluma von Ostarien besucht die Markgrafschaft

Stolz wehten die am höchsten Mast befestigten, herzöglich-ostarischen Banner im Winde als die "Herzog Uriel II.", das Flaggschiff der ostarischen Marine, und zwei Begleitschiffe in den frühen Morgenstunden des fünfundzwanzigsten Tages des ersten Helios neunzig nach der Erleuchtung in den Hafen von Tarnam einliefen. Als sich nun zuerst der hölzerne Schiffsleib der "Herzog Uriel II." an die Steinwand des Hafenbeckens schob und ordentlich vertaut wurde, entwich die Anspannung aus dem Gesicht des Markgrafen, der an der Pier die Ankunft der drei Schiffe erwartet hatte. Nun war die Regentin von Ostarien also da. Tags zuvor ging es im größten Hafen der Markgrafschaft noch hektisch einher: Kisten wurden penibel gestapelt, Seite und Taue ordentlich zusammengelegt, umherstehenden Fässer in Lagerhallen gerollt. Gardisten verscheuchten Bettler und Tagelöhner aus dem Hafengebiet, wiesen die Flußfischer an, mit ihren Booten, das Hafenbecken zu verlassen und an den Ufern des Brazachs zu ankern. Lediglich die Kriegskoggen der norrland-brassachischen Seestreitkräfte behielten ihren Liegeplatz im Hafen. Handlanger fegten im Auftrage des Hafenmeisters die Pier und die Zufahrtswege zum Hafen. Soldaten zogen vielerorts norrland-brassachische Flaggen auf. Und über der Hauptanlegestelle flatterten nebeneinander auf feiner Seide das Schlangenwappen Ostariens und das große Wappen der Markgrafschaft im kühlen Morgenwind. Alles sollte aufgeräumt und sauber wirken, wenn der für den fünfundzwanzigsten Tag angekündigte Besuch aus dem Herzogtum Ostarien ankommen würde.

Die Anlegemanöver der Begleitschiffe "Daron von Brassach" und "Legon von Brazfurt" blieben nahezu unbeachtet, da nach dem Festmachen der "Herzog Uriel II." Soldaten der Markgrafschaft und des Herzogtums Ostarien neben dem großen Schiff Aufstellung nahmen. Als nun Herzogin Walluma in Begleitung einiger Adliger des Herzogtums auf dem Oberdeck erschien und sich anschickte, das Boot über eine hölzerne Schwenkbrücke zu verlassen, ging ihr Markgraf Kalveram schnellen Schrittes entgehen. In angemessener und freundschaftlicher Form begrüßte Kalveram seine ehemalige Herrin. Walluma von Ostarien erwiderte den Gruß ihres einstigen Vasallen ebenso freundlich. Nachdem nun noch verschiedene Adlige einander vorgestellt wurden, machten sich die hohen Herrschaften in einer Kutsche auf den Weg zur Burg Brassach. Die Bevölkerung, die die Straßen säumte, empfingen die Regentin Ostariens mit lauten Jubelrufen und winkten den Adligen zu.

Auf Burg Brassach angekommen nutzten die beiden Hochadligen den angebrochenen Frohntag und die beiden folgenden Tage, um über verschiedene Themen zu beraten. Neben dem Ausbau der bestehenden Handelsbeziehungen war auch das gemeinsame Sichern der nördlichen Grenze Heligonias gegen die Ödländer Teil der Beratungen, die sich oftmals bis tief in die Nacht hinzogen. Kalveram berichtete der Regentin, daß man an der nördlichen Grenze der Markgrafschaft mit dem Bau eines Verteidigungsbollwerkes am norrland-brassachischen Ufer der Ostra begonnen hatte, um einen neuerlichen Einfall der ödländischen Horden zu verhindern. Die Gesamtbauzeit der Verteidigungsanlage, die aus Gräben und zum Schutz vor Feuer mit Mörtel bestrichenen Holzpallisaden sowie einigen aus Stein gebauten Festungen bestehen soll, wird sich über viele Monate erstrecken. Nach dem Tode Herzog Uriels war auch die Zukunft der Templer zu Ankur in Ostarien ein Thema der ausgiebigen Besprechungen. Walluma von Ostarien versicherte dem Waffenbruder ihres verstorbenen Mannes, daß sich nichts an der Situation der Templer zu Ankur im Herzogtum Ostarien ändern würde. Vielmehr erfreue sie die nahezu bedingungslose Unterstützung des Großmeisters und seiner Truppen. Auch die durch ein Gerichtsurteil veranlaßte "Neueinsetzung" Angharad Elanors als Baronin von Emarania war Inhalt einer allabendlichen Sitzung. Denn insbesondere bei der einfachen Bevölkerung in den Landesteilen, die früher zur Baronie Brassach zählten und dessen Familien durch das Fehlen der teemooranischen Verbände bei der Verteidigung Ostariens gegen die Ödländer viele tapfere Männer und Frauen verloren, löste das Gerichtsverfahren und sein Urteil Unverständnis aus.

Mit einem großen Festmahl beendete man am Mittag des siebenundzwanzigsten Tages den ersten Staatsbesuch eines Mitgliedes der ostarischen Herrscherfamilie in der Markgrafschaft Norrland-Brassach. Als Markgraf Kalveram am frühen Nachmittag die ostarische Regentin im Hafen von Tarnam verabschiedete, holten ostarische Seemänner auf der "Daron von Brassach" und der "Legon von Brazfurt" die ostarische Flaggen ein. Die Kapitäne und die Mannschaften verließen ihre Schiffe und begaben sich ebenfalls an Bord der "Herzog Uriel II.". Nachdem das Flaggschiff der ostarischen Marine den Hafen verlassen hatte, besetzten Kapitäne und Mannschaften der norrland-brassachischen Seestreitkräfte die beiden ehemaligen ostarischen Schiffe und setzten die Fahne der Markgrafschaft Norrland-Brassach am Hauptmast. Am Schiffsbug entfernten Zimmerleute sorgfältig die alten Galionsfiguren und befestigten große geschnitzte Stierköpfe am Steven beider Schiffe. Die zwei Schiffe der Herzog Uriel-Klasse, die ihren jeweiligen Taufnamen selbstverständlich behalten werden, waren nun gemäß der Jolberger Verträge Kriegsschiffe der norrland-brassachischen Seeverteidigung.

Die Einnahme Caronburgs

Seit nun mehr sechzehn Wochen belagerten die Truppen des Markgrafen die einzige Stadt, die sich noch in den Händen des Verräters Anholt von Brassach und seiner Helfershelfer befand: Caronburg. Die Hauptstadt der Provinz Caronia bot am siebzehnten Tage des zweiten Helios des Jahres neunundachtzig nach der Erleuchtung nicht mehr das Bild, welches sie einem Betrachter noch vor vier Wochen gezeigt hatte. Denn nach fast dreißig Tagen begann man mit der Beschießung der Stadt, nachdem klar geworden war, daß der Gegner sich wohl niemals ergeben würde. Jeder zusätzliche Tag der Belagerung würde nur das Leben weiterer Stadtbewohner kosten, da die Kornspeicher im Frühjahr, als die Stadttore auf Anordnung Anholts geschlossen wurden, noch nicht sonderlich voll waren. So entschloß man sich also, Gewalt anzuwenden, um den Umsturzversuch Anholts bei Caronburg endgültig zu beenden. Mißfallend nahm man hierbei auch den Tod Unschuldiger in Kauf, aber es galt, ein eindeutiges Zeichen zu setzen. Viele Häuser waren alsbald durch Brandgeschosse bis auf die Grundmauern niedergebrannt, Teile der Mauerzinnen waren herausgebrochen worden, um sie von den Mauern herab auf die Köpfe der markgräflichen Truppen zu werfen, die immer wieder die Stadt angriffen. Die mächtigen Mauern selbst wiesen auch etliche Schäden auf. "Wunden", die ihnen die schweren Wurfladungen der Katapulte zugefügt hatten. Der Westturm der Stadt war nach gezielten Minenarbeiten brassachischer Bergleute zwar eingestürzt, aber leider fielen die Trümmer des Gebäudes so unglücklich, daß auch hier ein Erstürmen der Stadt keinen Erfolg zeigen wollte. Wenn sich die Angreifer durch den Schutt vorgearbeitet hatten, trafen sie auf eine Innenmauer der Stadt, von der sie der Gegner gezielt unter Armbrustfeuer nahm, ohne das er selbst ein Ziel für die markgräflichen Schützen bot. Auch das Einreißen der Stadttore mit großen Rammen wollte keinen Erfolg zeigen, da die Verteidiger die Tore immer wieder mit vielen Balken und Steinen gestützt hatten. Versuche, die Tore mit Feuer zu öffnen, nahm man erst gar nicht in Angriff, da die Tore der Stadt durch Wasser, welches Wasserräder aus naheliegende Brunnen bis hinauf in die massiv gemauerten Torhäuser fördern konnten, benetzt werden konnten.

Obwohl die Markgräflichen einige Versuche unternommen hatten, ward es ihnen bis zum siebzehnten Tage des zweiten Helios nicht gelungen, die Mauern der Stadt zu überwinden und die letzte Zuflucht der Putschisten zu erstürmen. Nun aber waren die beiden Belagerungstürme vor Ort, die norrland-brassachische Handwerker in den letzten Wochen gebaut hatten. Sie sollten die Eroberung der Stadt ermöglichen. Zeitgleich begann in den Mittagsstunden des siebzehnten Tages der Angriff von der Nord- und Südseite her. Grauburger Bogenschützen hatten die auf den Mauern postierten Armbrustschützen der "Verteidiger" in den letzten Wochen weitgehendst dezimiert, so daß die hölzernen, mit nassen Fellen bespannten Türme, die die Festungsmauern der Stadt um einige Ellen überragten, nahezu unbehelligt von norrländischen Ochsen bis an die Mauern gezogen werden konnten. Hinter den Türmen verweilte in ausreichendem Abstand die Infanterie. Sie sollte nach dem Herunterlassen hölzerner Brücken, die die Kluft zwischen Turm und Stadtmauer überbrücken würden, die Holzstufen und Leitern der Türme erklimmen, um dann über das verräterische Gesindel herzufallen. Als nun die Türme ihre Brücken herunterließen und die im Turm versteckten, gepanzerten Mannen der norrland-brassischen Gardejäger unter Deckung der eigenen Bogenschützen die Mauerkrone erstürmten, wehrte sich der Gegner im Kampf Mann gegen Mann. Die Gardejäger verschafften der Infanterie die nötige Zeit, um nachzurücken. Immer mehr norrland-brassachischen Truppen erstürmten die Mauern Caronburgs. Markgraf Kalveram, der zusammen mit den grauburger Brüdern Hagen und Hadebrand sowie Gilbert von Dachsrode von einem Hügel vor Caronburg den Sturm der Stadt beobachtete, ließ vor Beginn des Kampfes verkünden, daß er denjenigen Soldaten, der Anholt von Brassach überwältigt, in den Stand eines Ritter heben würde. Nachdem immer mehr loyale Einheiten über die Mauer hinweg in die Stadt eindrangen, entzog sich der Kampf dem Auge des außenstehenden Betrachters.

In den Nachmittagsstunden wehten dann wieder die Flaggen der Markgrafschaft Norrland-Brassach im Wind. Obwohl der Verteidigungswille der aufständischen Soldaten und Söldner durch fehlende Versorgung und Verstärkung nach vier Belagerungsmonaten nahezu gebrochen war, starben dennoch einige tapfere Mannen bei der Erstürmung der Stadt. Die markgräflichen Soldaten und die Einwohner Caronburgs, die sich größtenteils über das Ende des Schreckens freuten, begannen noch am Abend mit dem Ausschachten von Gräbern, um den Gefallenen ein angemessenes Begräbnis zukommen zu lassen. Drei Tage später trat auf dem Markplatz von Caronburg ein Gericht zusammen. Die festgesetzten Anführer der Söldner und der verräterischen caronischen und thalionischen Garden wurden nach einem Prozeß gemäß Kapitel Zwei, Artikel Zwei der Halsgerichtsordnung verurteilt und hingerichtet. Obwohl man die ganze Stadt über Tage hinweg gründlich durchsuchte, konnte man den Anführer der Putschisten nichts dingfest machen. Vermutlich nutzte er die Wirren der Schlacht, um sich abzusetzen. In den Gemächern Anholts fand man indessen leere Geldsäcke, die das Wappen der Baronie Carajon trugen. Diese könnten vielleicht ein Anhaltspunkt für ein Fluchtziel sein.

Gilbert von Dachsrode zum Baron ernannt

"Am achtzehnten Tag des zweiten Helios nach der Erleuchtung fand in einem Feldlager, einen halben Tagesmarsch von Caronburg entfernt, meine Ernennung zum Baron statt. Anläßlich dieses besonderen Tages und der Tatsache, daß Markgraf Kalveram heute höchstpersönlich mein Ehrengast sein würde, hatte ich den Befehl erteilt, die provisorische Unterkunft, da Caronburg ja erst vor kurzem zurückerobert wurde und somit für solch einen Anlaß zur Zeit leider nicht geeignet war, bestmöglich auf dieses Ereignis vorzubereiten. Ich ließ fünfzehn Fässer des erlesenen Tatzelfelser Honigmeths aus den Vorräten des tharagonischen Kellermeisters Gieselbrant holen und wies meine Leibköche an, nur die dicksten Wildschweine des ganzen Landes zu servieren. Außerdem beauftragte ich mehrere Reiter mit Kutschen in die Stadt zu fahren, um mit den hübschesten Frauen zurückzukehren, deren Anblick meine adligen Gäste und meine Kampfgefährten erfreuen sollten.

Als die Sonne im Zenit stand, ließ ich erneut den zunfthöchsten Schneider kommen, um mein fertiggestelltes Festtagsgewand anzulegen. Es stellte sich heraus, daß das Versehen des schwarzen Brokats mit meinem Wappen, dem silbernen Dachs, eine Meisterleistung war. Auf dem Rückenteil, den Enden der beiden Ärmeln und an den Knöpfen war der Dachs zu erkennen.

Der Schauplatz der Zeremonie, eine etwa 50 mal 50 Schritt große Fläche, war bereits abgesperrt worden, damit niemand aus dem Volk den Festakt stören würde. Am Kopfende dieser Fläche waren drei lange Tische in U-Form aufgestellt worden, wobei der Markgraf Kalveram und ich in der Mitte des mittleren Tisches sitzen würden. Neben uns waren für Baron Hagen von Grauburg und seinen Bruder Hadebrand, der Ordensmarschall der Templer zu Ankur, Plätze reserviert. In unserem Sichtfeld würden dann die Veranstaltungen am Besten zu sehen sein. So sollten doch schließlich Gaukler, Musiker und Tänzerinnen ihr Können demonstrieren.

Als ich gerade Männer auswählte, die später meine Ernennung zum Baron der westlichen Ländereien Norrland-Brassachs in ganz Heligonia verkünden sollten, kündigten mir Fanfaren die Ankunft des Markgrafen an. Ich eilte ihm und seinem Troß entgegen und sank ehrfürchtig auf die Knie. Die Fläche um den Schauplatz herum füllte sich schnell bis zum Bersten mit Schaulustigen, so daß der Markgraf seine Stimme erheben mußte, als er meinen dargebotenen Gruß erwiderte. Ich erhob mich und folgte ihm zu dem eigens errichteten Podest am Fußende des Platzes. Dort kniete ich erneut nieder und vernahm gespannt seine gut gewählten Worte. Nachdem ich den Lehenseid als Baron der westlichsten Baronie der Markgrafschaft Norrland-Brassach geschworen hatte, durfte ich mich wieder erheben. Als ich nun aufstand, war ich der Baron von Dachsrode!

Nach dieser Zeremonie bat ich zu Tisch. Auch die Rangobersten der Stadt und angrenzenden Baronien waren eingeladen, die sich nun mit den anderen hohen Gästen über das Festtagsmenü hermachten. Zu später Stunde lockten in unserer Mitte die Mädchen zum Tanz.... "

Ein persönlicher Eintrag Baron Gilberts von Dachsrode

in der Chronik der Familie Dachsrode