Spezial:Badtitle/NS100:Ausgabe 29/ Fürstlicher Thaler Hofchronist
Feierliche Einweihung der Brazachfeste durch Fürst Bartha von Thal
Fürst Bartha von Thal übergibt den ersten fertiggestellten Teil der Brazachfeste am Zusammenfluss von Brazach und Jolborn seiner Bestimmung. Feierlich und mit würdevoller Mine durchschnitt Fürst Bartha mit einer goldenen Schere das Seidenband, welches die Einfahrt des Hafens der neuen Brazachfeste überspannte. Doch allzu deutlich sah man ihm das Alter an. Der kräftige Rücken leicht gebeugt, das Haar nicht mehr grau meliert, sondern nun schloh weiss, der prächtige Fürstenmantel schien mehr um die Gestalt des Fürsten gehüllt, als diese den Mantel wie gewohnt mit Kraft ausfüllend. Er hatte gehofft, dass sein Sohn dies Seidenband zerschneiden würde. Doch seine Stimme verriet nichts von alledem, was nur das geübte Auge aus der Nähe sah. Mit fester Stimme sprach er: "Mit der Hilfe Xurls, haben wir diese Burg dem Sumpfe abgetrotzt. Noch nie wart auch nur annähernd Ähnliches von Göttern und Mensch gemeinsam erschaffen worden. Möge die Brazachfeste nie wanken und allen Reisenden, Händlern und Ware, Schiff und Besatzung ein sicherer Hafen sein."
Großer Jubel und "Vivat Thal!" Rufe erfüllten die Luft. Eine imposante Parade der prächtigsten Schiffe, die auf das vortrefflichste geschmückt waren fuhr an der Fürstlichen Jacht vorbei. Dahinter wie ein schlanker weisser Finger der große Turm der Brazachfeste vor dem blauen Himmel. Auf der fürstlichen Jacht waren neben Fürst Bartha selbst, die Fürstin und Landesmutter in schwarzem Trauerflor und die Tochter und wahrscheinliche Thronerbin Prinzessin Celia von Thal. Der Zeremonie wohnten auch Baron Beoric von Welzen und der Stadtrat von Betis bei, der dieser Einladung vor der nächsten Wahl im 1. Xurl 27.n.A.III. natürlich noch ein mal gern zur Selbstpräsentation nutzte. Mit einem rauschen Fest, welches seinen Höhepunkt in einem farbenprächtigen Maskenball fand wurden die letzten Einweihungs- und Segnungszeremonien beendet. Nun in voller Stärke besetzt und Dienstbereit verabschiedete am darauffolgenden Mittag die Brazachfeste ihren Dienstherren Fürst Bartha, dem sie direkt unterstellt ist. Mit Musik und unter Jubelrufe segelte ein großer Konvoi von Schiffen, allen voraus die Fürstliche Jacht, Richtung Betis.
Ritinus Federschwinger
Hofschreyber des Fürsten zu Thal
Die Garde von Anthan gibt bekannt:
"Barde wieder auf freiem Fuß - Leutnant Reershemius degradiert"
- Halfnet, der wandernde Barde, welcher auf Grund seines Artikels im Helios-Boten 27 kurzerhand verhaftet wurde, ist wieder auf freiem Fuß.
Kurz nach seiner Ankunft in Hochanthen wurde er offiziell verwarnt und bis auf weiteres des Landes verwiesen. - Ferner wurde Leutnant Reershemius, welcher fuer die Verhaftung Halfnets verantwortlich war, mit sofortiger Wirkung zum Hauptfeldwebel degradiert. Weiterhin wurde gegen den Offizier ebenfalls eine offizielle Verwarnung ausgesprochen, zuzüglich eines Vermerks in der Dienstakte. Zur Begründung wurden Handeln ohne direkten Befehl und der Mißbrauch des Dienstgrades angeführt.
i.A. Hartmut Hohlbein
Schreiber der Garde von Anthan
Audaces fortuna juvat - Den Wagemutigen hilft das Glück!
Mit dem Wahlspruch von Welzen und der OfH in eine ogedische Zukunft
Der schon gescheytert geglaubte Bau der Brazachfeste
Zuerst glaubte niemand, dass die ehrgeizigen Pläne Fürst Barthas ein feste steinerne Burg im sumpfigen Brazachdelta zu errichten überhaupt realisierbar seien. Wieviel Probleme verursachten schon die hölzernen Wehrtürme in der Nähe von Betis. Die Türme knickten einfach um, oder die Pfosten versackten im sumpfigen Grund. Wieviele Männer kamen schon um, als einer der hölzernen Turmpfeiler plötzlich nachgab, die Wache den Sturz ins Wasser zwar überlebte, dann aber ertrank, da sie das Verbot ein Kettenhemd auf dem Turm zu tragen aus Gewohnheit oder Angst missachtete. Im großen Betiser Hafenregister sind zwar all diese Unglücke verzeichnet, doch noch niemand machte sich bisher die Mühe alle zu zählen. Nach Auskunft des Hafenmeisters verschwindet auf diese Weise jedes Jahr Holz von der Menge eines kleinen Waldes an Pfosten, Piers, Brücken, Pfeilern und nicht zuletzt Signal-, Wach- und Wehrtürmen im Brazachdelta.
Und vor diesem Hintergrund gab Fürst Bartha den Befehl eine steinerne Burg zu bauen. Zwar wurde eine kleine Inseln mitten im Delta wo sich die großen Wasserstrassen von Brazach und Jolborn treffen ausgewählt und von den Mangroflanen Wäldern gerodet, doch wagte keiner der Bauarbeiter auf der Inseln länger als nötig zu verweilen, aus Angst vom Sumpfe geschluckt zu werden. Es gibt keine größeren Bäume dort, denn haben diese ein gewisses Alter und Ausmass erreicht, dann versinken sie im Morast der Inseln. Alles Baumaterial und Verpflegung wurde per Lastkahn herangeschafft. Geschlafen wurde des Nachts auf den Schiffen, ständig eine Cytruslampe brennend zum Schutze gegen alles umherfliegende und blutsaugende Getier. Bald erwies sich, die Theorie, dass der Sumpfe eine endliche Tiefe habe und man nur genügend lange Pfähle machen müsse, indem man Baumstamm über Baumstamm staple als falsch. Keinen Halt fanden sie in den nun erwiesener Maßen unendlichen Tiefen unserer Sumenschale. Der längste Pfeiler wurde am Ende gar richtig in die Tiefe gerissen, vermutlich durchstach er die Schale und fiel auf der Unterseite ins Nichts.
Schon wollte man den Prestigebau aufgeben und alle Pläne begraben, als ein junger Gelehrter der Architekturerey und Bryckenbaus aus Tolens seine Pläne dem Fürsten vorlegte. Wie und durch welche Konstruktion die Burg nun über dem Sumpfe gehalten wird ist streng vertraulich. Auch wurden Arbeiter nie länger als drei Tage an einer Stelle gelassen, damit niemand die Principis des Fundamentes herausfinden konnte. Auch verlangte der mit dem neuen Baumeyster aus Tolens gekommene Capo einen ständigen Xurlpriester bei der Burg. Wahrscheinlich ist durch die Anwesenheit des Priesters, der eine feste Behausung in der Burg hat und einen Xurltempel errichtet, der Bau nun endlich in der benötigten göttlichen Gnade, die ihm die Festigkeit zum Trutze gegen den tückischen Sumpf gibt.
Nachdem nun der mächtige Signal- und Wachturm schon über ein Jahr ohne die kleinste Verschiebung, Verkippung oder auch nur einen Riss, der auch schon bei einer Burg auf festem Grunde häufig vorkommt, steht, haben alle dort Tätigen sogar ihre Schlafplätze in das Innere des Turmes verlegt. Nachdem auch die ersten Wehrmauern und der noch kleine Hafen fertig sind, konnte die Burg ihrer Bestimmung als Zoll-, Signal-, Grenz-, Wehr- und Schutzburg des Hauses Thal ihren Dienst aufnehmen. Sie ist direkt dem Fürstenhaus unterstellt, arbeitet aber eng mit den Wachen von Betis und der Baronie Welzen zusammen.
Der erste und wichtigste Teil des Burgbaus ist zwar fertiggestellt, doch sind schon weitere Teile und Erweiterungen der bisherigen Anlage in Planung und auch schon in Bau. Zu nennen sind hier die Vergrößerung des Hafens, in dem einmal zehn Schiffe der Herzog Uriel Klasse Platz finden und gleichzeitig ankern sollen, sowie die Hafenwehranlagen und der Bau eines angemessenen Palas.
Dies soll eyn kurzer Überblick über die über Jahre gehende Planungs- und Bauphase der Brazachfeste und ihrer wichtigsten Ereignisse gewesen sein. Selbstverständlich führt der Baumeyster ein eigenes Bauregister mit allen Details des Tages und jedes Bauabschnittes und füllt täglich eine Seite des inzwischen ansehnlichen Folianten mit seyner kräftigen Handschrift, deren Umfang den Leser nur ermüden und den Boten sprengen würde.
Ritinus Federschwinger
Hofschreyber des Fürsten zu Thal
Die Stadt der tausend Brücken , Betis!
Erste Ergebnisse zum Überfall Adveris in Güldental
Die genauen Nachforschungen zum Überfall Adveris auf die Garnison in Güldental haben bisher folgende Ergebnisse erbracht: Aufgrund der Beschreibungen ist inzwischen gesichert, daß es sich bei den Ausführenden tatsächlich um den als Hochverräter gesuchten Adveri und seine rechte Hand, die Krähe, handelte. Die "kleine Streitmacht" von ca. 25 Kämpfern und 10 Bogenschützen näherte sich auf dem Landweg in mehreren Gruppen der Garnison, schaltete in den frühen Morgenstunden die beiden Wachen aus und gelangte so unbehelligt in das Gebäude.
Bei dem getöteten Händler handelt es sich um Francus Berthold, einen Sattlermeister aus Jarun. Er hinterläßt eine Frau und drei Kinder.
In einer Entfernung von 2 HM in beiden Richtungen des Helos-Weges wurden Grenzsteine mit der Beschriftung "Großherzogtum Beridhan" entdeckt, die offensichtlich als Legitimation für die Erhebung von Zollgebühren dienten.
Da die Spuren der Streitmacht am Brazachufer enden, darf angenommen werden, daß der Rückzug mit einem Schiff erfolgte. Eine sofortige Kontrolle sämtlicher geeigneter Schiffe und Boote auf dem Fluß von Jarun bis Hochanthen verlief jedoch ergebnislos. Die Ermittlungen werden fortgesetzt.
Wissenschaftliche Arbeiten am Bernsteinzimmer abgeschlossen
Hohe politische Wogen schlug die Entdeckung des Bernsteinzimmers zwischen Darian und Thal, vor allem das Säbelrasseln aus dem Süden war unüberhörbar. Angesichts dieser brisanten Lage machten sich unverzüglich Gelehrte aus Escandra, Darian und Thal an die Arbeit, die entdeckten Bernsteinplatten zu untersuchen. Wenig ist es was man über das legendäre Kleinod aus Walmerischer Zeit weiß und doch gibt es Anhaltspunkte um Original von Nachbildung zu unterscheiden. So konnte an Hand der Verbundtechnik der einzelnen Bernsteinstücke die auf mit Gold gerahmten Holztafeln befestigt sind, sowie der Art des Schliffes des Bernsteins herausgefunden werden, daß moderne Materialien und Techniken, die erst vor wenigen Jahren in der Handwerksstadt Hammerbach in Anthan erfunden wurden, benutzt wurden. Von den insgesamt sechzehn Tafeln konnte bei fünfzehn eindeutig ein künstlerischer, jedoch kein historischer Wert festgestellt werden. Diese Tafeln sind eindeutig neueren Ursprungs und garantiert keine Teile des Bernsteinzimmers. Bei der letzten Tafel konnte man sich nicht so sicher sein, was allerdings daran lag, daß diese durch Wasser und Schmutz stark beschädigt war.
Allerdings sind diese Bernsteintafeln so gut gemacht, daß sie selbst für Experten nur schwer als Fälschungen erkennbar sind. Die Fälscher müssen eine Vorlage in irgendeiner Art und Weise gehabt haben. Sollten es echte Platten oder ein Plan des Zimmers gewesen sein? Nachdem sich herausstellte, daß die Bernsteinplatten nicht echt waren, reiste die Darianische Gelehrtendelegation unverzüglich ab. Vielleicht sind diese falschen Bernsteinplatten eine Spur zum echten Bernsteinzimmer?
Handor Endol, Gelehrter der Academia ad Jarunam
Fürstliche Garde von Thal im Manöver
Es ist wieder soweit. Die Thaler Garde vollzieht ihr alljährliches Manöver. Wie immer beteiligten sich auch zahlreiche Schiffe der Thaler Marine. Eines der Ziele dieser Waffenübung ist es, die Schlagfertigkeit der neu erworbenen Balisten zu testen. (Für den Laien : Eine Baliste ist eine übergroße Armbrust, welche auf einem Stativ gelagert, mobil oder fest auf einem Schiff installiert, Bolzen einer Länge von bis zu zweieinhalb Spann verschießen kann.) Auch sollen neue Angriffstaktiken erprobt werden. Für das gesamte Manöver hat man sich zwei Wochen Zeit genommen. Auf eine Anfrage von uns, ob diese Übung eine Vorbereitung auf einen möglichen Krieg sei, wurde uns folgende Stellungnahme zugesandt:
"Das Manöver der Fürstlichen Thaler Garde ist die alljährliche Erprobung der Schlagfertigkeit von Heer und Marine. Sie stellt keine Vorbereitung auf einen möglichen Militärschlag dar. Des weiteren besteht keinerlei Zusammenhang mit der politischen Entwicklung zwischen Thal und Darian. Auch soll dies keine Provokation Graf Dedekiens sein."
Gez. Major Kammerbauer
Leiter des Bereichs Öffentlichkeitsarbeit
Wollen wir alle hoffen, daß dies Graf Dedekien auch so sieht.
Adebard Kornvogel, Berichterstatter des Thaler Hofchronisten
Auf zu neuen Ufern!
Eigentlich waren alle ein wenig mißtrauisch; damals, als Jens-Hendrik Nilsson "der Rote" den Thronsaal des Barons betrat. Doch was er zu berichten wußte, ließ sein etwas abgenutzt wirkendes Äußeres in den Hintergrund treten. Nachdem er, zunächst leicht verwirrt von dem letzten Gelehrtenkonvent in Escandra berichtete (bei dem er offensichtlich auch selbst einen Vortrag gehalten hatte), kam er schließlich zur Sache und erzählte von einer überaus mißglückten Schiffsreise, die ihn allerdings in einer wahren Odyssee auf ein entferntes Inselarchipel geführt hatte, das zu entdecken er nun wiederum das Glück hatte.
Er war vor Jahresfrist mit der Holk "Stolz von Wiesloch" am Oberlauf des Jolborn aufgebrochen, um eine Ladung Brennholz flußabwärts nach Darian zu bringen. Sehr zu seinem Unglück verlor er allerdings bald die Orientierung, nahm versehentlich Kurs auf die hohe See, um dort jedoch in einen Sturm zu geraten und sein Schiff in der allgemeinen Verwirrung schließlich auf ein Korallenriff zu setzen. Der Holk war leckgeschlagen und sank auf der Stelle, die Männer konnten sich mit knapper Not ans Ufer retten.
Dort angekommen, stellten sie fest, daß sie vom Regen in die Traufe gekommen waren: Die Insel war von schrecklichen Menschenfressern bewohnt, deren Haut vermutlich durch eine geheimnisvolle Feuerzeremonie wie verbrannt und daher gänzlich schwarz ist. Diese Menschen haben - so der ehemalige Kapitän - lange, scharfe Zähne und stechende Augen. Sie sind wild und tragen absonderliche Kleidung.
Aber das wunderlichste an der Insel sind ihre Pflanzen und Tiere. Es gibt dort hohe Bäume mit Blättern, die groß und lang sind. Auf ihnen wachsen seltsame Knollen, die harte, braune Kerne haben. Man kann, so Nilsson, diese Kerne aufschlagen. Darin findet sich Schnee, der jedoch nicht kalt ist, sondern süß. Außerdem sind sie mit einem besonderen Saft gefüllt, der so köstlich ist, wie es nicht einmal echt Jolberger Schädelspalter zu sein vermag. Aber das allerbesonderste seien diese Körner (nun holt er ein kleines, durchsichtiges Fläschchen, bis an den Rand gefüllt mit Hasenkötteln hervor. Nachdem das schallendes Gelächter Ihrer Hochwohlgeboren verklungen ist, öffnet er es und reicht ihm einige Körner). Sie hätten einen unnachahmlich scharfen Geschmack und auf den Pfefferinseln (das habe er mit eigenen Augen gesehen) benutzen es die Inselbewohner für Heilungszwecke und um ihre Speisen zu würzen. Angeblich hilft es gegen Zahnschmerzen, Erkältungen im Hals, Vergiftungen und sei sogar gut für die Manneskraft und vieles mehr. Es verbreite im Körper ein Feuer, das sicher auch für Soldaten von Nutzen sein könnte, wenn sie im Winterlager unter großer Kälte zu leiden hätten: Sie bräuchten einfach nur einige Körner zu essen, um sich wieder aufgewärmt zu fühlen.
Anfangs wollte der Baron dem wunderlichen Kauz sein Seemannsgarn zwar nicht abnehmen, doch der Vorkoster bekommt nach dem Genuß einer einzigen Handvoll der seltsamen Körner Schweißausbrüche und scheint tatsächlich auch ein kurioses Feuer im Hals zu verspüren, das er kurzerhand mit dem Wasser aus einem nahestehenden Blumentopf zu löschen versucht. Das allerbesonderste sei jedoch, daß auf jenen Inseln ein ungeheurer Reichtum auf den Entdecker warte: In den Tempeln und Palästen der Insulaner fänden sich zuhauf Gegenstände, die nicht nur oberflächlich mit Aurazith verziert sind, sondern gar gänzlich aus dem edlen Metall gemacht sind!
Er, so führte der Ostarier mit mittlerweile glühenden Augen weiter aus, sei der einzige, der dazu in der Lage ist, jenen zauberischen Ort ein weiteres Mal aufzufinden, da alle Mitglieder seiner Mannschaft von den grausamen Inselbewohnern ermordet und hernach verspeist wurden. Er selbst sei ohnehin nur aufgrund eines glücklichen Zufalls auf einem selbstgezimmerten Floß entkommen.
Mit traurigem Blick führt Nilsson weiter aus, daß er zwar dieses Wissen habe, ihm aber die Mittel fehlten, ein weiteres Mal mit einer ordentlichen Expedition jenen sagenhaften Ort aufzusuchen. Aus diesem Grund würde er nun versuchen, den Baron und andere Herrschaften als Sponsoren zu gewinnen, um dann das beste Angebot anzunehmen und eine Expedition durchführen zu können.
Nun war es an unserem mutigen Baron, ihm ein Angebot zu machen. Ohne nutzlose Zeit mit Nachdenken zu vergeuden, wies Friedrich von Ilmenau seinen Herold, Gero Vogtländer an, die notwendigen Vorbereitungen in die Wege zu leiten. Schon bald sollte die "Ubena" im Hafen von Marola fertig zum Aufbruch in die ungewissen Weiten der Jolsee sein.
Keiner der Einwände seiner Berater und Familienangehörigen konnten den Baron von seinem Vorhaben abbringen, selbst der Reise beizuwohnen. Der Mut und die Abenteuerlust ließen ihn alle Gefahren vergessen, die selbst einen erfahrenen Seemann hätten zögern lassen. Noch nie zuvor hatte ein Mann den brausenden Wogen der Jolsee zu unerschrocken ins Angesicht geblickt. Seine Tatenkraft war nicht zu bremsen, schon vor dem Auslaufen ließ er sich die Mannschaft vorstellen. Diese war nicht nur vom Liebreiz der Baroness Irmgard von Ilmenau hingerissen, sondern auch von der Erhabenheit des Barons. Bei ungewöhnlich stürmischer See wurde in der der fünften Morgenstund des ersten Tages im ersten Xurlmond Anker gelichtet. Saarkas Hauch blies in die Segel und lies die "Ubena" über die Wellen fliegen. Anerkennend beobachtete der schmucke Offizier Sembelquast die Seetüchtigkeit des Barons, denn selbst der sturmerprobte Seebär kämpfte gegen die Übelkeit an. Immer wieder während der Reise wurde ihm flau im Magen, so daß er seinen Mageninhalt den Fischen zur Speisung anbot. Viele Tage und Nächte segelte die Kogge in der Jolsee umher, ohne daß Land gesichtet werden konnte. Dennoch war die gute Laune und der Frohmut des Barons beispielhaft für die Mannschaft. Selbst bei starkem Seegang genoß er die Reise so sehr, daß er auf Deck ein Tänzlein wagte. Der Schiffsmedicus äußerte mehrmals sein Erstaunen über diesen einmaligen Mann, denn noch nie zuvor hatte jemand den Tanz der Wellen zu seinem Tanze gemacht.
In jeder freien Minute ließ sich Baron Friedrich von der Führungsmannschaft die Handhabung und den Gebrauch der Navigationshilfen erklären. Doch einmal wurde sein Wissensdurst jäh unterbrochen, als aus den schäumenden Wellen ein riesenhaftes Seeungeheuer auftauchte. Schrecklich anzusehen und mit einem Maul voller messerscharfer Zähne schwamm es mit enormer Geschwindigkeit auf das Schiff zu. Geistesgegenwärtig zückte der Baron sein Schwert und ohne auch nur einen Schritt zurückzuweichen reckte er es der schuppigen, nassen Kreatur entgegen. Stieß es voller Kraft und Entschlossenheit in das aufgerissene, stinkende Maul des Ungeheuers und erlegte es so mit einem einzigen Streich. Der Jubel der Mannschaft wollte nicht enden, denn noch nie zuvor wurde ein solch widerliche und gefährliche Ausgeburt des Schreckens erlegt.
Endlich war es soweit - Land in Sicht! Baron Friedrich stand stolz an Deck, während der Bootsmannsmaat auf dem Dudelsack eine Hymne spielte. Der Baron sprang an Land mit den Worten: "Ein kleiner Schritt für die Niederlormark, doch ein großes Ereignis für Heligonia." Noch nie zuvor hatte ein Mann passendere Worte für einen so ergreifenden Augenblick gefunden. Ohne auf die Gefahren zu achten, die dies fremde, wilde Eiland in sich birgt, drängte er zur Erforschung desselben. Schon bald stellte sich heraus, daß Kapitän Nilsson nicht übertrieben hatte, was das Aussehen und die Gefährlichkeit der Eingeborenen betrifft. Horden von schwarzen, riesenhaften Menschen mit scharfen Zähnen und mordlüsternden Augen stellten sich dem Baron in den Weg. Stinkend und ungewaschen waren sie, ihnen wuchsen ob ihrer Unreinlichkeit sogar Gräser aus den Ohren. Der Baron wußte sich in diesem Augenblick tödlicher Bedrohung zu helfen, wie noch keiner vor ihm. Unverzagt enthüllte er vor den Augen der Menschenfresser das abgeschlagene Haupt des Seeungeheuers und bot es ihnen zum Geschenke an. Ehrfürchtig nahmen die Wilden es an und warfen sich angesichts einer solchen Trophäe zu Füßen des Barons in den Staub.
Nun konnte sich der Baron vom Reichtum der Insel selbst überzeugen. Nach kurzer Suche hatte man schon so viele der geheimnisvollen Körner sammeln können, daß das Säckchen des Barons gefüllt war. Feierlich wurden die Inseln nach ihrem Entdecker benannt und in die Seekarte als "Friedrichs-Atoll" eingetragen.
Somit ward Baron Friedrich von Ilmenau in die Reihe der großen Entdecker Heligonias mit aufgenommen.
Mitdokumentiert von Cyriacus Indelfuss