Spezial:Badtitle/NS100:Ausgabe 30/ Fürstlicher Thaler Hofchronist

Aus HeliWiki
Version vom 5. Februar 2008, 16:04 Uhr von DerWissende (Diskussion | Beiträge) (→‎Kampfhandlung und Geiselnahme in Betis )
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Fürst Bartha von Thal zitiert Baronin Nimue von Aue nach Hochanthen 

Der innerdrachenhainer Konflikt zwischen Graf Waldemar und seiner Vasallin Baronin Josephina von Wolfenfeld zieht weite Kreise. Nachdem man, Helios sei Dank, ohne Kampf das Schlachtfeld verlassen hat und Drachenhainer Bruder wieder neben Drachenhainer Bruder saß, wurde ein folgenschweres Wettschießen zwischen den Soldaten ausgetragen. Dieses Wettschießen gewannen unerwarteter Weise Lormarker Bogenschützen. Nicht unerwartet deswegen, dass bekanntermaßen die besten Bogenschützen Heligonias dies gewannen, sondern unerwartet da man sich fragte, was die Thaler überhaupt in Drachenhain machten. Wie sich herausstellte hatte die Baronin Nimue von Aue eigenmächtig eine Hundertschaft ihrer Lormarker Bogenschützen zur Unterstützung der Truppen der Baronin Josephina entsandt. Diese unüberlegte Handlung hätte fast einen Krieg zwischen Thal und Drachenhain ausgelöst. Thaler Truppen die gegen die Truppen des Grafen Waldemars standen und das in seinem eigenen Land waren eine Verletzung der Grenzen und der Hoheitlichkeit seines Landes, die man nicht hinnehmen kann. Fremde Truppen ohne Wissen des Landesherren im eigenen Land sind eine Kriegserklärung! Da es jedoch zu keinem Kampf gekommen war und es sich nur um die Truppen eines einzelnen Vasallen Fürst Barthas handelte, wurde beschlossen erst einen Boten zu schicken, bevor man die Grenzen zu Thal schließen würde. Auch angesichts der freundschaftlichen Beziehungen der Häuser Drachenhain und Thal sah man sich zuerst auf den Weg der Diplomatie verpflichtet. Es zeigte sich, dass die Lormarkerin eigenmächtig und "im guten Glauben einer benachbarten Baronie zu helfen" die Hundertschaft geschickt hatte.

Nachdem diese Botschaft wie ein Schwarm Hornissen auf Hochanthen gewirkt hatte, dauerte es nur wenige Tage, bis ein kleines Heer von nicht weniger als drei Hundert Mann vor Lorburg standen mit einer Kutsche und einem Brief für die Baronien. In diesem Schreiben des Fürsten wurde Nimue von Aue aufgefordert, unverzüglich und auf schnellstem Wege nach Hochanthen zu kommen. Nimue kam dieser Aufforderung sofort nach und machte sich zusammen mit fünf Edellingen der Lormark auf den Weg. 

In Hochanthen angekommen, wurde sie in den großen Thronsaal Fürst Barthas gebracht, in dem neben der ganzen fürstlichen Familie, außer dem verschollenen Prinz Anselm, auch alle Vertreter der Barone Thals und etliche Freiherren anwesend waren. Nach einer klärenden Ansprache und einem Verhör eher als einem Vasallenbericht ähnelndem Gespäch mit Fürst Bartha von Thal, gestand Baronin Nimue ihre Schuld ein die sie auf sich geladen hatte, in dem sie den Thaler Frieden mit Drachenhain und das Leben ihrer Vasallen leichtfertig aufs Spiel gesetzt hatte. Um die Ehre der Lormark wieder herzustellen schwor sie den Vasalleneid auf Fürst und Lehen erneut vor aller Augen. Baronin Nimue wird sich auch noch in aller Form bei Graf Waldemar von Drachenhain entschuldigen. 

Nach der Audienz wurde zusammen im Helios Tempel von Hochanthen den Göttern gedankt, dass alles so glimpflich verlief. Erfüllt von der Freude über den Frieden zwischen den Ländern wurde für den Abend ein festlicher Ball anberaumt, zu dem alle gerne kamen. Langfristig gesehen wird dieser bedauerliche Zwischenfall, der die Beziehungen zwischen den benachbarten Ländern kurz auf einen Tiefpunkt fallen lies allerdings keine Rolle spielen, denn gerade hier zeigte sich, wie wichtig diese sind. Ein Krieg zwischen Drachenhain und Thal hätte weite Teile unseres geliebten Landes in eine Wüsteney verwandelt. 

Möge Helios Licht auch weiterhin über den Häuptern unserer Herrscher leuchten.

Ritinus Federschwinger Hofschreyber zu Hochanthen

Die Garde von Anthan gibt bekannt:

Kampfhandlung und Geiselnahme in Betis 

"Während des Aufenthalts in Betis anläßlich der anstehenden Stadtratswahlen kam es zu mehreren Kampfhandlungen sowie einer Geiselnahme ihrer Hochgeboren Prinzessin Celia von Thal. 

Die Ereignisse fanden im Hause der Familie Corvese statt. Sie nahmen ihren Beginn mit der Entführung der "Goldenen Kehle Heligonias" Pavo Rothner. Eine sofort eingeleitete Suche blieb ohne Erfolg. Man konnte lediglich seinen Umhang und seine Mütze finden, welche Kampfspuren aufwiesen. 

Desweiteren wurden einige Leichen aufgefunden, welche auf die unterschiedlichsten Weisen aus dem Leben schieden. Die einzige Gemeinsamkeit bestand darin, daß sie eine abgeknickte Rose in der Hand hielten. 

... 

Am nächsten Tag verdichtete sich der Verdacht um einen ansässigen Zuckerbäcker, sowie einen Betiser Händler. Ebenso sollten Teile der Betiser Stadtwache darin verwickelt sein. Dieser Verdacht wurde Verstärkt, als unsere Untersuchungen der Ereignisse eher behindert als unterstützt wurden.

... 

Als der Hauptmann der Wache dem Zuckerbäcker gestattete, für einen kurzen Moment nach Hause gehen zu dürfen, begleiteten wir vorsichtshalber die Eskorte der Stadtwache. Hinter eine Mauer sprang plötzlich ein Attentäter hervor, der dem Zuckerbäcker nach dem Leben trachtete. Oberleutnant Gentz beschützte weiterhin den Bäcker, während ich die Verfolgung des Attentäters aufnahm. Nach einer Jagd über mehrere hundert Schritt, auf der ich zu meiner Verwunderung allein befand, konnte ich den Übeltäter stellen. Es kam zu einem Kampf, bei dem ich zu allem Unglück durch einen gezielten Tritt mein Schwert verlor. In dem folgenden Handgemenge wurde ich so schwer verletzt, daß an ein Weiterkämpfen nicht mehr zu denken wahr. Zum Glück hatte ein Passant die Szene beobachtet und eilte mir zu Hilfe. Er konnte den ebenfalls verwundeten Attentäter überwältigen. 

... 

Die Ereignisse nahmen einen Höhepunkt, als ein Extremist, welcher sich als Welzener Gardist ausgegeben hatte, Prinzessin Celia von Thal als Geisel nahm. Ein Eingreifen unsererseits kam zu spät, weil niemand diesen Gardist mit den Geschehnissen in Verbindung glaubte. Niemand konnte schon erahnen, daß ein Mitglied des Fürstlichen Thaler Heeres zu einer solchen Tat fähig sei! Ihre Hochgeboren wurde von ihm auf ein Zimmer gebracht, wo er sich mit der Prinzessin unter vier Augen unterhalten wollte. Als längere Zeit kein Geräusch aus dem inneren vernommen werden konnte, wurde das Zimmer gestürmt. Wir fanden ihre Hochgeboren auf dem Fußboden liegend vor, niedergeschlagen von ihrem Entführer, welcher mit Hilfe eines Seils aus dem Fenster fliehen konnte. Eine sofortige Suche wurde eingeleitet. Ein eiligst herbeigerufener Heiler untersuchte ihre Hochgeboren. Den Vieren sei Dank, sie war weitestgehend unverletzt. Sie erzähle uns, was der Geiselnehmer zu ihr gesagt hatte: 

"Man solle keine weiteren Ermittlungen gegen die "Schwarze Lilie" mehr betreiben. Ansonsten wäre dies schlecht für ganz Betis." Ich ließ die Suche nach dem Attentäter sofort unterbinden, doch war es dafür zu spät. Der Geiselnehmer war bereits von mehreren tapferen Kriegern umstellt worden. Ein Versuch, die Szene zu beruhigen, schlug fehl. Es kam zu einem weiteren Kampf, in dem ich ein weiteres Mal verwundet wurde. Der Geiselnehmer konnte dennoch gefangengenommen worden. 

... 

Blickt man auf die Ereignisse zurück, kann man sagen, daß es ein überaus ereignisreiches Wochenende war, welches durch ein beherztes Eingreifen unsererseits, sowie durch die Tatsache, daß Baron Beoric mit einer Abordnung Welzener Gardisten gerade zur rechten Zeit eintraf zu einem guten Ende geführt werden konnten. 

... 

Während meines zweiwöchigen Erholungsurlaubes wird mein Stellvertreter, Oberleutnant Rochus Gentz, sämtliche Amtsgeschäfte übernehmen." 

aus dem persönlichen Bericht von Kilian Weizenkeim Hauptmann der Garde zu Anthan 

Gut Aue in der letzten Woche des 3. Heliosmondes 

Alle sind voll und ganz mit der Getreideernte beschäftigt. Auch die Baronin der Lormark und Gutsherrin ist von Sonnenaufgang bis in die Nacht hinein ruhelos auf den Beinen, weist die Erntehelfer ein, verteilt die Arbeit der Knechte und Mägde, auf dass niemand unbeschäftigt herumstehe, überwacht das Einkochen und Darren von Obst und Gemüse und legt bisweilen beim Garbenbinden selbst Hand an. Kurz; es ist eine arbeitsreiche Zeit und das schon seit Wochen, aber es ist auch eine fröhliche Zeit, denn wenn das Tagwerk getan ist, wird die Tenne gefegt und zum Tanzen bereit gemacht, und dann gibt es reichlich zu Essen und zu Trinken und die Leute feiern. 

Dann kann man den Schatten vergessen, der seit dem Helios über der Lormark hängt und immer häufiger die Gesichter verdüstert. Man redet nicht mehr so viel über die hingemordeten Schafe, die in der Heide gefunden werden. Auch Grim Eichenland, der Schweinehirt der Lormark, denkt nicht mehr so oft an seine Lieblingssau, die er eines Morgens mit aufgerissenem Bauch tot im Stall fand, in dessen Wand ein Loch klaffte, so groß, dass ein Bär hätte durchschlüpfen können. 

Man ist mit den Gedanken völlig bei der Ernte und der Blick wendet sich häufiger gen Himmel, ob wohl Helios Xurl im Zaume halten kann, damit das Öhmd trocken eingebracht werden kann, da hat man keine Zeit, an die anderen Sorgen zu denken. 

Nur einmal verdüstert ein kleiner Schatten das bunte Treiben auf dem Gut, als nämlich Niall Langbogen mit etlichen Bogenschützen kommt und alle ein Gesicht machen, als hätten sie in eine unreife Quitte gebissen. Die Baronin schaut sie an und geht ihnen schweigend voran in die Halle. Man weiß nicht genau, was geschehen ist. Hat das mit dem gemordeten Vieh zu tun? Aber Niall hat da immer anders dreingeschaut. Oder etwas mit dem "Ausflug" nach Wolfenfeld? Als die Baronin mit Niall wieder herauskommt, höre ich sie noch sagen: "Da kann man jetzt auch nichts machen. Euch trifft keine Schuld, du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen. Ich muss zusehen, wie ich aus dieser ver.... Lage wieder herauskomme und wenigstens noch einen Rest meiner Ehre rette. Wenn du Ailron siehst, sag ihm einen Gruß und ich brauche ihn möglichst schnell hier." 

Dann geht wieder alles seinen gewohnten Gang. Die Mäher mähen das Korn, die Kinder binden Garben, die Drescher dreschen das Korn.... 

Einige Tage später gibt es jedoch wieder eine Unterbrechung. Eine große Gruppe von Reitern aus Drachenhain wird von Grenzwachen auf den Hof begleitet und alle machen furchtbar ernste Gesichter. Lord Angus McPhee aus Tagil ist auch darunter. Plötzlich ist die Stimmung eine ganz andere. Das fröhliche Lachen und Scherzen verstummt allmählich und es wird kühler. Die Reiter aus Drachenhain sitzen ab, bleiben aber draußen, während die Baronin Lord Angus begrüßt und in die Halle bittet. Und eigenartigerweise tauchen plötzlich recht viele Langbögen in den Händen der Knechte auf. Man weiß nicht so recht, was man mit den Gästen (sind es Gäste?) anfangen soll, und tritt unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. 

Dann kommt der Majordomus heraus und läßt verlauten, dass die Gäste (also sind es doch welche) willkommen sind und sich wie zu Hause fühlen sollen, ein Stalljunge eilt herbei und führt die Pferde der Reiter zu den Stallungen, Mägde tischen im Hof an dem langen Tisch ein Mahl auf und alle atmen erleichtert auf und machen sich wieder an die Arbeit. Man fängt mit den Drachenhainern ein Gespräch an, über die Pferde, denn das ist ein unverfängliches Thema, kommt dann über das Wetter und die Ernte auf den eigentlichen Grund des Besuches und da fällt wieder dieses Wort: Wolfenfeld. Der Graf sei ernstlich "verstimmt über den kriegerischen Akt" und habe seinen Schwertführer entsandt, um die Baronin zur Rede zu stellen. Zur Rede stellen? 

Unsere Baronin?? 

Diese entsendet inzwischen Eilboten auf die Güter der Edelinge, um den Rat einzuberufen, und den Gesichtern der Eilboten nach ist die Baronin nicht gut gelaunt. 

Aber die Ernte ist wichtiger als alle "kriegerischen Handlungen", denn auch die Herren Soldaten wollen im Winter etwas zu essen haben, und deshalb müssen alle, die anpacken können, mithelfen, damit die Arbeit getan wird. Aber am Abend ist wieder Zeit mit den Soldaten aus Drachenhain zu reden und allmählich tauen sie auf, erzählen von zu Hause und schließlich singt und lacht man miteinander. 

Lord Angus gibt der Einladung der Baronin nach und verspricht, ein bis zwei Tage zu bleiben, bis "die Sache geklärt und beraten sei", aber wahrscheinlich ist er auch nur froh, einige Tage ausspannen zu können.

Von der Beratung, die am nächsten Tag in der Halle stattfindet, dringt nicht viel nach außen, nur dass die Baronin sehr erregt gewesen sei, ach ja, und man hörte doch im Hof, dass sie manchmal recht laut wurde. Es scheint um Ehre und "der Lächerlichkeit preisgegeben" gegangen zu sein. Da kann ich schon verstehen, dass die Baronin böse wurde, denn auf ihre Ehre und die der Lormark gibt sie recht viel. Einmal hörte man etwas wie "Was haben sich Leomar und Josephina eigentlich dabei gedacht? Und wie stehe ich jetzt da? Kinder, alle zusammen!" Da scheint ziemlich dicke Luft gewesen zu sein. Aber wenn man die Baronin und Lord Angus zusammen sieht, scheinen sie nicht im Streit miteinander zu liegen. Man sucht offenbar gemeinsam nach einer Lösung. 

Als der Baron von Tagil nach zwei Tagen mit seinen Mannen wieder auf die Pferde steigt, die vor lauter Hafer fast platzen, läßt ihm die Baronin ein Ehrengeleit bis zur Grenze geben und sagt zum Abschied noch: "Versichert dem Grafen, dass der Lormark nicht an einem Streit mit Drachenhain gelegen ist und dass die Einladung zur Jagd wirklich ernst gemeint ist. Es tut mir aufrichtig Leid, dass ich aufgrund einer Verkettung von Missverständnissen zu dieser Tat verleitet wurde." Der Baron nickt und sagt noch etwas, dann reiten alle in einer großen Staubwolke vom Gut. Von draußen höre ich noch einen Plumps und einen unterdrückten Fluch. Eines der Pferde scheint zuviel Hafer gefressen zu haben. 

Lormark erwägt Austritt aus dem Ogedenbund 

Aufgrund einer unglücklichen Verkettung von Missverständnissen und mangelhafter Informationslage kam es zu einer militärischen Notsituation, in der sich lormarkische Bogenschützen anderen Ogedenbundmitgliedern als potentiellen Gegnern gegenübersahen. Aufgrund dieser Verletzung der Bundesstatuten erwägt nun Nimue von der Aue, die Baronin der Lormark, aus der von ihr zu verantwortenden Situation heraus die Konseqenzen zu ziehen und den Ogedenbund zu verlassen. Zitat: "Mein Handeln hat dem Bund Schande angetan und seine Ehre befleckt. Daher kann ich nicht länger Mitglied des Ogedenrates oder des Bundes sein, denn mein weiteres Verweilen im Ogedenbund würde dessen Ansehen schaden und Zweifel an seinen Zielen aufkommen lassen." 

Letzte Meldung: 

Zwei bange Jahre sind zu Ende. Zwei Jahre des Hoffens, des Betens, des Bangens, des Wartens. Zwei Jahre voller Ungewißheit über den Verbleib unseres geliebten Prinz Anselm von Thal. Zwei Jahre, in denen zu Anfang noch manch Gerücht über den Prinzen noch zu vernehmen war. Zwei Jahre, an deren Ende niemand außer den Göttern noch wußte, ober lebt oder ob Gwon schon seine Seele zu sich genommen hatte. Zwei Jahre können eine lange Zeit sein. 

Doch völlig unerwartet, ebenso schnell wie er verschwand ist er zurückgekehrt. Prinz Anselm wurde laut Bericht eines Betiser Grenzsoldaten im Hafen von Betis gesehen. Er soll dort von einem Schiff an Land gegangen sein. Ihn anzusprechen hat allerdings niemand gwagt, schließlich ist er der Sohn des Fürsten, auch wenn er in diesem Moment auf der Planke des Schiffes eher weniger danach aussah. Diese Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch das ganze Land. Überall wurde spontan das fürstliche Banner gehißt. Die Menschen liefen zusammen und erzählten sich mit großen Augen die phantastischsten Geschichten über die Reise und die Rückkehr Anselms. Feste wurden vorbereitet und bis in die Nacht wurde getanzt. Es war als ob ein schwerer Stein von der Brust eines jeden Menschen genommen wurde und zum ersten mal seit langer Zeit das ganze Land wieder frei atmete. Fürst Bartha und Landesmutter Fürstin Genofeva von Thal können es noch nicht fassen und glauben erst dann an die Echtheit der Nachricht, wenn Anselm im Fürstenpalast von Hochanthen eintrifft, wo er voller Freude erwartet wird. 

Diese Nachricht erreichte uns kurz vor Ende der Schreibstubenarbeiten.Mehr konnte von der Redaktion des Boten über diese unglaubliche Nachricht noch nicht herausgefunden werden. Wir bemühen uns jedoch aufs Äußerste bis zur nächsten Ausgabe alle wahren Umstände über Prinz Anselms Rückkehr herauszufinden. 

Lykarion Lasalle ist tot! 

Der ehrlose Mörder des Barons von Drackensteig mit einer silbernen Harfensaite in Lorburg hingerichtet Gar vieles gibt es vom diesjährigen Bardenwettstreit in Lorburg zu berichten. 

Doch sei zuvörderst allen Leuten, die es hören wollen, und auch jenen, die es nicht hören wollen, laut und vernehmlich kundgetan, dass ein abscheulicher Unhold, welcher die Lormark schon seit vielen Wochen heimsuchte und in seiner Mordlust nicht vor Schafen und Schweinen halt machte, sondern sich auch an unbescholtenen Landleuten vergriff, sein elendes Leben ausgehaucht hat.

Am Nachmittag des 30. Tages im 2. Xurl wurde der Werwolf Lykarion Lasalle im Burghof der Lorburg auf Geheiß der Baronin der Lormark mit einer silbernen Harfensaite erdrosselt.

Und das geschah so:

Am Abend des 29. Tages des 2. Xurlmondes fanden sich gar vielerlei Gäste auf der Lorburg ein, die alle am nächsten Tag das Zwetschgenfest und den Bardenwettstreit feiern wollten. Es herrschte eine fröhliche Stimmung, denn man war willkommen geheißen worden, hatte ein Bett auf der Burg und etwas zu trinken im Becher. Die Baronin erwies sich als äußerst charmant und verwirrend volksnah, wies sie doch Grim Eichenland, den Schweinehirten der Lormark, nicht fort, als er anfing, mit den Leuten über die Eichelmast zu disputieren, sondern lobte seinen Schinken (er war wirklich ausgezeichnet) und seine Schweine. Der Abend fing gut an. Plötzlich ertönten Rufe vom Tor: Ein Toter sei gefunden worden. Die Baronin eilte hinaus und kurz darauf hörte man ihren lauten Schreckensschrei. Allen, die herbeieilten, bot sich ein gar erschröckliches Bild, die Baronin hatte sich über eine am Boden liegende, blutüberströmte menschliche Gestalt gebeugt und versuchte, diese am Leben zu erhalten. Doch die Wunden erwiesen sich als tödlich, der Mann gurgelte noch einige kaum verständliche Worte, danach verschied er. Voll Trauer ordnete die Baronin an, den Leichnam aufzubahren, doch kam kurz danach Unruhe auf, denn die Katze Tashia hatte den Mörder am Geruch erkannt und es fielen die Worte "Werwolf" und "Lyk Lasalle", ein Name der auch Nimue von der Aue wohlbekannt war. Die Angst davor, der Verstorbene könne als Untoter und Werwolf wiederkehren und auf der Lorburg blutige Ernte halten, wuchs so stark, dass, noch während die Baronin mit einem anwesenden Magier über eine angemessene Lösung beriet, die übrigen einen Scheiterhaufen errichteten und den Toten verbrannten. Doch entboten sie dem Verstorbenen die geziemende Achtung, sammelten seine Asche in eine Urne und überbrachten sie seiner Familie. 

Von Ruhe konnte nun keine Rede mehr sein. Die Wachen am Tor wurden verdoppelt und zu höchster Aufmerksamkeit ermahnt (als ob das nötig gewesen wäre) und einige Gäste wollten tatsächlich auf nächtliche Werwolfsjagd gehen. Die Baronin sträubte sich, Gäste sind Gäste und man ist für sie verantwortlich, gab aber schließlich nach und stellte ihre eigenen Gaidin zum Schutz der abenteuerlustigen Schar zur Seite. Nach einiger Zeit hörte man in der Halle laute Stimmen, der Suchtrupp hatte einen Zeugen des Unglücks gefunden und war mit ihm zurückgekehrt, um ihn auszufragen. Dies erwies sich als recht fruchtbar, denn der arme Mann - Meister Rabensang, glaube ich - schilderte die Tat in den lebhaftesten Farben. Ein Unhold sei über den armen Schäfer hergefallen, groß wie ein Berg und haarig wie ein Bär. Seine Augen glühten wie feurige Räder und seine Krallen waren so lang wie meine Unterarme. Und die Zähne..... Und er habe geknurrt, gefaucht und gebrummt, dass ihm selbst fast das Herz im Leibe stehengeblieben sei. Nur seine Geistesgegenwart und ein hoher Baum in der Nähe habe ihn gerettet. Dort oben habe er gesessen und befürchtet, sein letztes Stündlein habe geschlagen, ihm seien fast die ..... abgefroren, weil er nicht wagte, herunterzukommen. Doch dann habe er das Licht gesehen und die Stimmen gehört und daraus gefolgert, der Unhold sei weit fort und könne ihm kein Leid mehr zufügen... "Und jetzt brauche ich etwas zu trinken und zwar viel, damit ich diesen Schrecken vergessen kann." 

Da man inzwischen annahm, dass der Unhold über alle Berge sei und man in dieser Nacht ohnehin nichts mehr unternehmen könne, beschloss man, schlafen zu gehen. 

Dennoch ließ die Baronin noch in der Nacht den Schmied aus dem Bett holen und aus dem Silber, welches auf der Burg vorhanden war, silberne Pfeilspitzen anfertigen, um gegen alles gewappnet zu sein. 

Am anderen Morgen hatte sich die Aufregung etwas gelegt, die Sonne lugte durch den Hochnebel und man rüstete sich zum Erntedankfest. Da wurde der Baronin der Wunsch der Gäste zugetragen, sie möge doch die Waffen der Recken segnen. Etwas irritiert schaute sie schon drein, schließlich ist sie ja eine Poenageweihte, und da sollte sie Waffen segnen? 

Doch sie wollte die Gäste nicht enttäuschen, lächelte und tat es. Was danach geschah, musste man mit eigenen Augen sehen, um es glauben zu können. Vier Recken ließen ihre Waffen segnen und vier Recken waren im Lauf des Tages immer wieder dabei anzutreffen, wie sie mit ihrem Schwert oder ihrem Kriegshammer andächtig die Erde umgruben und das Rosenbeet auflockerten. Ob man ihnen hätte sagen sollen, dass Poena die Göttin der Fruchtbarkeit ist? 

Die Erntedankzeremonie verlief friedlich ohne jede Störung und nachdem die Baronin den Burgfrieden verkündet hatte, war jedermann zum Feiern bereit, besonders als zum Bogenschießwettbewerb geladen wurde. Außerhalb der Burg hatte man auf einer Wiese einen Parcours aufgebaut und Schweinsblasen als Ziele aufgehängt. Es gab viel Gelächter, bewundernde Blicke, die den Gaidin galten, und auch manches mürrische Gesicht, wenn der Pfeil nicht das Ziel traf, das man sich gesteckt hatte. So war man gerade mitten im dritten Durchgang, als sich zwielichte Gestalten näherten, von denen eine eine gespannte Armbrust bei sich trug. Sofort nahmen die Gaidin die Baronin in ihre Mitte, denn die ungebetenen "Gäste" verbreiteten eine beklemmende Stimmung und allgemeine Unsicherheit machte sich breit. Dennoch betrugen sie sich keineswegs so, dass man sie sofort als Verbrecher hätte erkennen können; sie waren Störenfriede, die sich provozierend verhielten, aber trotzdem war da eine gespannte Armbrust. Plötzlich kam große Unruhe auf, der Name "Lyk Lasalle" fiel und endlich gab sich der Übeltäter zu erkennen, aber leider zu spät, zu spät. Zuvor hatte er sich an Logris herangemacht, den Barden, der das Haupt des Gesanges in der Lormark gewesen war, bevor er von den Feen entführt worden war, und der der Baronin sehr nahe steht. Den nahm er sich plötzlich als Geisel und hielt ihm einen Dolch an die Kehle. Die Situation war zum Zerreißen gespannt. Da stürzte der Gaidin Jack vor in dem verzweifelten Unterfangen, den Werwolf zu einem Kampf zu verleiten, der die Geisel befreien sollte, doch der hob die Armbrust und drückte ab. Jack stürzte zu Boden, der Übeltäter zog sich mit seinen Spießgesellen zum Waldrand zurück, von wo aus er den Versammelten und der Baronin Schmähungen zurief. Dann ging alles andere sehr schnell. Die Anwesenden griffen nach ihren Waffen und stürmten unter der Führung Baron Teamons, eines Gefolgsmannes Sirium Silverhorns, den Entführern hinterher, um den Werwolf zur Strecke zu bringen und Logris aus dessen Händen zu befreien. Die Baronin wollte sich derweil um den schwerverletzten Jack kümmern, doch der war inzwischen wieder auf den Beinen, geheilt von einem magiebegabten Bardenlehrling, und stürmte allen anderen hinterher. 

Kurz darauf erreichte ein heftig winkender Recke die wenigen, die noch auf der Wiese standen, und rief, man brauche dringend einen Heiler, die Geisel sei vergiftet worden. Kaum hatte die Baronin dies gehört, rannte sie selbst so schnell sie konnte und des Schlammes und Morastes nicht achtend in die Richtung, in die der Mann zeigte, und erreichte Logris, der gelähmt und wie tot am Boden lag. Nun endlich konnten sich die Einhornspäne aus Sedomee bewähren und Logris das Leben retten. Auch für einen anderen tapferen Mann, der von derselben Waffe des Werwolfs niedergestreckt worden war, erwies sich das starke Heilmittel als rettend. 

Doch hatte Lykarion Lasalle einen schweren Fehler gemacht. Wer in die Augen der Baronin blickte, sah Unheilverkündendes, und drohend funkelten diese, da der Unhold es gewagt hatte, Hand an einen Mann zu legen, der ihr teuer war. So ließ sie derweil die Verletzten auf die Burg bringen und wartete mit finsterer Miene auf neue Kunde. Enttäuscht und schmutzbedeckt des Werwolfs zu töten, doch der Hauptschuldige war ihnen nach zäher Gegenwehr über einen Fluss entkommen. Aber nicht unverletzt! Reinherr zu Lammstein hatte ihm einen Pfeil mit Silberspitze hinterhergeschossen und ihn getroffen. 

"Das ist doch schon etwas, jetzt werden wir ihm keine Ruhe mehr lassen," meinte daraufhin die Baronin und ließ Waldläufer und Wolfshunde auf die Fährte setzen. 

Tatsächlich sollte es nicht mehr lange dauern. Arandis von Schwarzenstein, der tapfere Knappe aus Tatzelfels, und Torgyr Hochschild hatten sich wie Bluthunde auf die Fährte gesetzt, fest entschlossen, nicht eher aufzugeben als bis sie den üblen Wicht gefasst hätten, und ihnen hatten die Götter Erfolg beschieden. 

Just als man im Burghof über das weitere Vorgehen beriet, kehrten die Recken mit dem gefangenen und gefesselten Lykarion Lasalle zurück. Die Wut des Bösewichts war groß und er war trotz seiner schweren Verwundung - er hatte sich den verwundeten Arm selbst abgetrennt - nur mit Mühe zu bändigen und auf die Knie zu zwingen. Wüste Beschimpfungen flossen aus seinem Mund und er verfluchte die Baronin und die Lormark. 

Sie aber lachte und sprach das Urteil über den Mörder Sirium Silverhorns und vieler anderer Unbescholtener mit kalter Unerschütterlichkeit: "Über Euren Fluch lache ich, denn ich weiß mich unter dem Schutz der Götter. Ihr könnt das Urteil nicht beeinflussen. Der Tod sei Euch gewiss, Lykarion Lasalle. Doch wird es kein ehrenvoller Tod sein. Das Schwert ist viel zu gut für Euch, daher sollt Ihr hängen!" 

Unruhe machte sich unter den Anwesenden breit, der Werwolf hatte ein wahrhaft wölfisches Grinsen auf dem Gesicht, als sich die Stimme Marvennas vernehmen ließ: "Entschuldigung, aber ich habe da extra für diesen Anlass eine silberne Harfensaite aufgehoben, seit der Baron von Drackensteig getötet wurde." 

Es war in der Tat mehr als sehenswert, wie das Grinsen auf dem Gesicht Lyk Lasalles gefror, als er diese Worte vernahm und noch mehr, als die Baronin sagte: "Wohlan, so soll er mit der silbernen Saite erdrosselt werden." Har Falkenau vollstreckte das Urteil und als der Tod festgestellt worden war, ließ die Baronin Teamon den Kopf des Werwolfs abtrennen, damit er ihn seinem Herrn nach Drackensteig in Friedland bringen konnte. Den restlichen Körper und die Waffen des Unholds wurden dem Feuer überantwortet, bis alles zu Asche verbrannt war, damit jede Erinnerung an Lykarion Lasalle ausgelöscht werde und fortan mit ihnen kein Unheil mehr angerichtet werden könne. 

Und hier endet die Geschichte, wie der verbrecherische Unhold Lykarion Lasalle sein elendes Leben aushauchte.