Spezial:Badtitle/NS100:Ausgabe 30/ Herzögliche Ostarische Hofgazette

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An den Rat der Drei zu Telnaron

Da sich die Herzöglich-Ostarische Hofgazette an den leider entstandenen Mißverständnissen zwischen Heligonia und Telnaron nicht ganz schuldlos fühlt, haben wir einen Versuch unternommen die ganze Sache endlich zu einem Ende zu bringen und haben mit unserem Redaktionskutter die Ostarische Flotte auf dem Brazach abgefangen, um ein kurzes Gespräch mit Jareck von Jolberg zu führen, da er Dank seiner umfangreichen Verpflichtungen, keine Zeit für einen regulären Termin hatte. Der Erste Seeherr Ostariens ließ sich von uns über unser Begehr informieren. "Ach ja", meinte Seine Hochwohlgebohren, "diese leidige Geschichte mit Telnaron soll nun endlich aus der Welt geschafft werden. Meine Herren, ergreifen wir also die Gelegenheit! Folgende Worte mögt Ihr dem Rat der Drei überbringen!" Daraufhin diktierte uns der Baron den untenstehenden Brief, welchen wir im Interesse der Leserschaft auf diesem öffentlichen Wege den Adressaten zukommen lassen wollen. Schließlich verabschiedete sich Jareck von Jolberg von uns. Für unsere Dienste erhielten wir ein Fäßchen Schädelspalter aus den Flottenvorräten. Dann bestiegen wir unseren Kutter, während sich die Ostarische Flotte schnell entfernte, um weiterhin ihren äußerst wichtigen Aufgaben nachzugehen.

Dies nun ist die Botschaft des Barons von Jolberg an den Rat der Drei zu Telnaron:

"Edle Herren!

Es hat uns sehr verblüfft welch turbulentes Nachspiel der Brief eines einfachen Wachsoldaten hervorrufen kann. Die Personen, welche sich für uns mit der Klärung der Angelegenheit befaßten, schienen das Problem ebenfalls über Gebühr ernst genommen zu haben, was bei uns die Erkenntnis aufkommen ließ, daß wir uns besser selbst mit dieser Sache beschäftigt hätten.

Ebenfalls erstaunt hat uns die Nachricht, daß von Seiten des Marquis de Satre eine Fehde beigelegt wurde, welche angeblich zwischen unserer Person und ihm selbst geherrscht haben soll. Abgesehen davon, daß eine solche Fehde niemals erklärt worden ist, hegten wir auch niemals feindliche Absichten gegenüber irgendeinem Vertreter Telnarons oder der Stadt selbst.

Wir wollen keineswegs ein Hinderungsgrund für das Entstehen guter Beziehungen zwischen Heligonia und Telnaron sein, obwohl uns unbegreiflich ist, wie es dazu kommen konnte. Damit also endgültig alle Mißstimmungen aus der Welt geräumt werden, erklären wir hiermit, daß von unserer Seite aus alle Worte der Gesandten Telnarons, die in den darauf folgenden Mißverständnissen und einem erhitzten diplomatischen Briefverkehr gipfelten, vergeben und vergessen seien.

Jetzt, wo alle beteiligten Personen ihre Lehren aus der Angelegenheit gezogen haben, wünschen wir, daß ein Schlußstrich unter dieses Ärgernis gezogen wird. Es gibt wichtigere Dinge, mit denen man sich als Staatsmann herumschlagen muß, und auch der Rat der Drei zu Telnaron, dem wir zu der neuen Botschaft in Escandra beglückwünschen wollen, hat sicherlich dringendere Beschäftigungen als unnötigen Briefverkehr zur Klärung von außenpolitischen Bagatellen.

gez. Jareck von Jolberg"

2 Tatsachen und ein Schluß zur Landnahme des Herzog-Uriel-Atolls (auch Nieloma-Fritzen-Atoll genannt)

  1. Die Eroberung von dem Atoll war also die erste rechtlich tadellose Landnahme seit der Eroberung von Brazfurt in den Nordlanden vor 400 Jahren? Dann wißt Ihr Schlaumeyer sicher auch, daß dabei manches nicht-rechtliche danebenging und Brazfurt deshalb weder zu Ostarien noch zu Ligonii gehört - und zu Brühland-Naßmach schon gar nicht.
  2. Es ist da neulich eine bekannte Piratin aus dem Kerker abgehauen, die Schwarze Klitoria oder so. Angeblich will die jetzt ihren Schatz holen - auf einer unbekannten Insel von irgendeinem Atoll.

Schluß: Wenn ich das HU- Atoll entdeckt hätte, würde ich jetzt ganz schnell auf Schatzsuche gehen und mich dann verpissen, denn wenn sich die Schwarze Klitoria erst über Dich beugt, bleibt kein Auge trocken.

Halfnet, wo für diesen Tipp gern seinen Anteil vom Schatz hätte

Schloß Seeburg im Emaransee, am 28. Tage des 1.Xurl, 27 n.A.III

An das Volk von Brassach

Dem jüngst erschienenen Heliosboten entnahmen Wir, daß im Volke von Brassach Unverständnis herrsche über Unsere Wiedereinsetzung als Baronin von Emarania. Nun, es handelt sich zum Einen um das Urteil eines königlichen Gerichtes, dem wir alle uns beugen müssen, ob es uns gefällt oder nicht. Auch Wir sind nicht in allen Punkten glücklich über die Formulierung dieses Urteils, das Uns nicht als Person rehabilitiert, sondern Uns der Schuld ledig spricht aufgrund einer geistigen Schwäche und Beeinflussung zur Zeit der Rückkehr des falschen Baron Teemons. Aus diesem Urteil spricht Mitleid, das Wir wohlwollend zur Kenntnis nahmen. Ob es in allen Dingen gerecht ist - für Uns und für alle, die sich in irgend einer Form davon betroffen sehen, sei dahingestellt. Es steht Uns und auch keinem anderen, sei er hohen oder niedrigen Standes, an, dieses Urteil in Zweifel zu ziehen.

Des Weiteren: Jawohl, es fehlten teemooranische Mannen im Kampf gegen die Ödlande. Es fehlten die Hohenforinger, die Lodenburger und auch die Emaranier. Doch dies war keine Frage des Wollens - zumindest nicht in den Anfängen des Ödlandkonfliktes. Wie Ihr Euch wohl erinnern mögt, wurden die Grenzen Teemooraniens aufgrund der Pustelplag geschlossen. Es hätte einem heligonischen Heer sicher nicht gedient, Mannen in ihren Reihen zu haben, die von dieser schlimmen Krankheit, die der Eine von uns fernhalten möge, befallen waren oder deren Keim in sich trugen. (Mag sein, es hätte Sinn gemacht, die Krankheit zu den Ödländern zu tragen). Darin werdet Ihr Uns wohl zustimmen.

Zum Dritten mögt Ihr Euch erinnern, daß es Baron Teemon war, der gemeinsam mit Baron Daron, Lord Angus, Baron Sirium und wohl etlichen anderen, als einer der Ersten das Krisengebiet erreichte, im Auftrage von Herzogin Walluma, die Kunde darüber haben wollte, was im Parimawald vor sich gehe. Wie Ihr wißt, verlor Baron Daron dort sein Leben, und Baron Teemon kehrte nicht zurück - und ist, wie wir heute wissen, noch immer nicht zurückgekehrt. Und ehrlichen Herzens wünschten Wir lieber, er wäre tot und müßte niemals sehen, was aus seinem Land geworden ist, das er gesund und aufstrebend verließ. Wir sind betrübt über seinen Verlust und erleichtert, daß jener Betrüger, der sich über alle Maßen erhob und Uns und alle anderen zu täuschen vermochte, nicht Baron Teemon war. Wir werden sein Andenken in Ehren halten, umso mehr, da sein Name durch die schrecklichen Ereignisse in Teemooranien in den Schmutz gezogen wurde. Jeder weiß, was danach geschehen ist. Unter dieser Schuld wird mein Land noch lange stehen, und die Zeit wird weisen, was davon abzutragen ist. Aber das Urteil ist gefällt, und wir alle müssen das Beste daraus machen. Wir sind die Baronin von Emarania - mit oder ohne das Wohlwollen Brassachs oder eines jeden anderen. Es spielt für Uns auch keine Rolle. Wir werden Unsere Aufgabe wahrnehmen mit allen Kräften, mit Unserem ganzen Willen und Vermögen, zum Wohle Unseres Landes und Unseres Volkes. Das letzte Urteil über all diese Dinge wird der Eine sprechen. Das Urteil über Fehler und Verrat, über Hilfsbereitschaft und Ehrgefühl, über Lieblosigkeit und Arroganz. In diesem Sinne möge auch das Volk von Brassach darüber nachdenken, welchen Sinn es dem Volke von Emarania künftig entgegenbringen will. Nicht von Adel zu Adel, sondern von einem geschlagenen Volk zu einem Anderen. Wir - und damit können Wir guten Gewissens auch von Unserem Volke reden - werden jedem so begegnen, wie er Uns begegnet.

Angharad Elanor von Emarania


Bericht aus Arnach

Vermutlich sind in den letzten Jahren selbst in der nächsten ostarischen Nachbarschaft selten Nachrichten aus Arnach verbreitet worden. Weil sich aber gerade in der letzten Zeit doch einiges getan hat in unserem Land, möchte ich die Gelegenheit nutzen und berichten, was sich im Schatten der großen Politik Ostariens im Laufe der Jahre verändert hat in unserem geliebten Arnach.

Man könnte durchaus sagen, daß ich mir in diesen Tagen die alte Zeit zurückwünsche, in der noch alles in geregelten Bahnen ablief und Ordnung herrschte in der Linie derer zu Arnach. Früher, als seine Hochwohlgeboren, Baron Richard von Arnach, das Land noch mit weisem Geist und strenger Hand regierte, hat mir so manches besser gefallen als in den turbulenten Jahren, die uns die Regentschaft der wunderlichen Triade Bertrand, Maurice und Elaine später bescheren sollte. Heute wird das unglückliche Ende dieser Epoche von den meisten Arnachern als bedauerliches Ereignis beklagt, einige jedoch hoffen nun allerdings auf bessere Zeiten.

Doch ich sollte nicht zu weit vorgreifen; die spärlichen Kontakte der Arnacher zu ihren Nachbarn lassen auch die Gerüchte langsamer Verbreitung finden, als es für gewöhnlich der Fall ist. Hier also die ganze Geschichte, erzählt von einem, der trotz der stets wechselnden Verhältnisse dem Haus Arnach fast sein Leben lang gedient hat; erzählt von mir, Bruder Kilian vom Ebersbrunn, Kleriker vom heiligen Orden der Bannkreuzler und Ritter des alten Barons Richard.

Wie sich der geneigte Leser sicherlich erinnern kann, wurde die Regentschaft über die Baronie vor einigen Jahren an den Sohn Richard von Arnachs, Bertrand von Arnach, übertragen. Der gealterte Richard, der den Tod seiner geliebten Ehefrau Annabell von Drachenhain nie verwinden konnte, hatte während der Jugend seines Sohnes mir die Führung der Regierungsgeschäfte überlassen. Nach der Rückkehr der beiden Söhne des Barons aus der gleichermaßen fernen wie schönen Grafschaft Karentiae waren wir froh, daß Bertrand (in Begleitung der Tochter des Grafen von Karentiae, die zu ehelichen er ebendort die Ehre hatte), nunmehr zum rechtmäßigen Baron ernannt werden konnte.

Nun sollte es sich jedoch leider alsbald herausstellen, daß der junge Bertrand, seine Frau Elaine und sein Bruder Maurice nicht in der ostarischen Tradition des Familienvaters regierten, sondern sich vielmehr den Privilegien ihres Standes hingaben und die Regierungsgeschäfte in den Augen vieler (auch meiner) vernachlässigten. Kostspielige Projekte wurden angegangen: Allein die mit großem Aufwand errichtete und betriebene Parfumerie der Baronin Elaine von Arnach verschlang allein wohl an die tausend Dukaten schon im ersten Jahr - von der teuren Waffenmanufaktur des edlen Maurice ganz zu schweigen. Der Bruder des Barons war mit großem Eifer dabei, die Waffen- und Militärtechnik mit seinen phantasievollen Neuentwicklungen zu bereichern, allerdings mit wechselndem Erfolg. Noch heute muß manche Scheune im Land angemietet bleiben, um schwimmenden Streitwägen, Kampfbadezubern oder Ballisten mit rückholbarem Geschoß Platz zu bieten. Auf das einzigartige Werk "Der mechanische Schwan", ein in den letzten Jahren auf 2272 Seiten angewachsenes Register aller in Arnach entwickelten technischen Errungenschaften, soll hier nur nebenbei verwiesen werden.

Das Volk hatte bedauerlicherweise zu keiner Zeit Verwendung für alle diese klugen Erfindungen und die Interessensbekundungen aus dem Ausland hielten sich leider auch in engen Grenzen. Der alternde Richard, seit dem Tod seiner geliebten Frau Annabell sehr zurückgezogen auf dem Landsitz der Familie lebend, interessierte sich bald kaum noch für das Tagesgeschehen in Arnach und war nicht mehr zu sehen. Das herrschaftliche Hofgut, wenige Wegstunden von der Landeshauptstadt Arnstein (damals jedoch vermutlich auf Drängen der aus der schönen Grafschaft Karentiae stammenden Dracconierin Elaine "Cluny" genannt) im nahen Sternwald gelegen, diente ihm als Altersruhesitz, den er, von kurzen Ausflügen in den Wald abgesehen, nicht zu verlassen pflegte. Neben mir hatte nur Liska Joutsen, die junge, erst vor kurzem eingesetzte Verwalterin des herrschaftlichen Hofguts Kontakt zu ihm. Sogar die wenigen Bediensteten des Hauses bekamen Richard selten zu Gesicht, und so mag es nicht verwundern, daß bald das Gerücht die Runde machte, daß Richard und die Verwalterin gemeinsame Jagdausritte unternähmen und womöglich gar ein heimliches Liebespaar seien. Mein Amt verbietet es mir, näheres zu berichten, jedoch ist es freilich selbst mir als Ordensmann nicht entgangen, daß besagter Liskas auffallende Ähnlichkeit mit der längst verblichenen Annabell von Drachenhain nicht von der Hand zu weisen ist.

Meine Vorahnungen bestätigten sich eines kalten, verregneten Abends im 3. Xurl des vergangenen Jahres, als Richard mich unerwartet eilends zu sich auf seinen Landsitz rief. Ich kann mich noch gut erinnern, daß es sehr kalt war an jenem Tag; dennoch machte ich mich umgehend mit meiner Kutsche auf den Weg - mein Stand verbietet es mir, auf einem Pferd zu reiten. Tief zogen die Wolken über die entlaubten Bäume, wenngleich geschwind verlaufend, kam mir die Fahrt in die heraufbrechende Nacht dennoch sehr lange vor. Die vom Wind zerzauste Plane des Wagens hatte den peitschenden Regen nicht abhalten können, mich völlig zu durchnässen, als ich endlich das große, dunkle Haus zwischen den Bäumen gewahrte. Eine Laterne in der Hand haltend, empfing uns ein Bediensteter, der offensichtlich seit geraumer Zeit im Hof stand und uns erwartete. Während ich ausstieg, kam er nicht minder durchnäßt als ich eilends zur Kutsche gelaufen. Er trat frierend von einem Bein auf das andere und drängte mich, sofort Seine Hochwohlgeboren aufzusuchen. Auf meinen triefenden Mantel hingewiesen, zuckte er nur mit den Achseln und machte sich daran, mit meinem Kutscher die Pferde zu versorgen.

Offensichtlich war die ganze Dienerschaft weggeschickt worden, das Haus war völlig dunkel; einzig die große Halle war erleuchtet. Richard und Liska waren allein und das hatte einen besonderen Grund: Richard verlangte (ich hatte ihn seit langem nicht mehr so entschlossen erlebt) von mir als Ordensmann die sofortige Eheschließung zwischen ihm und der viel jüngeren Liska Joutsen. Natürlich äußerte ich meine Bedenken, schließlich war die Verwalterin, wenn auch aus begütertem Haus, doch bürgerlich und damit weit unter dem angemessenen Stand eines ehemaligen Barons, der zudem seine Ehe schon hinter sich hatte. Jedoch waren beide von ihrem Vorhaben derart überzeugt, daß ich meine Zweifel schließlich beiseite ließ und die Ehe schloß.

Meine Integrität verbietet mir, mich über meine Einwände hier weiter auszulassen, ich will aber doch soviel sagen, daß Liska von Arnach, wie sie seither heißt, mit jener Nacht ein großes Glück beschieden war und sie seither einem weitaus besseren Stand angehört...

Nun, es blieb weiterhin ruhig um den früheren Baron und bis vor einigen Wochen sind genügend andere Dinge geschehen, die mich dieses Ereignis vergessen ließen.

Die Versuche von Maurice von Arnach wurden immer obskurer. Sein "Teemoranischer Dreihänder", eine Auftragsarbeit für das ehemalige Kaiserreich Teemoranien, konnte als Erfindung noch eine gewisse Originalität aufweisen und brachte dem Haus Arnach auch ein paar Dukaten ein. Das darauffolgende "Cocktailschwert", das zu feierlichen Anlässen von jungen Edelleuten getragen werden sollte, blieb allerdings ein absoluter Ladenhüter. Schließlich wandte sich Maurice wieder tieferen Studien über eine völlig neuartige Technik zu, mit der er die bereits erfundenen "Kampfbadezuber" zu revolutionieren gedachte. Wenn ich mich richtig entsinne, sollte es sich um völlig geschlossene Badezuber ohne Wasser handeln, die von seiner neuartigen Technik getrieben in die Luft gehoben werden und aus eigener Kraft über dem Schlachtfeld fliegen sollten.

Seine ersten Versuche mit dem Antrieb dieses Fahrzeugs waren verheerend. Schließlich ordnete sein Bruder an, daß das Labor des Erfinders vor die Stadtmauern verlegt werden sollte, um Schlimmeres zu vermeiden, doch seine Bedenken kamen zu spät: Die seltsamen, für ihre Gefährlichkeit bekannten Ingredienzen jenes Pulvers, mit denen Maurice den "Flugzuber" (so nannte er die Gerätschaft) antreiben wollte, gingen mit den Düften aus der benachbarten Parfumerie eine gar unheilvolle Liaison ein und hoben das ganze Palastviertel aus seinem Fundament, so daß es mit viel Getöse in den Himmel flog und bis zum heutigen Tage nicht mehr gesehen ward. Das war das Ende von der Herrschaft von Maurice, Elaine und Bertrand in Arnach.

Nun war es für mich wieder an der Zeit, die Verhältnisse in der Baronie zu ordnen. Richard war alt geworden; so alt, daß ich Zweifel hatte, ob er als Regent seinen Verpflichtungen genügend nachkommen könnte. Voller Sorge darüber, nun wieder selbst die Regierungsgeschäfte führen zu müssen, ließ ich die nötige Pietätszeit verstreichen und fuhr hernach auf den herrschaftlichen Gutshof im Sternwald. Dort stellte ich allerdings fest, daß Richard und Liska willens waren, wieder in die Stadt zu ziehen. Sie wollten im ehemaligen Palastviertel auf den Grundmauern des früheren Schlosses eine stattliche Burg bauen und das Land wieder selbst regieren. Nun, daraufhin war ich zumindest froher Hoffnung. Vielleicht würde alles wieder so werden wie früher, dachte ich insgeheim.

Im 3. Helios dieses Jahres war es schließlich soweit. Mit einer großen Feier kehrte der alte Baron in seine Stadt zurück, die er fortan wieder Arnstein zu nennen gedachte (was für mein Empfinden weniger an seinem Hang zur Landestradition zu liegen schien, sondern vielmehr an seiner wachsenden Vergeßlichkeit). Immer noch sehr zurückgezogen lebend, bekommt ihn sein Volk heute zwar kaum öfter zu Gesicht als früher (was nicht zuletzt an der fürsorglichen Betreuung seiner früheren Verwalterin Liska liegt), der Herrschaftswechsel jedoch brachte manche Verbesserung für die einfachen Leute mit sich, und dafür sind sie dem Baron und seiner neuen Ehefrau natürlich mehr als dankbar.

Und obwohl ich selbst der Hochzeit noch immer ablehnend gegenüberstehe, muß auch ich es Liska von Arnach doch eingestehen, daß ihr von Anfang an wachsender Einfluß auf die Regierungsgeschäfte dem Land bisher einen merklichen Aufschwung gebracht hat. Marode Straßen wurden befestigt, öffentliche Gebäude ausgebessert, die Handelsbeziehungen zu den ostarischen Nachbarn wurden wieder aufgenommen und als Reaktion auf die von markgräflicher Seite wieder eingeführten Schlagbäume an unserer Grenze wurden die von Maurice ersonnenen "Drei-gegen-einen-Pferd"-Gestelle zu Zollhäuschen umgebaut und entlang der brassachischen Grenze aufgestellt. Es geht uns wieder gut in Arnach!

Arnstein, im Xurl des Jahres 90 nach der Erleuchtung

Kilian vom Ebersbrunn

Wissenswertes für den Kenner von Gerstenbrannt

Ein Ereignis, auf das sich alle Schädelspalter- und Uisgefreunde schon mal freuen dürfen, steht im Jahre 52 n. A. III. bevor. Zum einen feiert hier die Distillerie Wiesloch ihr fünfhundertjähriges Bestehen, so daß wir hier mit Fug und Recht vom Jahr des Schädelspalters reden können. Zum anderen hat Baron Jareck von Jolberg eine limitierte Sonderausgabe des beliebten Getränks angekündigt, welche in besagtem Jahr nach zwanzigjähriger Lagerzeit die Fässer verlassen soll. Was aber steckt hinter diesem Wundertrunk? Josephina von Drachenhain überreichte dem Jolberger am Adelstag ein Gefäß mit einer besonderen Züchtung von Getreide, welches zusätzlich noch mit dem Segen der Götter versehen worden war. Nun zeigte sich, daß diese Pflanzen an den fruchtbaren Hängen des Nigramtales vorzüglich gedeihen und die Samen von wahrhaft hohem Gehalt und ungewöhnlicher Größe sind. Nun soll also aus diesem wahrlich schmackhaften Korn eine neue Variante des Schädelspalters entstehen, wobei mit dem Destillieren erst begonnen werden kann, wenn genügend Erträge vorhanden sind. Wir können uns auf jeden Fall schon einmal bei der Baronin von Wolfenfeld bedanken, die uns diesen Genuß ermöglicht hat. Bestellungen für die begehrten Flaschen werden im übrigen schon entgegengenommen. Hier zu sende man rechtzeitig eine Nachricht an das Handelshaus Güldentaler in Jolberg. Nun sollte man damit nicht zu lange zögern, da Experten schätzen, daß schon in fünf Jahren alles restlos ausverkauft ist. Informationen darüber und Bestellformulare erhält man übrigens auch im Uisge- und Schädelspaltermuseum in Beridheim zu Tatzelfels.

Neuigkeiten in der Herzöglich-Ostarischen Marine

Zum ersten Mal nach dem Ödlandkonflikt wurden die Schiffsbestände der Ostarischen Flotte um ein weiteres Kontingent aufgestockt. Am 12. Tag des 3.Xurl liefen in Ankur zwei neue Schiffe der Herzog-Uriel-Klasse vom Stapel, um die, durch die Übertragung zweier Schiffe an die Markgrafschaft Norrland-Brassach, reduzierte Flottenstärke wieder auf das alte Maß zu bringen. Gleichzeitig entstand in den Werften am Jolborn, Veitsburg und Jolberg, eine komplette, aus einem Geschwader von vier Kriegskoggen bestehende, neue Flotte. Diese Einheit, welche den Namen Kolonialflotte erhalten wird, ist laut Admiralität für den Schutz des Heligonischen Krondepartements Herzog-Uriel-II.-Atoll bestimmt. Wann nun allerdings die Schiffe voll bemannt und auslaufbereit sein werden und wer letztendlich das Kommando über das Geschwader innehaben wird, ist noch nicht bekannt. Der Bau des Flaggschiffes der Emaranseeflotte wurde ebenfalls bereits im 3.Helios abgeschlossen, so daß nun ersteinmal nicht mehr mit Neubauten zu rechnen ist.

Die Namen der neuen Schiffe sind Benedict Canesius, Silvan Ignatio von Grachen (Brazach-Flotte), Anselm von Thal (Emaransee-Flotte) - fast alle Schiffe der Herzog-Uriel-Klasse wurden nach berühmten, verstorbenen Persönlichkeiten benannt - Ambrosia, Xurliana, Redon und Dellana (Kolonialflotte).