Baronat Nordmark

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Baronat Nordmark
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Die Nordmark ist ein Baronat im Norden des Herzogtums Ostarien.

Von der Namengebung.

Karlon vom Storcheneck, Ostarischer herzöglicher Hofchronist

Der Name des durch das Baronat Nordmark umrissenen Landstrichs hat sich im ersten Jahr des Bestehens dreimal geändert: Mit der Entdeckung des Pailat und der Schaffung des neuen Lehens wurde die Provinz Kendhas-Pailat genannt; ein Ausdruck, der die (wörtlich) "dem Pailat zugehörige Landmarke" bezeichnete. Mit den Frühjahrsunruhen im Poena 26 n. H. A. III. wurde der Landesname – zusammen mit anderen inneren Angelegenheiten – auf Druck der Siedler geändert: Im fortan gültigen Namen "Galtur-Vernmark" finden sich die dem Pailat zugehörige Vogtei Galtur und die nordwärts der Gebirge gelegenen Siedlungsgebiete in der Benennung vereinigt ("Vernmark" bedeutet auf altnordhinterheligonisch "Wehrfeld" oder "Wehrmark"). Da dies gegen den Willen des Pailat geschehen war und ein Namensstreit anzuheben drohte, verfügte die Regentin Walluma schließlich am 3. Xurl des Jahres 27 nach H. A. des III. in einem Erlaß, daß eine im Volksmunde schon seit längerem gebräuchliche Benennung als offizieller Name eingesetzt werden soll. Seither heißt das Baronat "Nordmark".

Die Siedlungen der Nordmark im Jahre 98 n.d.E.

Galbart Wagenmeister, Vogt zu Yaldering

Man hat mir gesagt, daß ich einmal etwas über die Nordmark aufschreiben lassen soll, damit die Leute im Süden wissen, wie hier immer so alles ist. Es wird ja auch immer soviel geredet über die Nordmark und was da nun der Fall ist und was nicht. Ich habe mir überlegt, damit der Leser auch weiß wovon ich spreche, fange ich am besten einmal mit unseren Siedlungen an. Und die kommen jetzt.

Yaldering. Die wichtigste Stadt der Nordmark ist Yaldering und es wohnen viele Bürger darin. Es gibt viel Handel und Gewerbe hier, und auch die Garnison hat hier ihre Kaserne. Viele Häuser sind aus Stein, und es gibt eine ordentliche Befestigung, die man nicht so schnell überwinden kann. Von Zeit zu Zeit sind Markttage und es gibt auch eine schöne Kirche. Darum kommen oft Leute aus den Dörfern in die Stadt, um zu handeln und zu beten. Yaldering war auch schon vor der Besiedlung eine Stadt, weil man Ruinenreste gefunden hat, als man diese entdeckt hat. Die Ordensleute vom Pailat haben gewußt, daß die Leute, die früher in Yaldering gewohnt haben, Yaldering „Yaldering“ genannt haben, und darum heißt die Stadt Yaldering. Yaldering hat den Status einer Vogtei, aber die Bürger dürfen den Vogt wählen. Fast alle Bürger wohnen hier und es ist die älteste Siedlung des Baronats.

Pailat. Der Pailat ist viel älter als alle anderen Siedlungen des Baronats, da der Orden der Catvaras Ekam dort schon ansässig war, bevor man die Nordmark besiedelt hat. Am Fuße des Berges, auf dem er steht, gibt es eine Ruinenstadt, Galtur mit Namen. Dort gibt es ein teures Hotel aus Escandra. Meistens sind dort schöne Zimmer frei. Sonst gibt es in der Ruinenstadt unten ein paar Ziegenhirten. Aber sie sind ziemlich sonderbar. Die Ordensburg auf dem Berg hat damit nicht viel zu tun. Obwohl sie sehr groß ist, wohnen nicht so viele Leute dort. Meistens sind es Ordensleute. Es gibt keinen Vogt, Bürgermeister oder Verwalter auf dem Pailat und auch nicht in der Ruinenstadt, weil das Baronat ja sowieso von dort regiert wird. Aber eigentlich ist Galtur so eine Art Vogtei, weil so setzt sich die Nordmark ja zusammen.

Kamar. Hoch oben in den Bergen gibt es irgendwo ein Dorf, das heißt Kamar. Angeblich kommt die Iklan-Familie von dort. Wie es in Kamar aussieht, weiß niemand so genau. Wahrscheinlich halten die Leute in Kamar auch Ziegen.

Leiana. Eine andere große Siedlung ist Leiana, das war aber ursprünglich ein Holzfäller- und Jägereilager. Leiana liegt an einer Furt an der Yaltrach flußabwärts vielleicht eine halbe Tagesreise von Yaldering entfernt. Östlich von Leiana gibt es keinen Weg mehr, dafür ist die Yaltrach aber mit Flößen befahrbar, wenn das Wasser nicht zu hoch oder zu niedrig ist und nicht gefroren. Manche Leute gehen auch durch den Wald nordwärts der Berge nach Norrland-Brassach, aber das dauert ganz schön lang und ist unglücklicherweise sehr gefährlich. Was der Name „Leiana“ bedeutet, weiß niemand so genau. Man nimmt an, daß es der Name einer Geliebten von einem der Anführer der Spähtrupps war, die im Jahre 89 nach der Erleuchtung bei dem Feldzug von Jareck von Jolberg die Täler erkundeten. Leiana fällt unter das Recht der Haga und das heißt, daß man keine Steuern zahlt und gegen Ödländer kämpfen muß wenn sie kommen und außerdem selber einen Anführer wählen darf. Der Anführer von Leiana heißt Bürgermeisterin und das ist schon immer Elen Konilara Valdenbrook gewesen und man sollte aufpassen, daß man keinen Ärger hat mit ihr.

Malderpot. Malderpot ist ziemlich klein und wurde eigentlich nur gegründet, um die kuriosen Salzquellen auszubeuten, die dort zutage treten. Übrigens heißt das kleine Flüßchen, das in Malderpot entspringt, neuerdings Nördlicher Paltram. Außer den Salzsiedern, die merkwürdig und sehr faul sind und zuviel trinken, wohnt eigentlich niemand dort. Malderpot ist das Dorf, das am nächsten an der verderbten Ödlandsteppe liegt. Und manche Leute gehen auch nach Malderpot, weil sie dort ihre Ruhe haben wollen. Auch Malderpot fällt unter das Recht der Haga. Der Anführer heißt dort Browden und sein Name ist Orell Trunhag. Orell wird jedes Jahr wieder neu gewählt, weil in Malderpot einmal im Jahr gewählt werden muß. Es ist ihm verboten zu arbeiten, aber er darf im Bergfried wohnen und alle müssen ihm Geld geben.

Häusern. Es gibt südwärts des Gebirges nach Arnach hin einen Streifen Land, von dem man nicht so genau weiß, ob er zur Nordmark oder zu Arnach gehört. Irgendwelche Leute haben sich dort Häuser gebaut; vermutlich ist das der Grund dafür, daß ihr Dorf „Häusern“ heißt. Wovon die Leute in Häusern leben, weiß man nicht so genau, und einen Anführer kenne ich auch nicht, zumindest kommt er nie auf den Pailat, wenn alle Verwalter dreimal im Jahr dort zusammenkommen. Wahrscheinlich fühlen sich die Catvaras Ekam nicht zuständig und Arnstein auch nicht. Aber ich denke, das macht nichts, weil, wie man hört, wollen die Leute in Häusern ohnehin lieber ihre Ruhe haben. Und es sollen im Ganzen auch nur so zwei Dutzend sein, die da wohnen.

Fredricaja von Rankenwies Fredricaja von Rankenwies ist keine Siedlung, sondern eine großmütige und hochnoble Honoratiorin von altem ostarischen Amtsadel. Sie hat in der Nordmark für allerhand Entwicklungen gesorgt. Die Siedlungen, die ich bisher beschrieben habe, gibt es, seit wir sie nach dem Feldzug des ostarischen Generalzeugmeisters Jareck von Jolberg besiedelt haben. Alle anderen gibt es erst seit dem Jahr 91 und 92 nach der Erleuchtung, denn da hat Fredricaja von Rankenwies eine berühmte Expedition unternommen, wegen der wir nun auch nordwestwärts siedeln können. Und zwar hat man damals eine Burg erobert, aber das soll an gegebener Stelle noch genauer beschrieben werden. Wichtig ist vielleicht jetzt erst einmal, daß klargestellt wird, daß die einzige richtige Grenze eigentlich die Grenze von Norrland-Brassach ist. Südwärts gegen Arnach ist das nicht so ganz klar wo die Grenze nun so genau ist und im Norden gibt es sowieso gar keine Grenze sondern die Ödlande und dort ist ohnehin alles ganz anders. Und sonst ist eigentlich die Grenze immer da, wo die Türschwelle ist, oder der Zaun oder spätestens der Waldrand. Weil man weiß nie so genau, was passiert, wenn man aus dem Haus heraus und durchs Gartentürchen oder gar in den Wald geht. Ich meine, man muß schon aufpassen und vorsichtig sein. Aber zum Aufpassen und vorsichtig sein sind wir ja da. Nordostwärts, in der neuen Burg und den zwei kleinen Dörfern, ist das ganz besonders so. Und diese Siedlungen dort kommen jetzt:

Herzogenburg, Haukegericht. Mit allerhand Söldner-, Beamten- und Magiervolk im Gefolge hat die edle Fredricaja von Rankenwies im Jahre 91 n. d. E. eine Burg westlich des Kallerfelds erobert. Keiner weiß so genau, wer früher in der Burg gewohnt hat. Es wird gemunkelt, daß sie einem finsteren Magier gehört hat, der dort unheilige Dinge trieb und darum nennen viele Leute die Herzogenburg auch Zauberburg. Überhaupt ist es ziemlich merkwürdig, daß mitten in der Wildnis eine Burg steht. Wer soll denn die gebaut haben. Und warum. Aber darüber kann man viel herumdiskutieren, was nun dafür der Grund ist und was nicht. Fest steht, daß die Regentin Walluma an der Burg so sehr interessiert ist, daß sie sie von der ostarischen Marine verwalten läßt, was selbstverständlich sehr ungerecht ist, weil sie mitten in der Nordmark liegt. Die Herzogenburg steht auf einem Felsen über dem Südlichen Paltram. Der Paltram ist ein Fluß, der von dem Kartographen Roland Welheim entdeckt wurde. Er entspringt nördlich und südlich des Feuerbergs und fließt westlich davon zusammen und in den Jolborn. Die beiden Arme nennen wir Nördlicher und Südlicher Paltram, und wenn sie zusammengeflossen sind, einfach nur noch Paltram. Roland wollte den Fluß ursprünglich „Buchenbach“ nennen. Die meisten von uns fanden das aber irgendwie sonderbar und Orell Trunhag, der ja in Malderpot an der Quelle des Nordarms wohnt, schlug darum vor, das Gewässer nach seinem eigenen Namen „Oriella“ zu nennen. Daraufhin forderte Elen Konilara Valdenbrook, daß der Fluß „Oristanto“ genannt werden solle – nach einem in Betis ermordeten Verwandten von ihr, der anscheinend berühmt war. Der Pailat, der wegen dem damals gerade überstandenen Namensstreit um die Baronatsbezeichnung einen weiteren Namensstreit unbedingt vermeiden wollte beschloß, daß wir den Fluß Paltram nennen sollen, was zwar die meisten von uns am allersonderbarsten fanden aber angeblich ist das der ursprüngliche Name des Flusses gewesen. Na gut, haben wir gedacht. Jedenfalls gibt es unterhalb der Burg eine Bootsanlegestelle. Kleinere Flußschiffe mit wenig Tiefgang können hier vor Anker gehen. Es gibt auch ein paar Bauern, die sich in der fruchtbaren Talaue angesiedelt haben. Unglücklicherweise gibt es zwar oft Hochwässer, aber es soll trotzdem sehr gemütlich sein in Haukegericht – wie der kleine, zur Burg gehörige Ort seit dem Gericht über den Banditen Hauke Honighaar im Saatmond des Jahres 92 n. d. E. heißt. Hauke hatte mit seinen Männern einen Maultierzug überfallen und sich dabei im Sinne des 6. Artikels im 1. Kapitel der KHHG schuldig gemacht, weswegen er an einem schönen Tag im Paltram ersäuft worden ist.

Härtwigs Hafen. Wir alle hätten nicht gedacht, daß Härtwig es mit seinem Hafen wirklich schaffen würde. Aber nach der Entdeckung der neuen Burg kamen allerhand Leute in den Westen, und nun hat es doch noch geklappt. Härtwigs Hafen wächst und gedeiht und mittlerweile gibt es mehr als ein Dutzend Häuser in der unbewehrten Siedlung. Mittlerweile macht auch manch ein Jolbornschiff dort Halt. Schade nur, daß Härtwigs Hafen sogar für die Erfahrenen unter uns leider kaum zu erreichen ist, weil er unglücklicherweise westwärts liegt und die Berge und das Kallerfeld dazwischen sind. Aber das macht nichts. Denn Härtwigs Hafen ist etwas vollkommen Neuartiges. Er liegt nämlich nahe der Mündung des Paltram in den Jolborn und dadurch machen die Flußschiffer zunehmend immer öfter Halt in Härtwigs Hafen, und auch die Patrouillen der Herzöglich-Ostarischen Marine nutzen die Gelegenheit, Vorräte aufzunehmen oder eine Pause zu machen und sich zu betrinken. Denn nicht zuletzt ist Härtwigs Hafen der letzte, den man hat, wenn man die weite und gefährliche Reise an den Ödlanden vorbei nach Vjoshafen reisen will. Auch Härtwigs Hafen ist Hag und Härtwig ist der Anführer. Er ist zwar nicht gewählt worden, aber weil ihm das Land sowieso gehört, braucht man das nicht. Die anderen nennen Härtwig manchmal auch Hagsmeister, aber nicht so oft, weil das hört Härtwig nicht so gern. Härtwig ist ziemlich bescheiden.

So. Das waren die Siedlungen. Bis zum nächsten Mal werde ich etwas über die Straßen und das Wirtschaftsgefüge der Nordmark aufschreiben lassen. Und ich könnte vielleicht noch eine schöne Karte malen, damit man sich das auch besser vorstellen kann.


Andenkenswerte Eigenarten der Botanik und Zoologie

Forschungsstand: 92. Jahr nach der Erleuchtung Prof. Dr. Riemold v. Bieberau, Ankur

Das Pflanzen- und Tierreich der Nordmark zeichnet sich im Wesentlichen durch die gebirgshafte Natur aus. Wer sich für ebenjene in besonderem Maße interessiert, sei an einschlägige fachverwandte Schriften über den Schlangenkamm verwiesen, die dem wissensdürstenden Leser die entsprechenden Kenntnisse in hinreichender Genauigkeit und erschöpfendem Ausmaß zu vermitteln vermögen. Ich hinweiter möchte an dieser Stelle lediglich die BESONDERHEITEN des pflanzlichen und tierischen Lebens in der Nordmark aufzeigen; jegliche weiteren Ausführungen würden den Rahmen der vorliegenden Publikation ohne Zweifel überschreiten.

A. Botanik

Zunächst möchte ich auf die Besonderheiten der Botanik eingehen, hernach soll die Zoologie beschrieben sein. Die jeweiligen Kapitel sind weiterhin unterteilt nach den unterschiedlichen Regionen, die sich regional sehr stark unterscheiden, und zwar in vornehmlich vorherrschendem Wetter, Klima, Niederschlägen, Witterung, Temperaturen, Regen, u. Ä. dergl. mehr.

A.1 Die Brassachische Tiefebene

Der Bodenbewuchs der brassachischen Tiefebene ist ärmlich, meist bedeckt gelbbraunes, kurzes Gras den leicht welligen Untergrund. Vermutlich verdirbt die Nähe der Ödlande auf noch unbekannte Art und Weise den Boden, so daß kein statthafter Bewuchs sich bilden kann. Vergleicht man ihn mit den fruchtbaren Ländereien jenseits des brassachischen Grenzwalls, drängt sich einem dieser Verdacht förmlich auf. Und in der That finden sich auch auf Nordmarker Seite mit wachsender Entfernung zu dem verfluchten ödländischen Landstrich im Norden mannigzahlige Heideflächen, Hochmoore u. Ä. dergl. mehr.

A.2 Die Nebelwälder

Rasch aufsteigende Luftmassen machen jene Vorberge des Hauptgebirgszugs im Norden zu einem regenreichen Ort mit gar dichter Vegetation. Es gibt kaum nennenswerte Pflanzen von außergewöhnlicher Art. Der urgewachsene, koniferenreiche Bergwald aber verdient hier durchaus eine Erwähnung. Ebenso die ähnlichermaßen wie langen, pruzzischen Bärten gleich von den Ästen hängenden Flechten, die der Gesamtszenerie etwas mystisches verleihen. Gleichwohl der Wald ein wahrhaft außergewöhnliches Bild bietet, setzt sich seine Pflanzenwelt aber aus durchaus gewöhnlichen und bekannten Gewächsen zusammen.

A.3 Tal von Yaldering

An den Hängen zu beiden Seiten des Tales gehen die Nadelwälder nach der Höhe hin in niedrige Birkenwälder über, die bis zur Baumgrenze hinauf reichen. Die Talweitung selbst ähnelt in Boden und Bewuchs den Nebelwäldern; jedoch gibt es um die Siedlungen Yaldering und Leiana herum ausgedehnte Rodungen, die landwirtschaftlich genutzt werden. Kaum eine Nutzpflanze wollte so recht wachsen; die meisten Siedler versuchen nunmehr, GRAN anzubauen, ein altes, dem Dinkel verwandtes Getreide, das angeblich aus dem tiefen Süden kommen soll.

A.4 Hochgebirgsregionen

Die überaus hochaufsteigenden Hochgebirgsregionen der Nordmark bringen gar unterschiedliche Bewuchsformen hervor. Steigt man die steilen Bergtäler empor, werden die tiefen Wälder der Talgründe zunehmend niedriger und ausgedünnt. Die hochentlegeneren Bewaldungen schlüßlich werden nur mehr von kleinen Krüppelbirken gebildet, die im Maximum drei bis vier Meter hoch sind. Steigt man darüber hinaus höher, finden sich nur noch Bebuschungen. Noch höher findet sich niedriges Kraut, letztendlich verschwinden sogar Gräser und nur Moose – allein gelbgrüne, braune und graue Flechten bedecken die kahlen Steine. Die höchsten Regionen hinweiter sind zu jeder Jahreszeit von Schnee und Eis bedeckt.

A.5 Südhänge

Die weitgehend unberührten Eichen-/Buchenmischwälder an den Südhängen nach Arnach und Dunkelstein hin finden gar anverwandte Entsprechungen in anderen, naturbelassenen Mittelgebirgen Ostariens und sind von anderen Autoren gar hinreichendst an anderer Stelle beschrieben.

A.6 Malderpot

Die äußerst kuriosen Salzquellen, die an diesem wunderlichen Ort zutage treten, lassen jegliches gewöhnliche Pflanzengewächs verdorren. Weder die seltsamen Kräuter, die hier allerorts sprießen noch das gelbbraune, schärflichst-scharfblättrige Schilf, das nahe der von den Quellen gespeisten Sümpfe in den Niederungen nördlich der Berge ebenfalls zu finden ist, sind mir bisher unter die Augen gekommen; auch nicht in anverwandter Form oder ähnlicher Gestalt. Sicherlich bieten sich hier noch mannigfaltige Gelegenheiten für eingehendere Forschungen.

A.7 Kallerfeld und Trollspitzen, Feuerberg

Außer verschiedener kümmerlicher Flechten und einigen unnamhaften Moosen konnte in jener kärglichen Region kein nennenswerter Bewuchs festgestellt werden.

A.8 Neue Erkundungen am Jolborn (Paltrampa)

Das Grundgefels scheint in der Region Paltrampa (lt. der Schriften der Catvaras Ekam eine vom Flußnamen „Paltram“ abgeleitete Bezeichnung) eine andere Zusammensetzung zu haben. Es gibt rings um den Fluß für die Nordmark sehr außergewöhnliche Pflanzen. Insgesamt der Anteil an Eichen, Buchen und buschartigen Gewächsen wie Hagebutte, Schlehe, Wachholder u. ähnl. dergl. mehr ist recht hoch. Vereinzelt gibt es verdachtsweckende Ähnlichkeiten mit den Regionen der Südhänge. Insbesonders hervorhebenswert sind hinweiter aber auch die Klingenfelder. Diese Schilfregionen werden seit der Expedition des jungen Roland und seines Gefährten Eodar so benannt. Die kundigen Entdecker sollen sich an den scharfblättrigen Röhrichtgewächsen gar vielfach Haut und Bekleidsamkeiten aufgeschnitten haben. Dies Röhricht ist nur ein Beispiel für die wunderliche Botanik des ostarischen Nordens. Auch andere Pflanzen erwecken das Interesse des an Sonderbarkeiten interessierten Wissenschaftlers. So gibt es auch mannigfachige Diskussionen darüber, wie es eigentlich zustande kommen kann, daß anrande des kuriosen Salzgewässers, das bei Malderpot zutage tritt, allerorten wunderliches Gewächs sich halten kann. Vielleicht ist es das Salz, das die Pflanzenwachsung verfälscht, oder aber die Nähe der verderbten Ödlande. Salz ist immerhin ein Grundelement des Meeres. Könnte es etwa vom unheiligen Tun der Ödlandbarbaren und ihrer schändlichen Magier an diesen Ort gebracht worden sein? Die Erforschungen in jener Region stehen wegen der hohen Gefährlichkeit der Landstriche noch aus. Bisher allgemein bekannt geworden ist im Hauptsächlichen das scharfblättrige Röhrichtgewächs der Klingenfelder. Etwas südlich davon, in den weiten märkischen Wäldern des Westens, ist ein ebenfalls äußerst besonderer Baum breitverbreitet. Er stellt eine weitere Sonderbarkeit der Nordwestwärts gelegenen Lande dar: Die sogenannte Feuergarbe, die im fallenden Jahr als Waldbaum ganz besonders heraussticht. Sie verleiht der Landschaft in den Herbstmonden des Jahres einen ganz besonderen, unerklärlichen Reiz.

B. Zoologie

In diesem Abschnitt sollen zunächst die Besonderheiten im Bereiche der Zoologie beschrieben sein, und zwar wiederum geordnet nach den jeweiligen Regionen, die sich regional sehr stark unterscheiden, und zwar in vornehmlich vorherrschendem Bewuchs, Bodenbeformung, Wetter, Klima, Niederschlägen, Witterung, Temperaturen, Regen, u. Ä. dergl. mehr. Hernach soll noch kurz auf verschiedentliches hervorhebenswertes Gewässergetier eingegangen werden, um schlüßlich einige einzelne, herausgreifenswerte Spezies und Zusammenhänge zu behandeln.

B.1 Brassachische Tiefebene

Hier bietet sich dem Zoologen ein trostloses Bild: Von gar ärmlicher Gestalt ist das Tierreich an diesem Ort. Einzig einige wenige, überaus gewöhnliche Insekten sind in dem gelbbraunen Gestrüpp nach langer Zeit der Suche zu finden gewesen.

B.2 Nebelwälder

Die oftzitierte Gefährlichkeit dieser weitläufigen, dichten Waldgebiete ist mitnichtenst übertrieben. Der häufigere, seiner rotbraunen Befellung wegen „Rotbär“ genannte kleine Bruder des selteneren, größeren und weitaus gefährlicheren „Steinbären“ (zu erkennen an seiner massigeren Statur und seiner struppigeren, etwas weniger roten und vielmehr ins gräuliche gehenden Befellung) teilt sich dieses Revier mit dem Luchs, dem gedrungenen Bärenmarder und vereinzelten Wolfsrudeln, die – abhängig von der Jahreszeit – mitunter aus den Bergen und Wäldern herabkommen und in Siedlungsnähe auf Nahrungssuche gehen. Vor allem ist es aber die riesenhafte Brazachkatze (westlicher Typ), die den furchtsamen Reisenden schlaflose Nächte beschert. Einschlägigen Berichten zufolge soll sie bis zu zwölf Fuß lang sein, ich halte es jedoch für möglich, daß noch weitaus größere Exemplare durch die Wälder streifen. Obgleich sie sehr selten sind (ihre Reviere umfassen ganze Landstriche), wird ihre in hohem Maße beängstigende Gefährlichkeit von nahezu jedem Siedler gar respektvoll bestätigt. Es ist angesichts dieser außerordentlich bedrohlichen Räuber verwunderlich, daß es auch eine Vielzahl an friedvollen Pflanzenfressern in diesen Wäldern gibt. Schwarz- und Rotwild sind dort anzutreffen, erst unlängst wurde (angeblich) ein kapitaler Neunzehnender erlegt und auch der größere Verwandte jenes Hirschs, der Elch, ist allein hier anzutreffen. Eine Kuriosität ist die stämmige, kleine, dunkelbraun-zottelhaarige Waldkuh (in den Aufzeichnungen der Catvaras Ekam Tschreviën genannt), die meiner Meinung nach der Vorfahr des für seine Widerstandskraft gerühmten, in der Markgrafschaft Norrland-Brassach weitverbreiteten Ödlandrindes ist. Wie alle Waldbewohner ist die Waldkuh im Sommer von den Mückenschwärmen geplagt, die die Wälder wie auch die höheren Landesteile in wohl unzählbarer Anzahl heimsuchen.

B.3 Tal von Yaldering

Die Tierwelt um Yaldering ist durch die starke Bejagung in den letzten Jahren stärklichst zurückgegangen, unterscheidet sich aber ansonsten kaum von der der Nebelwälder. Durch die Haustiere der Siedler angelockt, werden in kalten Jahreszeiten des öfteren Angriffe von Raubtieren von Tieren wie den Wölfen, Bären, Brazachkatzen, aber auch Luchsen, Adlern, Gänsehabichten u. Ä. dergl. mehr verzeichnet.

B.4 Hochgebirgsregionen

Die kargen Weiden dieser Regionen bieten nur einigen wenigen Apulaqherden Nährung. Für die Wissenschaft sind sie nur von vernachlässigenswerter Außergewöhnlichkeit, da sie den Herden der Apulaq-Leute im Schlangenkamm gar hinreichend ähneln. Anders als ihre Verwandten sind sie in der Nordmark wiedhin wild und nicht durch menschliche Stämme gehegt. Sie sind von geringer Zahl und darüber hinaus geringlich kleiner und zierlicher. Wo die Talenden ins Gebirge übergehen, zeigen sich dem geduldigen Beobachter die scheuen, dicklichen, in unterschiedlichen unterirdischen Höhlen lebenden Muri, die als friedvolle Nager hauptsächlich den Irbis zu fürchten haben, ein in Hochgebirgsregionen lebender, außergewöhnlich scheuer Räuber, der uns nur aus Aufzeichnungen des Pailat bekannt ist. Katzenartig soll er sein, drei bis vier Fuß lang mit länglichem, drei Fuß messendem Schwanz, Schulterhöhe etwa zwei Fuß; dichte, weißlich-helle Befellung (vor allem im Winter). Angaben der Siedler zufolge hat sich der Wanderer in den genannten Regionen vor allem vor Steinbären zu hüten. In den Sommermonaten plagen ihn gar zusätzlichst allergrößte und zutiefst unbotmäßig eindringliche Mückenschwärme.

B.5 Südhänge

Gleichzwar die Südhänge aufgrund ihrer Einsamkeit natürlich wilder und urwüchsiger sind als die benachbarten Regionen in Arnach und Dunkelstein, ist die Fauna hier doch an Arten gleich und nur in der Zusammensetzung von den besiedelteren Gebieten verschieden. So wird die fehlende Bejagung durch einen größeren Anteil an Raubtieren ausverglichen, ebenso gibt es schadhafte Tiere wie den Biber, die Knollenschermaus, den Gänsehabicht u. Ä. dergl. mehr in größerer Anzahl.

B.6 Malderpot

In Malderpot konnten durch uns leider keine heraushebenswerten zoologischen Wesenhaftigkeiten verzeichnet werden.

B.7 Kallerfeld und Trollspitzen, Feuerberg

Die wenigen Tiere, die hier gesichtet wurden, konnten allesamt benachbarten Regionen zubewiesen werden. Es scheint, als würden sie sich allesamt nur zufällig in die götterverlassenen Steinwüsten verirren. Sogar die ansonsten allverbreiteten und allbeklagten Plagegeister, die Stechmücken, fehlen hier weitgehendst ganz und sonders.

B.8 Neue Erkundungen am Jolborn

Leider sind wegen des stark forschungslimitierenden Zeitmangels die neuen Erkundungen im Westen nur sehr ungenügend dokumentiert worden. Es gibt Berichte über seltsam-merkwürdige, übergroße Wasserraubtiere mit vielen Opfern in den Sümpfen um die Paltrammündung, es gibt Gerüchte über wechsellaunige Irrlichter und eigene Untersuchungen über gar wunderlichstes, scharfkantigstes Röhricht (siehe ausführlichere Ausführungen in Kapitel d:3). Insgesamt sind die neuen Erkundungen mit Ausnahme des Gebietes um Härtwigs Hafen als sehr gefährlich einzustufen. Dennoch dürften weitere Forschereien von äußerster Interessantheit werden.


C. Hervorhebenswertes Gewässergetier

Diese Sektion verdankt in ihre Reichartigkeit in großem Maße dem bekannten Nordmarker Einsiedler und Fischfreund Tomek Wachtelschlag, dem an dieser Stelle Dank und Ehre ausgesprochen werden soll. In seiner unerfreulicherweise unnachahmlich einfachen, prosaischen und schwunglosen Art hat er doch gar vielerlei Erfahrungen und Erkenntnisse über die Besonderheiten des Nordmarker Gewässergetiers in meine Arbeit einfließen lassen können.

C.1 Forellenartige und Forellenähnliche

Unter dieser Rubrica gibt es zweierlei Fische zu erwähnen: Die leider nur schwer fangbare Eisäsche, die in den Gebirgsflüssen des Hochlandes zu finden ist und die Yaltrachforelle, die als großer und schmackhaftiger Speisefisch mit erheblich bunterer Beschuppung als die kleinere Regenbogenforelle oftmals in Yaldering den dortigen Speisetischen zu finden ist.

C.2 Die Waldschleie

In den durch den in der Nordmark allverbreiteten Schädling Biber allzu häufig verursachten Tümpeln in den Wäldern erstaunlicherweise ebenfalls allverbreitet vorkommend, stellt die Waldschleie eine absolute Besonderheit in verschiedenerlei Hinsicht dar: Obschon der ehender im Süden verbreiteten Familie der Karpfen angehörig, lebt sie lustig und fidel die Art ihrer Gattung überwindend in der winterkalten Nordmark. Warum ihr die Kälte nichts ausmacht ist unklar, aber eingedenk ihrer Verbreitung ist sie darin wahrlich übererstaunlichermaßen erfolgreich. Zum anderen ist die karpfenähnliche, ja karpfenartige Waldschleie etwas kleiner im Wuchs, was im sogenannten Prozeß der Verbuttung, der aus Kleingewässerfischbestandsentwicklungen in gar hinreichendster Art bekannt ist, begründet sein könnte. Das Fleisch der Waldschleie ist in der Schmackhaftigkeit erstaunlichermaßen noch besser als das des Karpfens. Ein wahrlich hochinteressanter kleiner Fisch.

C.3 Paltramwels

Der Paltramwels ist als nicht anders als wahrhaftig riesengroß zu bezeichnen. Obgleich er sich im Körperbau nicht wesentlich von anderen Welsarten unterscheidet, wird er erheblich größer als sie und kann entsprechend entsprechender Berichte von Fischern als „ziemlich groß und so schwer wie zwei Männer“ bezeichnet werden. Angesichts der ansonsten eher südlicheren Verbreitung der Welse ist es erstaunlich, daß sich eine so prominente Welsart so weit im Norden angesiedelt hat.

C.4 Paltramhausen

In Belangen der Jägerei und Fischerei kennt die Nordmark generell nur wenige der ansonsten in den geschlossenen Siedlungsgebieten des Reiches so umfassendst regulierten Bestimmungen hinsichtlich der Jägerei und Fischerei. Eine davon betrifft den Paltramhausen. Dieser, dem Stör allzu verwandte Großfisch trägt, abgesehen von seinem vorzüglichen Fleisch, einen viel wertvolleren Schatz in sich: Das „schwarze Aurazith“, den Kaviar, beliebt unter den Feinschmeckern von Betis. So ist es nicht verwunderlich, daß auch die (wie alle Nordmarker) an Profit interessierten Fischersleute den Paltramhausen nicht zum Verzehr, sondern zum Kaviargewinn befischen. Zuwiderhandlungen werden (für Nordmarker Verhältnisse) erstaunlich streng gehandhabt. Wer versucht, den Paltramhausen zu verkaufen, hat mit rigorosesten Maßnahmen ordnungsrechtlicher Art zu rechnen.

C.5 Jarecksbarsch

Die im Jolborn allbekannte, ausnehmend große Flußbarsch/Zanderkategorie des sogenannten Piratenbarschs bildet im unteren Paltram eine erkennbar kleingestaltigere und meist vorsichtig sich im Uferbereich verbergende Unterkategorie, die in Respekt ihrer Umsichtigkeit Jarecksbarsch genannt wird.

C.6 Der Gelbe Flußkrebs, Iklankrebs

Der Gelbe Flußkrebs unterscheidet sich kaum vom im Brazach bekannt-vorkömmlichen Flußkrebs, ist allerdings etwas größer, von gelblich-bräunlicherer Befärbung und gar vergleichbarer Schmackhaftigkeit. Er ist schwerer in der Habhaftwerdung, seine Benennung „Iklankrebs“ weist auf die rötlich-gelblichen Gewänder der Ordensleute hin.

D. Anhängenswerte Anmerkungen und Anhänge

D.1 Eigenheiten der Nordmarker Holzqualität

In der Holzqualität der Nordmark ist es als anmerkenswert anzumerken, daß die Qualität des Nützholzes oftmals von höherer Güte ist als die vergleichender Baumbestände im Süden. Dieses liegt ursächlich nicht in der Baumartigkeit oder -beschaffenheit begründet, sondern im Klima. Die gar kältere Witterung läßt Bäume langsamer wachsen, weswegen die Jahresringe – Ring für Ring – enger gewachsen sind. Das macht die höhergelegenen Regionen der ostwärts gelegenen Nordmark zu einem ertragsärmeren, qualitativ aber hochwertigeren Holzlieferanten, der auf den Märkten entlang des Brazachs entsprechend hervorzuhebende Erfolge erzielt.

D.2 Überlebenskünstler Gran

Das einzig wachsbare Getreide unter der kalten Bewitterung der Nordmark ist das sogenannte Gran. 2401 Körner des längst vergessenen Getreides hat der Pailat großzügigermaßen der Stadtverwaltung von Yaldering im Jahr 26 n. H. A. III. überreicht – wie man sich erzählt, in einem schlichten aber jahrhundertealten Behältnis aus ungebranntem, nicht glasierten Ton. Gran trägt zwar nur eine dürftige Frucht am reifen Halm, ist aber sehr widerstandsfähig und erwiesenermaßen die einzige Getreidesart, die in diesem Klima zu gedeihen vermag. Die Ernte des Jahres 29 war somit auch die erste, die für die wenigen Bauern einen Ertrag von erträglichem Erfolg erbrachte.

D.3 Säbelauen (genannt auch Schwertauen, Schwertwiesen, Salzgräser, Salzröhricht)

Obschon in der Nachfolge des mutigen Ritters und Entdeckers Roland Welheim und seines Gefährten Eodar dieser gefahrvolle Landstrich mehrfach begangen und kartographiert worden ist, steht eine biologisch-zoologische Expedition in die sogenannten Säbelauen noch aus. Dies liegt bedingt in dem Umstand begründet daß das allgemeine Reisen wegen dem scharfblättrigen Gras- und Röhrichtbewuchs für den Ungerüsteten gar gefährlich ist (selbst manches Lederzeug ist bei einem längeren Fußmarsch durch die Säbelauen schon zerschnitten worden!), und sich zudem in den Gewässern zum Jolborn hin ungetümliche und monströse, tierartige Wesenhaftigkeiten verbergen, über die es bis zum heutigen Dato kaum Berichte gibt. Es heißt, nur die Toten könnten von ihnen zeugen – Tote, wohlgemerkt, deren Leichen gar spurlos verschwunden sind. Meine Vermutung ist es, daß die unheilige Nähe der Ödlande all diese Auswüchse hervorbringt. Schon in Malderpot wächst ja im Bereich der kuriosen Salzquellen, die dort zutage treten, ein wahrhaft ungewöhnlicher Pflanzenbewuchs.

D.4 Unheilvolle Pilzverbreitung in den Nebelwäldern

Gleichwohl im Pilzwachstum – anders als Pflanzenwachstum – nicht das wohlgefällige Sprießen, Grünen und Gedeihen zu sehen sein darf sondern vielmehr eine außerhalb des ordentlichen Pflanzenwachstums stattfindende, ungesunde Wucherung aufgrund unheiliger Fäulnisvorgänge in den allertiefsten Urgründen des Reichsbodens, muß die Pilzvielfältigkeit der Nebelwälder hier doch und gerade deswegen erwähnt werden. Durch die hohe Feuchtigkeit an der Oberfläche einerseits, die Fäulnisse in den allertiefsten Urgründen andererseits und überdies die fehlende Bewirtschaftung und sich daher bildende Modermasse letzthin ungünstigst begünstiglicht, erreichen die Pilzkörper zu meinem allergrößten Betrübnis sowohl große Anzahl als auch erstaunliche Größen. Eine meiner Mitarbeiterinnen ist gar auf einen Pilz von der Besorgniserregenden Größe eines Pultes aufmerksam geworden. Er gehört zu einer Art, die von den Bürgern der Nordmark Knullenbull-Brigant genannt wird (nach den Entdeckern Volkbart Knullenbull und Bruno dem Briganten, bezeichnenderweise beide gesuchte Verbrecher). Hernun, die unvernünftigen Nordmarker wiedhin, sie wissen nichts besseres zu tun als den halboberirdisch wachsenden Fruchtkörper des Knullenbull-Briganten abzuschneiden und damit unkompliziert zuzubereitende und sogar äußerst schmackhafte Pilzgerichte zuzubereiten! Diesem unerträglichem Pilzgenuß, der in Art und Dimension dem gelegentlichen Genuß eines Champignons, Butterpilz, Parasols, Stoppelpilz u. Ä. dergl. mehr nicht zu vergleichen ist verfallen, erlauben die Nordmarker gar ihren Kindern, Pilze aus den Wäldern zu essen!!! Wir werden sehen, wohin dieses dummdreiste Treiben führen wird. Auf meine Warnungen reagierten die Nordmarker jedenfalls mit Gelächter und dem unangemessenen Aufsagen von Pilzgerichten, meist in Verbindung mit Wildfleisch u. Ä. dergl. mehr gereicht... bei allem in Ligonii, wie über alle Maßen unvernünftig das doch ist!

D.5 Besonderheiten der Panzerhechtverbreitung und des Zuges der Lachse

Obzwar Lachse im Westen der Nordmark, namentlich Paltram/respektive nördlicher und südlicher Paltram gar reichlich und regelmäßig den Fischreichtum bereichern, ist erstaunlicherweise noch nie ein Lachs in der Yaltrach gefangen oder beobachtet worden. Der Grund dafür ist womöglicherweise darindinglich zu suchen, daß Lachse Reisefische sind und aufgrund ihrer instinktuellen Erfahrung die unheilvolle Ödlandnähe in der Laichlegung vermeiden. Der aus Norrland-Brassach in gar hinreichendster Form bekannte und sogenannte Panzerhecht ist bei den Flößern zwar durchaus ebenfalls bekannt und auch (nicht zuletzt wegen seiner kampfbereiten und streitbaren Charakterlichkeit) beliebt, scheint aber in der Nordmark (respektive der Yaltrach) die Nähe des Flusses zu den Ödlanden zu scheuen.

D.6 Brazachkatze, westlicher Typ

Bereits im Jahre 28/29 n. A. III. ist von meiner bescheidenen Wenigkeit ein Artikel über diese faszinierende katzentierartige Kategorie veröffentlicht worden (erschienen in: Oikologie Transostariens von Mag. Riemold v. Bieberau). Ich möchte dem geneigten Leser im Folgenden eine gekürzte Fassung desselben präsentieren: Zunächsteinmal möchte ich die Gelegenheit beim Schopfe packen und mit einigen nicht nur im Volke verbreiteten Vorstellungen aufräumen, die verstärkt zur Entstehung des Bildes vom gigantischen Monstrum Brazachkatze geführt haben. So steht in einschlägigen Tierkundewerken zu lesen: "[...] Dieses Raubtier wird bis zu 12 Fuß lang und hat eine Schulterhöhe von fünf Ellen. [...]" Eines ist sicher: Der Autor dieses Machwerks hat selbst nie eine einzige Brazachkatze in irgendeiner Ausprägung gesehen. Sicherlich existieren zahlreiche Exemplare von über 12 Fuß Länge. Doch man stelle sich dieses Tier einmal mit fünf Ellen Schulterhöhe vor! Die hier beschriebene, nahezu quadratische Silhouette (Höhe ungefähr gleich Länge), unterstellt dem Tier eine groteske und plumpe Gestalt, was einem wahren Kenner der Gattung vor Empörung aufschreien läßt, besitzen doch Brazachkatzen, dank ihres länglichen, beinahe schlanken Körpers eine Eleganz, die ihresgleichen sucht. Ich habe auf zahlreichen Feldexkursionen insgesamt 44 Katzen vermessen und bin zu folgenden Ergebnissen gekommen:

- Östlicher Typ (34 untersuchte Exemplare): durchschnittliche (Kopf-Schwanz) Länge 10 Fuß, durchschnittliche Schulterhöhe 4 Fuß. - Westlicher Typ (10 untersuchte Exemplare): durchschnittliche (Kopf-Schwanz) Länge 12 Fuß, durchschnittliche Schulterhöhe 5 1/2 Fuß.

Die bisher unter dem Trivialnamen Brazachkatze zusammengefaßten östlichen (Arnach, Brassach, Tristenberg) und westlichen (Nordmark, Südrand der Ödlande, Kallerfeld) Subtypen unterscheiden sich nicht nur in der Gestalt, sondern auch, wie von mir gezeigt, deutlich im Sozialverhalten. Die westliche Variante lebt im wesentlichen solitär, besitzt ein festgelegtes Revier (siehe unten), ist darum auch robuster, besitzt längere Säbelzähne und kann besser klettern. Weiterhin fällt auf, daß in Gebieten, wo beide Typen vorkommen, keinerlei Kreuzungen vorkommen. Ein Revier besteht aus vier Quadranten, ein jeder 4-16 Quadratmeilen groß (je nach Beutetiervorkommen). Im sogenannten Ruhequadranten befindet sich der Schlafplatz des Tieres (Höhle oder andere geschützte Stelle). Hier zeigt das Tier die größte Aggressivität gegenüber Eindringlingen, die sich zu sehr dem Ruheplatz nähern. Ansonsten bleibt man hier eher unbehelligt. In den sogenannten Jagdquadranten geht das Tier auf Nahrungssuche, so daß man hier nur unbehelligt bleibt, wenn man die typische Beutegröße (Ödlandrinder) überschreitet. Ansonsten ist hier ständig mit Angriffen zu rechnen. Wenn ein Jagdquadrant nicht mehr genügend Nahrung bietet, kann der Ruhequadrant zum Jagdquadranten werden und umgekehrt. Niemals gejagt wird dagegen im Sozialquadranten, der sich mit dem Sozialquadranten eines Tieres des anderen Geschlechtes deckt, zu dem eine Beziehung ähnlich der ogedischen Poënaehe gepflegt wird. Während der Brunftzeit kommt es hier zur Begattung aber auch sonst scheinen die Tiere ein Bedürfnis zu haben, sich hier ab und zu der trauten Zweisamkeit hinzugeben. Die Jungtiere dagegen werden im Ruhequadranten des weiblichen Tieres aufgezogen, wogegen sie alle Jagdquadranten von Vater- und Muttertier bejagen dürfen. Sollte es gelingen eine Kartierung der Reviere vorzunehmen (samt Vorhersage der Wechsel von Ruhe- zu Jagdquadranten), könnte es in Zukunft möglich sein, gefahrlos Transostarien zu durchqueren, indem darauf geachtet wird, nur Ruhe- und Sozialquadranten zu betreten. Doch muß auch darauf hingewiesen werden, daß noch keine risikolose Methode entwickelt wurde, um die Grenzlinien genau zu bestimmen.

D.7 Bärenartige und Bärenähnliche

D.7.1 Bärenartige

Bärenartige sind im Rotbär oder dem Steinbär zu sehen, alle anderen Bären sind nicht bärenartig, sondern bärenähnlich, wie zum Beispiel der Bärenmarder. Die Bärenartigen in der Nordmark unterscheiden sich von Bärenartigen in anderen Landesteilen nur unwesentlich, so daß hier wiederum nur auf die BESONDERHEITEN eingegangen werden kann.

D.7.1.1 Rotbär

Der etwas kleinere Rotbär wiegt, je nach Jahreszeit, soviel wie zwei bis drei Mann. Wie der Name schon erraten läßt, hat er eine rotbraune Befellung. Er ist eher klein, ernährt sich hauptsächlich von Pflanzen und auch Aas. Im Regelfalle flüchtet er vor dem Menschen, hat er jedoch Angst, kann er recht gefährlich werden. Die gehaltene Winterruhe ist im Vergleich mit dem Steinbären verlängert, jedhin aber auch unterbrochen von einzelnen, kurzen Raubzügen.

D.7.1.2 Steinbär

Der Steinbär ist zwei- bis dreimal so schwer wie der Rotbär und von eher grauer Befellung. Der Mageninhalt erlegter Tiere läßt darauf schließen, daß sie sich hauptsächlich von erjagter Nahrung ernährt. Zusammen mit der Brazachkatze (westlicher Typ) bildet der Steinbär die Spitze der Nahrungskette (folglich muß an dieser Stelle nochmals angewarnt werden, daß in der Nordmark auch der unbedarfte Mensch unfreiwillig zum Teil der Nahrungskette werden kann!). Ansonsten ist noch anzumerken, daß die Winterruhe des Steinbären zwar kürzer, aber auch konsequenter gehalten ist als die des Rotbären.

D.7.2 Bärenähnliche

Bärenähnliche sind nicht im bärenartigen Rotbär oder auch dem Steinbär zu sehen, sondern in den dem Bär ähnelnden Gattungen, wie etwa beispielshalber dem sogenanten Bärenmarder.

D.7.2.1 Bärenmarder

Der Bärenmarder ist, unbenommen seiner Größe und seiner beachtens-, bzw. bedenkenswerten Gefährlichkeit, mitnichtenst ein Bär sondern lediglich ein wirklich sehr starker, zäher und großer Marder, fast von der Größe eines ordentlichen Hütehundes, nur viel gedrungener, zäher, klüger, stärker, ausdauernder, gewitzter, einzelgängerischer, eigen- und überlebenswilliger und gieriger sowie natürlich fraglos weitaus ungehorsamer. Er vergreift sich auch vorliebendst an Vorräten (auch und gerade innerhalb von menschlich genutzten Behausungen) und nimmt es mutigst mit gar jedem Gegner jedweder Größe auf (wenngleich nur in Fällen, in denen es um Nahrung oder evtl. die Nachkommenschaft geht).

D.8 Der Echte Elch

Diese Überschrift soll andere Elche nicht der Echtheit entweisen. Vielmehr konnte aus zoologistischer Sehweise bisheutigentags noch kein hieb- und stichhaltiger Be- und Nachweis auf Echte Elchsvorkommen in anderen Regionen des Heligonischen Kernlandes erbracht werden. Dies läßt den Nordmärkischen Echten Elch zu einer kulturell wichtigen Disposition werden; sind doch die inzwischen aus der Mode kommenden Elchslederstiefel nur dann echt, wenn sie jedentsprechend aus dem Hautleder des Echten Elches gefertigt worden wurden und nicht etwa aus Schweine-, Schafs-, Ziegen-, Rinds-, Burai-, Pferde- oder anderem -Leder.

D.9 Die Waldkuh

Eine Kuriosität ist die stämmige, gedrungene, in kleinen Herden von 15-30 Tieren lebende Waldkuh (in den Aufzeichnungen der Catvaras Ekam Tschreviën genannt), die meiner Meinung nach der Vorfahr des für seine Widerstandskraft gerühmten, in der Markgrafschaft Norrland-Brassach weitverbreiteten Ödlandrindes ist. Ihre Befellung ist von bräunlich-dunkelbräunlicher Farbe, im jahreszeitlichen Wechsel durch wechselnde Wolligkeit aufgrund der entsprechend mehr oder weniger kalten und harten Bewitterung beeinflußt. Da die Waldkuh im Sommer wie alle Waldbewohner von den zahlgroß auftretenden Mückenschwärmen geplagt ist, die die Wälder wie auch die höheren Landesteile in wohl unzählbarer Anzahl heimsuchen, hat sie im Laufe ihrer Entwicklung damit begonnen, sich um die Mittagszeit in möglichst lehmig-schlammigen Tümpeln zu wälzen, um vor allem abends und morgens vor den Stichen geschützt zu sein. Die Waldkuh hat ein recht starkes Gehörn und ergreift bei Angriffen nicht die Flucht, sondern setzt sich gemeinschaftlich zur Wehr. Da dies zum Schutze der Jungtiere und anderweitig schwacher Herdenmitglieder durch Angehörige beiderlei Geschlechts geschieht, haben sich im sog. Jägerostarisch die Benennungen Bock und Böckin durchsetzen können, die im übrigen nur recht aufwendig zu bejagen sind: Aufgrund des wehrhaften Gemüts setzt sich die Herde stets zur Wehr, so daß man entweder in einem 40-60 Jägersleuten umfassenden, überaus ertragreichen Massaker entweder die ganze Herde erlegt oder selbst verfolgt und getötet, im weniger tragischen Falle aber respektive auch schmählich in die Flucht geschlagen wird.

Über die politische Zugehörigkeit

Karlon vom Storcheneck, Ostarischer Herzöglicher Hofchronist

Die Nordmark als Ganzes ist dem Herzogtum Ostarien zugeordnet. Da sie in allererster Linie gegen die ödländische Grenze steht, kommt ihr unter den Ostarischen Herrschaften eine besondere Rolle zu. Die Mark ist Standpunkt einer Herzöglichen Kaserne, neuerdings auch eines Marinestützpunktes und einer schwerbefestigten Burg. Letztere sind selbstverständlich dem Ostarischen Herzogshaus direkt unterstellt. Wegen eines alten Versprechens aus den letzten Tagen des ersten Ödlandkrieges wurde es allerhand Söldnervolk zugestanden, in einigen Landstrichen der Nordmark eigenständige Vogteien, die Haga, zu gründen. Sie sind von jeglicher Steuer befreit und schulden ihren Lehensherren nur die Verteidigung im Fall eines Angriffs. Ansonsten ist die Herrschaft über das Baronat entsprechend dem Heligonischen Lehenswesen dem Orden der Catvaras Ekam anvertraut worden.

Straßen und Wirtschaftsgefüge

Galbart Wagenmeister, Vogt zu Yaldering

Es gibt auch Straßen in der Nordmark. Eine Straße, die Salzstraße, führt von Malderpot über Yaldering nach Leiana. Es ist eine alte Straße, die es schon gegeben hat, als noch niemand von uns in der Nordmark gesiedelt hat. Allerdings war sie anfangs ziemlich zugewachsen. Aber jetzt ist sie ganz schön und so breit, daß man sehr bequem mit einem Gespann darauf herumfahren kann. Man transportiert zum Beispiel Salz von Malderpot nach Yaldering, wo es gefäßt wird, wie wir sagen, und dann transportiert man es weiter nach Leiana, dort wird es dann von den Flößern auf der Yaltrach weitertransportiert, die östlich von Leiana mit Flößen befahrbar ist, wenn das Wasser nicht zu hoch oder zu niedrig ist und nicht gefroren. An den Norrland-Brassachischen Grenzanlagen muß man übrigens aufpassen, daß man nicht für einen Ödländer gehalten wird, sonst ergeht es einem schlecht.

Eine andere Straße ist der Jarecksweg. Er ist, wie der Name schon sagt, keine Straße, sondern ein Weg und der Name kommt von Jareck von Jolberg, der ihn als erster von uns benutzt hat. Der Jarecksweg führt von Yaldering zum Pailat hinauf durch die Vaittaschlucht und an allerhand steilen Felsen vorbei und er ist schwierig in der Instandhaltung und mit der Begehbarkeit, vor allem im Winter, wenn es schneit. Man benutzt ganz gerne Maultiere auf dem Jarecksweg, weil er so schwierig zu begehen ist.

Es gab auch einmal eine Straße von der anderen Seite, von Arnach über einen Gebirgspaß zum Pailat hinauf. Nach alten Überlieferungen muß sie wohl früher einmal „Nördliche Heerstraße“ genannt gewesen sein. Aber sie ist leider total kaputt und zerfallen und man benutzt diesen Weg nur, wenn es nicht anders geht, weil er sehr gefährlich ist und schwer zu finden und im Winter sowieso völlig unpassierbar wird. Bisher ist man dort, wenn überhaupt, nur zu Fuß gegangen. Aber manche Leute benutzen ihn recht häufig.

Der Weg, der von Norrland-Brassach nach Leiana führt, ist eigentlich kein Weg, sondern nur so eine Art Reiseroute. Da es aber keinen anderen Weg gibt, benutzen ihn die Leute meistens doch. Normalerweise braucht man einen Führer und ein paar Söldner, weil er sehr gefährlich ist und schwer zu finden, unglücklicherweise gibt es viele wilde Tiere und Räuberbanden, aber in letzter Zeit nicht mehr so viele Ödländer. Dafür ist es im Winter ziemlich kalt und tief verschneit, so daß man lieber wartet, bis es wieder ein bißchen wärmer wird. Einmal hat es einen Versorgungszug gegeben, der mit großen Gespannen auf diesem Weg unterwegs war. Aber seither begeht man ihn nur noch mit Maultieren, die überhaupt sehr praktisch sind. Sie tragen fast soviel wie zwei Männer schwer sind, und sie ertragen auch Hitze und Kälte, Hunger und Durst und werden fast doppelt so alt wie ein Pferd, wenn man Glück hat. Wenn man von Leiana aufbricht, braucht man meistens so knapp zwei Wochen, bis man im Norrland-Brassachischen Garnisonsstützpunkt Markwacht ankommt, der ersten sicheren Herberge jenseits der Wildnis.

Manchmal begehen abenteuerlustige Nordmarker auch das Kallerfeld. Aber das ist auch sehr gefährlich und leider kann man nicht einmal ein Maultier mitnehmen, weil sich die Hufe in den vielen großen und kleinen Geröllbrocken verfangen. Allerdings kommt man auf der anderen Seite nach Calterac oder zum Jolborn, wo die neuen Besitzungen liegen. Sie sind aber eigentlich besser vom Jolborn her zu erreichen. Es wird vermutet, daß eine Gruppe flüchtiger Banditen um einen gewissen Ragner den Starkbärtigen bei Malderpot die Berge nordwestlich durch die Klingenfelder umgangen haben soll. Möglicherweise gibt es einen gangbaren Weg dort, denn einige Wochen später hat Ragner mit seinen Gesetzlosen einen Überfall gemacht, auf dem Kallerfeld. In Malderpot wurden sie aber nicht gesehen, darum glauben wir, daß es vielleicht einen Weg im Nordwesten gibt.

Das Handels-, und Erwerbswesen der Nordmark ist sehr jung und nicht so kompliziert. Die Leute in der Nordmark sind ganz schön fleißig und betreiben allerlei Gewerbstätigeiten: - Es gibt viel Holzschlag in Yaldering und Leiana. Das Holz wird verbaut oder zu Holzkohle verarbeitet und mit Flößen in den Süden transportiert und verkauft. Die Flöße selber werden auch verkauft und man verdient viel Geld damit weil es besseres Holz ist und man im Süden unglücklicherweise schon recht viel Holz abgeholzt hat. - Da in Malderpot kuriose Salzquellen zutage treten, kann man diese benutzen, um Salz zu sieden. Wie schon erwähnt wird es in Yaldering gefäßt und in den Süden verkauft. Das Salz muß immer in Yaldering gefäßt und umgeschlagen werden, denn das ist eine der wenigen Vorschriften in der Nordmark. - Da es viele verschiedene Tiere in den Wäldern gibt, werden sie gejagt und gegessen und man verkauft auch vieles in den Süden, zum Beispiel Pelze, Elchsleder für Thaler Stiefel und Salzfleisch. Alles wird in Yaldering verarbeitet. Zum Beispiel verkauft man aber auch Sehnen und Dinge, die man aus Knochen und Horn machen kann. Damit der Handel gut funktioniert, gibt es dreimal in der Woche einen Jägermarkt. Wenn man Geld hat, kann man da überhaupt auch sonst alles kaufen, vom Waldhonig über frisch gesottene Kernseife bis zum noch lebenden Flußkrebs. - In den Hochtälern um den Pailat herum hält man viele Ziegen. Sie werden gemolken und gegessen und man verarbeitet das Ziegenleder zu Ziegenlederwaren. Es gibt auch Schafe, aber meistens eher Ziegen, obwohl Schafe eigentlich besser wären, weil man zusätzlich ihre Wolle zu Schafswollwaren verarbeiten könnte. - In der Vaittaschlucht findet man manchmal Aurazith. Aber es ist nur sehr wenig und man muß es mühsam aus den kalten Gebirgsbächen auswaschen. Das ist leider sehr umständlich.

Meistens nehmen die Flößer die ganzen Waren mit und verkaufen sie im Süden. Manchmal fahren sie bis weit nach Ligonii oder sogar nach Thal. Von dem verdienten Geld kaufen sie verschiedene Dinge, die es nicht gibt in der Nordmark, zum Beispiel Eisenerz zum Schmieden oder lieber fertige Sachen aus Metall oder auch schöne Stoffe und natürlich Tatzelfelser Honigmeth, Jolberger Schädelspalther, Rebenhainer Traubenbluth, Apfelbrandth aus Ligonii, manchmal auch Bethiser Drachenfeuer und Wiffelbeerwein aus Sarnianth und dergleichen. Ich finde übrigens, daß es auch hervorragenden Sumpfkräuterschnaps aus der Nordmark gibt. Leider ist er nicht so beliebt, obwohl er gerade nach üppigen Fleischmahlzeiten sehr bekömmlich ist. Man hat dann nicht so ein Gefühl, daß man sich überfressen hat, und das kann man aber in der Nordmark sehr leicht kriegen, weil das Essen ist meistens recht schwer. Jedenfalls kehren die Flößer nach ihren Reisen schwerbeladen wieder zurück und wenn das Wetter im Sommer schön warm ist, benutzen sie manchmal den Gebirgspaß von Arnach her. Das ist zwar auch beschwerlich und gefährlich, aber dafür nicht so sehr weit und man muß nicht nach Norrland-Brassach. Viele finden das besser, weil die Norrland-Brassacher sich immer über die Nordmarker lustig machen und sie auslachen.

Übrigens gibt es in den Haga keine Steuern. Darum nimmt der Pailat nur in Yaldering Steuern ein, und zwar hauptsächlich Handels- Verkehrs- Gewerbe- und Weingeiststeuern (die werden auf alles erhoben, das einem betrunken machen kann). Da Yaldering eine große Stadt ist und viel Handel, Verkehr, Gewerbe und weingeistpflichtige Festereien hier stattfinden, verdient der Pailat viel Geld damit. Das finden nicht immer alle gut, aber da kann man nichts machen. Irgendwie ist auch alles immer so teuer in der Nordmark, finden viele Leute. Aber wenn man mal kurz nachdenkt, daß wenn man zum Beispiel eine teure Gabel kauft, daß man dann also nicht nur die Gabel bezahlt, sondern auch diejenigen, die die Gabel tagelang über die Berge getragen und dabei Kopf und Kragen riskiert haben und daß sie eigentlich deswegen so teuer ist und nicht weil der Händler ein Wucherer und Halsabschneider ist, dann läßt man das lieber und kauft irgend etwas Vernünftiges und ißt stattdessen einfach mit den Händen. Dann können nämlich auch vernünftige Sachen über die Berge transportiert werden und keine Gabel. Oder man schnitzt die Gabel selber aus schönem, getrocknetem Birkenholz. Damit kann man wunderbar schnitzen. Überhaupt gibt es über die Preise schon deswegen nichts zu schimpfen, weil das Baronat ja auch reich an Naturschätzen ist und man muß eben sehen, daß man gute Geschäfte macht. Dann hat man auch Geld und kann sich etwas leisten auf dem Jägermarkt, ein schönes Stück Bärenfleisch etwa oder ein paar Biberfelle oder meinetwegen eine Gabel. Ja. So ist das. Die Nordmark ist eben kein Land für Faulenzer.

Eodars Nordmarker Kneipenführer

Dafür, daß in der Nordmark noch nicht lange gesiedelt wird, gibt es ganz schön viele Herbergen, Gasthäuser und Wirtshäuser in der Nordmark. Sie haben zwar nicht alle den Standard, den der geneigte Reisende aus dem Süden gewohnt sein mag, doch aufgezählt sollen sie doch sein an dieser Stelle:

Zum blutigen Eimer (Yaldering): Erstaunlich große Gaststätte im Keller einer der präheliotischen Ruinen. Der richtige Ort für Leute, die ausschweifende Gelage, Glücksspiel und gelegentliche Schlägereien zu schätzen wissen.

Kaiserpfalz (Yaldering): Gasthaus und Versammlungsort der Hohenforinger Siedler. Hauptsächlich Publikum aus dem ehemaligen Teemoranien. Ganz vorzügliche Wildgerichte.

Barttas Bootshaus (Yaldering): Herberge und Nebenerwerb des einzigen Fischers in Yaldering. Schöner Blick auf den Vaittasee. Bartta selbst ist ein dicker, alter Mann aus Thal. Lausige Fischgerichte zu überteuerten Preisen. Ruhige Atmosphäre, wird manchmal wegen des ausbleibenden Publikums zu Unterredungen vertraulicher Art genutzt.

Stern von Darian (Yaldering): Etwas außerhalb gelegenes Etablissement mit Hinterhaus und Darianischer Badestube (gemütliche heiße Dampfbäder mit Außenbereich zum Abkühlen direkt im Vaittasee!). Verschiedentliche Sonderdienstbarkeiten im Hinterhaus (sehr sauber, sehr empfehlenswert!).

Zum Lachenden Dritten (Yaldering): Gasthaus und Herberge, in dem zweifelhafte Getränke an zweifelhafte Gäste ausgeschenkt werden. Von der Obrigkeit geduldeter Treffpunkt nordmärkischer und anderer Unterweltler. Der Betreiber ist ein gewisser Erbdnet aus Brazfurt. Man erzählt sich, daß er seines stets übellaunigen und greisen Vaters Stirbdnet überdrüssig und daher dem in letzter Zeit ziemlich umtriebigen Brazfurt entflohen sei. Eines der wenigen Gästezimmer ist (als Geste der Einladung) für Halfnet den Barden reserviert, der sich aber bisher noch nicht eingefunden hat, um davon Gebrauch zu machen.

Ostarienhaus (Yaldering): Herberge für offizielle Reisende von edlem Stand und Herkunft. Klassisch-solider, ostarischer Standard, ganz in der schlichten, schnörkellosen Eleganz des Herzogtums gehalten. Für nicht Geladene sehr teuer. Meist harmloses Klientel.

Zum überladenen Maultier (Leiana): Reiseherberge, Poststation und Zwischenhalt von oder nach Brassach-Norrland. Gut ausgestattet, Service in Ordnung. Keinerlei Extras.

Sanais-Quartier (Leiana): Gewöhnliches Gasthaus, ruhige Atmosphäre. Früher, pünktlicher Kehraus. Es halten sich hartnäckige Gerüchte, daß das Sanais-Quartier ein heimlicher Unterschlupf der Schwarzen Lilie sei. In meinen Augen völlig abwegig.

Gasthaus der Bibliothek zu Escandra (am Fuß des Pailat): Eines der wenigen Granithäuser in der Nordmark. Überaus mondän, fabelhafte Bewirtung, jede Unterkunft mit Zimmerkamin und Daunenbetten. Exzellenter, freundlicher Service, die Abtritte stets mit frischen Wassereimern und Toilettentüchern bestückt, kurz: Das Haus hat Escandrinische Größe. Leider etwas abseits der Verkehrswege in der Ruinenstadt Galtur unterhalb des Pailat gelegen.

Zur Grube (Malderpot): Vielbesuchtes (und einziges) Gasthaus des kleinen Dorfes. Wenige verlauste Quartiere über dem Schankraum, sehr laut. In der Gaststube ist allabendlich viel Betrieb. Gelegentlich finden in einer normalerweise abgedeckten Grube in der Mitte des Schankraums Kämpfe statt (treffliche Gelegenheit für Geldwetten!), manchmal auch Zurschaustellungen von festgesetzten, unliebsamen Gästen. Sonderbedienstereien im Hinterhaus (jedoch kein Vergleich zum „Stern von Darian“!).

Die Sackpfeife (Härtwigs Hafen): Im ostarischen Fischerstil gehaltene, harmlose Wegstation hauptsächlich für Jolbornschiffer. Manchmal spielt Härtwig zum Tanz auf, daher der Name.

Zum Herzog-Uriel-II-Atoll (Haukegericht): Gewöhnliche Ostarische Hafenkneipe. Kennt man eine, kennt man alle. Über der Bar ein interessanter Versuch einer Jens-Hendrik-Nilsson-Büste, gestiftet von der einzigen und besten nordmarker Vertreterin der Handwerkszunft der Bildhauung und Steinmetzerei, Krescantja Muldenhauer. Leider hat sie Nilsson nie kennengelernt.


Reisebericht und Aufzeichnungen zum Nordmarker Jahreslauf

Findabair, Bardin und Magistra Musicae an der Universität zu Marola in Sedomee

Anreise und Unterbringung

Als Bardin ist man neugierig, als Gelehrte erst recht. So machte ich mich im späten Sommer des Jahres 28 nach Aximistilius III. auf den langen Weg in den Norden Heligonias, um ein Wort in Wissen zu verwandeln, das erst seit einigen Jahren – und auch dann nur als Gerücht – durch Heligonia geistert: der Pailat. Der edle Baron von Jolberg geruhte, mir die möglichen Wege dorthin zu erläutern, doch schien mir jeder davon mit tausend Gefahren gespickt: Ödländer, Steilwände, wilde Tiere und dazu ein außergewöhnlich raues Klima bereits zu dieser Jahreszeit machten offenbar schon die Anreise zu einem Abenteuer. Allein die Route entlang des Nordrands der Berge war offenbar die zuverlässigste, weshalb ich schließlich nach Norrland-Brassach wanderte. Als ich am Grenzposten Markwacht ankam und die ersten Nordmarker Flösser traf, die ebenfalls zu Fuß auf dem Rückweg in die Nordmark waren konnte mir niemand garantieren, dass wir unversehrt ankamen. Ich verpackte also meine Harfe und die anderen Instrumente mehrfach gegen Feuchtigkeit und Kälte und vertraute mein Leben den wenig vertrauenserweckenden Flößern und der Gnade der Wälder an. Die Tage vergingen langsam inmitten der dichten Wälder, den Regen- und gelegentlichen Schneeschauern, den deutlich vernehmbaren Wölfen und neugierigen Bären. Wir kamen kaum zur Ruhe in den kalten Nächten und tauschten dennoch viele Geschichten und Lieder aus. Schließlich erreichten wir Yaldering, die größte und einzige Stadt der Nordmark. Ich erholte mich einige Tage und bewunderte auch das lebensechte Denkmal des Barons von Jolberg, den „Mann mit der Laterne“, doch dazu später mehr. Zum Pailat, der geheimnisvollen Ordensburg, ging es nur noch zu Fuß weiter. Der Pfad durch die gefürchtete Vaittaschlucht wand sich immer höher in die Berge hinauf und ich erwartete ständig, von Bären, Wölfen oder sogar Brazachkatzen angegriffen zu werden. Die Flöte in meiner Hand gab mir zwar mehr Sicherheit, beruhigte mich aber nicht wirklich. Dann tat sich ein weites Hochtal auf, das von einem beeindruckenden Gebirgspanorama eingeschlossen wurde. Auf einem Fels inmitten der Talweitung thronte die mächtige Ordensburg des Pailat und zu ihren Füßen lag die uralte Ruinenstadt Galtur. Als ich näherkam, entdeckte ich zwischen den Mauern ein neues Gebäude, das sich als recht luxuriöses Gästehaus herausstellte. Man kann sich meine Verwunderung kaum vorstellen, als ich in dieser Einöde auf Rotwein, parfümiertes Badewasser und alte Ausgaben des Helios-Boten stieß... Leider war mein Aufenthalt in diesem erstaunlichen Haus nur kurz, denn man hatte mein Kommen - wie auch immer - bereits in der Burg gemeldet. So kam eine Abordnung von Mönchen herunter und sprach die förmliche Einladung aus, ihre Gastfreundschaft anzunehmen. Da es höchst unhöflich gewesen wäre, diese abzulehnen, nahm ich dankend und respektvoll an und ging mit ihnen in die Ordensburg hinauf. Ach, was habe ich später dieses Hotel vermisst! Das warme Wasser! Den Kamin! Aber weiter:

Ich wurde höflich empfangen und bekam ein eiskaltes Zimmer in der Hauptburg zugewiesen - und dabei war es doch noch Sommer... Der Blick aus der kleinen Fensteröffnung über das ganze Tal und die Berge war allerdings großartig und wird mir immer in Erinnerung bleiben!

Das Leben in der Ordensburg

Als erstes fiel mir auf, dass in der ganzen Burg viele Räume unbewohnt waren, sie sind sauber gekehrt, aber ohne Möbel und gänzlich leer. Obwohl so große Teile des Gebäudes verlassen sind, ist jedoch nichts verfallen oder wirkt vernachlässigt. Früher müssen wohl sehr viel mehr Menschen dort gelebt haben. Heute wohnen nur noch 49 Mönche auf dem Pailat, ihre Unterkünfte befinden sich alle im Westflügel der Burg. Im Haupttrakt in der Mitte liegt ein dunkler, alter Ratssaal, dazu Gemeinschafts- und Versammlungsräume und der Empfangsbereich. Gewirtschaftet und gekocht wird in den untersten Geschossen. Ganz oben befindet sich die uralte Ordensbibliothek, in der ich neben meinem Quartier die meiste Zeit verbrachte. Im Ostflügel dagegen versammeln sich die Ordensleute zum Gebet, dort sollen sich Andachtsräume, ein Heiligtum und ein Orakel befinden. Es wurde mir jedoch nicht gestattet, Genaueres darüber zu erfahren. Immer bei Sonnenaufgang werden von der Nachtwache im Westflügel zwei riesige Holzblöcke gegeneinander geschlagen, deren dumpfer Klang durch die ganze Burg zu hören ist. Dies ist für die Mönche das Zeichen, sich zur Andacht zu versammeln, das Gleiche wiederholt sich bei Sonnenuntergang. Leider wurde mir nie erlaubt, an so einer Andacht teilzunehmen.


Die Mönche waren immer freundlich und hilfsbereit, sie zeigten sich sehr interessiert an meiner Suche nach Geschichten und Überlieferungen über mein Volk und halfen mir, entsprechende Aufzeichnungen zu finden. Da die meisten Schriftstücke in uralten Sprachen und Schriften verfasst sind, war ich viel auf ihre Erklärungen und Übersetzungen angewiesen. Sobald ich allerdings tiefergehende Fragen zu ihrer eigenen Kultur und Vergangenheit stellte, wurden sie schweigsam, drückten sich allgemein aus und blieben zwar höflich, aber zurückhaltend. So musste ich mir Vieles selbst erschließen, aus Bemerkungen folgern und so manchem Mönch hartnäckig aus der Nase ziehen. Dabei waren mir die Erfahrungen im Umgang mit ostarischen Behörden eine große Hilfe...

Die Mönche selbst waren an allem interessiert, was zu unserem heutigen Alltag in Heligonia gehört, sei es das Leben der einfachen Leute oder des Adels, Politik und Staatswesen oder neuartige Erfindungen. Ich hatte den Eindruck, sie wollten alles aufholen, was sie in den Jahren ihrer Abgeschlossenheit versäumt hatten. Besonders neugierig waren sie, was die beiden großen Religionen betraf, also erzählte ich ihnen, was ich über das Oegdentum und die Ceriden wußte. Ich musste dabei sehr ausführlich darstellen, wie die Welt dort geordnet und erklärt wird. Die Geschichte von den Drachen, die Angaheym erschufen, kannten sie allerdings schon. Was die Musik betrifft – nun ja. Ich konnte kaum ein Stück spielen, ohne dass nach dem Wie, Warum und Woher gefragt wurde. Einfaches Zuhören ist ihnen ziemlich fremd. Ich wünschte, manche Bardlinge würden auch nur die Hälfte davon wissen wollen! So war ich also weit mehr am Erklären als am Musizieren...

Schon nach kurzem begann es stark zu schneien und es hörte wochenlang nicht mehr auf. Ich stopfte meine Fensteröffnung mit allem zu, was sich auch nur annähernd eignete, und doch fror die Tinte auf meinem Tisch ein. Die Talglichter rußten und nur die wenigen Gemeinschaftsräume wurden spärlich beheizt. Während die Ordensleute die Kälte regungslos ertrugen, freute ich mich jeden Tag auf das einfache, aber warme Essen, das die klammen Finger wieder etwas wärmte. Es mag zwar stimmen, dass eine gewisse Frische den Geist anregt, aber ich sehnte mich nicht nur einmal in die Wüste von Darian oder wenigstens hinunter nach Yaldering. Ich glaube, ich habe niemals mehr so sehr gefroren wie dort, und meine Aufzeichnungen bestanden bis jetzt nur aus dem Notwendigsten, da mir immer bereits nach wenigen Sätzen die Feder aus den Fingern fiel. Aber Barden sind zum Glück mit einem guten Gedächtnis gesegnet.

Zeitrechnung, Jahreslauf und Monatsnamen

Die Ordensburg wurde in ihrer heutigen Form etwa vor tausend Jahren errichtet, was lange vor der Einwanderung der Heligonier liegt. Darin gründete sich auch meine Hoffnung, dass ich im Pailat mehr über unsere Vorfahren, die Pruzzen und den Stamm der Anga, erfahren könnte. Die größte Schwierigkeit bestand allerdings vorerst in der Zeitrechnung. Es kostete mich einige verwirrende Wochen, bis ich begriff, dass man im Pailat die Jahre rückwärts zählt. Das ist umso erstaunlicher, da die Zeit ja bekanntermaßen vorwärts verläuft. Ein Punkt, der für die Problematistik von großem Interesse sein dürfte... Nun, offenbar hatte es vor 1000 Jahren eine Prophezeiung gegeben, die den Tag der Wiederentdeckung des Pailat voraussagte: eben jener Tag im Jahre 26, als Baron Jareck mit der Laterne vor der Tür stand! Da nun dieser Zeitpunkt genau feststand, begannen die Mönche einfach von 1000 an rückwärts zu zählen. Während dieser „Zeit der Tausendjährigen Prophezeiung“ gab es kaum Kontakte zur Außenwelt. Das Leben hatte sich wegen der ständigen Bedrohung durch die Ödlandbarbaren (wie die Ödländer dort genannt werden) nur auf die Burg und ein sehr abgelegenes Dorf namens Kamar hoch in den Bergen beschränkt. Da der Pailat, wie ich erfuhr, auf noch älteren Grundmauern errichtet wurde, und bereits vor 1000 Jahren eine derartige, die Gemeinschaft prägende Prophezeiung möglich war, kann man wohl davon ausgehen, dass dieser Mönchsorden wahrscheinlich schon viel länger besteht.


Der alte Kalender

Hielt ich die Zeitrechnung anfangs für kompliziert, dann nur deshalb, weil ich noch nicht die Bekanntschaft mit dem Kalender des Pailat gemacht hatte: Dieser richtete sich ursprünglich nach dem Mond und bestand deshalb aus 13 Monaten zu je 28 Tagen, was 364 Tage ergibt. Der fehlende Tag wurde immer am Jahresende angehängt, heißt „Herahim“ und ist bis heute einer der höchsten Feiertage. Dieser alte und überlieferte Kalender des Pailat wird „lunische“ Zeitrechnung genannt. Ich nehme an, dass den größten Bezug zu diesem Kalendersystem bei uns wohl die Saarkani haben dürften. Da nun aber im Jahr 26 – nach der Prophezeiung das Jahr 1 – der heligonische Kalender mit 12 Monaten eingeführt wurde, geriet wohl einiges durcheinander. Die eingewanderten Nordmarker vermischten beide Systeme, übernahmen hier einen Namen, dort einen Feiertag, und ich werde differenziertere Forschungen über dessen Entstehung besser interessierten Gelehrten überlassen. Was ich über die Monatsnamen des lunischen Kalenders herausfinden konnte, ist recht wenig: Einige Bezeichnungen stammen eindeutig aus dem bäuerlichen Umfeld, andere werden von den Mönchen schlicht als „altheligonisch“ bezeichnet, und über einige konnte ich gar nichts erfahren. Ich vermute, dass das lunische Prinzip vor der heligonischen Vereinheitlichung des Kalenders verwendet wurde, wenigstens hier im Norden. Einige Monatsnamen mögen auch daher stammen, andere tragen womöglich Teile einer noch älteren, längst vergessenen Sprache in sich. Aufgrund meiner Forschungen nehme ich deshalb an, dass diese Namen aus verschiedenen Kalendern stammen, die schließlich in einen zusammenflossen. Die Monatsnamen, die ich hier aufführen möchte, fand ich in einigen Schriften, die Anekdoten aus der Geschichtsschreibung enthielten, dazu befragte ich auch einen sehr alten Mönch namens Iklan Radomar. Dieser erklärte mir, dass das Jahr des Pailat mit dem Monat Batalidai beginnt, was unserer 3. Saarka entspricht. Erwähnenswert erscheint mir auch noch, dass an manche Namen das Wort „mond“ angehängt wird, an andere nicht, und bei einigen ist beides möglich. Iklan Radomar verriet mir jedoch keinen Grund dafür, er wollte eher von mir etwas über den heligonischen Kalender erfahren, als Wissen über den seinen preiszugeben. Gelehrte sind wohl überall gleich...

Die 13 Monatsnamen des lunischen Kalenders heißen:

Batalidai (Beginn: 1. Tag d. 3. Saarka) Offenkundig ist „Batalidai“ kein in der heutigen Zeit verwendetes heligonisches Wort. Da es auch den „Skrelidai“ gibt, vermute ich, daß „dai“ ein eigenständiger Wortteil ist. „Batali“ könnte auf etwas Jahreszeittypisches hinweisen. Mehr war nicht in Erfahrung zu bringen.

Erdmond Dazu fand ich in einer alten Schrift die Erklärung: „Rückkehr zur Erde“ und „Erste Aussaat der Bauern in der alten Zeit“. Möglicherweise deutet der Name auch auf einen alten Ritus hin, eine Art Wiedervereinigung mit der Erde? Ich habe auch von ähnlichen, überlieferten Bräuchen bei den Ogeden gehört.

Wiid Hier kann ich nur vermuten, dass es sich um ein Dialektwort handelt: In der 2. Poena blüht dort die Kätzchenweide, und die Bezeichnung der Mönche für diesen Baum hört sich ziemlich gleich an. Vielleicht bedeutet „Wiid“ einfach nur „Weide“.

Milchmond In einem alten Buch mit Märchen, Geschichten und Legenden konnte ich lesen, dass Milch früher als Sinnbild für die wachsende, wieder auflebende Natur stand. Ein wunderbares Buch! Allein dafür lohnte sich das Frieren.

Sonnmond Zur Herkunft dieses Namens bekam ich verschiedene Erklärungen: Die Zeit des langen (Tages-)Lichts oder der Monat der Sonnwende. Interessant ist, dass der Monat mit unserem ersten Helios zusammenfällt.

Feldmond Darüber war nichts zu erfahren. Wahrscheinlich leitet er sich von monatstypischen Feldarbeiten her.

Haurea (-mond) Haurea oder Orea ist ein altheligonisches Wort und bedeutet Aurazith. Vermutlich steht das Metall hier als Sinnbild für den Reichtum der beginnenden Erntezeit oder für die Farbe des reifen Getreides.

Königsmond Auch darüber erfuhr ich nichts. Mit einem heligonischen König kann es jedoch nichts zu tun haben, sonst hätte irgendwo etwas aus der Zeit nach der Reichsgründung verzeichnet sein müssen, was aber nicht der Fall war.

Skrelidai Die Bedeutung des Wortes „Skrelidai“ ist unklar. Die Endung „dai“ gleicht dem Batalidai. „Skreli“ könnte etwas mit der Ernte zu tun haben oder mit dem einbrechenden Winter.

Utra Keinerlei Anhaltspunkte. Der Name endet aber mit „ra“, wie in „Munra“

Munra Dazu fiel Iklan Radomar ein altes, nicht mehr gebräuchliches Sprichwort aus den Schriften ein: „Munra über Utra beginnt die Zukunft“. Wenn ich richtig verstanden habe, beschreibt man damit ein vorausschauendes Handeln nach schweren Zeiten, ohne zurückzusehen oder so etwas ähnliches. Was der alte Mönch damit genau gemeint haben könnte, war nicht herauszubekommen. Manchmal war er auch schon ziemlich verwirrt oder tat wenigstens so.

Kindmond Die Herkunft dieses Namens ist ziemlich schwer zu deuten. Der lunische Jahreslauf begann ja mitten im Winter: Das alte Jahr ging dem Tod entgegen, das neue war im Entstehen begriffen, und damit symbolisieren wohl die späten Monate das Alter, die jungen die Kindheit. Im Denken der Nordmarker liegen Leben und Tod sehr eng beieinander, und der Kindmond ist dafür ein gutes Beispiel. Sie gehören zusammen, durchdringen, bedingen sich und begründen einander. So kann ein Kind durchaus den Tod symbolisieren. In der Nordmark der heutigen Zeit gibt es deshalb keine Fröhlichkeit ohne einen traurigen Beigeschmack. Kein Familienfest vergeht, ohne daß auf die Namen der toten Verwandten ein Trinkspruch ausgebracht wird. Umgekehrt gibt es aber keine noch so bedrohliche Situation, der die Nordmarker nicht auch etwas Amüsantes abgewinnen können. Interessanterweise hat sich auch bei den “neuen“ Nordmarkern diese Haltung schnell gefestigt.

Xervis (-mond) Xervis ist ein altheligonisches Wort und bedeutet Prüfung, Zeit der Läuterung, aber auch Übergang. Das Wort „Xervis“ hat möglicherweise auch etwas mit „Wendepunkt“ oder „Grausamkeit“ zu tun. Leider half mir hier keiner der Mönche weiter, so daß ich insbesondere dieses Wort aus dem Kontext verschiedener Schriften erschließen mußte.

Herahim Herahim war im alten Jahreslauf ein wichtiger Festtag, der das alte vom neuen Jahr zugleich trennt und den Xervis mit dem Batalidai verbindet. Falls es eine Verbindung zum Ausdruck „Xervis“ gibt, so war sie leider nicht herauszubekommen.


Der neue Kalender

Wie ich oben schon geschrieben habe, hat sich nun bei den Nordmarkern der alte lunische mit dem neuen heligonischen Kalender vermischt. Offiziell gilt zwar derselbe Kalender wie im übrigen ogedischen Heligonia, aber im Alltagsleben der Siedler benutzt man jedoch entweder noch die alten Monatsnamen oder völlig neue, die sich die Nordmarker vermutlich selbst ausgedacht haben. Ceridische Monatsnamen konnten sich anscheinend nicht durchsetzen, was angesichts der starken ceridischen Verwurzelung der meisten Siedler ziemlich erstaunlich ist. Die Nordmarker sind zwar pragmatisch, legen anscheinend dennoch großen Wert auf Extrawürste... Um die Verwirrung komplett zu machen, werden die Jahre nach der ogedischen und der ceridischen Art gezählt, in der Bevölkerung setzt sich aber zunehmend die ceridische Zählweise durch. Das hat allerdings wohl weniger mit Glaubensfragen als mit Politik zu tun. Der Streit zwischen ceridischen Siedlern und Ogedischen „Herrschern“ folgt einer ganz eigenen Logik und ist ein anderes Thema. Ich nehme an, dass diese Rauflust mit der Abgeschiedenheit der Nordmark zu tun hat. Wenn niemand da ist, gegen den man sich verbünden kann, streitet man eben untereinander. Das ist in Angaheym ganz ähnlich.

Der Vollständigkeit halber hier die in der Nordmark gebräuchlichen Monatsnamen:

1. Helios: Sonnmond

2. Helios: Feldmond

3. Helios: Haurea (-mond)

1. Xurl: Skrelidai

2. Xurl: Jarecksmond Jareck von Jolberg beschloss bekanntlich im 2. Xurl des Jahres 26, daß die heutige Nordmark wieder besiedelt werden soll. Auch sonst scheinen die Nordmarker ihm sehr dankbar zu sein, man denke nur an die Statue.

3. Xurl: Munra oder Nebelmond Spätestens im 3. Xurl beginnen in den bewaldeten Tälern der Nordmark die Nebel aus den Wäldern zu steigen und es fällt der erste dauerhafte Schnee. Die Nebelbänke halten sich je nach Region den ganzen Winter über oft hartnäckig bis in die Mittagszeit oder gar den ganzen Tag. Vermutlich haben die Siedler den ihnen unbekannten Ausdruck „Munra“ deswegen durch die Bezeichnung „Nebelmond“ ersetzt.

1. Saarka: Kindmond

2. Saarka: Xervis (-mond)

3. Saarka: Batalidai oder Altneujahr Der in letzter Zeit zunehmend „Altneujahr“ genannte Monat war zur Zeit der „Tausendjährigen Prophezeiung“ ja der erste Monat des alten Jahreslaufs.

1. Poëna: Erdmond

2. Poëna: Wiid (-mond)

3. Poëna: Milchmond


Festtage in der Nordmark

Langsam begann es Frühling zu werden – das heißt, der Schnee kam nicht mehr waagerecht, sondern schaukelte zunehmend sanft zu Boden – und ich kopierte voller Vorfreude noch die letzten Schriften und Buchmalereien. Als schließlich die Kunde kam, der Weg nach Yaldering sei endlich wieder begehbar, packte ich meine neuen Schätze zusammen und verabschiedete mich von meinen freundlichen Gastgebern. Natürlich vergaß ich nicht, eine Gegeneinladung auszusprechen und meine Unterstützung für eine mögliche Forschungsreise durch Heligonia anzubieten. Über den Pailat und seine Bewohner gibt es in der Tat noch viel mehr zu erzählen und zu forschen. Mit dieser Schrift wollte ich dem geneigten Leser nur einen ersten Eindruck vermitteln, welche lohnenden Merkwürdigkeiten unser Reich dem Interessierten zu bieten hat!

Nach einem mehrtägigen Aufenthalt im erwähnten Hotel in Galtur, den ich größtenteils in heißem Badewasser und einem weichen Bett verbrachte, erreichte ich endlich Yaldering – zufällig genau zwei Tage vor einem Feiertag namens „Poënamorgen“, und die Vorbereitungen dazu waren bereits voll im Gange.

1. Tag der 1. Poëna: Poënamorgen Die Wirtsleute meiner Herberge luden mich sofort zu dieser Feierlichkeit ein, denn als Bardin könne ich doch sicher etwas Poënagefälliges beitragen, wie sie meinten. Da mir dieser Brauch noch unbekannt war – angeblich stammt er aus irgendeiner Gegend in Ostarien – sagte ich gerne zu. Vor allem die Ogeden in der Nordmark stehen an diesem Tag früh auf, wandern zu einer Anhöhe nördlich der Stadt und entzünden ein Feuer, um Poëna ins Land zu locken. Während der Zeremonie wird zunächst Saarka in Form der Nacht verehrt, dann Helios in Form des Feuers und Xurl in Form des Wassers, das aus Schnee geschmolzen und getrunken wird. Dann wird Poëna mit vielen Lobpreisungen, Liedern und Gedichten herbei gerufen, damit sie den langen Winter beendet. Waren die Gebete erfolgreich, und diese Einschätzung trifft offenbar jeder für sich selbst, wird entsprechend gefeiert, und so erfuhr ich, dass bald der große Markt in Yaldering stattfinden sollte. Die Yaltrach war noch voller Eisschollen und damit für eine Reise zu gefährlich, also beschloß ich, zu bleiben.

31. Tag der 1. Poëna: Burgenfest Der große Markt in Yaldering wird mit einer ostarisch-feierlichen und ziemlich patriotischen Ansprache eröffnet, und anschließend gibt es in allen Gasthäusern ein großes Festessen. Auch manche Privathäuser öffnen ihre Stuben am Abend für zahlende Gäste, um ausgefallene Gerichte feilzubieten. Da die Einwohner der Nordmark ja aus allen Gegenden Heligonias eingewandert sind, gibt es vielerlei Spezialitäten zu kosten, und es dauert eine ganze Weile, bis man sich einigermaßen durchprobiert hat. Begleitet wird diese „Wanderung“ von einem allgemeinen Besäufnis... Dabei erfuhr ich, dass ich unbedingt noch bleiben müsse, denn der kommende Wetttag sei das mit Abstand lustigste und spannendste Ereignis des ganzen Nordmarker Jahres. Also blieb ich.

20. Tag der 2. Poëna: Der Wetttag An diesem Tag verkleiden sich junge, unverheiratete Nordmarker als berühmte heligonische Persönlichkeiten, und so konnte ich da zum Beispiel Halfnet, Herzog Rolo, Pavo Rothner, die Krähe, Xurlsen Kielholer, Prinzessin Celia von Thal oder Inquisitor Valerianus entdecken. Den Teilnehmern werden dann verschiedene Aufgaben gestellt: So müssen sie etwa ein Wettrennen um den Vaittasee laufen oder möglichst viele hartgekochte Eier essen oder Stegreifgedichte aufsagen oder so schnell wie möglich ein Säckchen Erbsen zählen. Man kann auf die „Prominenten“ wetten und einen schnellen Dukaten zusätzlich gewinnen - oder verlieren. Wer einen Wettkampf gewonnen hat, darf sich für den Abend jemanden aus dem Publikum als Gesellschaft wünschen. Ich war etwas überrascht, als sich „Prinzessin Celia“ ausgerechnet für mich entschied. Nach einigen Schädelspaltern entpuppte sich die „holde Maid“ als einer der Flösser, die ich im Herbst zuvor kennen gelernt hatte. Wir unterhielten uns prächtig, und er erzählte mir, dass seine Freunde und er bereits mit den Vorbereitungen zum Siedlerfest beschäftigt seien, und ob ich nicht mitmachen wolle?

2. Tag der 3. Poëna: Siedlerfest Das Fest geht auf die Ankunft des ersten Versorgungstrosses mit Siedlern und Material zurück und stellt so eine Art „Gründungssage“ nach. Das Wichtigste ist dabei ein Bankett, bei dem jeder Anwesende gerne und laut seine ganz persönliche Einwanderungsgeschichte zum Besten gibt. Diese wird mit steigendem Biergenuß dann immer haarsträubender... Praktischerweise wird gleich in den nächsten Festtag hineingefeiert:

3. Tag der 3. Poëna: Ostarisches Bornbuchenfest (allgemein ostarisch) Wie im übrigen Ostarien wird bei diesem Fest der Holzreichtum gefeiert und die Arbeit der Holzfäller gewürdigt, man stellt allerdings nicht wie in Ankur eine Buche auf. In Leiana aber wird an diesem Tag ein reich geschmücktes Floß mit bestem Holz, wie etwa lange, gut gewachsene Tannenstämme aus Höhenwäldern für Schiffsmasten, auf den Weg geschickt. Das Holz darf der Tradition gemäß nur in Ankur verkauft werden. Zwei Tage später war die Yaltrach zum Glück eisfrei, so dass die Flößer endlich aufbrechen konnten. Keinen Tag zu früh, wie ich meine, denn es folgte eine Reihe ceridischer Feiertage, und „da ist die Länge der Gesänge zu lang für meines Ohres Länge“, wie mein Lehrer es einst ausdrückte. Man soll schließlich gehen, wenn es am Schönsten ist.

7. Tag der 3. Poëna: Offenbarungstag (allgemein heligonisch)

1. Tag des 1. Helios: Sommerfest und Tag der Erleuchtung (allgemein heligonisch)

19. Tag des 2. Helios: Fasttag zu Ehren d. hl. Eustachius (allgemein heligonisch) Darüber erfuhr ich bereits im Pailat Genaueres, denn erstaunlicherweise liegt den Mönchen viel an der strengen Auslegung dieses Fasttages, und sie unterstützen seine Einhaltung nachdrücklich. Gilt der Eustachius-Fasttag schon in Ostarien als streng, so halten ihn die Nordmarker mit geradezu extremen Regeln ein: Wer gesund ist, darf nichts essen oder trinken, solange es hell ist, außerdem darf kein Lebewesen an diesem Tag getötet werden und auch keine Pflanze! Tagsüber dürfen zwar alle Verrichtungen und auch die tägliche Arbeit wie immer erledigt werden, aber Zünfte, die mit dem Töten zu tun haben, müssen einen Tag Ruhe einhalten. Die Metzger etwa benutzen den Fasttag deshalb zum Großreinemachen. Abends findet dann ein feierlicher Gottesdienst vor der Kirche auf dem Gieshubel nahe Yaldering statt.

1. Tag des 3. Helios: Tag der Flößer in Leiana Über die folgenden Festtage kann ich nur berichten, was mir meine Wirtsleute und die Flößer erzählten, aber ich gehe nach meinen Erfahrungen mal davon aus, dass der Ablauf dieser Feierlichkeiten immer gleich ist, nur der Anlaß ändert sich. So ist der Flößertag eine Art sommerliches Badefest in der Yaltrach, bei dem die Flößer gefeiert werden, die um diese Zeit von der ersten oder zweiten Fahrt in den Süden zurückgekehrt sind. Abends gibt es dann gegrilltes Wildfleisch von einigen Feuerstellen direkt am Fluß, dazu werden abenteuerliche Geschichten erzählt, Musik gemacht und sicher eine Menge Bierfässer geleert. Gewichtige Gründe, das Fest irgendwann einmal persönlich zu erleben, denke ich.

20. Tag des 3. Helios: Große Armeeparade und Musterung in Yaldering An diesem Nachmittag werden alle Streitkräfte, also die Soldaten und auch die Bürger der Nordmark, von Obrist Sebald Roth, dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte, und Markwart Wistan vom Fahlfelt, dem Sicherheitsinspektor des Herzoghauses, inspiziert. Abends werden dann Empfänge und Bankette veranstaltet, Reden geschwungen und Hymnen gesungen. Den Beschreibungen zufolge muss es sich um ein ziemlich patriotisches Spektakel handeln.

21. Tag des 3. Helios: Großer Sommermarkt in Yaldering Ach ja, Markttag in Yaldering... der Tag nach der Armeeparade gehört dem großen Sommermarkt. Hier mischt sich der regelmäßige Jägermarkt mit einem Jahrmarkt, auf dem neben den Jägern auch Bauern, Handwerker und fahrendes Volk – sofern es den Weg in die Nordmark findet – ihre Waren feilbieten. Viele Aussteller haben auch allerhand Lustbarkeiten im Angebot. Sehr bekannt ist in diesem Zusammenhang das „Wüstenzelt“ der Mädchen vom „Stern von Darian“: Ein Hauch von Exotik für Flößer.

3. Tag des 2. Xurl: Jarecksnacht Ich frage mich, ob sich der Baron von Jolberg bewußt ist, was er da eigentlich ausgelöst hat... Da steht nun schon eine ganze Weile seine lebensgroße Statue am Ufer des Yalderinger Vaittasees und gehört inzwischen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Nordmark. Dass aber dem „Mann mit der Laterne“ ein ganzes Fest gewidmet ist, wußte ich bisher nicht: Abends treffen sich nämlich die Kinder von Yaldering unter der Statue, verkleiden sich als Jareck und wandern mit einer Laterne einmal um den See herum. Dabei treffen sie früher oder später auf einen ebenfalls als Jareck verkleideten Mann in einem wallenden, roten Wams, mit langen Haaren und braunem Rauschebart, der Geschenke verteilt. Auf einem kleinen Festmarkt gibt es noch mehr Spielzeug für die Kinder, die sich deshalb schon monatelang vorher auf die Jarecksnacht freuen. Am Abend wird dazu in den meisten Familien ein mehr oder weniger großes Festessen aufgetischt. An diesem Beispiel ist besonders gut die Entstehung eines Brauches oder einer Legende anhand einer wahren Begebenheit zu beobachten. Es wäre sicher interessant, diese Entwicklung einmal direkt vor Ort zu untersuchen. Ein nettes Thema für Exkursionen oder Magisterarbeiten...

15. Tag des 2. Xurl: Jagdtag, abends Feuerfest Ein Fest, bei dem die Jäger gefeiert werden, die mit reichlich Beute von den langen Treibjagden aus den Bergen zurückkehren. Es wird gegrillt, erzählt, gesungen und ...äh ja... gebechert – als Einstimmung auf den folgenden Tag:

16. Tag des 2. Xurl: Herzog-Rolo-Fest (allgemein ostarisch)

1. Tag des 3. Xurl: Totenmahl Dieser Brauch der Totenverehrung scheint auf die Zeit vor der Wiederentdeckung des Pailat zurückzugehen: Alle Familienmitglieder versammeln sich am Abend zu einem üppigen Essen. Geschlafen wird danach nicht in den Betten, sondern gemeinsam in der Stube vor dem Kamin, in dem das Feuer die ganze Nacht über brennen muss. Die Betten werden in dieser Nacht nämlich für die Ahnen freigehalten.

21. Tag der 1. Saarka: Lichterfest (längste Nacht/Wintersonnwende) Am kürzesten Tag des Jahres, dem ogedischen Saarkafest, wird vormittags wie gewöhnlich gearbeitet, nachmittags trifft man sich zu einem gemeinsamen Essen. Am Abend wandern die Nordmarker in einem Lichterzug durch alle Straßen und Gassen von Yaldering, und dabei ist es wichtig, dass jeder Winkel einmal beleuchtet wird, wahrscheinlich um die Dunkelheit zu vertreiben.

1. Tag der 2. Saarka: Tag d. hl. Hilarius (allgemein heligonisch)

30. Tag der 2. und 1. Tag der 3. Saarka: Altes Neujahrsfest, Weißer Tag Dieses Fest geht auf den ehemaligen Herahim (den Tag zwischen den Jahren) zurück und es hat sich daraus ein sonderbarer Brauch entwickelt: Man nimmt eine weiße Fahne, steigt auf ein Pferd und reitet durch die verschneite Landschaft. An jährlich neu gewählten Standorten sitzen die Leute ab, packen Instrumente aus und musizieren, jeweils ein ganz bestimmtes Stück. Abends wird das Stück dann in einer bestimmten Taverne oder einem Privathaus wiederholt. Wenn diese Volkswanderung dann endlich beendet ist, darf man sich bei weiteren Darbietungen aufwärmen und seine Fragen über Sinn und Unsinn solcher Veranstaltungen in Schädelspalter ertränken. Ich muss gestehen, dass ich mich darauf gefreut hatte, an diesem Tag den Pailat verlassen zu können, um mit den Mönchen an einem Fest teilzunehmen, das noch dazu viel mit Musik zu tun haben sollte. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, meilenweit durch tiefen Schnee zu stapfen und mir beim Spielen die Finger abzufrieren... Zu allem Überfluss war es dann auch kaum möglich, mir all diese Stücke zu merken, und am Abend war keiner mehr in der Lage, sie mir noch einmal deutlich vorzusingen. Wieder ein Grund, hier noch einmal genauer nachzuforschen, um was es da eigentlich geht. Möglichst im Sommer.

Zusätzlich zu all diesen Festtagen gibt es eine Menge Feiern, Gründungsfeste und Bräuche, die von Siedlern aus allen erdenkbaren Regionen Heligonias mitgebracht werden. Sie sind so unterschiedlich wie die Zuwanderer und werden jeweils von den aus einer bestimmten Landschaft stammenden Siedlergruppen gefeiert, was aber die übrigen nicht an der Teilnahme hindert. Feiern ist eine ausnehmend beliebte Freizeitbeschäftigung der Nordmarker.

Nun, dies soll ein kleiner Eindruck der Nordmark und des Pailat gewesen sein. Über Landschaft, Politik, Handwerk und den wichtigen Punkt der Verteidigung gegen die Ödlande gibt es und wird es andere Aufzeichnungen geben. Ich hoffe, dem geneigten Leser hier einen Eindruck der uralten Kultur des Pailat und der nordmarker Lebensweise vermittelt zu haben und stehe für weitere Fragen gerne zur Verfügung.