Drachenhainer Hoftag zu Lindenrast

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Viel Licht, viel Schatten! – Der Drachenhainer Hoftag und welch Verrat sich dort zutrug

(Berichterstattung im Heliosboten 65)

Was eigentlich feierlich als erster Hoftag unter Fürst Leomar abgehalten werden sollten, entwickelte sich im Laufe der kommenden beiden Tage zu einer wahren Verbrecherhatz. Denn auf raffinierte Weise war es einem bis dahin unbekannten Feind des Fürstentums gelungen, Spione und Mordbuben bis in die höchsten Ebenen der Baronien und des Fürsten Hofstaat zu mischen. Dass sich das Fürstentume angesichts dieser niederträchtigen Attacke schadlos hielt und man das Böse bis auf weiteres wieder verscheuchen konnte, ist einmal mehr der sprichwörtlichen Einigkeit des Drachenhainer Adels zuzuschreiben. In abgeschiedener Runde trug ein jeder der noblen Anwesenden, seine Beobachtungen vor und so waren die Verräter in ihrer Mitte im Nu entlarvt. Und wahrlich groß war die Gefahr gewesen, gelang es dem Widersacher doch auf betrügerischem Wege, eine der Vier Statuen der Götter aus ihrem Schutz im Hochland, an Ort und Stelle gen Lindenrast zu lenken. Ein schockierender Umstand, waltete in Sachen der Bildnisse doch allergrößte Geheimhaltung und Vorsicht. Doch der Reihe nach.

Im größten Schneegestöber erreichten die hohen Gäste aus allen Winkeln des Fürstentums das Lindenraster Jagdgut. Ein mühsamer Marsch, denn das abgelegene Anwesen ist von jeher nur zu Fuß zu erreichen. Hofmeier Funkenschlag und seine Bruder vermochten den angereisten Noblen aber bald - mittels Schenkwin und heißer Speise - die Anstrengungen vergessen zu machen.

Kanzler Giselher war es, der alle Anwesenden zunächst begrüßte, untereinander vorstellte und über das Kommende der nächsten Tage in Kenntnis setzte. Hierbei kam zu Sprache, dass der Sohn des Helios, Magister Metabor, unlängst von Helios zum Hochgeweihten erwählt wurde, was allgemein großen Beifall fand. Hernach berichtete Fürst Leomar dann in einer wohlgesetzten Rede (abgedruckt in dieser Ausgabe, die Red.) über Sinn und Ursprung des Hoftages und stellte die kommenden Tage in den Geist der Landesgründer Halmar und Hamish. Gleich mit zwei Paukenschlägen wussten Fürst und Kanzler aufzuwarten und berichteten zum einen, dass es sich bei den Leichnamen aus dem Mondsee, gesichert um den früheren Landesvater Waldemar und die Saarkani Saleena, genannt die Hexenmutter, handelte. Große Betroffenheit stellte sich daraufhin unter allen Zuhören ein und man Gedachte im Stillen der Toten. Seine Durchlaucht kündigte für den Abend eine Totenfeier, zu Ehren der Saarkani Saleena, an (der Helios-Bote 64 berichtete, die Red.). Eine weitere Überraschung sollte die „Auferstehung“ einer Todgeglaubten sein: Die Tatzelfelser Vogtin von Distelwiel, Jovana von Rabenweil - vor zehn Jahren von einer Expedition nicht mehr heimgekehrt - stand wirklich und leibhaftig in ihrer Mitte und ließ sich von den Anwesenden begrüßen und beglückwünschen. In aller Kürze berichtete die Ritterin, verschleppt worden und lange Jahre Gefangene eines wilden Volkes, namens Bilchländer, gewesen zu sein. Während des anschließenden, köstlichen Abendessens in ungezwungen-drachenhainer Manier, wurde noch eifrig über die Neuigkeiten disputiert.

Dem Angenehmen folgte aber sogleich tiefer Schrecken, als etwas verspätet die Tochter der Poena, Arianwen McGrath, aus Gaeltacht anreiste. Denn mit sich führte die Geweihte eine der - eigentlich bestens gehüteten - Statuen der Vier Götter. „Eigens auf des Fürsten ausdrücklichen Befehl“, wie die Gaeltachterin dem verblüfften Landesherrn zu berichten wusste. Die Ursache für diesen Irrtum war indes bald gefunden, ein gefälschter mit scharfen Worten gewürzter Brief, hatte den Beteiligten kaum eine Wahl gelassen. Da war mit einem Mal die Ratlosigkeit und der Argwohn groß. Vor allem nachdem die Pogelsweiler Abordnung, Siegfried und Runhild von Leuenfels, von weiteren drei Briefen berichteten, welche – den Vieren sei Dank –ihrer Wachschaft bereits vor einigen Tagen ins Netz gegangen war. Es war nun offensichtlich: Irgendwer trachtete massiv nach den Bildnissen und führte dabei sicherlich nichts Gutes im Schilde! Schnell war man sich einig darin, die mitgebrachte Statue nicht aus den Augen zu lassen. Magister Metabor bewachte fortan argwöhnisch das Kleinod der Götter - passender Weise war es jenes, das Helios zugeordnet wurde.

Alsdann, stand trotzalledem die Totenfeier zu Ehren Saleenas auf dem Plan. Es gab nur wenige, die sich dem Fackelzug nicht anschlossen, um die Hexenmutter gebührend zu ehren. Auch zu diesem Anlass hielt seine Durchlaucht eine kurze Ansprache (ebenfalls abgedruckt in dieser Ausgabe, die Red.). Seine Cousine, Josephina von Drachenhain, sprach gerade das Totengebet, da glommen im Wald unvermittelt rote Lichterscheinungen auf, schemenhafte Saarkanis drangen aus dem Dunkel und forderten ihrer Schwester Asche. Dem wurde stattgegeben und so wurden die sterblichen Überreste Saleenas unter den Augen aller, in die Winde verstreut. Und als man gemeinsam um Aufnahme der Hexenmutter an der Göttin Tafel bat, krachte plötzlich ein lauter Blitz hernieder, blendete die Andächtigen und ließ sie ehrfürchtig in die Knie gehen – das Gesuch hatte offensichtlich Gehör gefunden! Ergriffen erneuerten da viele der Adligen ihr Gelübde, für Land und Menschen Verantwortung zu tragen und nahmen den gereichten, bittren Kräutertrank und das süße Gwonbrot an – denn wahrlich: „Süß ist das Leben und bitter der Tod!“

Der weitere Abend stand zu Anfang ganz im Zeichen des vergangenen, Drachenhainer Bruderkrieges. Der berühmte Barde Cestric van Kenn-Dallir gab seine weithin bekannte Ode zu diesen dunklen Tagen zum besten und erntet viel Applaus. Manch versöhnliches Wort wurde ausgesprochen und dabei manch bittre Erfahrung und Begebenheit des Krieges ausgetauscht. In diese fürwahr einträchtige Stimmung, platze auf einmal Pater Pankraz herein und unversehens machte sich Eiseskälte in der Trunkhalle breit. Bald schon erregt der selbsternannte „St. Aluiner“ den Unwillen der Anwesenden. Gar freche Rede führte er wider den Fürsten und manch seiner Gäste. Bevor man den Kerl aber hinauswerfen konnte, wendete sich dessen Benehmen und er erbat für sich Schutz und Gastrecht. Traditionell sei der Hoftag auch dafür geschaffen worden, in Ungnade gefallenen Vasallen, Rehabilitation zu ermöglichen, so Pankraz. Zähneknirschend stimmte seine Durchlaucht dem zu und nahm den Pater daraufhin unter seinen Schutz. Dem aber nicht genug, gab er sich plötzlich als Angehöriger, und gar Unterhändler, des unseligen Drachenbundes zu erkennen. Eine Allianz wolle er dem neuen Drachenhainer Herrn und all seinen Vasallen anbieten und stellte in Aussicht, mehr über den Tod des Waldemar und der Hexenmutter zu wissen. Nicht umsonst wolle er sein Wissen jedoch preisgeben und so forderte er Straferlass für sich und seine Kameraden. Erst wenn dies gebilligt sei, wolle er sprechen. Fürst Leomar, sichtlich erzürnt, sagte zunächst weder ja noch nein, sicherte aber zu, den Vorschlag zu überdenken. Da waren in der Trunkhalle mit einem Mal die Gespräche laut und recht erhitzt. Pankraz aber, mischte sich unter das Volk und tat gerade so, als ginge ihn all diese Aufregung nichts an und redete ausgelassen mal mit diesem, bald mit jenem. Er aß und trank und ließ sich weder Hast noch Aufruhr anmerken. Es vergingen nur wenige Stunden - eine Einigung war noch nicht erzielt worden - da griff sich der Pater plötzlich an den Hals, schlug sich panisch auf die Brust und verstarb schließlich vor den Augen aller und unter Qualen. Ein Giftmord war geschehen, das lag auf der Hand. Ein Bekennerschreiben wurde bald darauf gefunden, auf welchem zu lesen war: „Für Saleena, elendes Ceridenpack“. Betreten schauten sich da Ogeden wie Ceriden in die Augen - konnte das wahr sein? Bald darauf – es war auch schon recht spät – verstummten die Gespräche und man begab sich nachdenklich zur Nachtruhe.

Nach einem kräftigen und vorzüglichen Frühstück, machte sich die gesamte Drachenhainer Hoftagsgesellschaft am nächsten Tag in aller Frühe bereit, auf die Pirsch zu gehen. Unter den Leitung der alten Jagdmeisterin Tiomara und ihrer Jagdgehilfin Roana wollte man Rot- und Schwarzwild auf den Pelz rücken und stimmte sich zuvor auf die Jagd ein, indem man gemeinsam Waidsprüche, wider die Dunkle Jagd, sprach. Die Sprüche waren übrigens auf Geheiß des Fürsten so gehalten, dass sowohl Ceriden wie Ogeden, die Worte rezitieren konnten. Man unternahm die „Niedere Jagd“, ein gemeinsames Jagen aller Stände also.

Unbemerkt von den meisten und in aller Stille, nahm unterdessen Jagdgehilfin Roana einige aufrechte Drachenhainern beiseite und deutete an, unfreiwillig etwas recht seltsames erlauscht zu haben. In der Eile maß man den Worten des Mädchens keine dringende Bedeutung bei und machte ein Treffen für später aus – ein folgenschwerer Fehler, wie sich später zeigen sollte.

Tief drang die Jagdgesellschaft im knietiefen Schnee in das entlegene Dickicht des altehrwürdigen Jagdgutes vor, wandelte auf Wegen, so alt wie das Land selbst. Dass der Lindenraster Forst nach wie vor eine reiche Wildkammer darstellt, zeigte sich an jenem Tage wahrlich. Als die Gesellschaft allmählich schon zum Ende der Pirsch kommen wollte, traf man im Wald unversehens auf den Leichnam eines der Jagdhelfers in seinem Blute. Die Verwundungen zeigten deutlich, dass der Arme vor nur wenigen Augenblicken von einem mächtigen Tiere – vermutlich einem Bären – gerissen worden sein musste. Da kam nochmals Bewegung in die Gesellschaft, denn es lag auf der Hand, dass dies gefährlich Tier sofort zur Strecke gebracht werden musste. Mit neu entfachter, diesmal jedoch hochernster Jagdlust, nahm man die Fährte auf. Schrecklich war es, der Blutspur des Ungeheuers zu folgen und Angst schnürte den ungeübteren Waidleuten den Hals zu. Mit einem Mal erschien uns der Wald um ein Vielfaches bedrohlicher. Jede Baumgruppe, Höhle oder natürliche Unterstände wurde auf das Genauste begutachtet, bevor man dem Ort seinen ungeschützten Rücken zuwandte. Endlich fand man aber den Bären und erlegte ihn. Rhyana selbst weiß, wie sich das Tier nach Lindenrast verirren konnte. Der Hausmeier des Gutes schwor indes später Stein und Bein, dass es sich bei jenem Untier um jenes gehandelt haben müsse, das einstmals den guten Vater der Gebrüder Funkenschlag ermordet habe – späte Genugtuung also für Bertil, Xander und Uddomer.

Von der Hatz geschafft, doch mit reichlich Jagdbeute, kehrten alle zum Gutshaus zurück, worauf andächtig die Strecke ausgelegt und vielstimmig verblasen wurde. Endlich war wieder etwas Ruhe eingekehrt und der Adel machte sich für die bevorstehende, Besprechung hinter verschlossener Türe bereit. Man legte also die nasse Kleidung ab und zog ein wenig würdigere Garderobe an. Unweit des Haupthauses, in der alten Trunkhalle, sollte die Besprechung abgehalten werden und so waren dort die Möbel zusammengerückt und der Raum wohnlich eingeheizt worden. Denn den Drachenhainer Vasallen sollte es in den Stunden ihres Debattieren an nichts mangeln. Wer nicht an der Klausur teilnahm, vertrieb sich im Haupthaus bei Gesprächen, Spiel und guten Getränken, aufs angenehmste die Zeit.

Wie schrecklich war da aber das Erwachen, als plötzlich weithin der gellende Schrei des Uddomer Funkenschlag zu vernehmen war. Kreidebleich stürmte er auf die Gäste zu und berichtet, gerade weiteres Holz für das Feuer geholt zu haben, als er sie entdeckt habe! Wenig mehr war aus dem armen Mann jetzt herauszubekommen und so folgte man ihm hinter das Haus, wo er die Anwesenden zu einem neuerlichen, furchtbar zugerichteten Leichnam führte. Es handelte sich um die Jagdgehilfin Roana. Der Dolch, der dem armen Kind viele Stiche in den Oberkörper zugefügt und auch sein Herz durchbohrt hatte, lag nahe beim Opfer, für das nun leider jede Hilfe zu spät kam. Vom Täter gab es freilich keine Spur.

Dem Vernehmen nach reagierte der Adel um den Fürsten nun prompt und setzte fortan alle Anstrengung in das Auffinden des oder der Schuldigen. Tatsächlich sollten diese Mühen bald belohnt werden, denn es wurde ein Komplott von höchstem Ausmaß aufgedeckt. Drei Spione, einer bis dato unbekannten doch nichtsdestotrotz hochgefährlichen Macht, wurde demaskiert. Jagdmeisterin Tiomara, Hauptmann Guntras Aarfold - also der angebliche Abgesandte der Antrutzen - und die soeben heimgekehrte Vogtin, Jovana von Rabenweil. Das waren jene drei.

Während Aarfold, die entlarvte Jagdmeisterin zwischenzeitlich ermordete und bald darauf entfleuchen konnte, wurde Jovana - die dritte im Bunde – früh festgesetzt. Sie zeigte sich geständig und gab an, im Auftrage eines Landes namens „Stueren“ gemordet, betrogen und gelogen zu haben. Auf die Statuen sei man aus gewesen. Im tiefsten Drachentrutzer Kerker schmachtet die Verräterin seither und und harrt ihrer Aburteilung. Hartnäckig heißt es, die Vogtin habe rein aus Verzweiflung gehandelt, doch wird es dazu sicherlich bis zum bald kommenden Gerichtstag, nichts gewisses geben.

Viel Licht, viel Schatten. Einerseits einten die Geschehnisse des Hoftages den Drachenhainer Adel auf bislang kaum gekannte Weise, andererseits wirkt seine Durchlaucht den Menschen in seiner näheren Umgebung seither sehr verändert, sehr schwer muss der Verrat den Fürsten erschüttert haben.

Meister Minhard Balamus, Drachenhainer Hofberichterstatter