Kleinfürstentum Angaheym

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Kleinfürstentum Angaheym
Angaheymwappen.jpg
Hauptstadt Felsbach
Herrscher Fürst Nial Felsenhammer
Fläche 1072 Meilen2
Einwohner früher mal 600
Lehen

Das Kleinfürstentum Angaheym liegt in einem unzugänglichen Hochtal inmitten des Fürstentums Drachenhain. Es wird im Norden von der Baronie Luchnar, im Süden von der Baronie Wolfenfeld eingerahmt. Die Angaheymer gehören zu den Ureinwohnern Heligonias und sind Nachfahren der Pruzzen.


Das Land

Die Straß

Das Kleinfürstentum Angaheym ist nur über einen einzigen, allgemein zugänglichen Weg zu erreichen, die Perlbachschlucht, bei den Angaheymern "die Straß" genannt. Sie führt von der Baronie Wolfenfeld durch eine tiefe, unwegsame Schlucht nach oben in ein von hohen Bergen eingeschlossenes Tal. Wenn es noch weitere Zugangsmöglichkeiten gibt, etwa über steile Bergpfade, so wird das Wissen darüber jedenfalls sorgfältig gehütet.

Durch die Schlucht stürzt der Perlbach nach unten Richtung Wolfenfeld, wo das klare Gebirgswasser für die Zucht von Perlmuscheln und Flusskrebsen heiß begehrt ist. Im Sommer ist der Perlbach nur leise murmelnd aus den Tiefen der Schlucht zu hören, doch nach starken Regenfällen tost gefährliches Wildwasser über die Felsen. Im oberen Teil der "Straß" herrschen Dämmerlicht und Nebelschleier. Schon allein deswegen ist ein Aufstieg ohne kundigen Führer nicht zu empfehlen.

Unerwünschte Besucher müssen außerdem damit rechnen, dass dieser so wichtige Zugang auch noch mit anderen Dingen als rutschigen Bohlen gesichert ist...

Das Hochtal

Angaheymkarte.jpg

Am Ausgang der Schlucht erwartet den Besucher ein überwältigendes Panorama, der Blick auf ein riesiges Hochtal, eingerahmt von malerischen Bergen mit schneegekrönten Gipfeln. Hier lassen wir Nial Felsenhammer zu Wort kommen:

"Ich kann mein Land in einem Tag von Nord nach Süd und in einem halben von West nach Ost durchwandern. Meine Feinde kommen keine zehn Schritt weit!"


In Angaheym gibt es vier Sippen oder Clans, die das Land unter sich aufteilen:

Maerach mit dem Dorf Felsbach

Skagen mit dem Dorf Sturmwipfel

Lairg mit dem Dorf Birkenhain

Aithil mit dem Dorf Grünfall

Das Hochtal wird durch den Perlbach und den Buntsteinsee geteilt. Den Norden beherrschen dunkle Wälder und Hochmoore, an den steilen Westhängen befinden sich die Eingänge zu den Minen. Hier weiden auch Schafe und Ziegen, Rüben und Emmer werden angebaut. Südlich des Perlbachs liegen Wiesen und Felder mit Hopfen, hier wachsen zähe Obstbäume und lichte Laubwäldchen. Ganz im Süden steigt das Tal wieder an, alte Baumriesen und Hochweiden bestimmen die Landschaft. Zahlreiche Gebirgsbäche durchziehen das Tal und münden in Perlbach und See.


Flora und Fauna

In den tiefen Wäldern und besonders auch in den unwegsamen Bergen findet man Wölfe, Wildkatzen und Bären, Rotwild und Bergziegen, sowie eine überwältigende Anzahl von Karnickeln, bei deren Jagd man auch oft von Hochmoor-Mücken geplagt wird. Gezüchtet werden hauptsächlich Bergziegen und Hochlandrinder, deren Hörner einen beliebten Ausfuhrartikel darstellen.

An Pflanzen findet man neben dem Stammgetreide Emmer zum Essen auch viele Arten von Pilzen, Holler, Wiffelbeeren und andere Waldbeeren, Rüben und Gelbknollen, die sie hier Gunkeln und Erdäpfel nennen. Man findet viele Kräutersorten, wie Petersilie, Schnittlauch, Knoblauch, Liebstöckl, Thymian, Estragon, Majoran, Dill, Kerbel, Borretsch, Pimpernelle, Milcherling, Giersch, Gänsblümerl, Sauerampfer, Salbei und Kümmelkraut. An den Bäumen wachsen Birn und Apfel.

Die Bewohner

Die Angaheymer tragen meist Bärte und lange Haare, hellbraun bis schwarz, bei den Frauen auch blond oder rot, bei Kriegern oft geflochten. Sie besitzen schlanken bis kräftigen Körperbau, es gibt nahezu jede Körpergröße. Das harte Leben in einem abgelegenen Hochtal bringt kräftige, zähe Menschen hervor, die hartnäckig, manchmal auch stur ihre Ziele verfolgen. Sie sind nicht leicht für Fremde zugänglich, doch wenn sie einmal Freundschaft geschlossen haben, kann man auf ihre Unterstützung bauen. Das Gleiche gilt natürlich auch für schlechte Erfahrungen.

Einem Fremden kann es deshalb durchaus bei arrogantem oder aufdringlichem Verhalten geschehen, daß er mit Schwert, Stab oder Schleuder wieder zu ordentlichem Benehmen überredet wird. Dies wird um so wahrscheinlicher, je ceridischer sich der Fremde benimmt. Gläubige wissen um gute Sitten, bei Ungläubigen war das bisher selten der Fall.

Einem Fremden fällt auch sofort der eigenartige angaheymer Dialekt auf, der für viele nur sehr schwer zu verstehen ist. Dennoch benötigt man keinen Übersetzer, denn mit ein wenig Gewohnheit und der Bitte um langsames Sprechen kommt man als Heligonier gut zurecht.

Einen Angaheymer erkennt man an seiner Tracht, die hauptsächlich aus Leinen, Wolle und Nessel besteht. Die Farben liefert die Natur: Vorherrschend braun, grau und grün, generell jeder Ton den man mit "dunkeldreckig" umschreiben kann, aber auch naturfarbenes Leinen oder gefärbt mit "Wiffelbeerenpurpur". Darüber trägt man Lederwams, Fellweste oder auch einen Wollumhang. Manchmal trifft man einen Angaheymer auch in einem Kleidungsstück an, das die Hochländer Kilt nennen. Dieser ist jedoch bei weitem nicht so bunt und kunstvoll wie zum Beispiel in Luchnar, sondern stellt eher ein praktisches Allzweck-Kleidungsstück dar.

Reich gestickte Borten, geschnürte Beinlinge, Pelzverbrämungen und andere kunstvolle Verzierungen verraten Stellung und Vermögen des Trägers, dazu kommen noch große Fibeln, metallbeschlagene Gürtel, Stirnreifen und verschiedene andere Arten von Schmuckstücken.

Soviel man weiß, sind Mann und Frau weitgehend gleichberechtigt. In Handwerk und Priestertum sind wohl geringfügig mehr Frauen und in den Schmieden und Minen mehr Männer beschäftigt. Das heiratsfähige Alter beginnt für Frauen ab dem vierzehnten und für Männer ab dem fünfzehnten Lebensjahr. Ein Kind wird allerdings schon mit fünf Jahren langsam mit seinen Rechten und Pflichten bekannt gemacht. Ab diesem Alter beginnt auch der Umgang mit der Waffe, jetzt noch als Übungsgerät aus Holz. Davor werden sie durch ihre Eltern und die Alten der Sippe betreut. Das Kind wächst mit der Natur und seiner Sippengemeinschaft auf. Es lernt bereits früh, die Stimmen des Waldes und der Berge zu verstehen. Auch Kenntnis der örtlichen Fauna und Flora wird dem Heranwachsenden bald beigebracht. Mit etwa elf Jahren beginnt man, den Jugendlichen in ein Handwerk seiner Wahl einzuführen. Zu diesem Zeitpunkt erhält der Zögling die Waffe, die für ihn persönlich am besten geeignet scheint. Mit dem heiratsfähigen Alter gilt der Junge oder das Mädchen als Erwachsener. Er kann nun zum Sippenführer werden, seinen eigenen Hof gründen und heiraten.

Politik

Angaheym ist nicht tief in die Wirren der Politik zwischen den benachbarten Ländern verstrickt. Einmischungen in die inneren Angelegenheiten anderer Gebiete wird als unnötig angesehen und daher nicht praktiziert. Die eigene Ruhe wird über die rege Betätigung in politischen Angelegenheiten gestellt, Taten zählen mehr als Worte.

Eine besondere Stellung nimmt die Baronie Wolfenfeld ein. Zum einen sind ihre Bewohner aufrichtige, gläubige und freundliche Menschen. Zum anderen führt die Straße in die Baronie. Einem Hilfegesuch der Wolfenfelder stehen sie immer aufgeschlossen gegenüber.

Als Angaheym zunehmend Handelsbeziehungen in ganz Heligonia knüpften, stellte ihnen Baronin Josephina von Wolfenfeld günstig ein Handelskontor zur Verfügung, in dem größere Posten gelagert werden können. Weitere Erläuterungen zu den Beziehungen zwischen Angaheym und Wolfenfeld findet der geneigte Leser in den Biografien von Josephina und ihrem Vater Wunjo von Drachenhain.

Ein freundschaftliches Verhältnis pflegt man zu Jolberg, dessen Bewohner ebenfalls pruzzische Vorfahren aufweisen können. Besonders der begeisterte Ahnenforscher Baron Jareck von Jolberg lässt selten eine Gelegenheit aus, mit Angaheymern die glorreiche Vergangenheit hochleben zu lassen und gemeinsame Bräuche zu pflegen. Seit vielen Jahren wird nun schon die Freundschaft zu Jolberg gefestigt, und es herrscht reger Austausch der Erzeugnisse.

Auch zu Darian bestehen Beziehungen, jedoch eher ungenauer Natur, denn hier bleiben die Angaheymer recht einsilbig. Es ist nur bekannt, daß in Darbor fünf Drachenschiffe für den Angaheymer Gebrauch ankern dürfen, einige davon sind auch manchmal in Sarniant zu sehen.

Ein mehr als gespanntes Verhältnis herrscht zu Vjoshaven, wobei die Gründe für diese Urfehde wohl schon lange im Dunkeln liegen. Wahrscheinlich hat das Ganze mit der pruzzischen Vergangenheit zu tun, oder irgendwelchen alten Kriegsgeschichten. Jedenfalls bezeichnen die Angaheymer die Vjoshavener als "raffgierige Seeräuber" und die Vjoshavener die Angaheymer als "diebisches Bergvolk". Wie auch immer, auf Keilereien darf gewettet werden, doch zum Glück laufen sie sich nicht allzu oft über den Weg.

Regierungsform

Angaheym ist eigentlich nur ein Stammesverband, erhielt jedoch aufgrund seiner Geschichte, seiner Rolle bei der Besiedelung Heligonias und während der Hochlandkriege von König Helos Aximistilius den rechtlichen Status eines Kleinfürstentums. Dies sollte nicht nur die notwendige Rechtssicherheit im diplomatischen Umgang mit Angaheymern gewährleisten (etwa bei Adelstagen und Empfängen), sondern auch die Drachenhainer Herrscher von dummen Gedanken abhalten. Zu oft musste man nämlich in früheren Zeiten Bekanntschaft mit der Wehrhaftigkeit von aufgebrachten Angaheymern machen, die sich nicht angemessen behandelt gefühlt hatten. Der Status als Fürstentum bringt nun auch mit sich, dass der amtierende Häuptling und Thingsprecher den Stand eines Fürsten genießt und damit auch Anspruch auf die Anrede "Durchlaucht" hat, was schon zu viel Verwirrung bei manchen Tieflandbaronen geführt hat. Ebenso können sich die Sippenvorstände folgerichtig als "Baron" ansprechen lassen, was sie jedoch selten ausnutzen – es sei denn, sie werden nicht angemessen behandelt...


Was die Regierungsform angeht, lassen wir am besten wieder Nial selbst sprechen:

"Also erst mal heißt das hier nicht Stammesfürst. Wir sind zwar offiziell ein Fürstentum, aber die Anrede "Durchlaucht" gilt nur für Außenstehende. Die einzigen formellen Titel bei uns sind Thingsprecher und Sippenvorstand. Meistens sagen die Leute Häuptling, Chef oder reden mich mit dem Namen an. Als Stammesfürst vertrete ich Angaheym vor anderen Herrschern, kann Bündnisse und Handelsverträge schließen und habe im Kriegsfall die Befehlsgewalt. Innerhalb des Stammes aber wird alles beraten und abgesprochen. Dazu habe ich die Sippenvorstände als Vertreter der Dörfer, die Druiden, weil die vielleicht einen Fall aus älterer Zeit dazu kennen und auch bei den Traditionen Bescheid wissen, und den Barden, weil er viel herumkommt und sich in anderen Gegenden auskennt. Geht es um größere Dinge, wird ein Allthing einberufen, an dem jeder Erwachsene teilnehmen kann, und dort wird dann abgestimmt. Das Allthing findet für gewöhnlich zweimal im Jahr statt, dort wird auch alle fünf Jahre oder nach Bedarf ein Thingsprecher oder Häuptling gewählt. Jeder erwachsene, gebürtige Angaheymer kann dieses Amt erhalten, aber meistens wird es einer der vier Sippenvorstände. Ein Sippenvorstand ist übrigens der angesehenste, reichste, berühmteste oder sonst irgendwie herausragendste Krieger eines Dorfes. Und da es vier Dörfer in Angaheym gibt, gibt es eben drei Sippenvorstände und einen Häuptling."

Rechtsprechung

Nial meint dazu vorsichtig: "Naja, also wenn Ausländer beteiligt sind, wird für gewöhnlich die Halsgerichtsordnung angewendet. Interne Angelegenheiten werden innerhalb der Dörfer selbst geregelt, größere Streitfälle kommen vor das Allthing. Über die Strafen will ich jetzt nicht so ausführlich berichten, sagen wir, jeder darf mal draufhauen ..."


Bräuche

Es gibt viele Bräuche und Feste in Angaheym; manche sind einzigartig, manche findet man in abgewandelter Form auch in anderen Teilen Heligonias. Nur einige sollen hier genannt sein:

Rituale des Lebens

Es gibt Prüfungen für die angehenden Jungkrieger, bei denen sich diese gegen ältere Krieger behaupten müssen. Dies gilt als Kriegerweihe. Dazu kann auch die Wolfsjagd gehören oder eine andere, besondere Mutprobe.

Handwerkerfeste werden zur Ehre und Einweihung eines neuen Meisters gehalten. Der Geprüfte wird ab diesem Tage allgemein als "Moasta" tituliert. Dieser überreicht dem Sippenoberhaupt dabei mit gesenktem Haupt sein Meisterstück, das er in den letzten Wochen gefertigt hat, und empfängt dafür Glückwünsche und eine gute Bezahlung. Und in dem Moment, in dem er die Bezahlung erhält, wird ihm von den anderen Gesellen ein großer Bottich mit kaltem Wasser als Einweihung über den Kopf gegossen, auf daß er nie vergesse, daß er auch mal Gesell war und er seine zukünftigen Gesellen recht anständig behandeln möge.

Der Brauch der Kratzlmagd ist eine recht eigenartige Besonderheit: Wen hat es nicht schon einmal an einer unerreichbaren Stelle am Rücken gejuckt? Dann gekratzelt zu werden, ist etwas Herrliches! Alle Angaheymer Frauen verstehen sich nämlich ein wenig auf die Kunst des Massierens und Knetens. Mit der Zeit entwickelten sich ganz ausgefeilte Techniken, die auch das Massieren verspannter Schultern nach harter Arbeit oder Kampf beinhalten. Als junges Mädchen geht man deshalb zu einer älteren Frau, um von ihr diese Kunst zu erlernen. Bis zu ihrer Hochzeit kann so eine Kratzlmagd dann diese Fertigkeiten üben und verfeinern, indem sie sich einfach ihren Verwandten und Freunden widmet. So manche zarte Liebe hat sich daraus schon entwickelt... Später lernen auch die Ehemänner von ihren Frauen und zahlen die Wohltaten gerne zurück.

Eine besonderes Ereignis ist die Weihe der besten Waffen zur Jahreswende, die in Angaheym an der Wende zur 2. Saarka gefeiert wird. Unter Trankopfern werden diese Waffen mit heiligem Wasser benetzt und sollen so angeblich eine besondere Treffsicherheit und Schärfe erlangen. Nähere Details über diese Zeremonie sind bis heute nicht bekannt, da noch niemals ein Außenstehender an diesem Ritual teilnehmen durfte.

Wenn jemand gestorben ist, wird eine große Bestattungszeremonie abgehalten, wobei der Tote meist verbrannt und in dem Hügelgrab seiner Familie bestattet wird. Danach wird jeder Gast kräftig bewirtet, auf das nicht so bald wieder jemand stirbt, wenigstens nicht an Hunger.

Jahresfeste

Im Frühling findet das Eiersuchfest statt, an dem vor allem die Jüngeren, aber auch "gstandne Manner und Weiberleut" nach buntbemalten Eiern suchen, die ihnen die anderen in der Nacht zuvor versteckt haben.

Wie auch im übrigen Heligonia finden natürlich Gelage an der Helioswende und der Tag-und-Nacht-Gleiche statt. Man häuft riesige Holzstapel auf, zündet diese an und verbrennt symbolisch die bösen Geister in Form von Puppen aus Stroh.

Als letztes bleibt noch der große Markttag zu erwähnen, der einmal im Jahr stattfindet, und bei dem Händler aus ganz Heligonia zu Kauf und Tausch willkommen sind. Zum Markttag wird mit lauten Trommeln und Hörnern gerufen. Doch darüber soll uns ein Besucher erzählen:

"Es mussten wohl an die fünfzig Trommler sein, um ein solches Getöne zu erzeugen. Die rhythmischen Klänge begleiteten uns auf unserem Weg zur Straß und wir ahnten, daß es wohl etwas mit dem Markttag zu tun hatte. Als wir in die Nähe der Schlucht kamen, fanden wir dort bereits viele Angaheymer aus allen Winkeln des Landes versammelt. Sie bauten ihre Ware auf, um sie zum Tausch anzubieten oder klingende Dukaten zu erhalten. In Kürze würden die Händler aus den anderen Ländern hereinströmen. Tatsächlich war das Trommeln das Zeichen für die wartenden Händlerscharen, daß nun für fünf Tage das Handeln beginnen könne. In dieser Zeit senden die Fürsten vieler Länder ihre Gesandten, um begehrte Waren aus Angaheym zu tauschen."


Die Kriegskunst Angaheyms

Angaheym ist seit Urzeiten ein rauhes Gebiet. So lernt jedes Gemeinschaftsmitglied von klein auf den Umgang mit der Waffe. Zunächst, um sich möglichst früh gegen die unwirsche Natur zu wehren, und um später auch die Grenzen wirkungsvoll zu verteidigen, denn Angaheym mag mit seinen 600 Bewohnern für manch einen Fürsten als ein leicht zu nehmendes Land erscheinen. Aufgrund dieser Bedingungen ist jeder dritte Angaheymer wehrfähig und innerhalb kürzester Zeit auch mobil zu machen. Falls es zum Krieg kommt, formen fünf Krieger eine Tatze, auch "Pratzn" genannt. Vier bis fünf Pratzn bilden einen Kneul. Größere Organisationsstrukturen werden nicht praktiziert, da ein Angaheymer über ein ausgeprägtes Freiheitsbedürfnis verfügt und am liebsten in einer kleinen Gruppe mit seinen Freunden kämpft.

Dann wird oft der Schildwall praktiziert: Eigentlich eine Formation zur Verteidigung eines Engpasses. Sie wird durch mindestens zwei Reihen von Kriegern gebildet. Die erste trägt miteinander verbundene Schilde (durch die Griffe sind Speere gesteckt). Diese Reihe agiert defensiv. Die zweite Reihe ist mit Speeren, Äxten oder Langschwertern bewaffnet und greift Gegner vor dem Schildwall mit Speeren und Wurfwaffen an. Bei Angriffen durch Reiterei ist diese Reihe mit Überlangen Stangenwaffen ausgerüstet.

Fallenstellen und Fallenbau gehört ebenfalls in den Bereich der Spezialitäten Angaheyms. Angeblich sah man auch schon erfahrene Angaheymer Minenarbeiter in fernen Ländern, die dort als Sappeure eingesetzt wurden.

Als Schutz trägt man (beschlagene) Lederrüstungen, Kettenhemden und Kettenmäntel sowie Schuppenpanzer, die allesamt aus heimischer Machart sind. Zusätzliche Schutzausrüstungen aus Metall oder Leder sind Arm- und Beinschienen, Kettenhandschuhe, Plattenhandschuhe, Lederhelm, offener Metallhelm mit Nasenschutz, Halsschutz und Rundschilde aus Holz mit Eisenbeschlag.

Tallrim Stabschwinger, Waffenmeister Angaheyms, erklärt: "An Nahkampfwaffen kann ich euch folgendes anbieten: Schwert, Kurzschwert, Zweihänder, Axt, Beil, Streitaxt, Stab, Hammer, Streitkolben, Speer, Sense, Sichel, Heugabel, Morgenstern, Dolch, Dreschflegel, Kriegsflegel und Keule, also eigentlich alles, was euer Herz begehrt" Auch seltsamere Konstruktionen, etwa "Doppelspeere" oder Morgensterne mit mehreren Kugeln waren zu sehen. "Distanzwaffen haben wir natürlich auch: Die Doppelbogen - Ballista könnt ihr dort hinten zwischen den Bäumen sehen, Schleuder, Bogen, Dolch, Wurfaxt, Speer und Kurzbogen seht ihr hier. Bei einhändigen Waffen wird des öfteren eine zweite Waffe oder ein Rundschild geführt."


Musik und Sagenwelt

Die Angaheymer lieben alles, was Lärm macht, besonders aber Trommeln und Schreisäcke, zu denen laut gesungen und getanzt wird. Die Harfe als Instrument der Barden ist aber ebenso angesehen wie die einfache Hirtenflöte, die die Schafe zusammenhält. Lieder und Sagen haben zudem die Aufgabe, Geschichte und Kultur weiterzugeben, Rat und Lebenshilfe zu vermitteln und die sozialen Bindungen zu festigen.

Es gibt einige besondere Formen, die nur in Angaheym vorkommen und demnach sehr alt sein müssen, aber im Allgemeinen unterscheiden sich die meisten Lieder und Tänze nicht sehr vom übrigen Hochland: Es geht um die Liebe (glückliche wie unglückliche), um den Kampf zwischen Feinden oder mit den Unbilden der Natur, und um die Geschichten von Helden und Abenteuern.

Besonders bekannt ist dabei der mythische Krieger Utzgolf, der – ursprünglich eine pruzzische Sagengestalt – inzwischen eine Wandlung zum gesamtheligonischen Helden und Abenteurer durchgemacht hat. Natürlich leben auch in Angaheym wie im übrigen Hochland Wesen der Anderswelt, und die luchnischen Moosmutzelchen werden auch hier liebevoll gehegt.


Glaube

Die Angaheymer sind keine Ogeden, aber ihre Religion ist dem Luchnischen Ogedentum ähnlich, denn auch dort spielen Druidhs noch eine große Rolle. Sie haben sich mit den Vier Göttern im Laufe der Zeit offenbar recht gut arrangiert, allein ihr Schöpfungsmythos zeigt aber, dass ihr ursprünglicher Glaube eine ganz andere Natur besitzt.


Leif Stahlschulter erzählt von den alten Drachen

"Es gab eine Zeit - so fangen alle Geschichten an - da gab es hier noch keine Hochebene, da war dies alles ein einziger riesiger Berg. Dieser Berg war mit Höhlen durchdrungen und es gab große Goldvorkommen in seiner Spitze.

Dies erfuhren die Drachen, die aus den vier Himmelsrichtungen kommen. Wir nennen sie den Starken, den Wissenden, den Abenteurer und den Geschickten. Sie alle wollten das Gold für sich, und so umkreisten sie den Berg mit fauchendem Atem. Der Starke wollte ihn wegtragen, der Wissende ihn besitzen, der Abenteurer wollte ihn erkunden und der Geschickte wollte ihn ausschmelzen. Da sie zu keiner Einigung kamen, fragten sie die Götter um Rat. Die sprachen zu ihnen, wenn ihr euch nicht einigen könnt, dann sollt ihr im sportlichen Wettkampfe entscheiden, wer den Berg haben soll. Ihr werdet von hier zum Berg fliegen, und wer ihn als erster erreicht, der soll ihn haben.

Sogleich stürmten die Drachen los, doch da sie alle Brüder waren, kamen sie alle gleichzeitig am Berg an und schossen auf die Spitze zu. Die Gewalt des Aufpralls sprengte die Spitze in alle Himmelsrichtungen und die Drachen versanken im Gestein. Dies ist auch der Grund, weshalb man in allen Ländern Gold findet, und bei uns nur Erz und Kohle.

Der Starke hieß Maerach, der Wissende Skagen, der Abenteurer war Lairg und der Geschickte war Aithil."


Die Druiden

Druiden sind magiebegabte Menschen. Es gibt nur einige wenige, und sie leben zurückgezogen in den tiefsten Wäldern und hoch in den Bergen. Auch zur Ausbildung des Nachwuchses eignet sich ein ruhiges Gefilde wesentlich besser. Die Schüler werden von erfahrenen Druiden selbst ausgewählt, meist ab dem 8. Lebensjahr, und verlassen dann die Familiengemeinschaft für die ersten Jahre ihrer Educatio. In dieser Zeit haben sie keinen Kontakt zur Außenwelt. Allgemein gilt es als große Ehre, wenn ein Kind zu diesem höheren Studium ausgewählt wird.

Dabei geht jeder Anwärter etwa 10 Jahre bei einem Druiden in die Lehre, dabei entscheidet sich irgendwann, ob jemand zu einem Meister der Heilkunde, einem Barden, einem Wissenden des Rechts und der Geschichte begabt ist, oder auch mit der seltenen Göttergabe des "Sehens" gesegnet wurde. Diese Begabung wird dann in einer ähnlich langen Zeit gefördert und vervollkommnet. Aber auch jeder, der etwas von Kräuterkunde oder dergleichen erfahren will, kann über kurze Zeit bei den Druiden in die Lehre gehen. Jeder, der Hilfe bedarf, kann sich grundsätzlich an sie wenden, und Hilfe wird ihm sicher sein.

Religiös sind die Druiden die Vermittler zwischen den Welten und haben die geistliche Führung bei den Hochfesten wie den Helioswenden oder den Tag-und-Nacht-Gleichen inne. Sie haben hauptsächlich bewahrende und schützende Aufgaben und sind auch für schwierige Rechtsfragen zuständig.


Handelsgüter

Angaheymer kaufen für gewöhnlich Salz, Getreide und andere Nahrungsmittel wie vor allem Tatzelfelser Honigmet ein. Im Tausch erhält man zumeist sehr hochwertige Stahlwaren, Schmuck und Waffen aus dem besonderen Angaheymer Hochlandstahl, sowie Eisen und Kohle aus den zahlreichen Mienen, Hörner von Hochlandrindern und vor allem die allseits beliebte Knoblauchbutter, der manche sogar eine heilkräftige Wirkung nachsagen.

Stoffe und Lederwaren werden seltener angeboten, ihre Herstellung dient fast nur dem Eigenbedarf. Mit viel Glück kann man über Beziehungen einen guten Bogen oder einen fein gearbeiteten Lederköcher auftreiben.

Das wichtigste Handelsgut der letzten Jahre ist jedoch Ischgi, ein starker Schnaps, der aus Emmer gebrannt und lange gelagert wird. Obwohl der Ischgi-Schädelspalter-Convent im Jahre 25 n.A.III. eine langjährige Fehde beendete, streiten sich Experten und Genießer bis heute über den Vorrang von Angaheymer Ischgi oder Jolberger Schädelspalter. Die Entscheidung zwischen den beiden echt pruzzischen Produkten kommt einer Glaubensfrage gleich.

Sei Angaheym die Grenzen wieder geschlossen hat, sind die Ischgi-Vorräte in Heligonia bis auf geringe Bestände zusammengeschmolzen. Wer derzeit also eine Flasche Ischgi in seinem Vorratskeller findet, hält ein kleines Vermögen in den Händen.


Geschichte

Die Angaheymer sind Nachfahren der Pruzzen. Wahrscheinlich sind bei ihnen noch die ursprünglichsten Ausprägungen und Vorstellungswelten dieser Ureinwohner Heligonias erhalten. Lange Zeit wurden sie immer weiter zurückgedrängt, bekämpft und unterdrückt. Der letzte große Kampf dieser Art fand in den Hochlandkriegen zwischen Drachenhain und Ostarien statt, bei denen die "Anga" zwischen die Fronten gerieten und verzweifelt versuchten, ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Schließlich zogen sich die Überlebenden in das abgelegene Hochtal zurück, um dort fernab von der großen Politik ihre alten Bräuche zu pflegen und ihre einst so stolze Geschichte zu bewahren.

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