Rabe

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Der Götterbote

Einst, als die Zeit noch nicht begonnen hatte, trafen sich die Götter an einem verborgenen Ort. Saarka stand dort, in Stürme gehüllt, Poëna, die Unergründliche, trat an ihre Seite. Und Xurl erhob sich in einem Schleier aus funkelnen Tropfen.

Da fand sich auch Helios ein, der Strahlende. In seinem alles durch-dringenden Licht warfen sogar die Götter selber einen Schatten.

So kam es, daß sich die Schatten von Saarka, Poëna und Xurl berührten und es bildete sich eine Stelle von dunkelster Schwärze. Aus diesem Fleck, sprang ein Lebewesen hervor. Neugeboren war es, und die Götter sahen, daß es ein Vogelwesen war, so schwarz wie die Nacht, groß, klug und wißbegierig. Sie nannten es Rabe und ließen es bei sich leben.

Doch Rabes Neugier war unermeßlich. Stets war er um die Götter und lernte. Bald erfuhr er Dinge, die im Verborgenen bleiben sollten und ergründete viele Geheimnisse. Bisweilen führte er die Götter in die Irre oder brachte sie gegeneinander auf. Zürnten sie ihm, so fand er stets einen Weg, seine Gönner zu besänftigen, denn er war ein Meister der Sprache, des Rätsels und der List geworden. Die Götter befahlen ihm, an dem ihm zugewiesen Platz zu bleiben. Doch Unruhe erfaßte in schnell, so daß er auszog um seine Spielchen zu treiben. Dann hallte die Welt der Götter wieder von seinem schadenfrohen Lachen.

Als Poëna und Xurl Pflanzen, Tiere und Menschen geschaffen hatten und Saarka den lebenden Wesen eine Seele gegeben hatte, zog es auch Rabe in dieses neue Reich. Eine tiefe liebe zu den Menschen erfaßte ihn, denn sie waren nun hilflos und ohne Wissen, wie er selbst, als er aus dem Schatten der Götter gesprungen war. Rabe blieb bei ihnen und lehrte sie die Namen der Pflanzen und Tiere, zu jagen, zu Fischen und zu ernten. Er lehrte sie viele Dinge, denn sie waren ihm ähnlich. Manchmal nahm er die Gestalt eines Menschen an und zeugte Kinder mit einer Menschenfrau, diese glichen bisweilen der Mutter, manche waren seiner wahren Gestalt ähnlich.

Dann kam eine Zeit in der sich Helios lange bei seiner geliebten Poëna blieb, und die Menschen froren und hungerten. Rabe, der die Wege kennt, flog zu Helios und stahl ein Fünkchen des Göttlichen Feuers. Er brachte den Menschen die Macht des Feuers und lehrte sie, es zu zähmen.

Helios war darüber sehr erzürnt und er ließ sich nicht versöhnen. Er verbannte Rabe aus dem Reich der Götter, und verbot ihm auf der Welt der Menschen Gestalt anzunehmen. Rabes menschlichen Kindern nahm er die Erinnerung an ihren Vater, und den Rabenkindern nahm er die Sprache, so daß sie seitdem nur noch krächzen können.

Rabe aber blieb nur die Welt der Geister und umherirrenden Seelen. Ruhelos fliegt er nun, ein Reisender zwischen den Welten.

Die Götter jedoch fanden bald heraus, daß Rabe, der sowohl mit den Göttern als auch mit den Menschen gelebt hatte, es verstand, Botschaften an die Menschen so zu überbringen, daß ihre ungleich kleineren Seelen sie erfassen konnten. So rufen sie ihn bisweilen zurück in ihren Dienst. Auch die Menschen vertrauen ihm, der alle Wege kennt, Botschaften an ihre Schöpfer an. Einst wird er vielleicht die Vergebung der Menschen erringen. Solange fliegt Rabe gestaltlos über der Welt der Menschen, lehrt sie geheimes Wissen, zeigt sich in ihren Träumen und geht seinen eigenen Weg.