Waldroden

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Am fruchtbaren Ufer des Jolborn in der Baronie Tolens liegt die Hauptstadt Waldroden. Diese ist die größte und zugleich einzige Stadt der Provinz Waldroden.

Noch vor wenigen Jahrzehnten schlossen sich dichte Wälder um die Stadt, doch um Ackerland und Baugrund zu gewinnen, wurden weitläufige Rodungen geschlagen. Die Stadt selbst besteht aus soliden Steinbauwerken mit Schilfdächern und verfügt über gepflasterte Straßen. Landeinwärts wird Waldroden von hohen Palisaden gegen Eindringlinge geschützt. Bei Einbruch der Dunkelheit werden die Stadttore geschlossen und von den Stadtgardisten bewacht. So mancher arme Wanderer mußte zu später Stund die Wachen dazu überreden die kleinen Nebentore zu öffnen, um nicht als leichte Beute der zahlreichen Raubtiere zu enden.

Als wichtiger Hafen birgt Waldroden auch riesige Speicher und große Lagerhäuser. Der Hadebold-Hafen wurde von einem Urahn des Barons vor vielen Jahrhunderten so ausgebaut, daß die mächtigen Flöße ausreichend Platz zum Ablegen haben. Die üppigen Baumbestände der Baronie werden so stromabwärts in die waldärmeren Gegenden Heligonias befördert.

In der Stadt findet man wenig Geschäfte und Läden, da der meiste Warenumschlag auf dem wöchentlich stattfindenden Markt getätigt wird. In einem gut geführten Badehaus, das von einer Xurl-Geweihten betrieben wird, kann man neben der Körperpflege alle Neuigkeiten der Stadt erfahren. Unweit davon kann man sich von einer Poëna-Priesterin von allerlei Krankheiten und Gebrechen befreien lassen. Auch eine Saarkani steht den Frauen in Notlagen zur Verfügung. Doch wenn alle Stricke reißen, dann gibt es immer noch den alten Medicus Colapses und seinen Gehilfen Rambarus, die mit Hilfe abstruser Instrumente und in alten Folianten nach der Ursache des Übels forscht. Wer sich selbst etwas in der Heilkunde auskennt, sucht die bucklige Hulda auf, um in ihrem unglaublich umfassenden Vorrat an Kräutern, Beeren und Wurzeln die richtige Medizin zu finden.

Inmitten der Stadt befindet sich die Burg des Barons von Tolens. Ein kleines, schmuckes Bauwerk, dessen umgebende Mauern sich nahtlos in die verwinkelten Gassen der Stadt einfügen. In den Burggemäuern sind die Räume einer kleinen Schule mit einer darin befindlichen öffentlichen Bibliothek. Im Innenhof der Burg stehen drei mächtige alte Eichen, um die herum steinerne Sitzbänke gruppiert sind. Dort spielt sich ein Großteil des öffentlichen Lebens ab. Hier wird am Heliostag Recht gesprochen und an warmen Tagen findet der Unterricht im Schatten der Bäume statt. Aber auch Gaukler und Schausteller geben Gastspiele vor dieser idyllischen Kulisse.

Hierzu noch ein Auszug eines Reiseberichts des Chronisten Vilmar Bokeldoost (194 - 142 v.A.III):

Vom Hadebold-Hafen machte ich mich auf zur Altstadt, um dort den Palast der Herrschaften zu suchen. Als eine Gruppe Halbwüchsiger an mir vorbeizog, fragte ich nach dem Wege dorthin. Lachend zeigten sie auf ein Tor und sagten, daß ich mich schon davor befinden würde. Es war schon gar verwunderlich nach all den wohl bewachten Palästen und Burgen, die ich schon zuvor auf meinen Reisen sah, ein offenes und unbewachtes Tor vor mir zu haben. Zaghaft betrat ich den Innenhof und einer der Gardisten, der unter einem Baum döste, winkte mich zu sich heran. Eilig kramte ich mein Empfehlungsschreiben aus meinem Beutel, um es dem Gardisten vorzeigen. Während mein Dokument geprüft wurde, fand ich etwas Zeit mich umzusehen. Kinder spielten oder saßen auf Steinbänken und ritzten Buchstaben auf ihre Wachstafeln. Ein Helios-Geweihter saß auf dem Rasen und erzählte von den Göttern. In dieser Runde befanden sich noch weitere Gardisten, die seinen Worten lauschten...