Der Phönix

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Aus dem Helios-Boten 34 vom 2. Helios 28 n.A.III.

Umfangreiche Bauarbeiten in der Nähe des Theaters führen derzeit zu zahlreichen Gerüchten unter den Betiser Einwohnern. Zwei nebeneinanderliegende große Stadthäuser, die schon seit längerer Zeit leer standen, wurden offenbar verkauft und werden nun in aufwändiger Arbeit instand gesetzt. Als Verantwortliche auf der Baustelle gab sich eine gewisse Tessa Falkenhagen. Zum Beantworten unserer Fragen zeigte sie sich eher ungeneigt, der Besitzer wünsche dies nicht. Nur soviel war zu erfahren: Es werde hier in Kürze ein neues Vergnügungslokal eröffnet, dass der Betiser Gesellschaft Gelegenheit zu gehobener Unterhaltung und gepflegtem Spiel bieten werde. Unseren dezenten Hinweis auf eine mögliche Konkurrenz zu Mamma Nelli quittierte sie mit einem Schulterzucken. Das sei nicht ihre Angelegenheit.


Aus dem Helios-Boten 35 vom 2. Xurl 28 n.A.III.

Neues Lokal glanzvoll eröffnet

Eine Überraschung erlebten die Betiser Bürger, als am Nachmittag des 1. Monatstages das Eingangsschild über der Tür des neuen Lokales beim Theater (wir berichteten) angebracht wurde: In großen rotgoldenen Lettern war darauf „Phönix“ zu lesen. Sollte es sich dabei um ein Gegenstück des bekannten Hauses in LaSogaz handeln? Die Tage zuvor waren unter den aufmerksamen Augen der Anwohner rotgepolsterte Sessel, Kerzenleuchter, darianische Teppiche, sorgfältig verpackte Kisten und Truhen und zahllose erlesene Möbelstücke im Inneren verschwunden. Eine Passantin meinte verärgert: „So ein teurer Schuppen wird das wieder, das kann sich unsereins sowieso nicht leisten, da essen zu gehen!“ „Ein ordinäres Bordell ist das, mehr nicht!“ schimpfte eine Frau aus dem ersten Stock. „Alles nur schöne Fassade!“

Am Abend dann die glanzvolle Eröffnung: Alles, was in Betis Rang und Namen hatte, war offenbar eingeladen worden. So traf man Ratsherren mit ihren Gattinnen ebenso an wie Persönlichkeiten der Halbwelt. Einzig und allein Mamma Nelli fehlte. Sie blieb wohl aus Protest gegen das Konkurrenzunternehmen fern, obwohl Geschäftsführerin Tessa Falkenhagen, in sedomeesische Seide gekleidet, versicherte, daß man sie selbstverständlich eingeladen habe. Sie erklärte sich zudem überraschenderweise zu einer Führung durch das Haus bereit und zeigte uns die geschmackvoll eingerichteten Spielzimmer und Separees. In den oberen Gängen befinden sich die Geschäftsräume und einige repräsentative Salons. Die Zimmer jedoch, die eine Übernachtungsmöglichkeit boten, waren so verschwindend gering, daß bei uns nicht der Eindruck entstand, hier würden Sanaistöchter ihrem Geschäft nachgehen. Unserer Frage nach dem Besitzer wich sie wiederum aus, es handle sich um eine einflußreiche Persönlichkeit Heligonias, deren Ruf keinen Schaden nehmen solle, und man möge doch darauf Rücksicht nehmen (in Betis sprechen die Gerüchte bereits von Graf Dedekien, dem Baron von Carajon oder gar Fürst Waldemar, der auf der Suche nach einer sinnvollen Altersbeschäftigung sei...) Währenddessen feierte die Gesellschaft im großen Saal, der von zahllosen Kerzen erhellt war, die glanzvolle Eröffnung mit erlesenen Weinen, exzellentem Essen, Musik und Tanz. Als Höhepunkt des Abends hatte Tessa Falkenhagen sogar Wunderkind Bonifazio für einen kurzen Auftritt gewinnen können, was mit begeistertem Applaus honoriert wurde. Eine gelungene Gala zum Einstand und reiches Publikum, einzig das Geheimnis um den Besitzer wird wohl noch länger ungelöst bleiben.

Wer sind Wirt und Gäste?

Für Betiser ist der "Phönix" ein eher exotischer und leicht geheimnissvoller Ort - wer reist schon nach Darian ... Doch wer einmal dort war, schwärmt vom Luxus und der Diskretion, mit der die Gäste behandelt werden. Das Preisniveau bewegt sich unterhalb von Mamma Nelli, ist aber immer noch teuer. Die Unterhaltung beschränkt sich meist auf Musik und Tanz, denn wer in den Phönix geht, kommt zum Spielen: Würfel, Darok, Geschicklichkeitsspiele, Wetten auf sportliche Ereignisse wie Utzgan, Wagenrennen oder Bootsregatten, aber zu später Stunde soll es Gerüchten zufolge auch schon die eine oder andere "Schlitzen"-Runde gegeben haben. Entsprechend ist das Publikum eher von der abenteuerlustigen Natur und findet Gefallen daran, sich in der vermeintlich "gefährlichen Halbwelt" zu bewegen. Doch die Gauner, die sich hier aufhalten könnten, wären schon längst über das Niveau des ordinären Taschendiebstahls hinaus.

Wie komme ich hin?

Betis, in der Neuen Stadt, vom Ausgang des Theaters immer geradeaus. Täglich geöffnet ab der Teestunde.

Besonderheiten

  • Ableger des "Phönix" in LaSogaz, einem bekannten Glücksspiel-Etablissement
  • Ausstattung und Speisenangebot entsprechen der gehobenen darianischen Tradition
  • keine Sanaistöchter, es handelt sich um einen reinen Unterhaltungsbetrieb. Wer Künstler oder Bedienstete ungefragt anfasst, fliegt raus.
  • nach allgemein Betiser Ansicht scheffelt hier jemand ordentlich Geld, und zwar mit Einverständnis von Don Corvese
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