Heilige Ambrosia
Ambrosia war das Kind reicher und vornehmer Eltern in Ankur. Neben einer ganz hervorragenden Bildung war ihr schönster Schmuck ihre Unschuld. Mit 16 Jahren war sie schon so in Anmut und Lieblichkeit erblüht, daß der reichste Händler der Stadt mit Werbungen an sie herantrat. Doch all seine Bemühungen blieben umsonst, denn schon früh zeichnete sich Ambrosia durch Frömmigkeit und regen Tugendeifer aus. Hatte sie sich ja schon damals in inniger Liebe dem Ceridentum geweiht. So verwandelte sich die Liebe des Bewerbers zu Haß. Des Nachts ward sie von ihm auf ein gen Jolsee auslaufendes Schiff verschleppt worden. Im Dunkeln des Frachtraumes gebunden und nur bei Wasser und Brot verköstigt fristete sie ihr Dasein, bis die Jolsee erreicht ward. Der Kapitän, ein unbarmherziger und grausamer Schinder, stieg zu ihr hinab, um sie in ihrer Keuschheit zu demütigen. Doch plötzlich braute sich ein fürchterlicher Sturm zusammen, der das Schiff arg beutelte. Mächtige Wellen türmten sich auf, bis schließlich der Mast brach. Ambrosia, die sich befreien konnte, stürzte sich von dem unglückseligen Schiff. Fest an eine Planke geklammert trieb sie in den tosenden Wellen der kochenden See. In ihrem großen Glaubenseifer stimmte sie ein Lied aus dem Hilarium an. Und siehe da, der Eine hatte sie erhört. Um sie herum glätteten sich die Wogen, doch das Schiff drohte ob des weiterhin wütenden Sturmes zu kentern. Die Seeleute wurden des Wunders gewahr und eilten sich, Ambrosia wieder an Bord zu holen, die immer noch fortwährend Bittgesänge und Lobpreisungen gen Himmel warf. Ergriffen von dieser Heiligkeit sanken auch die Seeleute auf die Knie und fielen in die Gebete mit ein. Alsbald wurde das Schiff an das rettende Ufer getragen, ohne daß auch nur ein Mann ums Leben kam. So gelang es Ambrosia, die Besatzung des Schiffes in den Schoß der allein selig machenden, ceridischen Kirche zu führen. Selbst der rohe Kapitän ward von nun an geläutert. Dabei war er streng gegen sich selbst und legte seinem Körper schwere Bußen auf. Seit diesen Ereignissen gilt Ambrosia als die Schutzpatronin aller ceridischen Seefahrer. Im Jahre 27 n.d.E. wurde ihr zu Ehren eine Statue im Hafen von Ankur errichtet. Auszug aus dem Werk seiner Heiligkeit Vastus II. "Lebensbilder der großen Heiligen“