Heiliger Aluin
Just an dem Tage, da Heilsbringer Hilarius verstarb, wurde der ceridischen Gemeinschaft ein Kindelein geschenkt. Wohl aufgrund leiblicher Not von seiner Mutter bei den heiligen Brüdern ausgesetzt, lag es in Wolldecken gehüllt, nackt und weinend, vor den Pforten Gunaras. Also wurde der Junge in der dortigen Gemeinschaft von Ceriden aufgenommen und großgezogen. Man nannte ihn Aluin.
Schon früh zeigte sich, dass der Junge vom Einen mit einem überaus wachen und besonnenen Verstand gesegnet war, darüber hinaus, war sein Wesen noch als gut und hilfsbereit zu bezeichnen. Noch im Kindesalter verließ Aluin allerdings Gunara, legte das Armutsgelübde ab und schloss sich, dem Ruf des Einen folgend, dem Heiligen Pretorius an. In den folgenden Jahren tat Aluin viel Gutes und ging recht in seinem Glauben auf. Es begab sich, dass Aluin eine Reise in seine Geburtsstadt Trekloch, in der Drachenhainer Baronie Jolbenstein, unternahm. Mildtätig und selbstlos kümmerte er sich um die Kranken und Armen der Stadt, in der gegenwärtig eine furchtbare Seuche tobte. Unablässig kündete er seinen Schützlingen vom Wort des Einen und betete für sie. Voller Vertrauen auf seinen Gott entwickelte er außerdem Medizin und Heilverfahren, die tatsächlich auch einen raschen Niedergang der Krankheiten bewirkten. Die Menschen der Stadt und des nahen Umlands erkannten das Wunder, das durch Aluins Hände gewirkt, vom Einen auf sie herniederkam und ließen sich scharenweise zum Ceridentume Taufen. Aluins Arbeit war getan, daher beschloss er bald wieder in den Schoß seines Ordens heim zu kehren. Jedoch gefiel es üblen Schergen des Bösen, den Armen in einen nahen Wald gefangen zu 109 nehmen, an vier rostigen Ketten aufzuhängen und zu foltern. Sie dürsteten danach, Aluin zum Abschwören seines Herrn zu bewegen und lästerliche Worten wider dem Einen zu erzwingen. Jedoch misslang ihnen dies. Aluin verstarb, einen lobpreisenden Choral auf den Lippen, einen Tod voller Höllenqualen. Doch damit nicht genug, setzte nun „das Wunder des Sankt Aluin“ ein: Denn obwohl der Mönch längst tot war, sang seine gestorbene Hülle das ceridische Lied weiter und zwar in einer solchen Lautstärke, dass die Flure des Umlandes und die Straßen der nahe Stadt von den Strophen widerhallten und die Leute in Scharen herbei kamen, um nach der Ursache hierfür zu suchen. So entdeckte man die Mörder und ihr böses Werk. Sie wurden mit dem Tode bestraft, während die Menschen um den Heiligen weinten und seinen Körper Heim nach Gunara trugen. Vom Wirken des Aluin beeinflusst und beflügelt, wurde in den folgenden Jahren Trekloch zum Ausgangspunkt und zur Wurzel für die stetige Ceridisierung Drachenhains. Ja, ohne den Heiligen würde es heute die Baronien Drachenberg und gerade Hochaskenstein nebst der Abtei Lindfurt in der Form nicht geben. So geschah es auch, nur ein Jahr ist es her, dass seine Durchlaucht, Fürst Waldemar von Drachenhain, seinen weisen Beichtvater, Abt Ceridian Egidio, zum Herrn der Stadt Trekloch und dessen Umlandes zu erwählen. Der ehrwürdige Vater benannte, im Andenken an den großen Heiligen, sodann die ihm verliehene Pfründe nach dessen Namen, um ewig sein Gedenken zu wahren und damit ward die Abtei „St. Aluin“ geboren. Als Wappenbild wählt der Abt die, zu einem Ceridenkreuz, geformten Ketten. Des Heiligen sterbliche Überreste befinden sich derzeit immer noch in Gunara, sollen aber baldigst in den Stiftsdom von St.Aluin überstellt werden.
Niedergeschrieben von Bruder Adolar von St. Aluin