Seehaus zum Paradies
Seehaus zum Paradies
Am Ufer des Emeransees steht auf einer Anhöhe das „Seehaus zum Paradies“. Es ist umgeben von Obstbäumen und Rosenhecken und ist ein stattliches Anwesen mit Gasthaus, Übernachtungshaus, Stallungen und Wirtschaftsgebäuden. Eine überdachte Treppe führt den kurzen Abhang von der Gaststube Richtung See hinab zum Tanzsaal - ein Augenschmaus für jeden Architekturliebhaber und Schmuckstück des Anwesens. Die hölzerne Plattform ist teilweise an Land und teilweise auf den See hinaus gebaut. Dabei ist sie so filigran, dass die Tanzfläche über dem See zu schweben scheint.
Wie komme ich hin?
Seid ihr im Süden, z. B. in Thal, dann geht nach Norden, bis ihr nach Ostarien kommt. Seid ihr im Norden, z. B. Vjoshaven, dann geht nach Süden, bis ihr nach Ostarien kommt. Seid ihr im Osten, z. B. in Carajon, dann geht nach Westen, bis ihr nach Ostarien kommt. Seid ihr im Westen, dann … wisst ihr jetzt hoffentlich, wohin ihr euch wenden müsst.
Seid ihr dann in Ostarien, dann fragt nach dem Emeransee. Jeder kennt ihn, jeder liebt ihn. Habt ihr den See erreicht, dann folgt dem Ufer. Das Seehaus zum Paradies ist nicht zu verfehlen.
Wer ist der Wirt?
Travajone Amatello ist der Gastwirt, wobei Gastwirt eine starke Untertreibung ist. Er ist ein Genie, wenn es um die Organisation und Inszenierung von Concertos geht. Sein Name ist, wie in diesen Kreisen üblich, ein Künstlername, mit dem man sich auch im fernen Betis sehen lassen könnte. Er ist hoch aufgeschossen, extrem schlank und trägt immer eine andere muntere Kopfbedeckung. Es heißt, er habe elfische Vorfahren.
Wen trifft man hier?
Hier trifft sich die gehobene Gesellschaft ganz Heligonias. Amatello hat es geschafft, mit seinen Inszenierungen sich in das Herz der kunstbeflissenen Heligonier zu spielen. Allein aufgrund der örtlichen Nähe ist das Stammpublikum vor allem aus den Städten Wasserau, Quellstedt und Lodenstadt. Manche lassen es sich nicht nehmen, bereits am Nachmittag mit blumengeschmückten Boten über den Emersansee zur Anlegestelle des Seehauses zu segeln.
Was ist geboten?
Kulinarisch ist das „Seehaus zum Paradies“ ein Fest. Es gibt alles, was das Herz begehrt. Besonders hervorzuheben sind die Dammwild-Pasteten, die einzigen wirklich zarten Garstbock-Koteletts und die Emeranseeforelle nach Beamtenart an Kartoffelrösti in Stempelform. Sogar der legendäre heligonische Held Utzgolf wusste die wohlschmeckenden Fische aus dem Emeransee zu schätzen. Der Stoff aus dem Legenden gemacht sind!
Vor allem an den Redonstagen ist das Seehaus brechend voll, wenn Amatello wieder ein Concerto organisiert hat. Gespielt werden u.a. bedeckte Versionen der Weisen von Harald Schönefonte, dem berühmten ostarischen Komponisten und Interpreten. Während auf der Tanzfläche der Flamingo getanzt wird, leuchten auf dem See hunderte bunte Papierlaternen, die an den Boten festgemacht sind, auf denen ebenfalls der Musik von Schönefonte gelauscht wird. Es gibt ein Lied, welches nur Harald Schönefonte so unfassbar herzzerreißend cantieren kann. Es handelt von der letzten Wirtin Mathilda, die Harald Geld gestohlen haben soll und damit in Richtung Süden durchgebrannt ist. Dieses traumatische Erlebnis hat er in einem seiner bekanntesten Lieder verarbeitet.
Angeblich mischt sich immer wieder und unerkannt Utzgolf unter die Zuhörer. Er tut dies heimlich, denn niemand soll die Träne erblicken, die er verstohlen aus dem Augenwinkel wischt. Utzgolfs Tränen gehören zu den seltensten Flüssigkeiten dieser Welt. Hätte man alle Tränen Utzgolfs seit Gründung des Königreiches Heligonia gesammelt, sie passten auf den Daumennagel einer Stiefmütterchen-Fee. Beschlossen werden die Konzerte, wenn sich die tiefstehende Sonne rot im Wasser des Sees spiegelt. Dann wird ein letzter Tanz gespielt, zu dem Schönefonte eine gewisse Angelina auffordert, ihr Akkordeon zu holen und für ihn zu spielen, da er zurück vom See kommt. Danach stellt sich am Ende der Tanzfläche, mit dem See und der untergehenden Sonne im Rücken, der Chor der Emeranseefischer auf. Den Refrain des Liedes der Emeranseefischer singt jeder mit und weithin erklingt ihr Lied über den Emeransee, welches die Herzen Aller rührt.
Kritiken
“Also ich hatte das letzte Mal den Garstbock. Zart war das Fleisch schon, aber ein wenig gehammelt hat es. War aber durch noch etwas mehr Knoblauch gut zu überdecken.“ (Gast aus Ankur)
„Habe ich euch schon erzählt, dass ich Utzgolf im Seehaus gesehen habe? Er muss aus Thal sein, denn er war so geizig, dass er sich sein eigenes Bier mitgebracht hat. Heimlich hat er es unter seiner Brustplatte hervorgeholt! Wahrscheinlich war es nicht einmal verzollt.“ (Hoher Beamter aus Torpstein)
„Das ist noch gar nichts. Vor zwei Monaten hatte sich der steckbrieflich gesuchte Rebell Adveri in der ersten Reihe vor den Chor der Emeranseefischer gestellt und lauthals mitgesungen. Ich habe ihn erkannt, denn ein Schwager dritten Grades ist ein Freund eines Geschäftspartners aus Betis, der mit ihm bei der Ostarischen Marine war und sie hatten gemeinsam in Betis in einem gewissen Etablisment zuviel Rebenhainer. Und er hat mir erzählt, wie Adveri in Wahrheit aussieht.“ (Adlige Dame aus Ankur)
„Da merkt man, dass ihr noch nicht lange im Seehaus zum Paradies verkehrt. Als Prinz Anselm einst inkognito nach seiner entführten Liebe suchte, da rastete er auch im Seehaus. An seinem sehnsüchtigen und traurigen Blick habe ich ihn sofort erkannt. Und natürlich an dem Taschentuch mit ihrer Initiale, welches er immer um sein Handgelenk gebunden hatte. Der Prinz hat schnell den Ärmel wieder über das Tüchlein geschoben, als es unter demselben herausgerutscht war. Aber ich habe ihre Initiale sofort gesehen. T für Tlamana.“ (Adlige Dame aus Ankur)
„Das Beste am Seehaus ist, wenn Travajone die Bestellung aufnimmt. Er weiß einfach, was einem schmeckt. Mit seinen Augen scheint er einem direkt in die Seele blicken zu können. Dann schmelze ich dahin, wie carajoner Speiseeis in der Sonne und bestelle alles, was er mir vorschlägt.“ (Dame eines hohen Beamten aus Neuenstein)
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