Waroniel

Aus HeliWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Schutzpatron der Bardinnen und Barden

Sternbild: die Harfe

Noch heute singen die Bardinnen und Barden Heligonias die Lieder, die einst Waroniel geschrieben und vorgetragen hat. Doch sind dies nicht die Lieder, die einfach nur zur Unterhaltung gespielt und gesungen werden, sondern es sind besondere Stücke. Solche, die die Menschen verzaubern. Sie machen dem Krieger Mut vor oder während der Schlacht, versetzen Menschen in wohltuenden Schlaf und lassen sogar das Herz von Tyrannen erweichen. Wann genau Waroniel gelebt hat, läßt sich heute nicht mehr mit Bestimmtheit sagen. Auch der Wahrheitsgehalt der zahlreichen Legenden über ihn ist nicht mehr nachprüfbar. Tatsache ist jedoch, daß viele alte Burgen im Königreich Wandmalereien oder Gemälde besitzen, die den Barden mit seiner Harfe zeigen. Denn Waroniel zog als Nachrichtenüberbringer und Botschafter von einem Hof zum anderen, um die Damen und Herren mit Neuigkeiten zu versorgen. Eines seiner bekanntesten Stücke ist das Drachenlied. Der Inhalt sei hier zusammengefaßt wiedergegeben:

Waroniel befand sich auf einer Reise in den tiefen Norden, Richtung Nuremburg. Obwohl die Tage des Xurl noch nicht zu Ende waren, fiel in den Drachenzinnen schon Schnee. Dieser Umstand zwang Waroniel dazu umzukehren und in Vjoshaven die Monde der Poëna abzuwarten. Die Einwohner waren natürlich erfreut über den überraschenden Besuch und die Aussicht einen unterhaltsamen Saarka zu verbringen. Doch hatten die Vjoshavener bald mehr Unterhaltung, als ihnen lieb war, denn ein Drache suchte die Stadt heim und raubte Vieh. Tapfere Frauen und Männer schlossen sich zusammen, um das geflügelte Ungeheuer zu bekämpfen. Doch wann immer der Drache auftauchte, um seinen Hunger zu stillen, erstarrten sie vor Angst und waren unfähig auch nur einen Speer nach ihm zu werfen. Also ersuchten die Bewohner Waroniel um Rat und Hilfe. Dieser begab sich mit seiner Harfe auf den Turm der Stadt und erwartete dort den Drachen. Als das Ungetüm am Horizont auftauchte, stimmte Waroniel ein Lied auf seiner Harfe an und begann zu singen. Neugierig ließ der Drache sich auf dem Turm nieder und lauschte den Klängen der Musik. Doch die Macht des Barden ward so mächtig, daß der Drache bald nicht mehr in der Lage war sich zu bewegen und langsam erstarrte er zu Stein. Der Jubel und die Erleichterung in der Bevölkerung war groß. Noch heute sitzt der steinerne Drachen auf dem Turm von Vjoshaven und die Bewohner beginnen jeden 1. Tag des 1. Saarka mit einem Fest zu Ehren Waroniels, der einst ihre Stadt von diesem Übel befreit hat.

Nun sei noch vom sowohl traurigen, als auch geheimnisvollen Ende Waroniels berichtet: Waroniel zog durch die Lande, um sich mit seiner Musik seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er besuchte die verschiedenen Höfe, Burgen und Schlösser und erfreute die hohen Herrschaften mit Liedern, Gedichten und Neuigkeiten aus der Welt. Waroniel hatte dieses Leben aus freien Zügen gewählt - er hätte auch das Geschäft seiner Eltern übernehmen können; doch es zog ihn in die Ferne, hin zum Fremden und Abenteuerlichen.

Während seiner Reisen baten ihn viele junge Leute, von ihm unterrichtet zu werden, und tatsächlich hatte er fast immer einen Schüler bei sich. So gingen die Jahre ins Land, und auch nachdem Waroniel gut sechzig Winter erlebt hatte, war seine Lust auf die Fremde ungetrübt. Sein letzter Schüler hatte den Namen Ilyan. Zusammen mit ihm besuchte er die Burg des Fürsten Gornoth, der weithin für seinen Jähzorn und seine Grimmigkeit bekannt war. Ilyan versuchte zunächst, seinen Lehrmeister von dem Besuch abzubringen, doch dieser winkte ab.

"Laß uns doch versuchen, ob nicht ein wenig Musik das Herz des Herren Gornoth erweichen kann."

sagte er zu seinem Lehrling, als die beiden ihre Instrumente für den bevorstehenden Auftritt stimmten. Ilyan war zwar noch immer nicht ganz überzeugt, doch er stimmte seinem Meister mit gespielter Fröhlichkeit zu.

Gemeinsam betraten sie den Thronsaal. Ilyan hatte einige Flöten und Pfeifen dabei, Waroniel trug nur seine Harfe unter dem Arm. Sie spielten gemeinsam verschiedene fröhliche Tänze und gaben einige lustige Lieder zum Besten. Der Zauber der Musik breitete sich allmählich auf das gesamte Publikum aus, und sogar Fürst Gornoth lächelte ab und zu. Zum Schluß stimmten sie ein Duett an, das nur Waroniel auf seiner Harfe begleitete. Sie woben zusammen eine getragene, leicht melancholische Melodie, die allen Zuhörern zu Herzen ging. Das Lied neigte sich dem Ende zu, als plötzlich mit einem peitschenden Geräusch die Saite, die Waroniel gerade zupfen wollte, riß. Stille breitete sich aus.

Der Bann war gebrochen.

Die Stimmung war dahin.

"Hexer!" brüllte Gornoth plötzlich, der nicht glauben konnte, daß er rührselig und traurig geworden war. Er befahl seinen Wachen, die beiden Sänger zu ergreifen. "Holt den Scharfrichter! Tötet die Hexer!" Die beiden wurden in getrennte Zellen gesteckt. Angstvoll kauerte sich Ilyan in eine Ecke und erwartete sein Schicksal.

Ilyan mußte schließlich doch eingeschlafen sein - denn als er die Augen aufschlug, drang Morgenlicht aus einem kleinen Loch in seine Zelle. Kurze Zeit später polterte es an der Tür. Eine Wache öffnete sie und reichte dem verwunderten Ilyan die Harfe seines Meisters. "Du kannst gehen", sagte die Wache zu ihm. Auf die verdutzte Frage Ilyans, was aus seinem Lehrer geworden sei, berichtete der Soldat:

"Dein Meister hat bei unserem Herrn für Dich um Gnade gebeten, bevor er zum Schafott geführt wurde. Ich weiß nicht warum, doch der Fürst befahl, Dich heute früh auf freien Fuß zu setzten. Was mit Deinem Meister weiter geschah, ist sehr seltsam: Der Henker behauptet, Waroniel hätte eine Melodie gesummt, das unsagbar traurig klang, bevor er mit dem Schwert ausholte. Dann habe es einen grellen Lichtblitz gegeben, und als alle wieder sehen konnten, war Dein Meister verschwunden."

Verwundert und tief traurig über die Vorkommnisse verließ Ilyan auf schnellstem Wege die Stadt. Die Harfe seines Meisters verkaufte er an einen anderen Musiker - zu viele Erinnerungen verbanden ihn mit dem Instrument. Die gerissene Saite jedoch nahm er ab und flocht sich daraus ein Band, das er sich um sein Handgelenk schnürte.

Er blieb noch einige Zeit in dem Landstrich, um den Leuten mit Liedern von den Vorkommnissen auf der Burg zu berichten. Dann zog er wie sein Meister weiter durch die Lande. Nach etwa einem halben Jahr erreichte ihn die Neuigkeit, daß das erzürnte Volk Gornoths Burg gestürmt und den Tyrannen gelyncht hatte.

Etwa zu dieser Zeit entdeckten die Gelehrten zwei neue Sterne am Himmel, die zusammen mit bereits bekannten Gestirnen das Sternbild der Harfe formen.

Noch heute wird den Bardlingen die Legende von Waroniel und Ilyan erzählt; und in Erinnerung an ihren Schutzpatron erhalten alle Bardlinge zum Abschluß ihrer Lehre ein Armband, das aus einer Saite geflochten ist. Dieses Waronielband soll sie beschützen und leiten, aber auch daran erinnern, was passieren kann, wenn das Geflecht eines Bardenlieds abrupt zerreißt.