Der Fallkerb

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Es gibt nicht viele auf Befehl und militärische Notwendigkeit zurückzuführende Tavernengründungen, der Fallkerb in der Baronie Tristenberg aber kann genau das für sich in Anspruch nehmen. Es war so: Die Vision, die der junge Baron Tyron von Stein seit Beginn seiner Regentschaft in Tristenberg umzusetzen versuchte, war so sehr von seinem tiefempfundenem Hang zum Militärischen geprägt, dass sich die vielen Holzfäller in den ausgedehnten Wäldern entlang der Grenzen im Norden und Osten der Baronie anfangs nicht sicher waren, trotz der schnell wachsenden Kasernenbelegschaft weiterhin als stärkste Männer Tristenbergs angesehen zu werden. Es gab daraufhin eine Reihe übler Schlägereien, die allesamt zugunsten der beeindruckend kräftig auftretenden Holzfäller ausgingen (sie sind nun mal tatsächlich die stärksten Männer Tristenbergs). Tyron nun schaute nicht lange zu, sondern besuchte die Holzfäller. Er ermutigte sie, selbst dem Militär beizutreten, stiftete eine Taverne und richtete zur Eröffnung ein Fest aus, bei dem von Schädelspalter über Hochlandtanzmusik bis zum Armdrückwettbewerb alles geboten war, was ein ehrliches Wäldlerherz erwärmt.

Das Publikum im Fallkerb besteht im Wesentlichen aus Holzfällern, Köhlern, Waldbauern, Jägern und sonstigem Landvolk. Reisende trifft man nur selten, da der Fallkerb abseits der gängigen Verkehrswege liegt. Die Wirte werden aus den Tristenberger Offiziersanwärtern rekrutiert und stets auf Zeit ernannt. Es heißt, dass der Anlass meist eine disziplinarische Versetzung sein soll.

Das Angebot an Speisen und Getränken ist übersichtlich: Es gibt heißen Hagebuttentee oder reines Brunnenwasser gegen den Durst am Tag, Tristenberger Rauchbier der Sorte "Urtyp" sowie diverse Schnäpse und selbstverständlich Schädelspalter am Abend. Gerichte werden über einem großen Feuer im Schankraum zubereitet, meist geht es dabei um Gegrilltes wie etwa das Original Tristenberger Holzfällersteak (selbstverständlich ausschließlich mit Knochenstück in der Mitte und vom Wildschweinnacken), das Rezept der ausgezeichneten Marinade wird nicht gern verraten. Übernachtungen sind unerwünscht.

Mit großem Respekt sollte man die durchschnittlich zwei Dutzend Äxte behandeln, die fest in einem dicken Holzpfeiler am Ende des Schankraums stecken. Sie wurden von jungen Tristenberger Holzfällern, die sich zum Militärdienst gemeldet haben, dort zurückgelassen. Es ist üblich, dass es zum Beginn der Dienstzeit eine große Abschiedsfeier gibt, in der die Axt tief in den Holzpfeiler gerammt wird. Falls der Soldat nach der Dienstzeit lebendig wieder zurückkommt, holt er seine Axt mit einer nicht minder großen Feier wieder ab - falls nicht, wird der Stiel der Familie überreicht und das Metall eingeschmolzen.

In die Axtstiele sind die Namenskürzel der Besitzer eingeritzt. Der bekannteste dürfte Arnheim Nietnagel sein, derzeit eingesetzt als Seesoldat der Herzöglich-Ostarischen Marine auf der Kriegsgogge Redon.



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