Omu und Bashi

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Schönheit, sie kommt nicht von innen. Darum träumen alle Söhne Darians von einem schönen Äußeren, und Tahir und seine Barbiere im Omu und Bashi lassen diese Träume wahr werden. Hier, einen Steinwurf entfernt von Redons Badehaus im Herzen Darbors, kann man sich Haare und Bart nicht nur scheren lassen; nein, sie werden fein gestutzt und akkurat ausgeschnitten. Augenbrauen werden gezupft, man lässt sich Gesicht und Kopf mit frischem Öl massieren und mit heißen Tüchern verwöhnen. Kein Mann verlässt "Omu und Bashi" mit Nasen- oder Ohrenhaaren und schon gar nicht ohne ein erfrischend-wohlriechendes Wässerchen in den Haaren und einen entspannten, vollständig zufriedenen Ausdruck im Gesicht. Nur wer kein echter Darianer oder ein absoluter Habenichts ist, kennt dieses Gefühl nicht.

Natürlich ist "Omu und Bashi" nicht die einzige Barbierstube Darians, doch sie ist die Beste. Aus ganz Darian und, wenn die Gerüchte wahr sind, auch aus Sedomee kommen Kunden angereist.

Allein die Wartezeiten sind so lang. Aus dieser Not hat sich das "Süße Früchtchen" ersonnen, ein Etablissement direkt hinter der Barbierstube mit dicken Teppichen, weichen Sitzkissen, Gemälden darianischer Grafen sowie einem winzigen Innenhof mit Springbrunnen. Es gibt mit echtem Zardasianischem Rauchkraut bestückte Wasserpfeifen, stark gezuckerten Tee, Rosenwasserlimonade und, wie der Name vermuten lässt, frische süße Früchte. Schon bald nach der Eröffnung wurde es Sitte, aus der Not eine Tugend und auch ein Vergnügen zu machen, indem man sich gemütlich zusammensetzt, von vergangenen oder zukünftigen Zeiten spricht, Geschichten aus fernen Ländern erzählt, die zurückliegenden Ansprachen des geliebten Grafen Dedekien diskutiert oder sich über das einzige unterhält, was den meisten Gästen noch bedeutsamer ist als männliche Schönheit: Die Anmut der Frauen.

Weil sich ein Termin manchmal erst am nächsten Tag arrangieren lässt, die Heimreise aber zu beschwerlich sein mag, kommt es vor, dass Kunden über Nacht bleiben. Es sind eigens Schlafplätze auf der Dachterrasse reserviert, die im Preis inbegriffen sind. Übernachtungsgäste haben frühmorgens, nach einem Frühstück aus Kichererbsenmus, dünnem Fladenbrot und Orangensaft, Vorrang vor den Tagesgästen.

Der Name "Omu und Bashi" leitet sich ab von den beiden einflussreichsten Würdenträgern darianischer Landgemeinden: Dem Bashi (also dem Bürgermeister) und dem Omu (eine Art Rechtsgelehrter, ähnlich dem Heliosgeweihten). Der Vorstellung der Darianer Stadtbewohner vom idyllischen Landleben entspricht es, dass Omu und Bashi lange, umständliche (und manchmal unnötige) Streitgespräche über das Wohl des Dorfes führen. Die vielen Geschichten, die sich um die Beilegung dieser Meinungsverschiedenheiten ranken, waren Anlass für den Namen des Lokals.




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