Xurl-Schrein zu Sarniant

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Allgemeines

Das Heiligtum des Xurl liegt auf einer Hügelkuppe über der Stadt Sarniant in der Baronie Wolfenfeld, am Ausgang der Brazachenge. Anfangs nur als Garten Poënas angelegt, wurde er bald zu einem Ort der Verehrung des Flusskönigs. Da man bei Grabungen eine unterirdische Quelle entdeckte, deren Wasser sich als heilkräftig erwies, entwickelte sich der Schrein zum Ziel vieler Kranker und Hilfesuchender.

Vorsteherin des Schreines ist offiziell Baronin Josephina von Drachenhain, sie sorgt für den guten Zustand und die finanzielle Ausstattung des Heiligtums, außerdem leitet sie die großen, festlichen Zeremonien. Da sie aufgrund ihrer anderen Pflichten oft abwesend ist, wird sie in den tägliche Verrichtungen, die ein Schrein mit sich bringt, von Romena, Tochter des Xurl, vertreten. Ihr zu Seite steht der Geweihte Wormo, der sich hauptsächlich um die Versorgung der Pilger und Kranken kümmert. Daneben gibt es im Schrein natürlich auch noch weitere Geweihte und Schüler, die Kranke behandeln, Heilmittel und Tees herstellen, und einige Menschen aus der Stadt, die ihnen dabei zur Hand gehen.


Der Schrein

Der Poena-Garten bestand früher nur aus dem Wohnhaus einiger Geweihter und dem üblichen Steinkreis, um den die Asche der Toten beigesetzt wurde. Mit Entdeckung der Quelle und dem wachsenden Bekanntheitsgrad kamen weitere Gebäude und eine Herberge für Pilger hinzu, außerdem erhielten die 21 Menhire des Steinkreises Decksteine.
Als Baronin Josephina aufgrund ihrer Weihe zur Erwählten das Amt der Vorsteherin übernahm, erfuhr das Heiligtum eine umfassende Renovierung und Erweiterung: Um den alten Steinkreis ließ sie die 9 Obelisken und eine Wandelhalle mit Darstellungen der Götter und Schutzpatrone errichten. Außerdem gibt es nun komfortable Gäste- und Pilgerhäuser, Wohnungs- und Behandlungsräume für die Geweihten und eine kleine Bibliothek.

Für ihre Arbeit benötigen die Geweihten natürlich viele Kräuter für Tees, Salben, Tinkturen, Aufgüsse und Massageöle. Diese werden in einem großen Garten angebaut oder über Handel und Tausch bezogen. Für ihre Verarbeitung gibt es eine Alchemistenstube und eine große Küche, außerdem Räume zur Trocknung und Aufbewahrung.

Das Brunnenhaus aus Blausteiner Marmor spendet nun jedem das begehrte Heilwasser, das auf geheimnisvolle Weise nach oben gebracht wird; die komplizierte Mechanik dazu ist jedoch nur wenigen bekannt. Angeblich gibt es auch noch einige unterirdische Räumlichkeiten, über die aber nur die Geweihten selbst Bescheid wissen dürften.

An Zugängen gibt es den steilen Fußweg direkt von der Stadt herauf, der in Serpentinen verläuft, und die breite Zufahrststraße über den Bergrücken. An der Hauptallee entlang befinden sich die Gräber der meisten Herrscher von Wolfenfeld, und gleich neben Baron Wunjos Grab wächst die junge Esche, die aus Anlaß der Neuweihe 25 n.A.III. gepflanzt wurde.

In den Bade- und Schwitzstuben des Schreins wird bei dauerhaften Krankheiten wie Rheuma, Zipperlein, Gicht oder alten Wunden durch Massagen, Waschungen, Schwitz- und Duftbäder Linderung verschafft. Auch Leiden wie Verbrennungen, schlimme Ausschläge und Ekzeme wissen die Xurlgeweihten zu behandeln, und durch die Beimengung des heilkräftigen Quellwassers erzielt man hervorragende Erfolge.


Da die Baronie Wolfenfeld immer wieder von heftigen Hochwassern des Brazach heimgesucht wird, ist es auch eine Aufgabe der Geweihten des Schreins, besonders in den Poenamonden in Prozessionen um die Milde Xurls zu bitten, keine verheerenden Überschwemmungen über das Land zu schicken.


Nur wenigen dafür empfänglichen Personen ist bekannt, dass unterhalb des Schreins, dort, wo die Hänge zum Fluß hin immer steiler werden und kein Pfad mehr hinführt, ein alter, recht verschrobener Wassermann lebt. Wenn es regnet, sitzt er manchmal zwischen den Weiden und schmaucht seine Seegraspfeife. Menschen gegenüber ist er mürrisch und unzugänglich, aber es soll schon vorgekommen sein, dass Fischer, die ihn freundlich und respektvoll von ihrem Boot aus grüßten, ein volleres Netz als andere nach Hause brachten.


Alltägliches

Außer den vier großen Festen, Neujahr und besonderen Ereignissen gibt es keine regelmäßigen Dienste an den Göttern. Jeder Gläubige kommt nach seinem eigenen Gutdünken in den Schrein, sei es, daß er eine Bitte an die Götter hat, ihnen Dank sagen will oder einfach nur die gebührende Ehre erweisen. Bringt er eine Opfergabe, so kann er sie selbst auf dem großen Stein in der Mitte des Kreises ablegen oder einen Geweihten bitten, es für ihn zu tun.
Ebenso finden in den Schreinen auch die drei feierlichen Zeremonien im Leben eines Gläubigen statt, das Geburtsfest, die Zusammengabe und das Totenritual.
Bei letzterem wird in Sarniant der Tote mit Blumen oder grünen Zweigen geschmückt im Steinkreis aufgebahrt, Familie und Freunde halten bei ihm die nächtliche Totenwache. Früh am nächsten Morgen wird der Leichnam nach ogedischem Brauch verbrannt und seine Asche außerhalb des Steinkreises beigesetzt. Da die Angehörigen den Ort häufig mit Blumen bepflanzen, gleicht der obere Teil des Hügels im Sommer einem duftenden Blütenmeer.


Festliches

"Unser Schrein war schon Tage vorher festlich mit Blumen geschmückt worden, alles blitzte und blinkte vor Sauberkeit. Die großen Stelen waren ebenfalls mit Girlanden umwunden und dazwischen standen die Feuerschalen. Im Morgengrauen erklangen die Hörner, und ihr Ruf hallte weit über die Stadt und den Fluss. Baronin Josephina hatte die ganze Nacht an der Quelle gewacht und gefastet. Nach einem Bad halfen wir ihr, das kostbare Gewand aus fließender blauer Seide anzulegen. Als die Sonne aufging, zogen wir und alle anderen Geweihten feierlich in den Schrein ein und das Ritual konnte beginnen.
Zuerst trat Saleena, Hochgeweihte der Saarka in den Kreis und deklamierte das Hohe Lied der Saarka. Auch ich selbst hatte es noch nie zuvor gehört, da es sehr selten in der Öffentlichkeit gesungen wird. Wir und alles anwesende Volk, das es nun hören konnte, waren zutiefst berührt und voller Erfurcht. Darauf entzündeten Saarkani die Feuerschalen. So verharrten wir stumm und in Andacht, bis sich das Antlitz des Herrn der Gerechtigkeit über das Land erhob. Lordkanzler und Heliosgeweihter Vergenhans trat nun in die Mitte, entzündete das Altarfeuer und trug mit lauter und fester Stimme das Hohe Lied Helios’ vor, und alle wurden ergriffen von der Schönheit und Majestät unseres Gottes und bejubelten sein Erscheinen. Nun trat Josephina selbst in den Kreis, benetzte den Altar mit Wasser, und ihre helle Stimme trug das hohe Lied Xurls davon über die Menschenmassen und hinaus auf den Fluss. Auf ein Zeichen hin warfen zwölf Xurgeweihte heiße Steine in verborgene Wasserschalen, und plötzlich erhob sich lautes Zischen und Fauchen, und Wasserdampf und Nebel hüllte uns alle ein. Nun trat Svenja, Geweihte der Poena in den Kreis und stimmte das Hohe Lied Poenas an. Da erhob sich aus dem Boden eine Gestalt, die eine Maske und ein grünes, mit Blumen geschmücktes Gewand trug. Das Haupt war mit Blumen und Perlenschnüren umkränzt, und ein Raunen ging durch die Menge.
Josephina trat hinzu und warf sich vor der Gestalt auf die Knie. Diese hob sie auf und führte sie vor Svenja, die das Paar nach altem Ritus traute. So schwor Josephina, einem Lehenseid gleich, das Land zu ehren und zu beschützen und ihm treu zu bleiben. Ebenso versprach das Land, darauf zu achten, dass der Boden wächst und gedeiht, und dass kein Unheil für die Bewohner aus ihm entstehe. Beide besiegelten den Bund mit einem Kuss, und Svenja segnete das Paar wie es Brauch ist. Dies geschah, damit alle wissen, dass Land und Menschen eins sind und niemals getrennt werden können! Denn wer sie trennt, bricht den Bund mit den Göttern, und dies wird zu aller Schaden sein und ins Unglück führen. Doch alle, die die Viere ehren, sind mit dem Land verbunden, und kein Unheil wird sie erreichen!

Ich selbst erhielt nun die Ehre, zusammen mit den anderen Geweihten, das Totengedenken zu sprechen und danach das Bittgebet für seine Majestät, unseren König. Nachdem der große Segen gesprochen worden war, erklangen wieder die Hörner, und die Geweihten zogen vor den Schrein, wo bereits die festliche geschmückten Wagen warteten. Josephina geleitete die grün gewandete Gestalt zum Wagen Poenas und begab sich selbst auf den Wagen Xurls. Dann setzte sich der farbenprächtige Zug in Bewegung und das Volk schloss sich ihm an, hinunter in die Stadt."


Romena, Tochter des Xurl