Die Sage von der Herkunft der Shayedi

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Vor langer, langer Zeit war das Land noch überall grün und von Bäumen bewachsen. Die Menschen lebten in ständigem Überfluss und Poëna verteilte ihre Gaben so reichlich, dass niemand etwas arbeiten musste, sondern nur aus seiner Wohnstatt heraustreten musste und dort in Hülle und Fülle zu essen finden konnte. Die Menschen lebten in riesigen Städten aus Kristall und die Kinder spielten mit Spielzeug aus Edelstein und Aurazith. Doch wie es immer so ist, kam mit dem Luxus auch die Habgier. Je mehr einer hatte, desto mehr wollte er bekommen. So kam es, dass die Menschen vor lauter Sammeln von Reichtümern vergaßen, die Götter zu ehren, die ihnen dies alles ermöglicht hatten.

So beschlossen die Götter in ihrem Zorn das Reich der Menschen zu zerstören. Und wenn Poëna in ihrer Milde die anderen Drei nicht etwas gezügelt hätte, so wäre das ganze Menschengeschlecht ausgelöscht worden und keiner von Euch würde heute hier sitzen. So aber sollten nach göttlichem Willen ein paar wenige überleben, und um herauszufinden, wer die Geeignetsten wären, sandten die Götter mehrere Kundschafter. Die sollten das Land bereisen und dann ihr Urteil fällen.

Als ihre Boten wählten die Vier einige der großen Helden und einer von ihnen war Eiddis Ghalif (gesprochen etwa "Utzgolf"). Dieser machte sich sodann auf den Weg und bat in vielen Städten um gastliche Aufnahme, doch alles, was er zu hören bekam, war "Scher dich fort, ich kann den Glanz meines Palastes nur genießen, wenn ich ganz alleine bin!" oder "Du bist doch sicherlich nur hinter meinen Reichtümern her, du gemeiner Dieb!", denn die Habgier hatte die Menschen zugleich mürrisch und misstrauisch gemacht.

Wo er auch hin kam, wurde der Gesandte verjagt und er hatte schon fast die Hoffnung auf eine Rettung der Menschen aufgegeben, als er schließlich an einen See kam, an dem einige Leute in bunten Zelten lebten, und dort bat Eiddis Ghalif um ein Nachtlager und eine Mahlzeit. Sogleich wurde der Held vom Sippenältesten gebeten, sich im Kreis der Familie niederzulassen. Es wurden köstliche Speisen aufgetragen, und eine schöne Tänzerin bezauberte den Boten der Götter mit ihrer Darbietung so, dass er fast seinen Auftrag vergessen hätte. Der Älteste war ein Meister der Erzählkunst und Eiddis Ghalif lauschte seinen Geschichten die ganze Nacht hindurch. Diese Erzählungen handelten von den Göttern und waren voll von Verehrung und Dank für die Schönheit dieser Welt, und so war der Held schließlich überzeugt, die Richtigen gefunden zu haben.

Nachdem er sich vom Gastgeber verabschiedet hatte, der ihn eingeladen hatte, bald wieder Gast in seinem Lager zu sein, kehrte Eiddis Ghalif zu den Göttern zurück, um zu berichten. Wohl waren noch andere unter den Helden fündig geworden, denn warum sonst gäbe es heute in der Welt noch all die anderen Völker. Helios in seiner Weisheit sprach zu ihm: "Diese Menschen leben in einem Landstrich, den ich mit all meiner Macht verdorren lassen werde, so dass dort nur noch Staub, Sand und Steine zu finden sein werden. Gehe du hin, Eiddis Ghalif, und lehre jene Menschen, in solch einem Land zu überleben!"

So ging der große Held also wiederum zu den Zeltbewohnern und lebte mit ihnen. Er nahm die Tochter des Ältesten zu seiner Frau und wurde so König der Leute, denen er den Namen Shayedi gab. Er brachte seinen Leuten bei, Wasser und Nahrung zu sparen, die richtige Kleidung zu tragen und er gab ihnen das Burai, welches durch seine Genügsamkeit erst das Überleben in der Wüste ermöglicht. Er gab ihnen die Samen von Gormaneras, Datteln und Feigen, Früchte, die in großer Trockenheit gedeihen und er zeigte ihnen, wie man Brunnen gräbt. Seine Schüler lernten eifrig, obwohl sie sich wunderten, denn ihnen war unbegreiflich, wozu sie solches Wissen benötigen würden. Dennoch wollten sie ihren König nicht beleidigen, indem sie unaufmerksam waren.

Als nun die Königin Eiddis Ghalif einen Sohn geboren hatte und dieser erwachsen geworden war, sprach der Held zu seinem Volk: "Nun ist es Zeit für mich zu gehen. Ihr aber werdet dank der Gnade der Götter von ihrem Zorn verschont bleiben, wenn Ihr beherzigt, was ich Euch beigebracht habe, denn Ihr seid die Shayedi. Mein Sohn Al-Mudhar sei von jetzt an Euer König." Mit diesen Worten zog der große Held von dannen, neuen Taten entgegen, die aber nicht Teil dieser Geschichte sein sollen.

Nun aber ließen die Götter ihrem Zorn freien Lauf. Xurl schickte schreckliche Sturmfluten, die einen ganzen Landstrich im Meer versinken ließen. Saarka schickte ihre kampfeslustigen Diener, die viele Städte vernichteten und Menschen erschlugen. Poëna, die sonst so gütige, ließ das Herz des alten Königreiches von Pflanzen überwuchern, und viele der Hochmütigsten wurden von Ranken erwürgt und von Dornen erdolcht. Helios schließlich versengte viele Gegenden durch tödliche Hitze und alle, die dort lebten, verdursteten oder zerfielen zu Staub. So auch im ganzen Land zwischen den Flüssen und dem Gebirge.

Doch die Shayedi befolgten getreulich die Ratschläge des Eiddis Ghalif und siehe da, inmitten des toten Landes gruben sie ein Loch und es entsprang ein labender Quell, um den sie die Samen einpflanzten, die ihnen der Held gegeben hatte. So entstand Darwena, die Stadt des Herrschers der Shayedi, und hier überlebte unser Volk die große Strafe der Götter. Mit der Zeit wurde die Wüste wieder kleiner und andere Menschen besiedelten die erneut ergrünten Länder, doch die Shayedi blieben in Darwena, zu Ehren der Götter und zum Andenken an Eiddis Ghalif, den großen Lehrmeister und an seinen Sohn Al-Mudhar, unseren Stammvater. Noch heute tragen wir einen oder mehrere Zöpfe, wie sie Eiddis Ghalif immer getragen hat.

Seid also dankbar für das, was Euch gegeben wurde und achtet die Gebote der Gastfreundschaft. Vielleicht ist Dein Gast ja ein Bote der Götter.

Geschichte aus Darian, niedergeschrieben und archiviert in der Bibliothek zu Jolborn