Baronie Tlamana
Baronie Tlamana | |
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Hauptstadt | Tabruk |
Herrscher | Baronin Leabell von Tlamana |
Fläche | 54.375 Meilen2 |
Einwohner | 30.000 |
Lehen | noch nicht bekannt |
Landschaftsbild
In den Ebenen entlang des Brazach liegen Dörfer und Städte zwischen rauschenden Getreidefeldern, Obstgärten und Wäldern, doch nur wenige Meilen von der Brazach entfernt ändert sich das Bild. Die Wiesen sind durchsetzt von Silberdisteln, die Äcker steinig und flachgründig. Lichte Wälder bedecken die unbewirtschafteten Flächen. Die Landschaft steigt in Stufen zum Gebirge hin an. Immer wieder stößt man auf einzelne, verstreute Gesteinsbrocken, einige so groß wie Häuser oder sogar noch größer. Man sagt, diese Steine wären einst von Schneeriesen ins Tal geworfen worden. Je höher man steigt, desto kälter wird der Wind. Bäume und Sträucher ducken sich in die Senken und in geschützte Mulden. Zuletzt wachsen nur noch kleine verholzte Sträucher und verkrüppelte, vom Wind zerzauste Zirbelkiefern. In den schmalen Tälern liegen versteckte kleine Bergdörfer, mit ihren aus grob behauenen Steinen aufgemauerten Häusern und den mit Steinplatten gedeckten Dächern. An den Bergflanken weiden Schafe, manchmal auch Ziegen und kleine Apulaq-Herden auf den mageren Wiesenflecken zwischen schroffen Felsen. In den Hochlagen klammern sich Moose und Flechten in Felsnischen. Auf den Hochplateaus und Graten unterhalb der Gletscher leben die Apulaq-Leute mit ihren Tieren. Ihre bunten Zelte sind schon von weitem zu erkennen.
Herrschaftsform
Die Herrscherfamilie vergibt Lehen an Vasallen, welche Landgüter mit Zustimmung der Baronin ihren Rittern als Lehen geben und an Bauern verpachten können. Das Lehen kann nach dem Tod eines Vasallen an dessen Nachfolger als Lehen gegeben werden, erbliche Lehen gibt es nicht. Alles Land bleibt stets im Besitz der Herrscherfamilie. Wird es schlecht verwaltet, kann die Baronin es an einen fähigeren Untertan weitergeben. Loyalität und Treue sind jedoch die wichtigsten Kriterien bei der Lehnsvergabe. Der sich über Jahrhunderte hinziehende Zwist mit Carajon machte Geschlossenheit und innere Stabilität überlebenswichtig. Die Aurazithminen und die Eisenminen sind der Baronin direkt unterstellt. Tamara hat den Oberbefehl über die Grenztruppen, die Stadtwachen und die Minenwache. Die Herrscher von Tlamana begründen ihren Führungsanspruch durch die direkte Blutsverwandschaft zum König. Baronin Tamara war dem König treu ergeben und absolut loyal.
Das Heereswesen
Das Heer
Durch die seit mehr als 400 Jahren andauernden Streitigkeiten mit Carajon ist Tlamana stets bereit für eine bewaffnete Auseinandersetzung. Im Falle eines Krieges werden alle freien Bürger Tlamanas zu den Waffen gerufen. Zwar hat Tamara den Oberbefehl über das gesammte Heer, die Heerführung im Felde und das Komando über die einzelnen Einheiten überträgt sie jedoch auf ausgewählte, gut ausgebildete Krieger und Berater. Dieser Führungsstab dient zu Friedenszeiten in ihrer Leibgarde und ist so stets einsatzbereit. Mindestens einmal im Jahr ruft die Baronin die Bürger zu einem Heerestag an wechselnden Orten. Dort werden Wehrübungen durchgeführt. Die Bürger betrachten es als eine Ehre, ihre Heimat verteidigen zu können. In den Dörfern und Städten werden meist noch eigene Übungen abgehalten. Ein guter Kämpfer geniest hohes Ansehen in der Gemeinschaft. Die Rüstkammern der Baronie sind gefüllt.
Die Grenztruppen
Unzählige Burgen, Festungen und Wallanlagen bewachen die Grenze nach Carajon. Entlang der Grenze zu Ostarien, Thal, und Darian befinden sich an den strategisch wichtigen Stellen, an Brücken und Furten kleinere Burgen und Städte. Die Grenze zu Darian wird seit kurzem zusätzlich von Patrouillen bewacht. Diese bestehen aus gut ausgebildeten, an das Leben im Hochgebirge und im Freien gewöhnten Leuten, die das Gelände gut kennen. Sie sollen den Schmuggel erschweren und letztendlich unterbinden. Sie erhalten einen Sold von Baronin Tamara und haben das Recht die abgefangenen Schmuggelwaren als Beute zu behalten. Die stationierten Grenztruppen bemannen die Grenzfestungen und Zollstationen. Sie kümmern sich um die Instandhaltung der Wehranlagen und Brücken. Sie begleiten Handelszüge und überwachen den Bau und die Wartung der Straßen.
Die Städte
Selbstverständlich finanzieren die Städte ihre Stadtwache zur Aufrechterhaltung der Ordnung selbst. Den Oberbefehl hat der Stadtvogt. Sie sind für den Neubau und die Wartung der Stadtmauern zuständig. Jede ansäßige Zunft ist für einen Abschnitt der Mauer zuständig. Sie stellt die Wachen und sorgt bei einem Angriff für die Verteidigung.
Die Minenwache
Die Minenwache bemannt die Minenfestungen und sorgt für Frieden und Ordnung in den Minenstädten. Darüberhinaus begleiten sie Erz und Aurazithtransporte und bewachen die Verhüttungsanlagen und Lager. Zu der Minenwache gehören die härtesten Kämpfer Tlamanas.
Die Persönliche Leibgarde der Baronin
Die Leibgarde besteht zum Teil aus erprobten Kämpfern, die sich beim Heer, den Grenztruppen oder der Mienenwache hervorgetan haben, zum anderen Teil aus den jungen Rittern der Baronie, die es als ehrenvolle Pflicht betrachten, nach dem Ritterschlag für ein Jahr und einen Tag der Leibgarde der Baronin anzugehören.
Geschichte
Vor ungefähr 700 Jahren, als den ersten Siedlern das Land am Jolborndelta schon zur Heimat geworden war, machten sich einige Wißbegierige auf die Suche nach Neuland. Sie wandten sich gen Sonnenaufgang. Dabei, so sagen die Legenden, folgten sie einem Stern, einem Boten des guten Helios. Sie kamen in das schöne Land am Fuße der mächtigen weißen Berge, und dort, inmitten der Gipfel ging der Stern unter. Der Finger Helios hatte auf den Ort gedeutet, an dem sie bleiben sollten und sogar Poëna selber erbebte freudig, als sie das Land Tlamana betraten. Es entstanden zahlreiche Ansiedlungen in der Brazachebene und bald darauf auch in den Bergtälern. An einigen Stellen fanden die Neuankömmlinge seltsame, steinerne Gebilde vor. Eines davon, eine spiralenartig angelegtes Labyrinth aus Trockensteinmauern, ist bis auf den heutigen Tag im Steingarten von Mirain erhalten geblieben. Die heutige Herrscherfamilie kann ihre Ursprünge bis zu den Ersten Siedlern zurückverfolgen. Seit jener Zeit regiert sie, mehr oder weniger absolut, über Tlamana. Nur die Eroberung durch Aroben von Beridhan und die Ermordung von Isabella von Purpurfeld unterbrachen diese Kontinuität. Tlamana gehörte zum ursprünglichen Herrschaftsbereich des Reichsgründers Corenus I und ist seither loyaler Verbündeter der Heligonischen Könige. Seit der Reichsgründung konkurrieren die ebenfalls blutsverwandten Adelsgeschlechter derer von Carajon und derer von Tlamana um Einfluß bei Hofe und die Gunst des Königs. Als Carajon versuchte, Ansprüche auf den Grünen Fleck, jenes besonders fruchtbare Stück Land zwischen dem Brazach und der Kaltwasser, geltend zu machen, kam es zu offenen Auseinandersetzungen und einigen blutigen Schlachten. Dieser Konflikt wurde von Corenus II jedoch schon bald unterbunden. Er verbot jegliche Kampfhandlungen. Seitdem wird dieser alte Streit in versteckter Form, einem kalten Krieg ausgefochten.
Vom Wesen der Tlamaner
Die Tlamaner sind berüchtigt für ihren Stolz, ihre kühle Art und die Heftigkeit ihrer Gefühle. Man sagt ihnen nach, maßlos zu sein in ihrer Liebe und in ihrem Haß. Oft erscheinen die Bewohner Tlamanas einem Durchreisenden still, wortkarg und abweisend zu sein als hätte das sprachlose Staunen, das einen beim Anblick des Schlangenkamms ergreift, tief in ihre Gemüter eingegraben. In Tlamana sagt man: "Ehre die Taten eines Menschen, nicht seine Worte." Das Horn, oft aus Metall gearbeitet und reich verziert ist der Stolz der Dorfgemeinschaft, die zehn Hornwächter, meist eher junge Männer und Frauen, sind hochangesehen. Der Klang der Hörner begrüßt einen Tlamaner, wenn er zur Welt kommt. Der Klang der Hörner verabschiedet ihn, wenn er zu Grabe getragen wird. Die Familie ist den Tlamanern sehr wichtig. Man sagt: "Das Glück eines Menschen ist die Liebe in seinem Haus." Wegen der allgemein hohen Kindersterblichkeit ist es üblich geworden, den Kindern erst an ihrem dritten Geburtstag einen Namen zu geben. Erst dann scheint es sicher, daß die Seele des Kindes beschlossen hat, bei ihrem Körper zu bleiben. Es wäre für die Eltern zu schmerzhaft ihr Herz an einen Säugling zu hängen, so viele sterben bevor sie das erste Jahr erreichen. Natürlich werden sie auch vorher so gut wie nur möglich versorgt und natürlich werden sie geliebt.
Wirtschaft
Ein großer Teil der Bevölkerung Tlamanas lebt nicht von der Landwirtschaft, sondern von Handel und noch wichtiger, vom Handwerk. Die Zünfte haben großen Einfluß auf die Politik der Städte. Der große Reichtum und der Wohlstand der Baronie ist zum einen dem Aurazith- und Eisenvorkommen zu verdanken, zum anderen dem Geschick und Fleiß seiner Bewohner.
Landwirtschaft
In den fruchtbaren Ebenen entlang des Brazach und im Grünen Fleck, wird Korn, Gemüse und Obst angepflanzt. Einige wenige Bauern halten auch Rinder. Die Böden in mittleren Lagen sind für Landwirtschaft schlechter geeignet. In den Wäldern werden Schweine gehalten und Holz geschlagen. Die Wiesen an den Berghängen werden hauptsächlich als Schaf oder Ziegenweiden verwendet. Die unzähligen Schafe liefern eine gute dichte Wolle, die zu warmen Wollstoffen und wasserdichtem Filz weiterverarbeitet wird. Oberhalb der Baumgrenze leben die Apulaq Leute mit ihren Tieren, ein Nomadenstamm, der mit den Apulaqherden von Weide zu Weide zieht. Die Baronin erhält von diesem Stamm eine festgesetzte Steuer in Fellen, Dörrfleisch und Heilkräutern. Es ist nicht bekannt wie viele Apulaq-Leute es gibt und wie groß ihre Herden sind. Die in Tlamana produzierten Nahrungsmittel reichen nur in guten Jahren aus um die gesamte Bevölkerung zu ernähren. Meist werden zusätzliche Lebensmittel aus Escandra und den umliegenden Gebieten eingehandelt.
Die Minen
Die Aurazithmienen
Es gibt nur fünf Aurazithminen. Sie liegen am Eisspitzenmassiv in sehr großer Höhe im Bereich der Geröllhalden und Gletscher. Die größte ist Tardun, danach kommen Tamodun, Edaq und Sagaq. Yrladun ist die kleinste Mine aber dennoch sehr ergiebig. Wegen dem großen Wert des Auraziths sind die Minensiedlungen streng bewacht. Vor die, mit eisernen Toren verschlossenen Stolleneingänge wurden wuchtige Festungsanlagen direkt an den Fels angebaut. Im Inneren der Mauern stehen die Unterkünfte, Lagerhäuser und Werkstätten der Arbeiter. Einige Räume wurden in den Fels hineingetrieben. An den Toren der Burg wird streng kontrolliert. Der Diebstahl von Aurazitherz ist ein ernstes Vergehen. Die Arbeiter verbringen das ganze Jahr in der Minensiedlung. Nur wenn der Schnee im Winter die Zugangspfade zu blockieren droht wird die Arbeit unterbrochen. Nur eine kleine Wachmannschaft bleibt in der Minenfestung zurück. Ein Sonderfall unter den Aurazithminen ist Edaq an der Grenze zu Carajon. Ihre Lage läßt sich weder genau auf die Seite von Carajon noch auf die von Tlamana legen, und so tobt seit Generationen eine Rivalität um die Schätze dieser Mine. Wegen der vielen Auseinandersetzungen wurde am Fuße des Gebirges eine Burg errichtet, die Edaq schützen soll, zwischen dieser Burg und der Mine existiert eine enge Kooperation. Das Gerücht besagt, daß die Leitung der Mine von denselben Personen ausgeführt wird, egal zu welcher Baronie die Mine gehört. Vor fünf Jahren gelang es Tlamana, ihren rechtmäßigen Anspruch auf das Aurazith nachzuweisen und seither ist es ruhiger geworden. Der Vogt der Burg, Deraton von Tlamana, erfüllte seine Aufgabe vortrefflich, sind Überfälle von carajonischen Banditen doch in letzter Zeit ausgeblieben. Jedoch ist Deraton im ersten Monat der Saarka 24 n.A.III bei einem Unglück in der Mine umgekommen. Seither verwaltet seine Schwester die Burg. Die Arbeiter fast aller Minen sind Freiwillige und werden großzügig bezahlt. Die Arbeit unter Tage ist sehr hart und gefährlich. Immer wieder kommt es zu Unglücken und Unfällen. Das Leben in den Minensiedlungen ist trostlos. Das ganze Jahr über ist es schneidend kalt. Das Essen ist eintönig (der gesamte Proviant wird auf Eseln und Apulaqs zu den Minen transportiert, ebenso wie jeder Stützbalken, das Feuerholz, die Werkzeuge... einfach alles was man zum Leben braucht.). Die ständige Dunkelheit verursacht bei vielen eine unerklärliche Traurigkeit, die Enge macht die Menschen reizbar. Die Wachen und Vorarbeiter achten auf die Einhaltung der Disziplin und verhängen bei verstößen Harte strafen. Das ist der einzige Weg um Streit und Schlägereien zu verhindern und den Betrieb am laufen zu halten. Trotz der harten Bedingungen finden sich immer neue Arbeiter, die gute Bezahlung lockt viele. So mancher Händler oder Handwerker hat sich das nötige Geld für ein eigenes Geschäft in den Minen verdient. Nur wenige halten fünf Jahre lang durch und verdienen sich das Zeichen des Bergmannsbundes. In jeder Minensiedlung arbeiten einige Heiler. Die Angehörigen von verunglückten Minenarbeitern stehen unter dem besonderen Schutz der Baronin und werden von ihr versorgt. Die Bewohner der Minensiedlungen sind sehr abergläubisch. Sie fürchten ganz besonders das Verschüttetwerden, denn, so glauben sie, wenn sie so tief im Leib Poënas sterben, kann der Falke Gwon ihre Seelen nicht befreien und sie müssen auf ewig in den Steinen gefangen bleiben. Außerdem fürchten die Bergleute sich davor, versehentlich eine Stollen in das geheime Reich der Kleine Leute zu treiben und von ihnen in Stein verwandelt zu werden.
Die Eisenerzminen
In ganz Tlamana trifft man immer wieder auf Minen und Bingen in denen Eisenerz abgebaut wird. Meist befinden sie sich noch unterhalb der Baumgrenze. Die Schürfrechte sind oft ein Privileg des regionalen Adels. Ein großer Teil des Erzes wird nach Hüttstadt geschafft. Eisen wird jedoch auch in anderen Orten verhüttet.
Die Herrscherfamilie
Seit ca. 500 Jahren wird die Baronie Tlamana beim Tod eines Herrschers an dessen fähigstes Kind, gleich welchen Geschlechts weitergegeben. König Aximistilius III übergab Baronin Tamara vor 3 Jahren, nach dem Tod ihres Vaters Velan das Lehen Tlamana. Sie war seit langem als Nachfolgerin favorisiert worden. Baronin Sarava, ihre Mutter, lebt hochbetagt und zurückgezogen in Mirain. Ihr älterer Bruder Arwe kam vor 6 Jahren bei einem Minenunglück ums Leben. Er hatte sich dort das Zeichen des Bergmannbundes verdienen wollen. Es wird vielfach gemunkelt daß Herian von Carajon hinter dem Unglück stand.
Der Hof
Der gesamte Hofstaat Tlamanas durchzieht nach einem seit Jahrhunderten feststehenen Muster die Baronie. Im ganzen Land stehen dafür zahlreiche Pfalzen zur Verfügung. Den Winter verbringt er in der Stadtburg von Tabruk. Dort empfängt die Baronin die Händler, Bürger und Handwerker. Der Gilden- und der Zunftrat tagt unter ihrem Vorsitz, die Festungskommandanten und Minenvorstände erstatten Bericht. Rauschende Feste werden gefeiert, Land und Titel werden bestätigt oder neu vergeben. Im Frühling zieht der Hofstaat um nach Mirain, um dort den Sommer zu verbringen. Dort werden die jungen Handwerksmeister geehrt. Tamara ist sehr reiselustig. Oft reist sie mit kleinem Gefolge durch Tlamana, und taucht überraschend in Dörfern und Pfalzen auf.
Die Gerichtsbarkeit
Es gelten die Gesetze der Königlichen Halsgerichtsordnung. Die Leibeigenschaft wurde schon vor 400 Jahren abgeschaft. Zum Tode Verurteilte haben das Recht bei der Baronin um Begnadigung zu bitten. Jeder Bürger Tlamanas, gleich welchen Standes, hat das Recht um ein Anhörung zu bitten. Allerdings sollte man einen guten Grund dafür haben. Baronin Tamara war dafür, bekannt extrem gereizt auf kleingeistige Streitereien und unwichtige Beschwerden zu reagieren, ebenso ihre jüngere Schwester, die jetzige Baronin Leabell. Ihre Wutanfälle sind gefürchtet.
Verkehrswesen
Seit jeher werden Waren aller Art auf dem Brazach auf Schiffen und Flößen transportiert. Am Ufer des Brazach verläuft ein gut angelegter Treidelpfad. Das Vermieten und Führen von Treidelgespannen ernährt so manche Familie. Baron Velan ließ neue Straßen bauen und die Hauptstraße von Purpurfeld über Hüttstadt nach Tabruk und Escandra mit einem Steinpflaster belegen. Sie ist bei jedem Wetter und auch im Winter befahrbar. An einer Straße zu den Aurazithminen wird seit ungefähr 70 Jahren gebaut. Zahlreiche Pfade verbinden die Bergtäler und im Hochgebirge folgen die Menschen einfach den Wanderwegen der Apulaqs. Es wird erzählt, daß es früher zwei Päße über die Berge, in die Wilden Lande, gegeben haben soll. Heute sind sie jedoch nur noch einigen wenigen Apulaqleuten bekannt.
Die Hornsignalkette
Nachrichten werden nicht nur von Boten transportiert. Aus einer Tradition der Hirten, die Botschaften von einem Talhang zum anderen mit Hilfe von bestimmten Hornsignalen übermittelten, entstand die Hornsignalkette. Jedes Dorf hat in einem besonderen Gebäude, dem Hornturm, ein solches Signalhorn. Jeweils zehn ausgewählte Dorfbewohner haben die Aufgabe, das Horn zu pflegen, und die Signalwache zu halten. Sie kennen die genaue Bedeutung der verschiedenen Signale. Es ist üblich die Geburt eines Kindes in der Herrscherfamilie und den Tod eines Barons durch ein bestimmtes Signal dem ganzen Land kundzutun.
Das Handwerk
Hier werden nur die für Tlamana besonders wichtigen und charakteristischen Handwerke aufgezählt.
Die Eisengewinnung
Zentrum der Eisengewinnung ist Hüttstadt. Die Eisenverhüttungsanlagen verschlingen Unmengen von Stein- und Holzkohle und halten die Köhler in der Umgebung beschäftigt. Das Roheisen aus Hüttstadt ist von gleichbleibender, hervorragender Qualität und ein wichtiges Handelsgut Tlamanas.
Das Schmiedehandwerk
Die Grob und Kunstschmiede: Sie verarbeiten das Roheisen zu Werkzeugen. Nägeln, Beschlägen, Gittern, Hufeisen, Kesseln, Ketten und vielem anderen. Einige Schmiede haben sich auf Schlösser und Schlüssel spezialisiert.
Die Aurazithschmiede
Die Tlamanischen Aurazithschmieden stellen nicht nur Schmuckstücke her, sondern alles, was man sich nur denken kann, z.B. Beschläge für Kästchen, Bücher, Wägen, Gürtel, Zaumzeug, Schwertscheiden.... kunstvolle Pokale und Kannen, Spielsteine, Blattgold, Goldlahn für Stickereien, Goldtinte, Goldstaub, Siegelringe, Szepter, Kronen, schlicht alles was ein Käufer haben möchte. Die Schmuckstücke aus Tlamana sind überall begehrt. Einige der Schmuckmacher arbeiten in Escandra. Dort werden auch vermehrt geschliffene Septhonite und Polydiane mitverarbeitet.
Die Waffenschmiede und Rüstungsbauer
Die Herstellung von Stahl gelingt den Tlamanischen Schmieden in unübertroffener Weise, die genauen Arbeitsgänge sind ein gehütetes Geheimnis der Zunft. Damaszener Klingen sind eine Spezialität der Tabruker Schmiede. Von Prunkdolchen und Schwertern aller Art, über tödliche Pfeilspitzen bis hin zu Balistageschossen reicht das Angebot. Es gibt keine Waffe, die nicht in Tlamana zu bekommen wäre (natürlich für eine angemessenen Preis). Dasselbe gilt für Rüstungen. Einzelanfertigungen werden dem Kunden an den Körper angepaßt, und auf Wunsch sehr aufwendig verziert.
Zum Bauen
Überall in Tlamana werden Steine abgebaut, Stein ist das wichtigste Baumaterial. Meist werden die Steine schon im Steinbruch sorgfältig behauen.
Die Steinmetze
Die Steinmetze Tlamanas arbeiten sorgfältig und exakt. Im Moment sind klare, geometrische Muster und runde Formen sehr in Mode. Auch schlanke Säulen und stilisierte Pflanzenmuster werden gerne bestellt. Die Lehrlinge lernen nicht nur alle nötigen Techniken, sondern auch viel über die unterschiedlichen Steinarten, ihre Eigenschaften und ihre Herkunftsorte. Die begabtesten Steinmetze wenden sich der in Tlamana hoch angesehenen Kunst der Bildhauerei zu. Einer der bekanntesten Künstler ist Wolfram von Klarbronn.
Die Baumeister
In Mirain existiert ein renomierte Universität für Baumeister, in der die Schüler eine breitgefächerte Ausbildung erhalten. Unterrichtet werden Fächer wie Mathematik, Statik, Steinkunde, Stilistik, Organisation und Zeichnen. Die Studentenzahl ist begrenzt. Einige Absolventen brachten es zu großem Reichtum und Ruhm in Heligonia.
Religion
Die meisten Tlamaner sind Ogeden, besonders im Süd-Westen. Die Wanderprediger und Missionare dürfen zwar ungehindert umherziehen, stoßen aber meist auf wenig Gegenliebe und werden nicht ganz ernst genommen. Zudem hin kann es jemandem, der sein Ceridenzeichen allzu offen trägt durchaus passieren, daß er ausgelacht und verspottet wird. Vor einigen Jahren trug sich nämlich folgendes zu:
Ein junger Mann, erst seit einigen Monaten von einem Wandermönch für das Ceridentum entflammt, beschloß die Seelen seiner verstockten Landsleute zu retten indem er ihnen in einem Wunder die Allmacht des Eingotts zu demonstrieren suchte. Besonders beeindruckt hatte ihn die Geschichte vom Heiligen Walfroy, der sein Leben barfuß auf einer Säule stehend und predigend verbracht hatte. Er beschloß also ihm nachzueifern. Er verkündete in ganz Hüttstadt, daß er sein Leben ab jetzt auf dem großen Felsblock vor dem Tor stehend und predigend zubringen würde. Publikumswirksam wählte er den Markttag um sein Leben als religiöses Vorbild zu beginnen.
Er predigte also den ganzen Vormittag voller Eifer und eine große Menschenmenge versammelte sich um den Steinblock. Gewiefte Händler verlagerten ihre Wein- Met und Bierstände vor die Stadt und auch einige Garküchen wurden aufgebaut. Nach einiger Zeit bemerkte der junge Mann daß sein Glaube sehr wohl sein Herz erwärmte, aber nicht seine Füße. Der Essensduft machte auch ihn hungrig und gegen abend begann er darum zu bitten, daß der Eingott ihm diese Raben mit dem Mana senden würde welche auch schon den Propheten Elia gespeist hatten. Aber offensichtlich hatte der Wandermönch in seinen Geschichten etwas übertrieben. Der junge Mann sah`s als Prüfung und predigte weiter. In der Nacht begannen die Leute Wetten abzuschließen. Einige Mitleidige versuchten im Brot und eine Decke aufzudrängen. Doch der junge Mann hoffte weiter, er predigte und betete. Währenddessen hatte sich um den Steinblock ein wahres Volksfest entwickelt. Die Leute aus dem umliegenden Dörfern reisten an, um zuzusehen. Der arme junge Mesch zittert vor Kälte und Hunger. Eine Saarka Priesterin beschwor ihn, endlich ins Warme zu kommen bevor er sich den Tod hole, doch er blieb unnachgiebig. Er begann zu bitten und zu klagen. Als die Nacht hereinbrach versank er in dumpfes Brüten. Am nächsten Morgen, bei Sonnenaufgang, so berichten jene, welche noch wach und nüchtern genug waren, warf er einen bösen Blick gen Himmel und rief "Dann eben nicht!", sprang vom Block und verschwand. Seither ist der Ausdruck "Du ceridischer Säulenheiliger" ein beliebtes Schimpfwort.
Poena wird voll Liebe und Dankbarkeit verehrt. Die Bergarbeiter fürchten ihren Zorn. Reißen sie nicht Wunden in Poenas Leib um ihr das Strahlen des Helios, das Aurazith zu rauben und nehmen sie aus ihren Fleisch nicht das wertvolle Eisen? In früheren Zeiten wurden ihr als Gegenleistung für diesen Frevel menschliche Leben geopfert. Die Auserwählten wurden in eigens für das Ritual gegrabene Stollen gebracht und verschüttet. Dies sollt ihre Wut von den Bergleuten abwenden. Dieses Ritual ist vor ca 500 Jahren vom damaligen Herrscher verboten worden. Nach einigen Revolten in den Minen bot er seinem Volk an, Poëna sein eigenes Blut zu geben um die Menschenopfer zu ersetzen. Diese Feier der Blutgabe wird stets im Herbst, vor der Erntefeier in Tardun vollzogen. Saarka wird vor allem in den höheren Lagen verehrt und sehr gefürchtet. Einige der Bergbauern wollen sie sogar gesehen haben. Sie tanzte inmitten der wirbelnden Schneestürme. Ihr klagendes Lied hallt in dunklen Nächten durch Täler und Schluchten. Helios, der gute Gott, der Wärmende, wird überall in Tlamana geliebt. Besonders die Aurazithschmieden errichten ihm wunderschöne Schreine. Xurl wird vor allem am Brazach, der Kaltwasser und den Seen verehrt. Am ersten Xurl feiern die Menschen, die vom Fluß leben, fröhliche Feste mit buntgeschmückten Booten. Beliebt ist auch das Fest der 1000 Lichter am Tiefen See. Am Halbmondwasser liegt ein Fischerdorf, dessen Bewohner behaupten von einer Wasserfrau, einem Kind des Xurl, abzustammen. Tatsächlich sind diese Menschen außerordentlich hübsch und langlebig. Dazu scheinen sie mit wunderschönen klaren Stimmen gesegnet zu sein.
Aberglaube und Legenden
Es wird berichtet, daß die Ersten Siedler auf ein Volk von Kleinen Leuten stießen und sie verdrängten. Dieses Volk soll sich ins Innere des Schlangenkamms zurückgezogen haben. Dort leben sie in großen Höhlensystemen die teils natürlich teils in den Fels getrieben sein sollen. Beleuchtet wird ihr Reich von riesigen Aurazithbrocken, die noch immer etwas von Helios Licht abstrahlen. Diese Kleinen Leute fürchten die Menschen und wollen unentdeckt bleiben. Manchmal spielen sie böse Streiche oder lassen Tiere oder Leute in ihre Fallen stürzen. Es gibt aber auch Geschichten in denen die Kleinen Leuten jemandem, meistens Kindern, helfen oder beschenken. Es heißt, sie fürchten sich vor Katzen und verabscheuen den Duft von weißen Rosen. Auch einige einfache Abwehrzauber und Sprüche sollen helfen.
Die Apulaq-Leute verehren die Schneeriesen, große weißbepeltzte Wesen mit ungeheuren Kräften, die uralt und weise sein sollen. Auch einige Minenarbeiter wollen sie gesehen haben. Die Apulaq-Leute bezeichnen sie als Schnee-, Eis- oder Berggeister. Nachts erzählen sich die Bergbauern von der Traumdohle, einem großen, schwarzen Vogel. Man sagt, er fliege nachts durch Felsen und Mauern in die Häuser der Menschen und setze sich auf die Brust des Schlafenden. Das macht das Atmen schwer und die Träume dunkel. Manchmal bringt er auch Grüße von den Toten oder Vorahnungen.
Den Zirbelkiefern wird nachgesagt, daß sie genau wie Menschen eine Seele hätten. Um diesen Baum ranken sich viele Legenden. An geschützten Stellen in mittleren Lagen wächst die etwa daumengroße Blaue Glockenblume. Trotz ihrer Schönheit und ihrem süßen Duft wird sie nicht gern gesehen und sie zu verschenken ist eine Beleidigung. Man sagt, wer die Blaue Glocke läuten hört, der ist des Todes.